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Der wälsche Gast (mhd. Der welhische Gast) ist ein mittelhochdeutsches Gedichtes des Thomasin von Zerclaere, welches er 1215–1216 verfasste. Die älteste überlieferte Version dieses Werkes befindet sich in der Universitätsbibliothek Heidelberg unter der Signatur Cod. Pal. germ. 389. [1]

Beschreibung[]

Der wälsche bzw. welsche Gast enthält ein Gedicht in zehn Büchern, welches zu den bedeutendsten und berühmtesten Spruch- und Sittengedichten des 13. Jhs gehört. Sein Verfasser, Thomasin von Zerclaere, eigentlich Thomasino della Chiura - aus Friaul, behandelt darin die ritterlichen Tugenden, Laster und Lektüreempfehlungen für den jungen Adel und belehrt über höfische Erziehung, Bildung, Minne, praktische Ethik.

Thomasin von Zerclaere hatte schon früher in welscher Sprache ein Gedicht über höfisches Leben und höfische Sitten geschrieben; dieses verfasste er in deutscher Sprache und widmete es der deutschen Nation. Die kolorierten Federzeichnungen des Werkes geben durch ihre Zusammenstellung und Übereinstimmung mit anderen Manuskripten ihrer Zeit zudem einen Anhaltspunkt für die Trachten aus dem Anfang des 13. Jhs. Bemerkenswert ist dabei, dass die Tracht des sog. mi-parti, welche besonders im 15. und 16. Jh. eine so große Rolle spielt, bereits hier vorkommt.

Abbildungen[]

Fol. 051v - Bärenhatz[]

Fol. 051v zeigt eine Bärenhatz mit Jägern und Jagdhunden. Dieses Bild stellt die Jagdfreude eines länder-und ehrsüchtigen Mannes dar. Er fällt mit eigner Hand den Bären, aber bald vergehen Herrschaft und Gesinde wie durch ein Sieb. Der Wächter steht allein und verlassen. Die Schrift auf dem Zettel über den Hunden lautet: „Sul wir nu helfen;" auf dem vor den Jägern: „las mich in ein töten.“

Fol. 080r - Arztbesuch[]

Fol. 080r (Buch 4) zeigt einen Arzt, zuerst am Bett des Kranken und zieht an dessen Bart, um ihn vom Schlafen abzuhalten. Alsdann sieht man den Arzt mit einem Messer in der Hand beim Eingriff am Patienten, wie er diesen an einen Pfahl angebunden hat und schneidet und sticht. Es ist eine Allegorie. Der Arzt ist Gott; die Freuden und Leiden, welche er sendet, soll der Mensch willig annehmen und tragen. Die Schrift auf dem Zettel lautet. „Dir ist slaffen ungesunt.“

Fol. 115r - Der schlechte Rat der Untugenden[]

Fol. 115r (Buch 6) versinnbildlicht den schlechten Rat der Untugenden, Begierde ("Gierde") und Feigheit ("Zeageheit"). Diese verhindern den Schwertkampf zu Fuß, Pferd. Die Zeichnung stellt dar, wie die Jugend dabei mit dem Lastern streitet. Beide raten zur Flucht mit dem gesattelten Schimmel, der rechts außen steht. Auf dem Zettel der Jugend links steht: „Nimm das ros un vleuch"; auf dem des Lasters: „vleuch du bist tot“.

Fol. 139r - Rhetorik mit Cicero[]

Fol. 139r zeigt die Beredsamkeit als eine der Freien Künste. Die Rhetorika steht Tullius (Cicero) als ihrem Gelehrten gegenüber, dem sie Schild und Schwert als das ihre Lehre versinnbildlichende Symbol überreicht. Der dazugehörige Spruch lautet: "age deffende".

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]