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Information Dieser Artikelt behandelt die Eisenkappe bzw. Eisenhut als Helm / Rüstungsteil. Für die gleichnamige Pflanze siehe: Eisenhut (Pflanze)

Der Eisenhut (îsenhuot) bzw. Eisenkappe war eine schlichte Helmform, die ab dem Hochmittelalter verstärkt auftrat. Er kam mit und neben der Beckenhaube in Gebrauch, war gerundet und spitz, ohne Visier, aber mit breitem Rand.

Beschreibung[]

Der "Eisenhut" schützte nur Kopf und Stirn, während die "Eisenkappe" (franz. pot en tête, engl. scull cap) auch mit Wangenkappen oder doch öfter mit Ohrsternen, Gehörrosen versehen war. Beide gehen bis ins 12. oder 13. Jh. zurück und sind auch noch im 17. anzutreffen.

Eisenhut[]

Der Eisenhut (franz. chapel, capel de fer, hanapier und chapeau d'armes, engl. iron hat, span. cervellera, capellina) hatte weder Visier noch Nackenschutz, war jedoch mit breiten Rändern versehen. Oft war er kegelförmig, um die Wucht der Streiche zu mildern, die auf dem näher anliegenden topfartigen Vorgänger immer noch empfindliche Erschütterungen des Gehirns hervorrufen konnten. Nicht selten war die Spitze des Kegels leicht nach vorn geneigt und es trat neben dem Nasenband auch der Nackenschirm als weiterer Bestandteil des Helmes hinzu.

Chapel de Montauban[]

Die Form der am Ende des 14. Jhs. in Frankreich getragenen chapels de Montauban ist nicht eindeutig geklärt. Dieser Helm war eine Art Eisenhut mit gebogener Krampe und der Name meinte wohl eigentlich nur die mit darin angebrachtem Gesichts- oder Augen-Einschnitte. Noch wahrscheinlicher jedoch bezeichnete „Chapel de Montauban" den Turniertopfschalenhelm (Bild 1, Bild 2).

Der Eisenhut mit Krampen (franz. chapeau d'armes oder capel de fer, auch hanapier, chapel de Montauban, engl. ironhat) reicht bis ins 13. Jh. zurück, wie aus der bömischen Handschrift des Boleslaw in der Bibliothek des Fürsten Zdeněk Vojtěch Popel von Lobkowitz (1568-1628) zu Raudnitz (Roudnice nad Labem, Tschechien) hervorgeht, hatte genau wie die Burgunderkappe weder Helmsturz noch Kamm.

Entwicklung[]

Die ersten Spuren der Eisenhüte und Eisenkappen finden sich in den Handschriften des 10. und 11. Jhds. [1]

11. Jahrhundert[]

Der berühmte Teppich von Bayeux aus dem 11. Jahrhundert stellt die meisten Krieger im konischen Helm mit Nasenblatt, aber ohne Nackenschirm dar und zeigt deutlich, dass diese unbequeme Kopfbedeckung erst im Augenblick des Kampfbeginnens aufgesetzt wurde.

Die Nasenplatte des Glockenhelmes erweitert sich in der Folgezeit in den Werkstätten der rheinischen Waffenschmiede zu vollständigen Gesichtsschirmen, die nur für die Atmungs- u. Gesichtsorgane die nötigen ventaille (vintalha, venteilen) offen liessen, während andere das Kettengeflecht unter dem Kinn derart verlängerten, dass es über die Stirn am Helm festgeknöpft werden konnte. Eine solche Vorrichtung hiess barbier, barbel.

Noch andere verlängerten den Stirnteil der Kapuze, sodass dieser beliebig hinaufgeschlagen und herabgelassen werden konnte. So entstand das härsenier (Bundhaube). Unmittelbar auf dem Kopf lag die lederne, aussenberingte Hirnhaube (gupfe, hûbe, hüetelîn, patwal) als schützende Unterlage, sodass der Kopf dreifach geschützt war, durch diese, durch die Kapuze des hauberts und schließlich durch den Helm.

12. Jahrhundert[]

Eisenhut 12.Jh, Kriegswaffen@demmin p520, Fig.75

Eisenhaube (12. Jh.)

Die Kopfbedeckung des Ritters war im 12. Jh. von jener des Hörigen und gemeinen Söldners wesentlich verschieden. Die schlichte flachrunde Eisenhaube bildete ab dem 12. Jh. die Kopfbedeckung der Fußknechte, Bogen- oder Armbrustschütze. Diese Haube besaß bis auf wenige Abweichungen die Form eines tiefen Beckens mit verschieden breitem Rand (Bild).

14. Jahrhundert[]

Vom 14. Jh. an, als das Fußvolk allmählich wieder zur Bedeutung gelangte und die adligen Herren Söldner anzuwerben begannen, trugen selbst die Könige zuweilen die Eisenhaube, wenn auch zumeist mit dem Bart (bavière) zur Deckung der unteren Gesichtshälfte (Bild).

15. Jahrhundert[]

In der ersten Hälfte des 15. Jhs. entstand aus dem Eisenhut der sog. Schaller als eigenständiger Helmtypus.

16. Jahrhundert[]

Um die Mitte des 16. Jhs. verschwand die Eisenkappe. Im letzten Stadium ihres Bestehens von 1520 an kam sie allerdings noch in den Landsknechtheeren ihrer Bequemlichkeit wegen ungemein zur Beliebtheit, und wurde als niedere, leichte Haube mit einem Sonnenschirm getragen (Bild).

Schwarz angestrichene Eisenhüte, Hundekappen genannt, hatten besonders bei den sogenannten Deutschen Reitern in der Zeit des Schmalkaldischen Krieges (1546-47) und darauf den Visierhelm ersetzt. Besonders im 16. und 17. Jh. diente die eigentliche Eisenkappe in Form der Hirnhaube, die sehr schwer und dick war, bei Belagerungen (Bild). Der Name Eisenkappe wird indess auch den leichteren Eisenhüten gegeben, womit unter anderen die Fußsoldaten Oliver Cromwells (1599–1658) bewaffnet waren.

17. Jahrhundert[]

Im 17. Jh., als die Brustharnische bei vielen Truppen in Abnahme kamen, suchte man mit dem Helm zugleich auch den Hals vor dem Hieb zu decken, wozu man, von den Unterrändern ausgehend, Spangen anwendete, die bis an die Schultern herabreichten. Es finden sich sowohl Sturmhauben als Eisenhüte mit solchen Vorrichtungen, die ihrem Zwecke allerdings wenig entsprachen und darum auch bald wieder verschwanden (Bild).

Der Schutz des Kopfes mittels eines eisernen Helmes erschien als allgemeine Notwendigkeit, dem Schützen aber, der sein Feuerrohr an der Wange anlegen musste, wurde der Morion, noch mehr aber die Sturmhaube, unbequem. Das war die Ursache, dass diese um 1550 eine eigene leichte Art Helme erhielten, die man auch "Schützenhauben" oder "Häubel" nannte (Bild).

Im 17. Jh. gab es auch Eisenhüte, die der kleinen Kesselhaube ähnelte, wo der Sturz (Visier) gewöhnlich in einer beweglichen Nasenberge bestand. Der Eisenhut mit einem Gewicht von 20 Pfund, der von Kurfürst August dem Starken (1670-1733) im Kriege getragen und in der Dresdner Rüstkammer aufbewahrt wird [2], gehört zu dieser Gattung, während der 25 Pfund schwere Eisenhut [3], den er in der Schlacht bei Fehrbellin im Jahre 1675 trug, wie ein Schäferhut, eine runde Glocke mit breitem Rand hat.

Die Kopfbedeckung der von Ludwig XIV. (1643-1715) gehaltenen Hausmannschaft zu Fuß war ein Eisenhut mit flacher kantiger Glocke und beweglichem Nasenschutz (Bild). Eiserne Kappengestelle dienten im 17. und 18. Jh. als Futterboden der Hüte; ein Exemplar aus dem ehemaligen Hohenzollernmuseum im Schloss Monbijou zu Berlin besaß sogar ein dreieckiges Gestell für Dreimaster (Bild).

Galerie[]

Eisenkappen ohne Krempe[]

Eisenkappen mit Krempe[]

Sonderformen[]

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Demmin, Kriegswaffen. aaO. S. 72.
  2. Rüstkammer (Dresden) (Staatlichen Kunstsammlungen Dresden). Inv. Nr. 101
  3. Rüstkammer (Dresden) (Staatlichen Kunstsammlungen Dresden). Inv. Nr. 100
  4. Stuttgarter Psalter (Cod. Bibl. Fol.23, Seite 045, Blatt 21r). Nach Trachten des christlichen Mittelalters : nach gleichzeitigen Kunstdenkmalen; Band 1 (Digitalisat der BSB). Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck, Jacopo Morelli. Frankfurt a. M. : Keller, 1854. S. 95, Taf. 24b
  5. Demmin, Kriegswaffen. aaO. S. 529, Fig. 113: Dieser Hut soll bei der Erstürmung fester Schlösser und Städte benutzt worden sein, weshalb er mit breiten Rändern versehen war, die Kopf und Schultern vor den siedenden Flüssigkeiten schützten. A. Demmin ist jedoch der Meinung, dass dieser Helm, dessen Eisenspitzen zwecklos sind, nur bei öffentlichen Festlichkeiten, beim Einzug von Fürsten und dergl. getragen wurde.
  6. Inventory and survey of the armouries of the Tower of London (Internet Archive). Charles John Ffoulkes. London, H.M. Stationery Off, 1916. S. 186. Fig. IV, 211.
  7. Demmin, Kriegswaffen. aaO. S. 528, Fig. 111: Eiserne Gestelle für Soldatenhüte wurden allgemein mit casquet bezeichnet