Mittelalter Wiki
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Als die Holden (ahd. holdo) oder Hollen wurden nützliche Hausgeister, Naturgeister bzw. Dämonen bezeichnet. Das Gegenteil sind die Unholde. Ihr gemeinsamer Ursprung liegt in der Vorstellung von der Belebung der Natur.

Beschreibung[]

Im Volksglauben wurde die ganze Natur, die Mineral-, Pflanzen- und Tierwelt, mit einer Schar Dämonen - im ursprünglichen Sinne von Natur-, Ereignis- und Seelengeister - erfüllt, die mal helfend (als Holde), mal schädigend (als Unholde) in die Geschicke der Menschen eingriffen, ohne dass man sich eine bestimmte Vorstellung von ihnen machte.

Die Holden entsprachen bei den germanischen Völkern der griechischen Bedeutung der Dämonen als hilfreiche Naturgeister. So z.B. die mhd. wazzerholde und brunnenholde. Wo man solche nutzbringende Wesen wähnte, wie in Quellen oder in Wäldern, galt der Ort als heilig und niemand durfte ihn entweihen.

Etymologie[]

Das Wort hat nichts mit dem umgangssprachlichen hold zu tun, sondern gehört zu ahd. helan - 'verbergen', wozu auch die Göttin Hel gehört, und bedeutet 'die Unterirdischen'. Hieraus erklären sich auch die Hollenberge, Hollenbrunnen und Hollenteiche, wo die wazzerholde ihren Sitz haben.

Varianten[]

Die Schar der Holden, die norwegischen Huldren oder auch das isländische Huldufolk ist über das ganze germanische Gebiet verbreitet. In Deutschland gehören dazu u.a. Frau Harke in Norddeutschland, Frau Holle in Mittel- und die Perchta in Oberdeutschland. Daneben tritt diese Figur als Frau Herken, Harfe, Harre oder Archen auf. Der norwegische huldumaðr ist 'der Unterirdische', das altisländische Huldufolk die Geister der Verstorbenen.

Wie in Deutschland im Mittelalter die boni genii mit guete holde wiedergegeben werden, so sind noch in der Neuzeit in Norddeutschland die Hollen die Geister, die unter der Erde oder in Bäumen wohnen. Je nachdem, ob diese Glück bringen oder Schaden stiften, unterscheidet man gute und böse Holden (Unholde).

Überlieferung[]

Das frühste Zeugnis des Holdenglaubens findet sich bei Bischof Burchard von Worms (um 965-1025), wo er berichtet, wie einige Frauen durch Zauber nachts auf wilden Tieren reiten, [1] und wo noch nicht von einer Göttin Holda die Rede ist. Während der Korrektor hier von einem einheimischen Glauben ausgeht, hat Burchard in seinem 10. Buch dann eine andere Quelle als Vorlage vor sich, nach der die Führerin dieser Schar die Göttin Diana oder Herodias sein soll.

Unter dem Einfluss dieser Führerin des römischen Volksglaubens erfolgte auch im deutschen Volksglauben die Kollektivierung der Holden und als deren Führerin entstand eine Frau Holda oder Holle, die noch heute im Volksglauben und Märchen fortlebt, und zwar in Mitteldeutschland vom äußersten Westen bis Osten, und die sich auch weit in norddeutsches Gebiet erstreckt, während sie in Oberdeutschland unbekannt ist.

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Deutsche Mythologie (Internet Archive). 3 Bände. Jacob Grimm. 4. Aufl. von E. H. Meyer. Berlin, F. Dümmler, 1875. Bd. III, S. 407
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