Mittelalter Wiki
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Das Gemeine Eichhörnchen (Sciurus vulgaris), auch Eurasisches Eichhörnchen oder Eichkätzchen, ist ein Nagetier mit einem auffälligen, federartig behaarten Schwanz. Meist ist es an der Oberseite fuchsrot oder rostrot, selten schwarz gefärbt, der Bauch ist meist weiß. Im Winter trägt es lange Haarpinsel an den Ohrspitzen. [1]

Beschreibung[]

In der Antike herrschte die Ansicht, dass sich Eichhörnchen mit ihrem imposanten Schwanz selber Schatten geben könnten; daher stammt auch ihr griechischer Name skiuros - 'Schattenschwanz'.

Etymologie[]

Für das Eichhörnchen besteht die germanische Grundform *aik-wernan-, *ikwernan- swm.:

  • aengl. ácweorna swm., ácwern, aquern m., frühme. aquerne, ocquerne; engl. squirrel
  • mnd. ékeren, eckeren, ékerken, ékhorn, nnd. oldenb. mecklenb. katt-éker(ken); mndl. eencoren, selten eecoren, nndl. eekhoren, -hoorn; ndl. iukhorn.
  • ahd. eichurno, eichhurno, eicherno swm. (erst 11. Jh.), mhd. eichorn stm., nhd. eichhorn, eichhörnchen n.;
  • anord. ikorni swm., norw. dial. ikorne, ikorre; schwed. dial. ikorn, ikorre und norw. ekorn, ikhorn; adän. egerne, ndän. egern, schwed. ekorre.

Im Niedersächsischen heißt dieses Tier Eker, und im Diminutiv Ekerken, in anderen volkstümlichen Mundarten Eicherchen. [2]

Wirtschaftliche Bedeutung[]

Eichhörnchen Sciurus vulgaris, Hedera Baltica 2021-12-22

Eichhörnchen waren vorrangig Fell-Lieferant, wurden aber auch gegessen, wie schon Funde von Überresten in den jungsteinzeitlichen Pfahlbauten der Schweiz belegen. Ihr weißes, zartes, wohlschmeckendes Fleisch wurde auch später noch in einigen Ländern gern gegessen.

Zudem wurden in der Volksmedizin wurden verschiedene Teile des Eichhörnchens als Heilmittel für das Vieh benutzt. Sein Fett diente zum Erweichen und wurde bei Tieren zur Behandlung von „Ohrenzwang“ (Außenohrentzündung) eingesetzt, indem man es in die Ohren laufen ließ. [3] [4]

Als Fell-Lieferant[]

Das Fell der Eichnörnchen ist im Sommer rot, im Winter aber grau oder gefleckt. Das Winterkleid der nördlichen Eichhörnchen ist schön graublau und liefert das bekannte Grauwerk der Kürschner. Die Felle werden als "Feh" oder auch "Veh" bezeichnet und waren z.B. bedeutende Handelsartikel Russlands, da die besten Felle aus Ostsibirien stammten. Die weißen Bauchfelle sind unter dem Namen „Fehwamme“ bekannt und wurden am meisten geschätzt. Je weniger Rot das Grau des Rückens enthält und je dunkler es ist, je reiner und blendender das Weiß des Bauches und je dunkler der Schwanz ist, desto kostbarer ist das Fell. [5]

Eichhörnchenfelle werden seit alters zur Herstellung von Kleidungsstücken benutzt, z.B. als Besatz, Pelz- und Kragenfutter für Männer- und Frauenkleidung. Das verbreitetste Damenpelzfutter war das Wammenfutter. Auch und die Köpfchen wurden in Zeilen oder Sternen zusammengesetzt und ebenfalls als Futter genutzt. Die Rücken wurden auch zu Pelerinen, Mussen, Besätzen etc. verarbeitet. Die Schwänze dienen zur Herstellung von Boas und schmückenden Anhängseln an allerlei Pelzwerk. Die Schwanzhaare wurden zu Malerpinseln verarbeitet. [6] [7]

Das verarbeitete Fell hielt in der Heraldik Einzug und findet sich als heraldisches Feh auf Wappen dargestellt. Doch auch das ganze Tier erscheint als Wappentier mehrerer Städte, wie z.B. Eckernförde oder Emkendorf. [8]

Volksglaube[]

In der nordischen Mythologie findet man das Eichhörnchen Ratatöskr, das an der Weltenesche Yggdrasil auf und ab läuft.

In der Sage vom Ekerken (Eichhörnchen) trieb ein Geist bei dem Dorf Elten, eine halbe Meile von Emmerich im Herzogtum Kleve, sein Unwesen. Er sprang auf der Landstraße umher und neckte und plagte die Reisenden auf alle Weise. Etliche schlug er, andere warf er von den Pferden ab, anderen kehrte er Karren und Wagen unterst zuoberst. Man sah aber mit Augen von ihm nichts als eine menschlich gestaltete Hand. [9]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Herders Conversations-Lexikon (Zeno.Org). 1. Auflage. Freiburg im Breisgau 1854–1857. Bd. II, S. 511-512.
  2. Adelung, Johann Christoph. Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (auf Zeno.Org). Leipzig, 1793-1801. Bd. I, S. 1664-1665.
  3. Meyers, MgKvL. aaO. Bd. 5, S. 428-429.
  4. Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon (Zeno.Org). Leipzig, 1721., Sp. 1019-1020.
  5. Damen Conversations Lexikon (Zeno.org). [o.O.] 1837. Band 4, S. 95-96.
  6. Pierer's Universal-Lexikon (Zeno.Org). 4. Auflage 1857-1865. Altenburg, 1860. Bd. 5, S. 523-524.
  7. Meyers, MgKvL. aaO. Bd. 6, S. 378-379.
  8. Wikipedia: Eichhörnchen (Wappentier) (DE). Version vom 20.06.2022.
  9. Brüder Grimm. Deutsche Sagen (Wikisource). Berlin : Nicolai, 1816. Bd. 1, S. 129 (78. Ekerken)