Mittelalter Wiki
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Ein Kelch ist ein Trinkgefäß in Form eines umgekehrten, abgekürzten Kegels oder einer Halbkugel (cuppa), mit einem hohen, durch einen Knauf (nodus) gegliederten Schaft und breitem Fuß, der rund oder vieleckig ist oder im Grundriss einen Drei-, Vier- oder Sechspass bildet.

Beschreibung[]

Der Kelch (ahd. chelich, ags. calic, cel(i)c aus lat. calix) entstand aus einem runden Becher (dem cuppa), den man auf einen Fuß stellte. [1] Seine Form übernahmen bereits die ältesten Christen von den Juden und Römern und nutzten ihn am üblichsten als Trinkgefäß bei der Feier des Abendmahls; daher auch die Benennung Abendmahlskelch.

Vom Pokal unterscheidet sich der Kelch durch seine zeremonielle Funktion, vom Becher durch den hohen Fuß und vom Ziborium (Speisekelch) durch den Deckel und seine andere liturgische Bestimmung. [2]

Kirchlicher Gebrauch[]

Ursprünglich hatte man nur einen Kelch in der Kirche. Erst als sich die Gemeinden vergrößerten, führte man neben dem Altarkelch, in dem der Geistliche den Wein konsekrierte, noch einen zweiten zur Verteilung des Blutes Christi an die Kommunikanten ein.

Diese Kelche waren zur besseren Handhabung mit Henkeln versehen. Anfangs waren sie aus Holz, dann aus Glas, Ton, Metall, Marmor, Horn, Zinn, Kupfer, Silber oder Gold, bisweilen auch aus Onyx und Elfenbein. Gläserne Kelche, zu denen gläserne Patenen, Schalen zum Darbieten des heiligen Brotes und zum Bedecken der Kelche, gehörten, waren im christlichen Altertum am meisten verbreitet.

Die angeblich von Christus beim Abendmahl gebrauchten Kelche aus Glas (der sog. Gral) und Achat, die in Genua und Valencia aufbewahrt wurden, sind unecht. Schon die ältesten gläsernen Kelche wurden mit Darstellungen (Bildern des guten Hirten) und Ornamenten versehen, noch reicher die aus unedlem und edlem Metall, das noch mit Edelsteinen, Perlen und Emaille verziert wurde. Später versah man die Kelche auch mit Inschriften, wofür der Tassilokelch (8. Jh.) als eines der ältesten Beispiele bietet.

Henkelkelche[]

Henkelkelche (calices ansati), wie z.B. der Heinrichskelch (11.), kamen schon im frühen Mittelalter durchaus öfters vor, wie u. a. die Abbildung eines solchen auf einem Elfenbeinbuchdeckel in der Frankfurter Stadtbibliothek, die Darstellungen auf verschiedenen Münzen der fränkischen Könige Charibert I. (um 520-567) und Dagobert I. (um 608-639)und der Kelch des Abtes Suger von Saint-Denis (1122) beweisen. Auch der Benediktinermönch Theophilus Presbyter widmet in seinem bekannten Traktat über Ausübung verschiedener Künste [3] der Fertigung gehenkelter Kelche ein ganzes Kapitel.

Die Kirche gestattete später bloß den Gebrauch von Kelchen aus Gold oder vergoldetem Silber und untersagte Exemplare aus anderen Stoffen, weil solche aus Holz die Feuchtigkeit einfangen, die aus Horn unrein sind, die aus Kupfer gesundheitsschädlich und jene aus Glas leicht zerbrechen. [4]

Trinkrohr[]

Da einige Kelche aufgrund ihres Aufbaus zum Trinken nicht praktisch geeignet waren, verwendete man zu diesem Zweck das in früheren Jahrhunderten gebräuchliche kleine Trinkrohr (fistulae, cannae, calami etc.). Eines solchen Rohres aus Gold oder vergoldetem Silber bedient sich noch der Papst bei seinen solennen Messen, zum Andenken an den alten Brauch. Ein Kelch aus dem 11. / 12. Jh. mit der fistula (dem Trinkröhrchen mit einer Handhabe) wird z.B. im Kirchenschatz der Stiftskirche St. Peter in Salzburg aufbewahrt.

Stilepochen[]

Romanik[]

Zur Zeit der Romanik (um 950-1250) wurden die Kelche mit Brustbildern Christi, der Evangelisten und von Heiligen geschmückt, wie es z.B. auch noch der spätromanische Wolfgangskelch (um 1250/60) aus dem Regensburger Domschatz zeigt. An die Stelle der Brustbilder bzw. Halbfiguren traten später ganze Figuren (z. B. Christus am Kreuz).

Gotik[]

In der gotischen Epoche (um 1130-1500) wurden Cuppa, Nodus und Fuß reich mit Maß- und Laubwerk und durchbrochenem Ornament überzogen, das noch mit kleinen Figuren belebt wurde. Bei den Kelchen der 2. Hälfte des 14. Jhds. bieten besonders die Knöpfe, wenn auch stets im gotischen Stil, doch eine große Abwechslung in der Ornamentik. [5]

Renaissance[]

Die Renaissance brachte es zu keiner eigenartigen Ausbildung des Kelches. Nur wurde die Cuppa am Rande ausgeschweift. Dem heiligen Gebrauch wird der Kelch übergeben durch die Kelchweihe, die bei den Katholiken der Bischof verrichtet; nach der Weihe darf der Kelch nur von ordinierten Priestern mit bloßen Händen angegriffen werden.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 260 f. (Artikel: Glasgefäße)
  2. Wikipedia: Kelch (DE). Version vom 07.07.2021.
  3. Theophilus Presbyter: Schedula diversarum artium. XXX. Cap. „De fundendis auriculis calicis“. Ausgabe von Hg., Wien 1874. S. 191.
  4. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. I, S. 26 f, Tafel 45
  5. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. III, S. 22, Tafel 186
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