Mittelalter Wiki
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Eine Schwertscheide (lat. vagina, franz. fourreau, engl. case auch scabbard, span. vaina, ital. guaina) dient als Waffenzubehör für Schwerter und andere Klingenwaffen. Als Behälter aus Holz oder Leder schützt sie die Waffe vor Umwelteinflüssen und Beschädigung und gleichzeitig vor Verletzungen durch die Klinge. Befestigt wird die Scheide meist mit Gurten an der Hüfte oder um die Schulter. [1]

Beschreibung[]

Zu einer Schwertscheide gehören üblicherweise u.a.:

  • Bandelier (franz. bandouliere) - Der über Schulter und Brust heruntergehenden Tragriemen - sowohl für Seitengewehre wie für Patronentaschen.
  • Mundbeschlag (franz. monture d'embouchure) - Metallfassung des eingangs des Mundstücks der Scheide.
  • Ortband bzw. Ohr (franz. bouterolle) - Metallbeschlag an der Spitze einer Scheide.
  • Riemenwerk / Schwertriemen - Zum Umgürten an Hüfte oder Schulter.
  • Schlepper (franz. dard) - Der meist eiserne Rand am Ortband, besonders längerer Säbel, der die Scheide beim Schleifen auf dem Erdboden schützt
  • Schwertfessel - Bezeichnung für das Schwertgehänge.
  • Schwertgehenk, Schwertgürtel, Wehrgehenk (franz. boudier), auch Degenkoppel (franz. cinturon) - Der um die Hüften geschnallte Tragriemen für Seitengewehre.

Bronzezeit[]

Schon bei den Schwertern der Bronzezeit bestanden die Schwertscheiden aus Holz mit einem Überzug aus Leder und trugen unten ein Ortband aus Bronze.

Latènezeit[]

Von Latèneschwertern wurden einige guterhaltene Schwertscheiden in Marin (Schweiz) aus dem Boden gehoben. Sie sind fast sämtlich aus Eisenblech hergestellt.

Völkerwanderungszeit und Frühmittelalter[]

Aus der Völkerwandungszeit sind einige reich verzierte Scheiden für Spathae erhalten geblieben, teilweise der Länge nach mit Metallbeschlägen geziert. Eine sehr mannigfaltig gestaltete Zierde dieser Schwerter bildeten auch das Mundstück und das Ortband von hölzernen Scheiden.

Hochmittelalter[]

Aus dem Übergang vom 12. ins 13. Jh. ist eine Schwertscheide mit dem dazu gehörigen Riemenwerk zum Umgürten aus dem Bamberger Dom erhalten, wie sie in jener Zeit zu der ritterlichen Tracht, besonders in Deutschland gehörte. Bis zu dem Fund im Jahre 1842 kannte man solche Schwertriemen meist nur durch Pergamentmalereien und einige Grabmonumente. Diese Schwertriemen waren stets aus weichem Leder und wurden mittels einer Schleife um den Leib gebunden.

Diese Art von Gürtel oder Schwertriemen im Hochmittelalter allgemein verbreitet und spielte eine bedeutende Rolle in der Tracht dieser Periode. Die Schwertscheide aus dem Bamberger Dom ist aus Holz, mit ornamentiertem Pergament überzogen, der Grund ist braun bemalt. An der Mündung der Scheide ist ein halbrundes Lederstück, welches noch teilweise mit einem Flechtwerk von grüner und roter Seide überdeckt ist. Der Schwertriemen ist aus Leder und war ursprünglich - wie damals fast immer - weiß. An einem Ende ist er mit zwei Schlitzen versehen, an dem anderen läuft er in zwei Teile aus. Beim Umgürten des Schwertes wurden letztere durch die Schlitze gezogen und in einer Schleife gebunden.

Die Befestigung des Schwertes an den Körper war anfänglich sehr einfach und wurde durch einen breiten Lederriemen vermittelt, der an einem Ende schmal geschnitten und durch Spalten am anderen Ende gesteckt und verknüpft wurde. Die Schwertscheiden jener Zeit sind aus Holz mit meist getriebenen Metallbeschlägen. Bis ins 13. Jh. hinein wurden längere Schwerter auch ohne Scheiden getragen und bloss mit Riemen umwickelt. Diese Befestigung war so unbequem und umständlich, dass die Krieger beim Nichtgebrauch das Schwert mit dem um die Scheide gewickelten Riemen in der Hand trugen. Als im 13. Jh. die tiefen Waffengürtel (Dupsing) in Gebrauch kamen, wurde das Schwert an Ringen an diesem Gürtel getragen und bei der tiefen Stellung desselben an den Lenden zu Fuß rückwärts am Boden nachgeschleppt.

Spätmittelalter[]

Im 14. Jh. wird eine praktischere Befestigung des Leibriemens durch Schnallen oder Haken, der Schwertscheide durch Schleife allgemeiner. Die herkömmlichen Schwertriemen aus weichem Leder verschwinden und an ihre Stelle tritt das Cingulum militare, ein breiter, gegliederter Metallgürtel, der horizontal unter der Hüfte den Lederrock (Lendner), als Abzeichen des Ritters umgibt. Metallene Scheiden für zweischneidige Schwerter kommen vor Anfang des 14. Jhs., meist auch später noch nirgends vor.

Lederne Schwertscheiden erhalten Beschläge aus Metall, das Ortband erscheint zuweilen in Form einer Zwinge. Nie findet sich ein Mundblech, welches damals nur an orientalischen Scheiden vorkam. Um die Klinge vor Nässe zu schützen, wird der Oberrand der Scheidemündung häufig im Eck geschnitten. Schmale Riemen verbinden die Schwertscheide mit dem Gürtel, sie bilden das Gehänge aus Leder, welches für gewöhnlich nie Beschläge erhält, oft nicht einmal mit einer Schnalle versehen wird.

Besteckscheide[]

Vom 14. Jh. an finden sich auch häufig sogenannte Besteckscheiden, die an der äußeren Seite der Scheiden von Kriegsschwertern angebracht sind und in der Mehrzahl Essbestecke enthalten. Diese sind auch für die Jagdschwerter vom Ende des 15. und 16. Jhs. charakteristisch, worin in der Regel wenigstens ein Aufbruch-, ein Zerwirkmesser und ein Pfriemen zum Auslösen der Fußsehnen steckte.

Hüftenwehrgehenk[]

Fast einhundert Jahre lang (1320-1420) trugen die Ritter den Dolch, auch wohl dabei das Schwert, an einem Hüftengurt oder Hüftenwehrgehenk (altd. Dupsing), was auch bereits bei den Römern stattgefunden hat. Eins dieser sehr seltenen Stücke befindet sich im Bayerischen Nationalmuseum zu München [2].

Renaissance[]

Vom Anfang des 16. Jhs. datieren die aus Italien gekommenen Taschen, in denen die Schwertscheide ruht. Um die Mitte des Jahrhunderts bestehen diese Taschen aus 3 und bis zu 6 schmalen Riemen, die geschnallt sind und an einem Haken am Gürtel hängen. Ein schmaler Riemen läuft von der Tasche gegen die Mitte des Leibes an den Gürtel, um das Schlenkern zu verhindern.

So bleiben die Schwertgehänge bis gegen die Mitte des 17. Jhs., um welche Zeit die französische Art des Tragens über die rechte Schulter üblich wird. In dieser Art behalten die Taschen anfänglich noch die alte Form. Gegen das Ende des Jahrhunderts erscheint die Seitenwaffe mittels der sogenannten Steckkuppel um die Mitte des Leibes geschnallt.

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

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