Für weitere Personen mit dem Namen "Ernst" siehe Begriffsklärungsseite. |
Graf Ernst IV. [1] (* vor 1212; † um 1277 [2]) stammte aus dem thüringischen Adelsgeschlecht der Grafen von Gleichen und Tonna. [3] Berühmt wurde er durch die Sage von seinen zwei Ehefrauen.
Beschreibung[]
Für und gegen die bekannte Sage des Grafen Ernst von Gleichen wurde Vieles gesagt und geschrieben; sie lautet dem Wesen nach auf folgende Art:
Graf Ernst von Gleichen wurde von seinem Herren, dem Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen, samt anderen Rittern und Adligen zum Fünften Kreuzzug von 1227 gegen die Ungläubigen aufgerufen. Er geriet verwundet in Gefangenschaft und Sklaverei; doch Melechsala, die schöne Tochter seines Herren und Sultans, pflegte ihn. Obgleich er ihr mitteilte, dass er schon vermählt sei, entfloh sie mit ihm nach Venedig.
In Rom erhielt der Graf vom Papst die Dispensation, wurde mit der Orientalin getraut. Seine erste Gemahlin gab aus Dankbarkeit ihre Einwilligung dazu und erhielt noch drei Kinder, während Melechsala kinderlos blieb und zuerst aus dem seltenen Bunde starb. Als der letzte ging der Graf mit Tod ab.
Wahrheitsgehalt[]
Mit mehr oder weniger Ausschmückung wurde diese Sage in der früheren oder späteren Zeit durch Geschichtsbücher, Gedichte etc. verbreitet. Die Geschichtsforscher der neueren Zeit jedoch verneinen diese Begebenheit vollständig.
Dass diese Geschichte des Grafen von Gleichen allerdings schon zu seiner Lebzeit oder doch bald nach seinem Tode verbreitet war, geht daraus hervor, dass sie in vielen Kunstwerken aus derselben Periode dargestellt ist, so z.B. befindet sich im Herzoglichen Museum Gotha ein Kästchen jener Zeit, welches wohl als Hochzeitsgeschenk diente, in dessen halb erhabenen Elfenbein-Schnitzwerken jene Begebenheit des Grafen ausführlich erscheint.
Ähnliche Geschichten werden auch von anderen Rittern erzählt, wozu meistens nur ihre Grabsteine Veranlassung geben, auf denen sie ebenfalls mit zwei Frauen abgebildet sind, Bei jenen hat sich aber fast immer herausgestellt, dass sie wohl zwei Frauen allein, eine nach der andern hatten, was aber bei Graf Ernst Gleichen noch nicht nachgewiesen werden konnte.
Grabplatte im Erfurter Dom[]
Eine Grabplatte mit dem Relief des Grafen von Gleichen mit seinen zwei Frauen befindet sich im Erfurter Dom, allerdings ist diese nicht Ernst, sondern wahrscheinlich Lambert II. von Gleichen gewidmet [4]. Eine andere Theorie schreibt sie einem Grafen von Gleichen als Stifter des Petersklosters in Erfurt zu, der dort mit seiner Gemahlin (links) und seiner Mutter (rechts) abgebildet ist. [5]
Einige Forscher wollten dieses Denkmal auch einem Grafen Siegmund von Gleichen zuschreiben, der auch zwei Frauen hatte, aber nacheinander hatte und 1494 starb. Diese Zuschreibung stimmt allerdings weder mit den Kenntnissen aus der Kunstgeschichte, noch der Kleidung dieser Zeit überein. Nach Behandlung des Ganzen, wie der Einzelheiten, wurde dieser Grabstein gleich, oder bald nach dem Tode des Grafen Ernst, in der 2. Hälfte des 13. Jhs. gefertigt. Auffallend an der Grabplatte ist, dass die Schrift, welche sich auf dem Rand befand, sichtlich mit Sorgfalt in späterer Zeit ringsum herausgemeißelt wurde.
Das Denkmal selbst besteht aus Sandstein, 2,58 m hoch und 1,77 m breit. Die ursprünglichen Farben daran, welche später übermalt wurden, sind noch ziemlich zu erkennen. Auf dem Grabstein steht der Graf in der Haustracht, welche noch an den römischen Schnitt erinnert, der sich teilweise bis Ende des 13. Jhs. in Deutschland erhielt. Als Ritter wird er nur durch Schwert und Schild bezeichnet. Beide Frauen tragen den umhüllenden Kopfputz (Gebende), welcher zu jener Zeit die Frauen von den Jungfrauen unterschied; er ist oben offen und besteht nur aus einem breiten Reif, welcher mit einem Tuch um das Kinn befestigt ist. Die drei Figuren tragen Agraffen auf der Brust, wie man sie häufig schon in den Gräbern der frühesten christlichen Zeit findet. Es ist allerdings kein Grund vorhanden, eine dieser Frauen ihrer Tracht nach für eine Orientalin zu halten.
Ursprünglich befand sich diese Grabplatte in der Peterskirche auf dem Petersberg zu Erfurt, welche im Anfang des 19. Jhs. als hinderlich für den Festungsbau erklärt und vernichtet wurde. Eine Anzahl anderer interessanter Grabsteine aus derselben Kirche wurde zum Pflastern der Straßen verwendet.
Quellen[]
- Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Internet Archive). Band 1-10 : nach gleichzeitigen Originalen. Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck. Frankfurt am Main : H. Keller, 1879. Bd. II, S. 27, Tafel 129
Einzelnachweise[]
- ↑ Erfurt-Lese: Graf von Gleichen mit den zwei Frauen (Version vom 07.03.2019)
- ↑ Anmerkung: Andere Quellen nennen 1264 (Hefner-Alteneck) oder 1287 (Wikipedia: Gleichen (Adelsgeschlecht)) als Todesjahr
- ↑ Wikipedia: Stammliste von Gleichen
- ↑ Wikipedia: Burg Gleichen - Die Sage vom zweibeweibten Grafen von Gleichen
- ↑ Mariendom Erfurt: Kunst - Wissen - Infos