Mittelalter Wiki
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Das Evangeliar Ottos III. (BSB Clm 4453) bzw. Evangeliar Heinrich II. [1] ist eine Handschrift der Ottonischen Buchmalerei. Sie entstand vermutlich um das Jahr 1000 im Auftrag Ottos III. oder dessen Nachfolger Heinrichs II. im Kloster Reichenau. [2] [3]

Herkunft[]

Das Evangeliar war ein Geschenk Kaiser Heinrich II. (HRR) († 1024) an den Dom zu Bamberg, wo es Teil des Domschatzes war. 1803 ging es in den Besitz der Hof- und Staatsbibliothek zu München über und ist heute unter der Nummer BSB Clm 4453 verzeichnet.

Die Art der Zeichnungen mit ihrem breitem Farbenauftrag verrät einen Maler jener älteren römischen Malschule, welche sich unter Karl dem Großen im Frankenreiche ausgebreitet (Karolingische Malerei), während die spätere Buchmalerschule zu Zeiten Kaiser Heinrichs II. durch den Einfluss der byzantinischen Kunst in Deutschland eine von der römisch-antiken Weise abweichende Richtung nahm.

Vorderdeckel[]

Der Prachteinband des Evangeliar Ottos III. ist ein wichtiges Zeugnis ottonischer Goldschmiedekunst und zeigt Verwandtschaft zur Schule des Klosters Sankt Emmeram in Regensburg. Allerdings bliebt die Herkunft fraglich. [4]

Kaiserbild (Fol. 24r)[]

Die Darstellung des berühmten Kaiserbildes auf Fol. 24r des Evangeliars ist umstritten. Forscher, die die Handschrift Otto III. (HRR) (980-1002), zurechnen sehen darin ihn, andere plädieren für Heinrich II. (HRR) (973-1024). Der Maler dieser Abbildung bediente sich als Vorlage eines allgemeinen Kaiserbildes aus der Karolingerzeit, worauf die Kleidung und die gesamte Erscheinung im Stil jener früheren Periode der Buchmalerei hinweisen (s. Karolingische Malerei).

Merkwürdig ist die Form des goldenen Reichsapfels mit weißem Kreuz, wie sie schon ganz ähnlich bei einem Bildnis Pipins des Jüngeren († 768) vorkommt, und die des goldenen Szepters, eines langen Stabes mit darauf sitzenden Vogel (wohl Taube), wie sie ähnlich schon im 7. Jh. bei dem Szepter des Merowingerkönigs Dagobert I. und noch im 14. Jh. bei dem Szepter Königs Eduard II. von England gebräuchlich war. [5]

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Hinweis: Nicht zu verwechseln mit dem Evangeliar Heinrich II. unter Nummer BSB Clm 4454
  2. Vgl. ausführlich Fridolin Dreßler: Zur Geschichte der Handschrift. In: Florentine Mütherich, Karl Dachs (Hrsg.): Das Evangeliar Ottos III. Clm 4453 der Bayerischen Staatsbibliothek München. S. 11–17.
  3. Wikipedia: Evangeliar Ottos III. (München) (Version vom 24.03.2017)
  4. Hoops. RdgA. aaO. Bd. II, S. 299 f. (Goldschmiedekunst, § 62.)
  5. Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Internet Archive). Band 1-10 : nach gleichzeitigen Originalen. Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck. Frankfurt am Main : H. Keller, 1879. S. 12, Taf. 018.