Mittelalter Wiki
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Einhard oder, wie er selbst sich schrieb: Einhart (auch Einhardt, Eginhard, Eginardo usw.; * um 770, † 840) war fränkischer Gelehrter und eine wichtige Persönlichkeit in der karolingischen Renaissance.

Beschreibung[]

Als Nachfolger seines Lehrers Alkuin war er Leiter der Hofschule Karls des Großen, Ratgeber Ludwigs des Frommen und Laienabt der Klöster St. Peter und St. Bavo in Gent, St. Servatius in Maastricht, St. Cloud bei Paris, St. Wandrille in der Normandie, St. Johannes der Täufer in Pavia, St. Peter in Fritzlar sowie Steinbach bei Michelstadt im Odenwald und Seligenstadt. [1]

Lebenslauf[]

Einhart wurde als Sohn edler und begüterter Eltern um 770 im Maingau geboren, im Kloster Fulda erzogen und vom dortigen Abt Baugulf eine zeitlang vor 796 wegen seiner besonderen Fähigkeiten an den Hof Karls des Großen geschickt. Dort vollendete er noch unter Alkwin in der Hofschule seine Ausbildung und wurde bald selbst ein geschätztes Mitglied im Gelehrtenkreis des Kaisers, dem er persönlich nahetrat. Die unbedingte Zuverlässigkeit des kleinen, geschäftigen, feingeistigen Mannes wurde gelegentlich zu wichtigeren Missionen verwendet.

Seine philologische Bildung und stilistische Gewandtheit dienten Karls Korrespondenz ebenso, wie das für seinen Nachfolger Ludwig der Fromme erweislich war; vor allem aber betätigte er seine vielseitigen künstlerischen Talente als Begutachter und Beaufsichtiger der kaiserlichen Bauten (wie des Aachener Münsters) und andrer Werke der bildenden Kunst. Dass dies der hervorstechendste Zug seines Wirkens am Hofe war, beweist der Beiname Beseleel, der ihm nach dem alttestamentlichen Werkmeister der Stiftshütte im Kreiseseiner gelehrten Freunde erteilt wurde.

Von Karl und seinem Nachfolger wurden seine Verdienste durch Übertragung angesehener Abteien, wie St. Peter und Paul in Blandigny bei Gent und St. Bavo in Gent, St. Servaz in Maastricht, St. Cloud bei Paris, zeitweilig auch St. Wandrille und der Johanniskirche in Pavia auf das reichste belohnt, so dass Einhard ein vielvermögender Mann wurde. Er selbst blieb Laie und war vermählt mit Imma, die nur von einer späten, im 12. Jhd. auftauchenden Sage durch Verwechselung mit Bertha und deren Verhältnis zu Angilbert fälschlich zur Kaisertochter gemacht worden ist.

Vita Karoli Magni[]

Nach dem Tode Karls des Großen (814) hielt es Einhard für eine Pflicht der Treue und Dankbarkeit, ihm ein literarisches Denkmal zu setzen. Die Vita Karoli Magni wurde den Forschungen zufolge nicht sofort gleich nach des Kaisers Hinscheiden in Angriff genommen, sondern mit Sicherheit erst nach 817 ausgeführt, und vermutlich sogar erst in der ersten Hälfte der zwanziger Jahre, da ihr Vorkommen in einem Reichenauer Bibliothekskatalog von 821, hinsichtlich des Datums wenigstens, keineswegs als gesichert gelten darf. Die erste sonstige Erwähnung fällt spätestens in das Jahr 836... Weiterlesen.

Rückzug vom Hofe[]

Einhard blieb auch unter Ludwig dem Frommen noch lange in der gleichen Stellung, wurde 817 dem jungen Mitregenten Lothar I. als Berater zur Seite gestellt, begann sich aber in den zwanziger Jahren vom Hof zurückzuziehen und, wie es scheint, länger und häufiger der Verwaltung seiner Abteien und der Bewirtschaftung seiner Güter zu widmen, die 815 durch Geschenk des Kaisers noch um Michelstadt im Odenwald und Mühlheim am Main vermehrt waren.

Dorthin, zunächst in die von ihm gebaute und noch erhaltene Kirche zu Steinbach bei Michelstadt (s. Einhardsbasilika Michelstadt), dann nach Mühlheim, das nun bald den Namen Seligenstadt erhielt (s. Einhardsbasilika Seligenstadt), ließ er 827 die Gebeine seiner hochverehrten Heiligen Marcellinus und Petrus bringen, die ihm sein Notar Ratleik in Rom klug und dreist durch Einbruchsdiebstahl gewonnen hatte. Ihrem Dienste widmete Einhard vorwiegend den Rest seines Lebens.

Er zog sich 830, als die Verhältnisse am Hofe durch den wachsenden Einfluß der Kaiserin Judith immer unerfreulicher geworden waren, und die erste Empörung ausbrach, nach Seligenstadt zurück und zeichnete noch im gleichen Jahr die Translation und Wunder des heiligen Marcellinus und Petrus in 4 Büchern auf (Translatio et Miracula SS. Marcellini et Petri). Einhard verherrlichte wahrscheinlich auch in einer rhythmischen Dichtung ihre Passion [2], errichtete ihnen ein Kloster und in den nächsten Jahren die im Umbau erhaltene schöne Basilika. Jene Schrift ist mehr ein religiöses Erbauungsbuch, als ein Geschichtswerk und zeigt das schon durch den von der Vita Karoli Magni stark abweichenden, unklassischeren, schlichteren Stil.

Das Interesse an der Erhöhung seiner Heiligen und ein weitgehender religiöser Aberglaube, der selbst in jener Zeit bei einem Mann seiner Bildung und seiner auch in Fragen des Kultes theoretisch maßvollen Anschauungen auffällt, gehen hier Hand in Hand. Gleichwohl ist auch hier Einhards Ehrlichkeit unverkennbar, die naiv-treuherzige, anschauliche Erzählungsweise reizvoll genug und der kulturgeschichtliche Wert des Werkes nicht gering.

Die letzten Jahre[]

Krankheit, Alter und politische Verstimmung hatten Einhard stark zugesetzt und seinen getrübten Sinn mehr und mehr der Weltfreude abgewandt. So zeigen ihn auch seine diesen Jahren (zumeist 825-836) angehörenden Briefe, die sich in einer Sammlung des ehemaligen Klosters St. Bavo in Gent, leider größtenteils in formelhafter Zurichtung, erhalten haben.

Die meisten sind knapp und gegenständlich, ohne jeden Gedanken an Aufbewahrung und literarische Verwertung geschrieben; um so unmittelbarer führen sie uns in die Anschauungen und den Tätigkeitskreis des greisen Einhard ein, in seine politischen Sorgen, seine Friedens- und Reformwünsche, sein Bemühen, in den nicht zu überbrückenden Gegensätzen von 830 und 833 eine ausgesprochene Parteinahme zu vermeiden, es mit niemandem ganz zu verderben und sich vor Schaden zu behüten, seine kirchliche, ökonomische, literarische und künstlerische Betätigung, die von Zeit zu Zeit durch die Erfüllung seiner Hoftagspfiichten unterbrochen wurde.

Er litt 836 schmerzlich unter dem Tode seiner Gattin, empfing damals den Besuch Ludwigs des Frommen in Seligenstadt und starb kurz vor dem Kaiser am 14. März 840.

Werke[]

Einhard, Paris, BnF, lat. 2813, fol. 85v A, 14.Jh

Einhard der Schreiber in den Grandes Chroniques de France (Paris, BnF, lat. 2813, fol. 85v A,)

  • De adoranda cruce - Eine kurze theologische Schrift
  • Translatio et Miracula SS. Marcellini et Petri - Ein Bericht von der von Einhard veranlassten Überführung der Reliquien zweier Heiliger von Rom nach Seligenstadt
  • Vita Karoli Magni - Die Biografie Karls des Großen.

Weitere Werke[]

Leider ist die Vita Karoli Magni das einzige eigentliche und sicher beglaubigte Geschichtswerk, das Einhards Feder entstammt. Wohl haben zahlreiche Gelehrte für ihn einen Anteil an wichtigen Annalen seiner Zeit (den fränkischen Reichsannalen Annales regni Francorum, den Annales Fuldenses und Annales Sithienses) in Anspruch genommen und das vor allem durch Stilvergleich zu erweisen versucht; aber das sind Hypothesen, denen die Forschung ablehnend gegenübersteht, und die daher zu einer Umschreibung der historiographischen Bedeutung Einhards nicht verwendet werden können (vgl. darüber den Artikel: Geschichtsschreibung der Karolingerzeit).

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Einhard
  2. Monumenta Germaniae historica. Poet. lat. II, 125 ff