Als Falkenbeize bezeichnet man die Beizjagd mit abgerichteten Falken als Beizvögel. In Deutschland hatte die Falkenbeize schon im 6. Jahrhundert bei einigen germanischen Stämmen einen hohen Grad der Vollkommenheit erlangt. Diese Entwicklung erreichte im 12. und 13. Jahrhundert ihren Höhepunkt.
Geschichte[]
Nachdem das Rittertum in Mitteleuropa die Falkenbeize während des Hochmittelalters zur Modesache gemacht hatte, erfolgten größere Einschränkungen auf dem Gebiet der Jagdrechte. Von 1100 ab kann man einen ständigen Wettstreit zwischen der geistlichen und weltlichen Macht wahrnehmen, sich den reichlichen Erwerb von Falken zu sichern, besonders indem man sich das Vorkaufsrecht und den freien Fang derselben, wo es auch immer war, vorbehielt.
Das hatte seinen Grund jedoch nicht so sehr im persönlichen Bedürfnis der betreffenden Adligen, ihre Jagdlust zu befriedigen, sondern die Falken wurden als Ehrengaben benutzt, um die wichtige Gunst anderer Adliger und Herrscher zu erlangen. Eine große Nachfrage herrschte nach nordischen Falken, besonders den isländischen Jagdfalken (geirfalkar).
Kelten[]
Die Kunst der Beizjagd und somit auch der Falkenbeize, wurde während der Völkerwanderung von den Germanen an die Kelten vermittelt, wo sie sich rasch einbürgerte. Die Übertragung nach Gallien vollzog sich im grenznachbarlichen Verkehr und wurde begünstigt durch die kleineren Invasionen der Franken und Alemannen, die der Okkupation durch germanische Stämme vorausgingen. Nach Italien brachten sie wohl die zahlreichen, im römischen Heeresdienst stehenden Germanen. Da man für den Verbreitungsprozeß einen nicht zu geringen Zeitraum in Abzug bringen darf, muß der Ursprung der Falkenjagd bei den Germanen im 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr. liegen.
Im 5. Jahrhundert erwähnt Sidonius Apollinaris, Bischof von Clermont, (ab 470) in seinen Briefen die Falkenbeize als Sport vornehmer Gallo-Romanen. Sein Schwager Ecdicius, der Sohn des römischen Kaisers Avitus aus dem keltischen Stamm der Arverner führte die Falkenbeize später dann in Rom ein. Für die Walliser, also Kelten, die germanischen Einflüssen auf dem Kontinent weniger stark ausgesetzt waren, ist die Pflege der Falkenbeize erst seit dem 10. Jahrhundert bezeugt.
Angelsachsen[]
Wie auf dem Kontinent erfreute sich die Falkenbeize auch in Altengland großer Beliebtheit bei den Königen (zB. Æðelbald von Mercien, Æðelberht II. von Kent, Eadmund von Ostanglien, Alfred dem Großen und Æðelstan), dem Adel und auch der Geistlichkeit, der sie natürlich wie die Jagd überhaupt untersagt war. Eadward der Bekenner führte den Falken im Siegel. In der Halle seines Herren weilend, erhöhte ein gōd hafoc die äußere Pracht der Feste, (Beowulf. Vers 2263).

Um die Mitte des 8. Jhds. war die Falknerei im germanischen Gebiet offenbar höher entwickelt als in England: So sandte Bonifacius dem Æðelbald von Mercien unter anderen Geschenken einen Habicht und zwei Falken und wurde einige Jahre später von Aedelbald II. von Kent gebeten um duos falcones, quorum ars et artis audatiasit.
Der Grund war sicherlich die Seltenheit von Raubvögeln, tüchtig zur Jagd auf größeres Federwild: Æðelberht bezeugte in seinem Brief diese Tatsache ausdrücklich für Kent; König Æðelstan bedang sich gewiß deswegen von den Beherrschern des gebirgigen Nordwales einen jährlichen Tribut von Jagdvögeln aus. Heutzutage ist der Hühnerhabicht in England jedoch fast verschwunden.
Nordeuropa[]
Auch in Nordeuropa ist die Falkenjagd sehr alt. In Kriegergräbern Skandinaviens fand man bereits ca. 500 n. Chr. die Skelette von Jagdfalken. Die Skalden der Wikingerzeit umschreiben die Arme als Sitz des Falkens, und ihre Geschichtschreiber stellen gern die Häuptlinge dar, wie sie die Falkenjagd ausüben (so z.B. Olaf Schoßkönig oder Waldemar der Große). Auch Frauen werden als Besitzerinnen von Jagdfalken erwähnt (z.B. Astrid, die Tochter des Tryggvi).
Auf Island wurde auf dem Allthing im Jahre 1024 der Vorschlag gemacht, Olaf dem Heiligen als Ehrengaben zu senden: Falken, Pferde, Zelte oder Segel, anstatt ihm die Insel Grimsey abzutreten. Selbst betrieben die Isländer diese Jagdart nicht, aber sie fingen gern Falken für ihre Freunde im Ausland ein. Jagdgewohnte Falken galten als große Kostbarkeiten und es wurde als prahlerischer Hochmut angesehen, wenn ein Mann von niedrigerem Stand seine Schulter mit einem dieser kostbaren Vögel schmückte.
Nach dänischen und schwedischen Provinzialgesetzen war das Recht zur Jagd mit Falken und Habichten allerdings nicht eingeschränkt, da sie als Raubtiere angesehen wurden. Jeder konnte also der Falkenbeize nachgehen. In der norwegischen und isländischen Gesetzgebung dagegen zählte ihr Fang zur Nutzjagd und kam allein dem Grundbesitzer auf seinen Grundstücken zu, während er auf der Allmende frei war. [1]
Quellen[]
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 5 f.
- Schrader, Otto. Reallexikon der indogermanischen Altertumskunde (Internet Archive). K. J. Trübner Verlag. Straßburg, 1901. S. 210 ff.
- Wikipedia: Beizjagd
Einzelnachweise[]
- ↑ Hoops, J. aaO. Bd. II, S. 609 ff. §. 9, 10.