Mittelalter Wiki
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Das Handwerk des Drechslers ist nachweislich eines der ältesten Gewerke der Erde. Die erste Holzdrehbank entstand aus dem ersten mechanisierten Gerät der Menschheit - dem Fiedelbohrer. Lediglich die Drehachse wurde aus der senkrechten in die horizontale Ebene verlagert. Gedrehte Gegenstände wurden bereits vor mindestens 3500 Jahren gefertigt. [1]

Beschreibung[]

Der Handwerker, der sich der Drehbank bedient, hieß ahd. tráhsil, dráhsil, dráchsel, alts. thráslari, von einem verb. ahd.: *dráhisón, dráisón, einer Weiterbildung von ahd. dráhan, dráian, abgeleitet. Letzteres wird sowohl mit lat. torquere wie mit lat. tornare übersetzt. [2]

Verfahren[]

Holz ist mit einfachen Werkzeugen wie Messer und Schnitzeisen leicht zu bearbeiten und vielseitig verwendbar. Doch es gibt auch Techniken, die viel Erfahrung, großes Geschick und Kenntnis der Eigenschaften des Holzes erfordern. Das Drechseln ist dabei wohl das anspruchsvollste Verfahren.

Auf einer Drehbank wird das Werkstück eingespannt und in Rotation versetzt. Durch Ansetzen verschieden geformter Drechseleisen lassen sich nun dünnwandige Gefäße mit gleichmäßigem Durchmesser herstellen. Durch Schnitzen wäre eine solche Qualität nicht zu erreichen. Für das Drechseln eignet sich Ahorn am besten.

Weil der Umgang mit einer Drehbank viel Geschick und Erfahrung erforderte, war das Drechseln eine professionelle Tätigkeit. Der Drechsler arbeitete daher vor der Erfindung der Wippdrehbank auch nicht allein, sondern ein Gehilfe sorgte mit einer Zugschnur für die richtige Rotationsgeschwindigkeit. [3]

Geschichtliches[]

Der älteste nachweisliche Fund stammt aus dem frühen 7. Jh. v. Chr. aus Corneto in Italien. Die Etrusker hatten zu der Zeit bereits eine große Fertigkeit im Drehen von Schalen, Möbelfüßen und Tellern aus verschiedenen Materialien entwickelt. Über die Kelten wurde schließlich das Handwerk aus dem Mittelmeerraum in nördliche Gebiete exportiert, und so lässt es sich im 3. Jh.v.Chr. im Raum Deutschland nachweisen.

Trotz der primitiven Fitzelbank-Technik waren dünnwandige Gefäße, raffinierte Dosen, wohlgestaltete Füße und Säulen, Spiegelgriffe, Flaschen, Teller usw. im Angebot der damaligen Drechslerschaft. Nicht nur Holz wurde verarbeitet, sondern auch Elfenbein, Bein, Bernstein, Bronze, Sandstein, Kalkstein, Schiefer, Marmor, Alabaster und viele mehr.

Mittelalter[]

Drechsler werden im 8. und 9. Jhd. in Deutschland zu den notwendigen Handwerkern gerechnet, wie z.B. aus dem Capitulare de villis vel curtis imperii (c. 45) von [Karl dem Großen] hervorgeht. Ebenso erscheinen in den bayrischen Klöstern des 8. Jhs. Drechsler (lat. tornarii), und im Bauriss zum Kloster St. Gallen vom Jahr 820 ist ein eigener Raum für sie vorgesehen. [2]

Erst im 13. Jh. erschien eine neue Form der Drehbank. Bei der Technik der Wippdrehbank war zwar immer noch die Drehrichtungsänderung vorhanden, aber nun standen beide Hände für das Halten des Werkzeuges zur Verfügung. Die vermutlich älteste erhaltene Wippendrehbank stammt aus dem Besitz von Kaiser Maximilian I., der die heute auf Burg Kreuzenstein zu Leobendorf a.d. Donau bewahrte Bank im Jahr 1518 von Degen Fuchs von Fuchsberg d.J. als Geschenk erhielt [4].

Renaissance[]

In der Renaissance hörte das Drechslerhandwerk auf, ein Eigenleben zu führen und trat in Wechselbeziehung mit der Schreinerei und Schnitzerei. Jedoch erst im französischen Barock erlangten Handwerk und Kunst eine Blütezeit. In Deutschland war Nürnberg Mittelpunkt dieses Handwerks, und Nürnberger Drechsler waren es, die das Handwerk hoffähig machten. [1]

Galerie[]

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 Wikipedia: Drechsler (Version vom 16.08.2016)
  2. 2,0 2,1 Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. I, A. 486.
  3. Wikinger Museum Haithabu: http://www.schloss-gottorf.de/haithabu (24866 Busdorf, Schleswig)
  4. Die Hausbücher der Nürnberger Zwölfbrüderstiftungen (Mendel I): http://www.nuernberger-hausbuecher.de/75-Amb-2-317-18-v/data
  5. Schaubild aus dem Wikinger Museum Haithabu: http://www.schloss-gottorf.de/haithabu (24866 Busdorf, Schleswig)