Mittelalter Wiki
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Die Dolche des Spätmittelalters (14./15. Jhd.) besitzen zumeist drei- oder vierschneidige, starke Klingen. Die Scheiden jener Zeit sind aus Elfenbein oder aus Holz gefertigt oder mit Leder überzogen, welche häufig in schönen gotischen Dessins getrieben oder gepresst sind; an vielen findet sich ein Besteck für ein kleines Messer, oder auch für einen Pfriemen. Auf reichgezierte Dolche wurde im ganzen Mittelalter ein besonderer Wert gelegt.

Entwicklung[]

In Italien werden zuerst die kleinen Dolche getragen. Man findet solche bereits im 14. Jh.; im 14. und 15. Jh. genossen die in Bordeaux erzeugten, frz. burgalaise oder bordelaise genannten, kleinen Dolche einen großen Ruf. Sie besaßen die gewöhnlichen italienischen Formen. In großen Massen für den venezianischen Markt wurden die Dolche in Belluno, für den französischen Markt in Brescia erzeugt. Von dort aus gelangen die sogenannten Fussetti nach Venedig, bei denen eine numerierte Gradeinteilung auf den Klingen eingeschlagen ist.

14. Jahrhundert[]

Vom 14. Jh. an gehörte der Dolch in Italien zur festen Ausrüstung des Mannes; dort trug man ihn an der rechten Seite oder auch vor der Mitte des Leibes an einem Riemen herabhängend. Der sog. Kamphues-Dolch ist ein kunsthistorisch bedeutender, gotischer Dolch mit Elfenbeingriff aus dem frühen 14. Jahrhundert.

Nicht immer wurde der Dolch mit einer Scheide getragen, besonders dann nicht, wenn die Kette am Knauf befestigt war. Von der Zeit um 1340 an wurde von Adligen ein breiter Gürtel an den Lenden getragen, der gewissermaßen als Würdenzeichen eines ritterlichen Stammes anzusehen war, und der im Deutschen „Dupsing“ genannt wurde. Daran wurde dann der Dolch gehängt.

Die Dolchformen mit langer, schmaler Klinge sind charakteristische Formen des 14. Jhds., welche mehr oder weniger stets auch bei den Grabmonumenten mit Ritterbildnissen wiederkehren (darunter Nierendolche und Dolchmesser). [1] Varianten mit eckigem Stichblatt erhielten sich noch bis zum 16. Jh., denn das zu dieser Zeit in Frankfurt a. M. von Egge stammende und im Kupferstichkabinett zu München [2] aufbewahrte Feldbuch gibt noch eine Darstellung derselben. In dem Holzschnitt eines unbekannten Meisters vom Ende des 15. oder Anfangs des 16. Jhs., der den Zweikampf von Rittern darstellt, kommt diese Form ebenfalls noch vor.

15. Jahrhundert[]

Im 15. Jh. trugen die Ritter den Dolch anfänglich an der rechten Seite der Bauchreifen, wo er an Eisenringen hing; später an derselben Seite am Gürtel hängend. In den Städten war es in Deutschland und Burgund fast ausnahmslos in üblich, den Dolch, um dessen Herumschlenkem zu vermeiden, in Verbindung mit der üblichen Ledertasche zu tragen.

Nicolaus Dagworth, Grabrelief, 1401 handbuchderwaff00collgoog, Fig333

Dupsing mit Dolch. Grabrelief Sir Nicolaus Dagworth (anno 1401).

Der Dolch mit Daumring (franz. à rouelle, engl. with thumbring) war vom Jahre 1410 an gebräuchlich. Bei diesem spanischen Langdolch hat das Stichblatt oberhalb der Querabwehrstangen einen starken Ring zum Einlegen des Daumens. Gegen Ende des 15. Jhs. wurde er an der rechten Seite oder auch über den Hüften getragen.

In Europa wird hauptsächlich der Dolch mit gerader Klinge gebraucht, nicht selten auch das einschneidige Dolchmesser, das in Frankreich im 15. Jh. von Fußtruppen geführt wurde, wovon der Name frz. coustilliers stammt. Vom 15. Jh. an finden sich auch Dolche mit geflammten Klingen. Eine eigene Art von Dolchen mit dreiseitigen Klingen, sehr langen Griffen und kreisrunden Parierringen war im 15. Jh. als Sieneser (vgl. Reiterdolch) bekannt.

Von Spanien aus verbreitete sich am Ende des 15. Jhs. auch der Gebrauch, den Dolch am Rücken mit dem Griff nach unten zu tragen - Eine Mode, die auch von den deutschen Landsknechten und in der Schweiz angenommen wurde (s.a. Landsknechtdolch).

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. III, S. 26, Tafel 194
  2. Staatliche Graphische Sammlung München (Homepage)
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