Mittelalter Wiki
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Für den Gebrauch des Bogens im Orient gibt es für die älteren Zeiträume nur äußerst wenige bildliche Belege. Zwar findet sich der Bogen z.B. in persischen Miniaturen ziemlich häufig abgebildet, allerdings sind daraus keine Details zu entnehmen.

Beschreibung[]

Erst Anfang des 15. Jhs. finden sich einige Nachrichten in Manuskripten, die darauf schliessen lassen, dass die Formen wie der Gebrauch des Bogens im Orient nahezu unverändert geblieben sind. Am Anfang des 16. Jhs. werden die Beschreibungen in Büchern deutlicher und eingehender, es sind aber aus dieser Zeit auch Originale überliefert, welche ein vollkommeneres Studium gestatten.

Der Bogen der Araber unterschied sich von jenen der asiatischen Osmanen z.B. durch seine größere Länge, er ähnelte mehr jenen der Griechen, der Tartaren und Wallachen. Die Kretenser führten Kompositbögen aus zweierlei Materialen und Herkunft, jene aus Sphagia (Kreta) waren aus Steinbockhorn, während die aus Candia (Kreta) kommenden aus Büffelhorn gefertigt wurden. Die osmanischen Bögen wiederum waren bedeutend kleiner, stärker aufgebogen und gekrümmt und steif besehnt. Die Pfeillängen waren eigentümlicherweise bei den osmanischen wie bei den arabischen Bogen ziemlich gleich.

Der große Bogen hieß in der osmanischen Sprache perwané keman, d. h. 'Schmetterling', der kleinere jaj.

Auflegerringe[]

Alle orientalischen Bogen wurden ohne Armschienen und Handschuhe gehandhabt, im Gegensatz zu den von occidentalen Königreichen geführten hölzernen Bogen, die bei größerer Länge leicht zur Seite schnellten. Als Aufleger für den Pfeil bedienten sich die orientalischen Bogenschützen eines Ringes, der oben einen kleinen Stutzen hatte und am linken Daumen getragen wurde. Diese Ringe waren je nach Vermögen des Eigentümers aus Ochsenhorn, Elfenbein, Silber oder Gold, tauschiert und selbst mit kostbaren Steinen besetzt. Das war im 16. Jh. woher die Kunde davon stammt, keine neue Mode, sondern ein Gebrauch von alters her. [1]

Aufbau[]

In der Kaiserlichen Schatzkammer in der Hofburg zu Wien [2] wird eine ansehnliche Zahl orientalischer Bögen aufbewahrt, die aus der Kriegsbeute der Feldzüge von 1556 und 1566 stammen und an den Habsnurger Erzherzog Ferdinand II. von Tirol (1529-1595) gelangten. Dabei wird ersichtlich, dass zwischen einem europäischen und einem orientalischen Bogen wesentliche Unterschiede in der Konstruktion bestanden.

Der osmanische Bogen z.B. ist stark gekrümmt. Wird die Sehne angelegt, so muss der Bogen stark abwärts gezogen werden, wodurch seine Spannkraft bereits in Anspruch genommen wird. Wird nun überdies die Sehne zum Abschnellen des Pfeiles angezogen, so tritt eine noch stärkere Krümmung des Bogens ein, wodurch seine relative Festigkeit einen Moment lang aufs äußerste in Anspruch genommen wird. Nur durch die raffinierte Ausnutzung des Materiales ließ sich eine so bedeutende Aufzughöhe erzielen, und dadurch erklärt sich auch die nahezu unglaubliche Leistungsfähigkeit der orientalischen Bogen bezüglich ihrer Tragweite and Treffsicherheit.

Selbst die einfachsten orientalischen Bögen sind meist an den oberen Seiten und an den Handgriffen mit feiner Lackmalerei in oft kunstvollen Zeichnungen verziert; jene der Vornehmeren aber erregen durch ihre reiche Ausstattung in Goldmalerei auf farbigem Grund die volle Bewunderung. Die Sehne orientalischer Bögen (jaj kirischi) besteht aus fünf bis sechs starken Fäden aus Schafswolle, welche dicht mit gedrehten Seidenfäden von verschiedener Farbe übersponnen sind.

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Belon, Singularités 1553. I. 2. Kap. 89. Gaye V. Gloss. archéol. Arc.
  2. als Abteilung des Kunsthistorischen Museums Wien (KHM)
  3. Artillerie Museum (Musée de l’Armée) Paris (Inv.: L. 85)
  4. 1683 vor Wien erbeutet. Museum: Rüstkammer, „Historisches Museum Dresden“ (Staatliche Kunstsammlungen Dresden)
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