Mittelalter Wiki
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Die über 1000 Jahre alt werdende Eiche (Quercus) ist in fast allen Kulturen der Baum der Standhaftigkeit. Wegen ihrer Schönheit, ihres majestätischen Wuchses und des hohen Alters, das sie erreicht, galt sie als der "Fürst der Wälder" und war den Germanen heilig.

Beschreibung[]

Staunend schilderte schon Plinius (um 77 n.Chr.) die Eichen im Norden des Herkynischen Waldes, die so alt waren wie die Welt, die in ihrer fabelhaften Mächtigkeit den Jahrhunderten trotzten und von fast unbegrenzter Lebensdauer schienen. Eicheln, so schreibt er weiter, waren auch in Zeiten des Friedens der ganze Reichtum vieler Völker. [1]

Von der großen wirtschaftlichen Bedeutung der Eiche zur Römerzeit und im Mittelalter zeugen Holzreste aus Siedlungen, in denen ihr Holz bei weitem die erste Stelle einnimmt.

Arten[]

Es gibt viele Arten von Eichen. Sie unterscheiden sich u.a. durch Gestalt, Vorkommen und Geschmack, einige wachsen wild, andere werden angebaut. Zu den europäischen Eichen gehören u.a:

  • Kermes-Eiche oder Stech-Eiche (Quercus coccifera L.)
  • Korkeiche (Quercus suber),
  • Knoppereiche (Quercus aegilops u. Quercus lusitanica),
  • Stieleiche oder Deutsche Eiche (Quercus robur L.),

Verbreitung[]

In den ältesten postglazialen Waldperioden Norddeutschlands und Skandinaviens beherrschte die Stieleiche (Quercus pedunculata Hoffm.) den Hochwald. Sie nahm ihren Anfang zur Ancyluszeit (7.500 v. Chr.), als eine Landbrücke Jütland mit Schonen verband und die Ostsee ein Süßwassersee war, und sie dauerte noch an, als infolge der Senkung der westbaltischen Gebiete der Ancylussee zum Litorinameer (6000 v. Chr.) wurde.

Damals bedeckten mächtige Eichenwaldungen Norddeutschland, Jütland, Dänemark und Südskandinavien; ihre Blätter, Früchte, Zweige und Stämme liegen in den Torfmoor-Archiven als fossile Urkunden aufgespeichert. Während der gesamten restlichen Steinzeit und auch während der Bronzezeit blieb die Eiche in Schleswig-Holstein und Nordeuropa der vorherrschende Waldbaum; erst in den späteren Zeiten wurde sie allmählich durch die Buche zurückgedrängt.

Etymologie[]

Bereits in den indogermanischen Sprachen finden sich nicht weniger als drei Eichennamen, die in sehr alte Zeiten zurückreichen:

  • a) Der gemein-indogermanische Baum- oder Holzname, der in den eurasischen Sprachen weitverbreitet ist, lautet dereụ-, deru-, doru-, drǔ-. Er bedeutet im Griechischen, Makedonischen und Keltischen 'Eiche'. Dazu gehören altgallische Ortsnamen wie Dervus, Dervum oder Derva - 'Eichwald' u.a.
  • b) Dem Lateinischen mit dem Germanischen gemein ist lat. quercus aus *perqus; langob. fereha - 'aesculus', ahd. fereh-eih - 'ilex', virh-eih - 'aesculus', nhd. dial. vier-, verk-, verkel-, fürk-eiche, nnd. füereek.
  • c) Der eigentliche germanische Name ist urgerm. *aiks f. m.: anord. nnorw. eik f.; schwed. ek; dän. eg; ags. ác f.; neuengl. oak; afries. ek; mnd. nnd. ek m. f.; mndl. eec, éke, eik, eike m. f.; neuniederl. eik; ahd. eih f.; mhd. eich, eiche f.; nhd. eiche f. Damit sind urverwandt: lat. aesculus aus *aegsculus - 'Wintereiche', 'Eichenart', 'Schwarzpappel' (Deutung unsicher).

Wirtschaftliche Nutzung[]

Das beständige Holz der Eiche dient bereits seit dem Altertum als geschätztes Bau-, Nutz- und Werkholz, z.B. zur Fassherstellung oder als Möbelholz (Wasser-, Mooreichenholz). Da das Eichenholz unter Wasser dunkler und fester wird, lagerte man Eichenstämme auch absichtlich mehrere Jahre unter Wasser. Die Rinde, vorallem von jungen Eichen, dient als Gerbmaterial zur Gewinnung von Lohe. Als Brenn- und Kohlholz steht es dem Buchenholz etwas nach.

  • Von der Korkeiche (Quercus suber) im südlichen Europa wurde das Kork- oder Pantoffelholz gewonnen.
  • Von der Knoppereiche (Quercus aegilops u. Quercus lusitanica) stammen Galläpfel und Knoppern zum Färben von Stoffen und zur Zubereitung von Tinten.

Als Futterpflanze[]

Die Eicheln fanden im Mittelalter vielfach zur Mästung von Schweinen Verwendung (Eichelmast), entweder indem man die Tiere in die lichten Eichenhaine in der Nähe der Dörfer trieb, oder aber die Eicheln im Wald verfütterte. Auch anderes Nutzvieh, wie z.B. Geflügel ließ sich mit Eicheln mästen. So fanden sich die Reste von Eicheln neben anderen wildwachsenden Obstfrüchten bereits in den steinzeitlichen Ausgrabungen Europas.

Als Nahrungspflanze[]

Selbst Brot wurde aus Eicheln zubereitet, indem man den Früchten zuvor durch Auskochen mit etwas Aschenlauge oder mit Kalkwasser den Bitterstoff nahm und sie danach mit reinem Wasser abspülte, worauf sie einen Kastanien-ähnlichen Geschmack erhielten. Für das Backen wurde 1 Teil Eichelmehl auf 2 Teile Getreidemehl verwendet, da reines Eichelmehl sonst nicht in Gährung geriet. [2]

Bemerkenswert ist zudem die in Italien und Spanien beheimatete süße Eiche, deren Früchte in Asche gebraten wie Kastanien als Nachtisch gegessen werden [3]. Gerösteten Eicheln wird überdies medizinische Wirkungen zugeschrieben.

Als Heilplanze[]

Als Heilplanze wurde die Eiche z.B. gegen Hämorrhoiden und Gebärmutterentzündung in Form von Eichenrinden-Sitzbädern angewendet. Bei Hautunreinheiten, fettiger Haut, Frostbeulen, Kropf, Drüsenschwellungen und Ekzeme empfahl man einen Umschlag mit Eichenrinden-Sud. Bei geschwollenen Mandeln, Erkältung und zur Festigung des Zahnfleisches half Gurgelwasser. Dafür wurden 2 gehäufte Esslöffel zerkleinerte Eichenrinde in einen 1/2 Liter Wasser gut gekocht. Für ein Vollbad ließ man ca. 1 kg Eichenrinde 1/4 Stunde kochen. Die Eiche beruhigt den motorischen Apparat sowie das Nervensystem. Dem Baum sagte man außerdem nach, besonders komplizierte und bedrohlich gewordene Probleme bewältigen zu können. [4]

Mythologische Bedeutung[]

Die Eiche ist mit den ältesten naturreligiösen Mythen und Kulten der europäischen Völker eng verknüpft, besonders mit denen der Griechen, Etrurier, Germanen, Kelten etc. Die Eiche zu Dodona in Nordgriechenland war der Sitz des ältesten hellenischen Orakels, dessen Willen die Priester aus dem Rauschen ihrer Blätter vernahmen. Bei den Römern war die Eiche dem Jupiter gewidmet (arbor Jovis). Für die Gallier und Germanen war die Eiche ein heiliger Baum. Die Eichenwälder waren den Göttern geweiht, und unter den stärksten und höchsten Eichen wurden die Opfer dargebracht (s. Baumkult).

Auch bei mehreren slawischen Völkern war die Eiche heilig und lieferte das Eichenholz für Opferfeuer. Als das Christentum nach Deutschland und in die Länder an der Ostsee drang, wurden viele alte heilige Eichen niedergehauen. Insbesondere war die heilige Donareiche bei Geismar in Hessen berühmt, die 723 von Bonifatius gefällt wurde. Der Eichenkranz, als Schmuck, war zu allen Zeiten ein ernstes Symbol; in alten Zeiten bekränzten sich die Priester damit, auch war er Belohnung römischer Bürgertugend. Das Eichenlaub übte auf die gotische Ornamentik bedeutendem Einfluss aus.

Bedeutung bei den Kelten[]

Bei den Kelten wurde die Eiche "Duir" genannt und entsprach dem Buchstaben "D" des Ogam Alphabets. Sie schätzten das widerstandsfähige Holz und vor allem die Früchte, die Eicheln, mit denen sie ihre Schweine mästeten. Abgesehen von der Verwendung in Landwirtschaft und Handwerk, feierten die Kelten in heiligen Eichenhainen religiöse Feste (s. Baumkult). Die Misteln, die auf den Eichen wachsen, wurden von den Druiden mit großem rituellen Aufwand geerntet und galten als besonders kostbar.

Eichen Herbslaub

Herbstlaub

  • Rätselvers: (Wenn) die Eichenwipfel sich verflechten, dann ist Hoffnung für die Bäume. Unter den stampfenden Füßen der schnellen Eiche dröhnten Himmel und Erde; „Mannhafte Wächter der Pforte“ heißt ihr Name in allen Sprachen.
  • Zeit: 10. Juni bis 7.Juli
  • Vogel: Zaunkönig (der heilige Vogel der Druiden)
  • Farbe: Schwarz
  • Schlüsselbegriffe: Standhaftigkeit, Fruchtbarkeit, Heiligkeit
  • Person: Ein disziplinierter Macher
  • Qualität: Traditionen

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Plinius, NH. Lib. 16, 6
  2. Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 509-510.
  3. Plinius, NH. Lib. 16, 6
  4. Keltenwelt.de - Heilkräuter (Internet Archive). Version vom 17. Mai 2001.
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