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Der sog. Kamphues-Dolch ist ein kunsthistorisch bedeutender, gotischer Dolch mit geschnitztem Elfenbeingriff und Silberbeschlägen. Er datiert etwa in die Mitte des 14. Jhds. und trägt das Wappen der westfälischen Familie von Graes, die nahe der münsterländischen Stadt Ahaus in Nordrhein-Westfalen residierten.

Beschreibung[]

Der Griff des Dolches ist aus Elfenbein, ebenso die sechs Felder auf der Scheibe mit Frauengestalten und Drachen. Die gezackte Fassung, wie die in der Mitte liegenden breiten Spangen sind aus Silber, ebenso die dazwischen befindlichen Beschläge mit dem Wappenschild des Hauses Graes und Stechhelmen.

Der unterste Beschlag ist im Original nicht mehr vorhanden. Am oberen Ende des Griffes sieht man eine Silberverzierung mit einem Loch, wohl um ihn mit einer langen Kette am Lendner zu befestigen. Von den vier vorspringenden Köpfen sind zwei männlich und zwei weiblich; Haarschnitt und Kopfputz nach Sitte jener Zeit.

Auf dem oberen Beschlag der Scheibe befindet sich ein Stechhelm von vorne mit der Helmzierde, welche aus zwei Flügeln besteht. Auf dem mittleren Beschlag befindet sich das Wappenschild der Familie Graes mit zwei silbernen und zwei rot-emaillierten Feldern. Der dritte Beschlag hat wieder einen Stechhelm mit Sendelbinde und Helmzierde, von der Seite gesehen.

Die Form der Scheibe ist im Durchmesser rautenförmig. Zu diesem Dolch gehört noch der Riemen, mit dem die Scheibe am ritterlichen Gürtel befestigt war. Dieser wurde durch einen waagerecht stehenden Bügel, der sich auf der Rückseite oben an der Scheibe befindet, gezogen und um den Gürtel geschlungen. Spuren von Gold lassen schließen, dass die silbernen Beschläge ursprünglich vergoldet waren.

Solche Dolche waren in dieser Zeit sehr beliebt und kamen öfter vor; sie bildeten wahre Kunstwerke aus Elfenbein und Silber.

Geschichte[]

Es wird vermutet, dass die Herren von Graes oder die ihnen nahestehenden Edelherren von Ahaus den Dolch in Auftrag gegeben haben.

Herkunftssage[]

Der Sage nach soll diese Waffe dem berüchtigten Kort (Konrad) Kamphues gehört haben, welcher mit drei Söhnen in der Schaar des Parteigängers Martin Schenk von Nideggen unter Alessandro Farnese, Herzog von Parma, gegen die Holländer focht, später jedoch wegen Wegelagerung und Brandstiftung ergriffen und 1580 hingerichtet wurde. Ob und wie weit der Dolch jedoch wirklich mit Kort Kamphues in Verbindung gebracht werden kann, ist unbekannt; in der Aufstellung der bei Kamphues beschlagnahmten Gegenstände findet sich der nach ihm benannte Dolch auf jeden Fall nicht.

Nach einer anderen Sage soll der Dolch von einem Freiherrn von Graes herrühren, welcher damit einen Bürgermeister von Coesfeld ermordete.

Stadtarchiv Coesfeld[]

Das Stadtarchiv Coesfeld führt den Dolch zumindest seit 1717. Im Jahr 1879 veräußerte die Stadt den Dolch für 13.000 Mark an die Gebrüder Bourgeois (Köln). Nach fast 130 Jahren, in denen über seinen Aufenthaltsort nichts bekannt war, spürte ihn Rudy von Graes im Jahr 2007 in der Sammlung des Baron de Rothschild in Schloss Pregny am Genfer See auf. Eine Replik befindet sich heute wieder im Besitz der Stadt Coesfeld. Sie ist im Stadtmuseum im Walkenbrückentor ausgestellt und zeigt den Dolch, wie er zum Zeitpunkt seiner Veräußerung ausgesehen hat. [1]

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikimedia Commons: Kamphues-Dolch (Replik)
  2. Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Wendelin Boeheim. Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, ISBN 978-3-201-00257-8. Fig. 342.
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