Als Dreißigjährigen Krieg bezeichnet man die Summe von Kriegen, welche von 1618 bis 1648 von Deutschen, Dänen, Schweden, Ungarn, Franzosen, Italienern und Spaniern in Europa geführt wurden und mit der Beraubung, Verödung und Zersplitterung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation endeten.
Überblick[]
- 1568 - 1648 - Niederländisch-spanische Krieg (Achtzigjähriger Krieg)
- 1618 - Ständeaufstand in Böhmen
- 23.05.1618 - Zweiter Prager Fenstersturz
- 1618 - 1623 - Böhmisch-pfälzischer Krieg
- 19.08.1619 - Ferdinand II. wird als König von Böhmen abgesetzt.
- 24.08.1619 - Friedrich von der Pfalz wird neuer König.
- Ende 09.1619 - Gabriel Bethlen belagert Wien.
- 08.11.1620 - Schlacht am weißen Berge bei Prag. Friedrich von der Pfalz verliert Böhmen.
- 06.05.1622 - Schlacht bei Wimpfen: Die Katholische Liga unter Feldherr Tilly siegt über die pfälzischen Truppen unter Georg Friedrich von Baden-Durlach.
- 20.06.1622 - Schlacht bei Höchst: Die Katholische Liga unter Feldherr Tilly siegt über die protestantischen Söldner des Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel.
- 06.08.1623 - Schlacht bei Stadtlohn: Die Katholische Liga unter Feldherr Tilly siegt über Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel mit seinen niederländischen Söldnern. Ende des Böhmisch-Pfälzischen Krieges.
- 1623 - 1629 - Dänisch-niedersächsischer Krieg
- 25.04.1626 - Schlacht bei Dessau: Wallenstein besiegt die Protestanten unter Ernst von Mansfeld
- 27.08.1626 - Schlacht bei Lutter am Barenberge: Die Katholische Liga unter Feldherr Tilly siegt über die Protestanten bzw. Dänen unter König Christian IV. von Dänemark.
- 20.12.1626 - Frieden von Pressburg: Wallenstein bewegt Gábor Bethlen, Fürst von Siebenbürgen, zum Frieden mit Kaiser Ferdinand II. (HRR)
- 27.09.1627 - Wallenstein nimmt das Korps des Georg Friedrich von Baden vom kaiserlichen General Schlik gefangen.
- 22.05.1629 - Lübecker Frieden: Wallenstein bewilligt auf Befehl des Kaisers den Dänen den Frieden. Ende des Dänisch-Niedersächsischen Krieges.
- 1630 - 1635 - Schwedischer Krieg
- 24.06.1630 - Gustav II. Adolf von Schweden landete mit 13.000 Soldaten auf der Insel Usedom.
- 06.07.1630 - Gustav II. Adolf von Schweden rückt in Pommern ein.
- 17.09.1631 - Schlacht bei Breitenfeld: Gustav II. Adolf von Schweden und Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen besiegen die Katholische Liga unter Feldherr Tilly.
- 06.11.1632 - Schlacht bei Lützen: König Gustav II. Adolf von Schweden fällt. Der Wallensteinsche Befehlshaber Gottfried Heinrich zu Pappenheim stirbt am folgenden Tag.
- 25.02.1634 - Wallenstein wird als Verräter am Kaiser ermordet
- 06.09.1634 - Schlacht bei Nördlingen: Die kaiserliche Armee siegt über die Schweden und ihre sächsischen Verbündeten. Die Schweden räumen Süddeutschland.
- 30.05.1635 - Der Prager Frieden zwischen dem Kaiser, der Katholischen Liga und Kursachsen sichert den deutschen Protestanten vollständige Sicherheit ihres Glaubens und Besitzes.
- 1635 - 1648 - Französisch-schwedischer Krieg
- 19.05.1635 - Frankreich erklärt Spanien den Krieg.
- 1635 - 1659 - Französisch-spanischer Krieg
- 1643 - 1645 - Dänisch-schwedischer Krieg (Torstenssonkrieg)
- 1648 - Westfälischer Friede
Kriegsverlauf[]
Der Dreißigjährige Krieg war in erster Linie kein Religionskrieg, auch wenn die Religion gelegentlich zum Vorwand genommen wurde, sondern er war ein Krieg gegen das Haus Habsburg, welches damals in zwei Linien die spanische und österreichische Monarchie beherrschte.
Gegen die spanische Linie war bereits ein Hauptschlag geglückt: durch englische, französische und norddeutsche Unterstützung war den Niederländern die Losreißung von Spanien gelungen und ihr Aufschwung zu einer Seemacht ersten Ranges versetzte Spanien eine unheilbare Wunde. Dasselbe Mittel, Revolutionierung der einzelnen Länder der Monarchie oder Unterstützung einer ausgebrochenen Revolution, wurde nun auch gegen Habsburg-Österreich in Bewegung gesetzt.
Vorgeschichte[]
Heinrich IV. von Frankreich (1553-1610) hatte mit der Protestantischen Union in Deutschland (d.h. mit den weltlichen Fürsten, denn nur Bayern und ein Zweig von Baden waren noch katholisch) einen Bund gegen Habsburg geschlossen, unter der ausdrücklichen Bedingung, dass der Krieg kein Religionskrieg sein sollte, aber seine Ermordung 1610 und die auf seinen Tod folgenden inneren Erschütterungen verschonten Deutschland vorläufig noch vor der französischen Einmischung. Dadurch war jedoch das über Deutschland bis nach Ungarn und Konstantinopel gesponnene Netz nicht ganz zerrissen.
1618 - Ständeaufstand in Böhmen[]
Die Niederländer und Friedrich von der Kurpfalz schürten die Gärung in den österreichen Ländern und diese kam in Böhmen am 23. Mai 1618 zum vollen Ausbruch.
1618 - 1623 - Böhmisch-pfälzischer Krieg[]
1619 wurde Ferdinand II. des Thrones verlustig erklärt, Friedrich von der Pfalz zum König von Böhmen erwählt und auch von den protestantischen Mächten anerkannt. Graf Mansfeld stand mit 4000 Mann, die er mit savoyischem Gelde angeworben hatte, in Böhmen, die Ungarn unter Bethlen Gabor, dem Fürst von Siebenbürgen, rückten gegen Preßburg vor, das Erzherzogtum Österreich war im Aufstand, nur Wien und die bedeutenderen Städte blieben Ferdinand II. treu – er schien verloren.
Ihn rettete der Hass der Lutheraner gegen die pfälzischen Calvinisten, Sachsens Eifersucht gegen Kurpfalz, die Untätigkeit der Union und schließlich auch die teuer erkaufte aber trefflich geleitete Hilfe des Herzogs Maximilian von Bayern, des Hauptes der Katholischen Liga. In Folge der Schlacht am weißen Berge bei Prag (8. Nov. 1620) verlor Friedrich Böhmen, bald auch die Pfalz, Max von Bayern aber erhielt die Oberpfalz und die Kurwürde.
Für Friedrich von der Pfalz kämpfte außerdem auch Peter Ernst II. von Mansfeld, der mit holländischen Geld Söldner anwarb, Georg Friedrich von Baden-Durlach und Christian II. von Braunschweig-Wolfenbüttel, wodurch der Krieg nach Norddeutschland verpflanzt wurde, denn Mansfeld und Christian fielen über die norddeutschen Stifte und Bistümer her.
Der Feldherr der Liga, Tilly, siegte bei Wimpfen am 6. Mai, bei Höchst am 20. Juni 1622 und trieb die Reste der feindlichen Heerhaufen nach Holland, und als sie im folgenden Jahr unter Christian II. von Braunschweig-Wolfenbüttel mit Söldnern aus Holland wieder einfielen, gewann er 06.08.1623 die mörderische Schlacht von Stadtloo, was das Ende des Böhmisch-pfälzischen Krieges bedeutete. Er hätte auch dem ganzen Kriege ein Ende machen können, wenn Maximilian I. (Bayern) als Haupt der Katholischen Liga seine durch den Krieg errungene Stellung hätte aufgeben wollen.
1623 - 1629 - Dänisch-niedersächsischer Krieg[]
Frankreich, England und Holland sorgten jedoch alsbald für einen neuen Krieg. König Christian IV. von Dänemark, dessen Sohn bereits protestantischer Erzbischof von Bremen und Bischof von Verden war, d.h. das Einkommen der Bischöfe einzog, gelüstete nach größerem Erwerb an der Elbe und Weser. Die protestantischen Stände in Niedersachsen wählten ihn zum Kreishauptmann; England, Holland und Frankreich zahlten ihm Subsidien und so kam der dänisch-niedersächsische Krieg (1623–1629 zu Stande), während dessen sich auch der alte Bethlen Gabor, Fürst von Siebenbürgen, wieder in Bewegung setzte.
Doch Tilly schlug die Dänen bei Lutter am Barenberge 27. August 1626 und Wallenstein vernichtete das Heer von Peter Ernst II. von Mansfeld bei Dessau am 15. April 1626. Dann zog er gegen Bethlen Gabor und bewog ihn am 20. Dezember 1626 in Pressburgzum Frieden. Wallenstein kehrte zurück, besetzte Holstein, Schleswig und schlug die Dänen bei Aalborg am 27. September 1627. Er besetzte Jütland und Mecklenburg und bewilligte auf Befehl des Kaisers den Dänen bei Lübeck am 22. Mai 1629 einen sehr billigen Frieden. Mit dem Ausscheiden Dänemarks als Kriegspartei ist der Dänisch-Niedersächsische Krieg beendet.
1630 - 1635 - Schwedischer Krieg[]
Inzwischen hatten sich die Verhältnisse sehr geändert; der habsburgische Kaiser Ferdinand II. (HRR), der zu Anfang des Kriegs der Schützling der Katholischen Liga gewesen, war durch Wallenstein der Gebieter über eine Armee von 100.000 Mann geworden. Dieser Triumph des habsburgischen Hauses war den protestantischen und katholischen Fürsten und dem Ausland gleichermaßen unwillkommen. Darum wurde der Kaiser von der Liga dahin gedrängt, dass er das Restitutionsedikt erließ, demgemäß die protestantischen Stände alle Kirchengüter, welche sie seit dem Augsburger Religionsfrieden (von 1555) gegen dessen ausdrückliche Bedingungen an sich gerissen hatten, herausgeben sollten.
Dies war unbestreitbar und unbestritten eine rechtmäßige Maßregel des Kaisers, aber da sich die protestantischen Stände nicht weniger als 2 Erzbistümer, 12 Bistümer und hunderte von Abteien und andere Stifte gegen die ausdrücklichen Bestimmungen des Vertrags von 1555 angeeignet hatten, so verfeindete das Edikt den Kaiser mit den protestantischen Fürsten tödlich, denn diese wären durch die Herausgabe der geraubten Güter finanziell an den Rand des Abgrunds gebracht worden, da ihre Finanzen und ihre Wirtschaft selten in einem entsprechenden Verhältnis standen.
Als der Kaiser so mit der erneuerten Feindschaft der protestantischen Stände beladen war, musste er 1630 auf dem Reichstag von Regensburg auf die gemeinschaftliche Klage der katholischen und protestantischen Stände seinen Heerführer Wallenstein des Kommandos entheben und damit seine Heereskraft ihres Antriebes berauben.
Das geschah zu derselben Zeit, als Gustav II. Adolf von Schweden mit französischem Geld ein Heer und eine Flotte zu einem Angriff gegen das Heilige Römische Reich rüstete. Frankreich versprach jährlich 400.000 Taler und der Schwedenkönig, dass er den katholischen Glauben in Deutschland nicht unterdrücken wolle. Am Johannistag, dem 24. Juni 1630, landete er mit einer Streitmacht von 13.000 Soldaten auf der Insel Usedom, fand an den Küsten der Ostsee zwar einzelne kaiserliche Besatzungen, aber nirgends ein Heer.
Er überwand sie nach einander, zwang den Herzog von Pommern und den Kurfürsten von Brandenburg zu einem Bündnis und hatte sich auf das Doppelte verstärkt, als er gegen Feldherr Tilly vorrückte, der den Kurfürsten von Sachsen aus seiner bewaffneten und zweideutigen Neutralität auf schwedische Seite trieb. Gustav siegte am 17. September 1631 in der Schlacht von Breitenfeld bei Leipzig, nahm Bamberg, Würzburg, Mainz und München, während das sächsische Heer Prag eroberte.
Da rief Kaiser Ferdinand II. (HRR) seinen Feldherrn Wallenstein erneut auf. Dieser warb in wenigen Monaten ein Heer und wehrte Gustavs Angriff bei Nürnberg blutig ab. Die Schlacht bei Lützen am 6. November 1632 verlor er zwar, aber weil in dieser Schlacht auch König Gustav II. Adolf von Schweden fiel, beseitigte er diesen furchtbarsten Gegner. Doch Gustav hatte protestantisch-deutscher Kaiser werden wollen, er hatte gegen die ihm glaubensverwandten Fürsten in Deutschland und gegen den französischen König eine Sprache angenommen, dass diese ihn bereits ärger als den Kaiser fürchteten; daher war sein Tod für diese kein unerwünschtes Ereignis.
Wallenstein wurde zwar am 25. Februar 1634 als Verräter am Kaiser ermordet, aber am 6. September 1634 errang die kaiserliche Armee einen glänzenden Sieg bei Nördlingen. Der Kurfürst von Sachsen brachte am 30. Mai 1635 den Prager Frieden zu Stande, in dem den deutschen Protestanten vollständige Sicherheit ihres Glaubens und Besitzes gewährleistet wurde.
1635 - 1648 - Französisch-schwedischer Krieg[]
Der Krieg, an dem Frankreich nun ernsthaft Anteil nahm, war wechselvoll. Der Plan der "Befreier" Deutschlands, wie sich Frankreich und Schweden nannten, zielte darauf ab, Deutschland, so weit wie möglich zu ruinieren und möglichst viel Land abzuringen. Die deutschen Fürsten in ihrer Mehrzahl aber wollten mit französisch-schwedischer Hilfe ihren Besitz durch Stiftsländer vergrößern und auch für ihre nachgeborenen Söhne, wie sie durch Verbeugen und Dienste ein Besitztum an Land und Leuten erringen.
Trotz des Prager Friedens vom 30. Mai 1635 traten nicht alle protestantischen Fürsten bei und Frankreich unterstützte die Schweden und dessen deutsche Bundesgenossen so mächtig, dass der Krieg durch Johan Banér, den Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar etc. abermals eine andere Wendung erhielt, während zugleich die Franzosen unter Guébriant, Turenne und Condé über den Rhein gingen.
Die Heere rieben sich mehrmals gegenseitig auf, das verwilderte Deutschland aber lieferte neue. Raub, Mord und Brand begleiteten ihre Züge, Hunger und Pest zogen als Gefolge nach, während die Schweden und Franzosen den Krieg verlängerten, um größere Ansprüche zu begründen, die Diplomaten aber in berechneter jedoch anderen Menschen unbegreiflicher Langsamkeit unterhandelten.
1648 - Westfälischer Friede[]
Endlich kam 1648 der Westfälische Friede zu Stande. Deutschland verlor an Frankreich das Elsass außer Straßburg und den Reichsstädten, ferner Breisach und Philippsburg auf dem rechten Rheinufer; an Schweden Vorderpommern mit Stralsund, von Hinterpommern Stettin, die Insel Rügen, die Bistümer Bremen und Verden, Wismar und 5 Millionen Taler. Belgien fiel an Spanien, die Schweiz wurde unabhängig erklärt, Holland sperrte Rhein und Schelde. Die Kaisermacht wurde auf einen Schein herabgesetzt und den Fürsten volle Landeshoheit zugesichert. Bayern behielt die Kur und die Oberpfalz, die Rheinpfalz aber erhielt die neu geschaffenene achte Kurwürde.
In Beziehung auf Religion und Säkularisation der Kirchengüter wurde festgesetzt, dass der status quo des Jahres 1623 maßgebend sein solle. – Kein Volk hat jemals einen Bürgerkrieg wie den 30-jährigen geführt und ohne irgendetwas zu gewinnen.
Quellen[]
- Herders Conversations-Lexikon (auf Zeno.Org). 1. Auflage. Freiburg im Breisgau 1854–1857. B. II, S. 446-448 (Dreißigjähriger Krieg).
Einzelnachweise[]
Filmmaterial[]
- Eine Deutschlandreise im Dreißigjährigen Krieg (YouTube). Hörbuch. Setzen, Sechs!, 11.12.2021.
- Die Schlacht bei Nördlingen 1634 | Dreißigjähriger Krieg (YouTube). SandRhoman Geschichte, 26.08.2023.
- Der Dreißigjährige Krieg – Katholiken gegen Protestanten (YouTube). Geschichte und Mythologie Illustriert, 19.03.2024.