Mittelalter Wiki
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Crystal keditbookmarks Dieser Artikel wurde am 31. Januar 2013 als Spotlight vorgestellt.
Information Für die separate Betrachung des westgermanischen Donar siehe DIESE SEITE.

Thor, westgermanisch Donar bzw. gemeingerm. *þunraz gilt in der nordischen Mythologie als der Gott des Donners. Er ist der Sohn des Odin und der Jörd (Erde) und genießt unter allen Asen das höchste Ansehen. Von ihm hat der Donnerstag (Thorstag) den Namen. [1]

Beschreibung[]

Thor wird als großer, schöner Mann von jugendlicher Frische und ungeheurer Stärke geschildert (mikill [2]). Er trägt einen großen, roten Bart (mikill vexti ok unglikr, friðr synum ok rauðskeggjaðr [3]), der durch seine heftige Stimme noch verstärkt wird (skeggrodd Ftb. I 296). Daher sein Beiname Hlōrriði = "der brüllende Wetterer", der trotzig auftritt, wenn man seinem Willen nicht nachkommt [4]. Vor Thors scharfem Blick kann nichts bestehen [5].

Besitz[]

Thor wird besonders furchtbar durch drei Kleinode:

  • den Donnerhammer Mjöllnir, den Weißglänzenden [6], der geschleudert sein Ziel nie verfehlt und von selbst zurückkehrt.
  • den Kraftgürtel Megingjardar
  • den Eisenhandschuh (jarngreipr).

In der Hand schwingt er seinen Hammer Mjöllnir, den er mit seinem Eisenhandschuh umspannt. Seine an und für sich große Kraft wächst ihm noch durch den Kraftgürtel Megingjarðar, mit dem er seine Hüften umspannt. Wenn er durch die Lüfte fährt, bersten die Berge und die Erde fängt Feuer (Thidrekssaga, 21). Auf seinen Fahrten pflegt er zu gehen oder mit seinen Böcken zu fahren, die die Dichtung Tanngnjostr (Zahnknisterer) und Tanngrisnir (Zahnknirscher) genannt hat.

Charakter[]

Thor hammer

Thors Hammer Mjölnir als Kettenanhänger

Mit seiner ungefügen Kraft steht Thor Menschen und Asen gegen die Riesen und Unholde bei. So ist er der Kraftwalter der Asen (þrúðvaldr asa; Harbarghsliodh 9), der Schirmer Midgards (veorr Miðgarðs), der Freund der Männer (vinr verliða), der Schrecken und Feind der Riesen (otti, bani, fellir iotna).

Wenn Thor seine Stimme erschallen läßt, erhebt sich Sturm; so war nach dem Glauben der Isländer Thor die Ursache, als der christliche Glaubensbote Thangbrandr in der Njalssaga Schiffbruch erlitten hatte (Njalssaga, 240). An der grönländischen Küste zerschellt er das Schiff des Christen Thorgils wegen seines Abfalls vom Glauben, obgleich dieser dem Gott den im Traume geforderten Ochsen gespendet hatte. Wie Thor über die Winde gebietet, herrscht er auch über Regen, heiteres Wetter, Sonnenschein und so über die Fruchtbarkeit der Felder (til arbotar, Fornmanna-Sögur. IV 234) und Geschöpfe.

So schrieb Adam von Bremen in der Hamburgischen Kirchengeschichte (Buch IV, K. 26): Thor praesidet in aere, qui tonitrus et fulmina, ventos imbresque, serena et fruges gubernat. Durch seinen Hammer Mjöllnir, der zugleich das Zeichen der Zeugungskraft ist, spendet Thor aber auch Fruchtbarkeit. So bildete vielfach bei der bäuerlichen Bevölkerung Norwegens der Thorkult den Mittelpunkt religiösen Kultes, und es entstand der Mythos, dass er den Menschen bei Urbarmachung des Landes beigestanden habe.

Mythos[]

Der Verehrung von Thor entsprechen die zahlreichen Legenden, die von ihm überliefert sind. Alle möglichen Märchenmotive haben sich ihnen angefügt. Durch seine Stärke galt Thor als Kämpfer gegen alle dem Menschengeschlecht feindlichen Dämonen. Die Auffassung mag in seiner Natur als Gewittergott wurzeln, denn noch heute herrscht im ganzen Norden der Glaube, dass der Donner alle Trolle vertreibt.

Thor

Holzrelief mit Thor in der Stadthalle von Oslo (Norwegen)

Den Überlieferungen nach lag Thor in steter Fehde mit dem Riesengeschlecht der Jotun und Thursen, auch mit dem Jörmungandr (der Midgardschlange). Später erlegte er diese bei der Götterdämmerung, doch wurde er hierbei selbst durch ihren Gifthauch getötet (Völuspa. 56). Thors Kampf mit der Midgardschlange war ein beliebter Stoff der Skalden, den auch das Hymiskvidha aus der Lieder-Edda behandelt.

Auch sein Kampf mit dem Riesen Geirrodhr, dem ein beliebter Märchenstoff zugrunde liegt [7], wurde mehrfach besungen - so z.B. in der Snorra-Edda (I 298 ff) und bei Saxo Grammaticus (I 425 f.) - und scheint ziemlich bekannt gewesen zu sein, wie die Aufforderung König Harald III. Hardhradhi von Norwegen (* 1015; † 1066) an den Skalden Thjodholf zeigt, der den Kampf eines Gerbers mit einem Eisenschmied mit Thors Kampf gegen Geirrodhr vergleichen soll (Fornmanna-Sögur. VI 361).

Einen weiteren Kampf musste Thor mit dem Riesen Hrungnir zu Griottunagardh bestehen, bei dem ihm ein Stück Stein seines Gegners im Haupte stecken bleibt, das ihm die Völve Groa herauszaubern soll. Diesen besang Thjodholfr in der Haustlöng (Snorra-Edda. I, 278ff.). Thor tötete ferner den Baumeister von Asgard, Thrym, der ihm seinen Hammer entwendet hatte, und das Geschlecht der Reifriesen, Hymir mit seiner Schar, bei dem er den großen Metkessel für die Asen holte.

Ins Burleske wandelte sich die Dichtung in Thors Fahrt zu Utgardloki, die die Snorra-Edda (I, 142 ff.) und Saxo Grammaticus (I, 429 ff.) erzählen. Verschiedene Märchenmotive sind in dieser abenteuerlichen Reise, an der auch beide Begleiter des Gottes, Loki und Thjalfi, teilnehmen, verwoben [8]. Von anderen Unternehmen Thors kennen wir nur seine Anspielungen im Wechselgespräch mit dem Fährmann Harbard (Odin) im Harbarghsliodh, als er barfuß und in elendem Gewand von seinen Ostfahrten heimkehrte und über den Sund gesetzt werden wollte. Auch in diesem Gedicht liegt ein Stück Streit- und Schelmendichtung vor, worin Thor den kürzeren zieht, da er trotz seiner Kraft die Überfahrt nicht erzwingen kann.

Begleiter[]

Auf seinen Fahrten wird Thor oft von einem dienstbaren Genossen begleitet: von dem schlauen Loki, der ihn durch seine List unterstützte, oder dem schnellen Thialfi, der nach gotländischem Mythus das Feuer auf die Erde brachte, wodurch die Insel Gotland ihre Festigkeit erhielt [9]. In Verbindung mit Thialfi wird dessen Schwester Röskva („die Schnelle") in Thors Gefolgschaft gebracht.

Die Gewinnung der beiden Geschwister knüpft die Legende an das weitverbreitete Märchen vom Schlachten und Wiederbeleben der Böcke. Danach kehrte Thor einst bei einem Bonden (Bauern) ein, schlachtete hier seine Böcke zum Nachtmahl, gebot aber streng, die Knochen zu sammeln und auf das Fell zu legen. Als der Gott am Morgen die Böcke durch seinen Hammer zu neuem Leben rief, lahmte der eine; der Knabe des Bauern hatte einen Knochen gebrochen. Zur Strafe mußte der Bauer seine beiden Kinder Thialfi und Röskva Thor übergeben.

Beinamen[]

  • Wingthôr, der weitgewanderte, Sidgranis (Odin) Sohn (Alvissmal, 06)

Sippe[]

„Den sag ich dir frei, obgleich ich hier friedlos bin, und all mein Geschlecht. Ich bin Odins Sohn, Meilis Bruder und Magnis Vater, der Kräftiger der Götter; du kannst mit Thôr hier sprechen.“

Harbarghsliodh: 9

Altunastenen

Thors Fischzug auf dem Runenstein von Altuna, Schweden. (800–1050 n. Chr.)

Die nordische Dichtung gab Thor eine zahlreiche Sippschaft. In altem Volksglauben mag er als Sohn der Erde (burr Jarðar) oder der Hlojðyn (hloðyn ist poetische Bezeichnung für iorð) oder der Fjörgyn, einer älteren Gewittergottheit [10] erschienen sein. Als dann der Odinskult nach Nordeuropa kam, wurde er Odins Sohn. Als solcher wurde er der Bruder Balders (barmi Baldrs; Snorra-Edda. I 180) und Meilis (Harbarghsliodh, 9).

Thors Gattin Sif brachte aus früherer Ehe den schnellen Bogenschützen Ull mit hinzu und gebar ihm eine Tochter, Thrud (þrūdr, »Kraft / Stärke«). Von der Jotin Jarnsaxa besaß er zwei Söhne, Magni (»Stärke / Kraft«) und Modi (»Mut / Zorn«). [11] Seine Tätigkeit personifizierte die Dichtung in seinen Pflegeeltern Vingnir („Schwinger") und Hlora („züngelnde Flamme;" Snorra-Edda. 1252).

Sitz[]

Thors Wohnsitz war Thrudheim oder Thrudwang ("Land oder Gefilde der Stärke", "Heim der Stärke"), wo sich die Halle Bilskirnir befand. Die Namen für sein Heim, Thrudheimr und Thrudvangr, schuf der Glaube an Thors Stärke, während der Name der Halle Bilskirnir, den er nach Grimnismal (24) bewohnt und dem der Dichter in Anlehnung an Walhalla 540 Gemächer gibt, mit der leuchtenden Flamme des Blitzes in Zusammenhang steht.

Verehrung[]

Thor ist eine Gottheit, die allen germanischen Stämmen gemeinsam war und die bei den Nordgermanen besondere Verehrung genoß. Der Name altnordisch. þōrr (= gemeingerm. *þunraz) entspricht lautgesetzlich dem südgerm. Donar, wurzelt also in der Gewittererscheinung. Thor ist also, wie sein Name lehrt, von Haus aus eine atmosphärische Gottheit. Dass man sich bei Gewittern an ihn wandte, bezeugen außer Adam von Bremen (um 1075) die Quellen allerdings nicht.

Tor pendant

Thor Anhänger

Thor hat den Vorsitz in der Luft, er lenkt Donner und Blitz, gibt Wind und Regen, heiteres Wetter und Fruchtbarkeit. […] Wenn Pest und Hungersnot drohen, wird dem Götzen Thor geopfert...

Adam von Bremen: Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum (Hamburgische Kirchengeschichte), Buch IV, Kapitel 26, 27[12]

Dagegen rief man ihn um günstigen Wind bei Seefahrten an, denn von ihm hing das Wetter ab. Auf ihren Fahrten pflegten die nordischen Wikinger nach dem Zeugnis des Dekan Dudo von Saint-Quentin dem Gott Menschenopfer zu bringen, um günstigen Wind zu erhalten. Für günstige Fahrt von Norwegen nach Island brachte man Vieh- und Nahrungsopfer (Fornmanna-Sögur. II 16). Selbst Helgi magri in der Eyrbyggja Saga rief ihn noch um glückliche Seefahrt an, obgleich er Christ war.

Wenn sie (die Normannen) auf Beutezüge und Heerfahrten auszogen, pflegten sie früher zu opfern, im Dienst an ihrem Gott Thur.

Dudo von Saint-Quentin, De moribus et actis primorum Normanniae ducum 1, 2[13]

Thor wurde bei allen Unternehmen angerufen, man erkundigt sich durch Opfer nach seinem Willen (Eyrbyggja Saga, Fornmanna-Sögur) und siedelt sich dort an, wo sein ausgeworfenes Bildnis angeschwommen war, denn der Gott hatte dorthin geführt. Verehrt wurde er durch Anrufung (heita ā) und durch Opfer. Bei letzterem weihte man ihm das full, den vollen Becher, und trank seine Minne.

Heiligtümer[]

Petroglyph

Berge, Häuser, Inseln, Wiesen, Gehöfte, Seen, Flüsse, Quellen wurden dem Gott geweiht, Kinder wurden unter seinen Schutz gestellt und sein Name wurde ganz besonders gern zur Bildung von Personennamen gebraucht.

Neben ihrem Gehöft erbauten reiche Bauern (Bonden) dem Gott Thor ein Heiligtum (hof), und in den Gautempeln stand auf dem Postament (stallr) sein Bild, oft reich mit Gold und Silber verziert (Fornmanna-Sögur [14]). Da man im Bild den Gott selbst wohnen wähnte, schmückte man mit ihm die Hochsitzsäulen, die Stuhllehne, den Steven des Schiffes [15], hatte ein Thors-Amulett aus Knochen in der Tasche [16] oder trug es zum Schutz des Besitzes um Grund und Boden.

In Privatheiligtümern wie in Gautempeln stand sein Bildnis, entweder allein oder neben Bildern anderer Götter. Doch stand es dann meist in der Mitte, und es wird hervorgehoben, dass er von den Göttern am meisten verehrt wurde. So stand Thors Bild, geschmückt mit Gold und Silber, z.B. auch zu Hof in Gudbrandsdal.

In Trondheim hatte der mächtige Bauer Sveinn dem Thor-Bild ein Heiligtum errichtet, auf der Insel Mostr und später auf Island Thorolfr Mostrarskegg, auf Raudsey in Naumadal Raudr, zu Morir verehrten ihn die Drontheimer, zu Hof im Kjalarnesbezirk auf Island hatte Thorgrimr sein Bild mit dem anderer Götter im großen Tempel aufgestellt. Gemeinsame Opfer und Feste, die Thor galten, fanden meist zu Beginn des Winters (at vettrnottum) statt, weshalb das Fest des heiligen Martin an Stelle des heidnischen Festes treten sollte.

Verbreitung[]

In fast allen nordgermanischen Ländern stand er in dem letzten Jahrhunderten des Heidentums im Mittelpunkt religiösen Kultes. Er war in dieser Zeit der am meisten verehrte Gott (mest tignadr), der Häuptling aller Götter (hofdingi allra goda), der mächtigste und stärkste [17]. Von hier aus drang er zu den Lappen, die dem Horas galles (Tor-Karl) opferten, zu den Finnen und Esten, nach den Faerörn, Island, Grönland und der Normandie.

Aber er war auch Liebling der Volksdichtung, und so erzählte man von ihm zahlreiche Sagen und Märchenmotive, die an seine Person geknüpft waren. Einige der frühesten Zeugnisse des umfassenden Thorkultes sind jene Figuren der Hällristningar aus der Bronzezeit, in denen ein höheres Wesen mit Hammer und Sonnenscheibe in den Händen und dem penis erectus, dem Symbol der Fruchtbarkeit, dargestellt ist.

Siehe auch[]

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 500.
  2. Fornmanna-Sögur. II 182; IV 245
  3. Fornmanna-Sögur. II 182
  4. Fornmanna- Sögur. II 162
  5. Fornmanna-Sögur. IV 244; 247; Thidrekssaga. 2
  6. Indogermanische Forschungen, hrsg. V. Brugmann u. Streitberg. Straßburg 1 891 ff. 10, 110.
  7. vgl. Germanische Elben. Schröder. S. 77
  8. vgl. Danske Studier. v. Sydow, 1910; S. 145 ff.
  9. Gutalag och Gutasaga S. 62
  10. vgl. lit. Perkunas, ind. Parjanya
  11. Der Mythus vom Thor. Uhland. Stuttgard 1836.
  12. Franz Rolf Schröder: Die Germanen, S. 61, 62.
  13. Walter Baetke: Die Religion der Germanen in Quellenzeugnissen, S. 26.
  14. (Fms). II 162; IV 248
  15. Fms. II 324
  16. Fms. II 57
  17. Adam von Bremen. IV K. 26
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