Dieser Artikel wurde am 03. Dezember 2018 als Spotlight vorgestellt. |
Der Degen (frz. dague) war ursprünglich eine Stoß- und Hiebwaffe der Ritter mit breiter, zugespitzter Klinge und Griff, die aus der Spatha hervorgegangen und teilweise auch gleichbedeutend mit Schwert war.
Beschreibung[]
Der Degen ist eigentlich nur eine Abart des Schwertes und unterscheidet sich von diesem bloß durch die schmalere, mehr auf den Stich als auf den Hieb berechnete Klinge. Diese lange Klinge mit ihrer geraden Form unerscheidet den Degen wiederum vom Säbel. Der Name ist wie bei der Glaive und anderen Waffen eine Übertragung von einer anderen Stichwaffe, die im Verlaufe der Zeit eine geänderte Benennung erhielt.
Arten[]
Ist die Klinge des Degens einschneidig und nur an der Spitze zweischneidig, dann bezeichnet man sie als Haudegenklinge; ist sie zwei-, drei- oder vierschneidig, als Stoßdegenklinge. In einer Herausforderung des Hans von Degenfeld (1464) erscheint die Bezeichnung „pratspieß"; damit ist allerdings kein Degen im eigentlichen Sinnen, sondern ein Pörschwert gemeint. Sind die Klingen sehr schmal, pfriemenartig und nicht sehr oder gar nicht federkräftig, dann nannte man sie Stecherklingen; sehr biegsame aber Rapierklingen, besonders dann, wenn sie in breite Körbe gefasst waren.
Name | Kurzbeschreibung |
---|---|
Carrelet bzw. Bayonne (frz.) | Degen mit dreischneidiger Klinge (frz. „à trois carrés”). |
Matadordegen | Spanischer Stoßdegen für den Stierkampf. Estoque de tres canales - Variante mit dreifachem Hohlschliff. Estoque de descabello - Variante mit Auflaufknebel. |
Espadila u. Espadon | Der Name großer und kleiner spanischer Degen. |
Haudegen | Degen mit einschneidiger Klinge, die nur an der Spitze zweischneidig ist. Auch Degen mit breiteren zweischneidigen Klingen werden zuweilen, wiewohl fachwidrig, als Haudegen bezeichnet. |
Haurapier | Zweischneidiger Degen mit stumpfer Klinge und glockenförmigem Korbgefäß zum Hiebfechten. |
Hofdegen | Degen als Zubehör der Hoftracht und Attribut einer Würde. |
Königsmarkdegen | Rapier mit breitem Absatz und Ahlen-förmiger Klinge. |
Latte (frz.) | Ein langer grader Kürassierdegen im französischem Heer |
Mathrak | Türkisches Rapier. |
Medoch | Türkischer Staatsdegen. |
Rapier | Form des Korbdegens mit einer langen dünnen, geraden, zweischneidigen Klinge mit entweder sehr spitzem Ort oder aber als Fechtwaffe mit abgestumpfter Spitze. [1] |
Schweizerdegen | Kurzschwert, das sich im 15. Jh. aus dem Schweizerdolch entwickelte. |
Stoßdegen | Auch Stoßrapier bzw. auch Florett. Degen mit schmaler spitzer Klinge für das Stoßfechten. |
Tschopke | Name der Wolfhauer bei den Völkern des Kaukasus und Kleinasiens. |
Wolfhauer | Name für Degen, dessen Klingen das Wolfszeichen tragen. |
Degen mit Giftzügen[]
Berühmt wurden die Degenklingen mit Giftzügen, in welchen zuerst die Mauren, später die Spanier ihre ungemeine Geschicklichkeit im Schmieden des Eisens bewiesen. Allerdings ist die Behauptung, dass diese Durchlöcherungen dazu dienten, um einen Giftstoff, in welchen die Klinge getaucht wurde, in dieser aufzunehmen und wirksam zu erhalten, wenigstens für den Kriegsgebrauch nirgends zu erweisen. Überhaupt gehören die meisten Erzählungen von vergifteten Klingen ins Gebiet der Romantik (s.a. Schmiedekunst: Durchbrochene Klingen).
Als Zierwaffe[]
Als Zierwaffe war der Degen stets ein beliebter Gegenstand für künstlerische Ausschmückung, und es haben sich da noch Beispiele erhalten, welche zu den bedeutendsten Werken des Kunsthandwerks zählen. Bedeutende Künstler und Kunsthandwerker lieferten Zeichnungen für Degen, wie z.B. Hans Mielich, Polidoro da Caravaggio, der Lothringer Pierre Woeiriot de Bouzey (1532-1599) u. a. Von letzterem ist eine Serie aus gezeichneter Kupfertafeln 1555 erschienen. Herrlich ausgestattete Degengriffe in Eisenschnitt, mit Email und Tausia geziert, lieferte Spanien, die schönsten aber Mailand und Florenz.
Griffformen[]
Die Griffformen an Degen des 16. und 17. Jhds. sind ungemein vielfältig und einzelne dabei hoch kompliziert. Zieht man die Kombinationen der einzelnen Elemente und Vorrichtungen in Rechnung, so kann man sich leicht die zahllosen Varianten in den Griffformen vorstellen. Die häufigsten Arten und ihre einzelnen Teile sind:
- Typus 1: Degen mit einfacher Parierstange.
- Typus 2: Degen mit Parierbügeln.
- Typus 3: Degen mit einseitigem oder zweiseitigem Parierring.
- Typus 4: Degen mit einseitigem oder zweiseitigem Faustschutzbügel (Bild).
- Typus 5: Degen mit ein- oder zweiseitigem doppelten Faustschutzbügel.
- Typus 6: Degen mit Griffbügel.
- Typus 7: Degen mit Griffbügel und Spangen (der Übergang zum Korb).
- Typus 8: Degen mit Faustschutzbügel und Spangen (eine S-förmig gebogene Spange, gewöhnlich nur äußere, die von der Parierstange quer zum Faustschutzbügel herabreicht).
- Typus 9: Degen mit Faustschutz und einem oder zwei Parierknebeln (Bild, Bild).
- Typus 10: Degen mit Stichblatt im Parierring (Bild).
- Typus 11: Degen mit Stichblatt am Faustschutzbügel.
- Typus 12: Degen mit halbem oder ganzem Korb.
Zubehör & Tragweise[]
- Degenkoppel - Das Waffengehänge für Degen.
- Degentasche - Scheintasche als Teil der Degenkoppel.
Der Degen wurde, genau wie das Schwert, im 16. Jh. an einem schmalen Riemen um die Mitte des Leibes getragen, von dem eine sog. „Degentasche“ herabhing, in welcher die Waffe steckte. Ein weiterer schmaler Riemen lief vorne von der Tasche gegen den Leibriemen, so dass die Waffe in einer schiefen Lage hing. Erst im 17. Jh. kamen die Bandeliere auf, welche über die rechte Achsel getragen wurden).
Klingeninschriften[]
Schon auf den ältesten Degenklingen findet man und zwar meist in den Blutrinnen die Namen der Meister in einer ganz eigenen lateinischen Majuskelschrift eingeschlagen, die für den Ungeübten oft schwer oder gar nicht zu lesen ist, um so mehr als Verwechselungen von Buchstaben nicht selten vorkommen. Der dekorative Abschluss von derlei Klingeninschriften, die zumeist eine ankerähnliche Figur darstellen, wird häufig, aber irrig als Klingenmarke des Meisters angesehen. Neben den Meistemamen finden sich auch Sinnsprüche wie: IN DIO SPERAVI, VIVE LE ROY und dergleichen. Auf späteren französischen Klingen des 17. Jhs. lesen wir häufig den Mahnspruch: „Ne me tirez pas sans raison, ne me remettez pas sans honneur.“ etc.
Entwicklung[]
Schon vom 12. Jh. an erscheint in Deutschland der von den Adligen getragene lange Dolch unter der Bezeichnung „dêgen", wie noch heute der Dolch im Französischen dague, im Italienischen und im Spanischen daga benannt wird.
Spätmittelalter[]
Die Entstehung des eigentlichen Degens als leichter Blankwaffe ist in jenem Lande zu suchen, in welchem auch die Fechtkunst ihre ersten Anfänge hatte, in Italien. Da keine Waffe in ihrer Form so sehr auf die Geschicklichkeit in der Führung angewiesen ist, wie der Degen, wurde auf den Faustschutz hier weit mehr Sorgfalt verwendet als beim Schwert. So erscheint der Degen zu Beginn des 15. Jhs. zuerst an spanischen und einigen italienischen Fürstenhöfen, wo er überhaupt den Dolch ersetzte.
Die ersten Griff-Formen im 15. Jh. stellen sich als Spangengriffe dar, mit langen, geraden Parierstangen anfänglich mit nur außen liegendem (einfachen), später mit beiderseits angeordnetem Parierring. Später kamen die Faustschutzbügel und Eselshuf (pas d'âne) hinzu, welche tief herabreichten, um die Faust in der Parade mehr zu sichern. Mit diesen in Verbindung treten die Spangenkörbe auf mit oft bizarren Formen. In Spanien (Toledo) entwickelte sich ein Degen mit einer langen, dünnen Klinge, die teilweise auch drei- und vierkantig geschmiedet war. Dieser war mit einem kunstvoll gearbeiteten Griff, Stichblatt, Parierstange und Bügel versehen.
Renaissance[]
Die besten Degenklingen kamen in zu Beginn der Renaissance aus Toledo, Sevilla, Mailand, Serravalle, Brescia und aus Solingen (s.a. Schmiedekunst). Je geringer der Querschnitt einer Klinge war, desto mehr Sorgfalt musste der Schmied bezüglich ihrer Brauchbarkeit auf die Fertigung legen. Toledaner Klingen standen darin anfänglich in bedeutendem Ruf; sie wurden, um ihre unübertreffliche Elastizität zu demonstrieren, auch kreisförmig eingebogen in den Handel gebracht.
Am Ende des 16. Jahrhunderts hatten aber die Belluneser und Brescianer Werkstätten ihre Rivalen jedoch in der Güte der Klingen erreicht, ja teils überflügelt, denn diese erzeugten nun Klingen von vollständiger Güte, dabei aber von so fabelhaft geringem Gewicht, als seien sie aus Holz gefertigt. Die berühmten Belluneser Schwertfeger Ferrara versendeten um 1560 ihre Klingen gleichfalls in eingebogenem Zustand.
16. Jahrhundert[]
Nach Deutschland kam der Degen erst zu Beginn des 16. Jhs. und zwar aus Spanien durch die Kavaliere Karls V. (1519-1556) und Ferdinands I. (1531-1564). Im Laufe dieses Jahrhunderts hielt der Degen dann als Waffe von Reiterei und Fußvolk Einzug. Auch die berittenen Jäger nutzten einen Stichdegen. Als Haudegen tauchte die Waffe unter den leichten spanischen und italienischen Reitergeschwadern auf. Hier erhielt er auch eine oft übertriebene Klingenlänge.
Beim Degen des 16. Jhs. mit herabreichendem Faustschutzbügel (Bild) besaß die Angel eine solche Länge, dass sie noch bis ans Ende der Bügelringe hervorragte. Dieser sichtbare Teil-Ansatz wurde dazu verwendet, um die Klingenmarken der Meister und die Zeichen der behördlichen Beschau darauf einzuschlagen.
Da nur im Deutschen und sonst in keiner westeuropäischen Sprache für diese Art Waffen - ausgenommen für die Spezialform des Stoßdegens - eine besondere Bezeichnung existiert und dieselbe sonst überall nur als 'Schwert' benannt wird, so ist anzunehmen, dass Deutschland im gleichen Zug mit dem Degen auch eine provinzielle Bezeichnung, span. dagon - 'langer Dolch', in seine Sprache übernahm. In der Tat besaßen die ersten Degen keine besonders langen Klingen, und es war damals oft schwer zu sagen, was noch als langer Dolch und was als Schwert bezeichnet werden sollte.
Erst um die Mitte des 16. Jhs. und anfänglich nur bei italienischen Hofdegen erscheinen die Griffbügel, mit diesen zugleich die sog. Stichblätter, welche wir einseitig, öfter aber zweiseitig antreffen; sie sind mehr in Italien in Gebrauch. In allen diesen oft voneinander abweichenden Formen bekundet sich immer von Seiten des Verfertigers eine sorgsame Berechnung der Eventualitäten im Einzelgefecht.
Um 1560 wurde das Tragen von Degen auch im Fußvolk Sitte. Im ganzen südlichen Europa wurde nun der Degen zur Kavalierswaffe, nebenher zum unzertrennbaren Begleiter für alle Glücksritter, Abenteurer und Raufbolde. In dieser Sphäre erhielt er eine charakteristische Form als Raufdegen mit kurzer Handhabe, halbkugelförmigem, durchbrochenem Blechkorb und Parierstange. Solche Sorten kamen in der Mehrzahl aus Sevilla und Brescia (Bild).
Abgesehen von seinen besonderen praktischen Verwendungen wurde der Degen schließlich ein Zubehör der Hoftracht (als Hofdegen) und verlor in dieser Eigenschaft allgemach seine Bedeutung als Waffe. Er wird zum Attribut einer Würde, zu einem äußeren Abzeichen für eine im Staate hervorragende Rangsklasse und ist in seiner Ausstattung als Zierstück nur noch vom kunstgeschichtlichen Gesichtspunkte aus zu würdigen.
17. Jahrhundert[]
Einige Degen des 16. und 17. Jhs. sind am unteren Teil des Gefäßes auch mit Daumenringen versehen. Spanien, Italien, später auch die Niederlande und Frankreich rivalisieren um diese Zeit in ebenso komplizierten als raffiniert konstruierten Formen zur Erzielung eines ausgiebigen Faustschutzes.
Noch am Ende des 17. Jhs. erblicken wir Hofdegen mit Griffen in geschnittener Eisenarbeit von hoher künstlerischer Ausführung. Mittlerweile aber hatte sich, von Frankreich ausgehend, eine Schablone herausgebildet, die nun in allen Ländern sich verbreitete. Sie ist allerdings einfach genug, es ist der moderne Degengriff aus gegossenem Messing mit eiförmigen Stichblättem und Griffbügel.
Im 18. Jh. in welchem sich alles verzierlichte, treten uns die Hofdegen aus geschliffenem Blankstahl vor Augen. Simple Facettierung ohne jeden Kunstwert, die relativ hübschesten erzeugte man in Paris. In dieser Form und als blau angelaufener Trauerdegen lebte sich diese Waffe bis ans des 19. Jh. aus. Im Orient hielt der Degen zu keiner Zeit Eingang.
Galerie[]
Spezialformen[]
Quellen[]
- Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwickelungen von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Internet Archive). Augustec Demmin. Leipzig : P. Friesehahn, 1893. S. 719.
- Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Wendelin Boeheim. Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, ISBN 978-3-201-00257-8. S. 281 ff.
- Meyers Großes Konversations-Lexikon (auf Zeno.Org). 6. Auflage. Leipzig, 1905–1909. Bd. 4, S. 583-584. (Degen).
Einzelnachweise[]
- ↑ vgl. Wikipedia: Rapier