Mittelalter Wiki
Advertisement
Mittelalter Wiki

Der Elch, das Elen oder auch das Elentier (Cervus alces L.) war im Mittelalter in Deutschland noch weit verbreitet. Darauf weisen außer literarischen Zeugnissen auch Ortsnamen wie Elichpach, Elhpachesoua, Elchenbach und Elehenwang hin.

Beschreibung[]

Reste von Elchen wurden in den Schweizer Pfahlbauten reichlich gefunden. Caesar, der das Tier in den Wäldern Germaniens kennen lernte, gibt eine ausführliche Beschreibung von ihm (BG. 6, 27). [1]

In Hedas Histor. zu den Jahren 943 und 1006 wird sein Vorkommen in den holländischen Provinzen Utrecht und Drenthe bezeugt („bestias insuper, quae Teutonica lingua elo aut schelo appellantur"; „insuper et bestias, quae Teutonice elo et schelo appellantur"; s.a. Schelch). An beiden Stellen spielt der Elch als Jagdtier eine Rolle; als solches wird er auch im Nibelungenlied 880, I erwähnt. Erst in der Neuzeit wurde er seltener, um im 18. Jhd. als Wild in Deutschland ganz auszusterben.

In England scheint der Elch schon im Mittelalter ausgestorben zu sein, da es keinen mittelenglischen Namen des Tiers gibt. Der neuenglische elk ist zuerst 1486 belegt (New English Dictionary) [2] und eine Entlehnung aus norw. elg. In Skandinavien, sowie in den russischen Ostseeprovinzen hat sich der Elch bis heute erhalten.

Etymologie[]

Der altgermanische Name des Elchs tritt in mehrfacher Gestalt auf.

  • a) Die westgermanischen Sprachen haben eine Form mit Wurzelvokal e, die teils als a-, teils als an-Stamm erscheint; einerseits ags. eolh, elh m.; ahd. elah, mhd. nhd. elch m.; anderseits ags. elha, eola (aus *eolha) swm.; and. elaho, elo (aus *elho) swm. [3]; ahd. elaho, mhd. elhe swm. Eolh, elh ist die gewöhnliche angelsächsische, elaho die vorherrschende althochdeutsche, elc die normale altniederdeutsche Form.
  • b) Zu diesen westgermanischen Namensformen, die auf *elhaz bzw. *elhan- zurückgehen, steht der nordgermanische Name *algiz im Verhältnis des Ablauts und grammatischen Wechsels: anord. elgr m., norw. schw. elg.
  • c) Den gleichen Vokal wie die nordgermanische Form zeigen die germanischen Lehnwörter achlis (für *alchis) bei Plinius (NH 8, 39), und alces plur. bei Caesar (BG. 6, 27), die auf urgerman. *alhiz zurückführen. [4]

Mit urgerm. *alhiz, *alʒiz aus idg. *olkis urverwandt ist russ. losí 'Elch' (aus *olsi).

Das Elentier[]

Daneben steht eine häufigere n-Ableitung elen-, eln-, oln- mit der Bedeutung 'Hirsch', die in den meisten indogermanischen Sprachen wiederkehrt: lit. élnis neben alnis 'Hirsch', lett. alnis 'Elentier', apreuß. alne 'Tier' (d.h. 'Hirschkuh'), etc.

Der neuhochdeutsche Name elen, elentier wird seit Jakob Grimm gewöhnlich als Lehnwort aus lit. elnis - 'Hirsch' aufgefaßt. „Es ist übel", sagte Grimm (Deutsches Wörterbuch. unter 'Elen'), „dass dieser allem Anschein nach Slawen abgesehene Name unseren heimischen ... verdrängt hat." [5]

Aber das lit. élnis ist der 'Hirsch', das Elentier heißt lit. brédis (lett. breedis und alnis). Vielmehr scheint das nhd. elen wie auch nndl. eland eine Fortsetzung des and. elo swm. - 'Elch' zu sein. Das Wort ist im Hochdeutschen bereits bei Luther (als elend), auf niederdeutschem Sprachgebiet sogar schon seit dem 14. Jhd. belegt: mnd. élen-hút, élendeshút 'Elenshaut' im 14. und 15. Jh., élensklaue - 'Elensklaue' (als Amulett gegen Epilepsie getragen) in niederdeutschen Texten des 16. Jhds. [6]; mndl. élen und élant, élont, ferner élen-hút (dat. plur. hélenhúden, helnehúden), élonts-hút, eelantsche huyt und élen-vel (a. 1441) - 'Elenshaut, -fell', nndl. eland.

Der Name findet sich somit auf niederdeutschem und niederländischem Gebiet in zahlreichen Belegen schon zu einer Zeit, wo der Elch in den Wäldern Mitteleuropas noch wohlbekannt und sein alter Name sicher noch erhalten war. Auch der Umstand, dass schon im 15. Jhd. überall Nebenformen mit einem Dental hinter dem -n erscheinen, der sich vermutlich aus dem Kompositum *elen-dér losgelöst hat oder auf Anlehnung an Wisend u.a. beruht, weist auf eine längere germanische Überlieferung hin. Außer in die hochdeutsche Schriftsprache drang das niederdeutsche Wort auch ins Altdänische als elend(s)dyr, ndän. elsdyr, und ins Französische als élan m. (zuerst im 16. Jhd. belegt), das aus dem Niederländischen herübergenommen ist.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. De Bello Gallico (Wikibooks): Liber I - Kapitel V. Gaius Iulius Caesar. Paralleltext Lateinisch–Deutsch
  2. New English Dictionary on historical principles. Ed. by Murray, Bradley, and Craigie. Oxford 1888 ff.
  3. Vorstudien zu einem altniederdeutschen Wörterbuche (Google Books). Johan H. Gallee. E. J. Brill (1903). Reprint HardPress, 2013. ASIN: B009MPMTZ8. S. 53
  4. R. Much in Zeitschrift für deutsches Altertum. Berlin 1841 ff. Band 39 (1895); S. 26. Digitalisat Internet Archive
  5. Jacob Grimm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig, 1854 ff.
  6. Mittelniederdeutsches Wörterbuch. 6 Bände. Schiller-Lübben. Bremen 1875 — 81.
Advertisement