Ein Fernhandel mit fremden Kaufleuten ist schon für die Jungsteinzeit anzunehmen. Meist waren es Händler, die als erste Kenntnisse oder Verbindungen zu nicht unmittelbar benachbarten Völkern und fernen Ländern herstellten. So ging Warenaustausch auch immer mit Kulturaustausch Hand in Hand.
Beschreibung[]
In der historischen Zeit sprechen die antiken Schriftsteller (Cäsar, Livius, Strabo u. a.) wiederholt den Fernhandel an. Seit dem Bekanntwerden der für Waffen und Werkzeuge geeigneten Metalle in Mittel- und Norddeutschland zogen fremdländische und fremdsprachige Handwerker, die mit der Bearbeitung der Metalle vertraut waren als Erzhändler und -arbeiter zugleich umher.
Die Routen des Fernhandels vollzogen sich zunächst von den Mittelmeerländern, dann seit der Ausbeutung europäischer Erzlager aus den westlich, südlich und südöstlich gelegenen Berglandschaften gen Norden. Andererseits führt schon nach dem Ende der neolithischen Zeit (5500-2200 v. Chr.) ein Kulturstrom die Donaumündungsländer aufwärts in das Herz Mitteleuropas und in die Gebiete an der Südostküste der Ostsee.
Bronzezeit[]
Seit der frühesten Metallzeit hat die Rhönemündung und seit ihrer Gründung (um 600 v. Chr.) die Stadt Massalia (heute Marseille) große Bedeutung für den mitteleuropäischen Handelsverkehr, besonders in der Periode keltischer Vorherrschaft. Das wiederum lässt auf eine gewisse Richtung der Herkunft der Händer im Fernhandel schließen.
Nach allem, was aus dem Altertum und der historischen Zeit über die weiten Reisen von Kaufleuten in Mittel- und Nordeuropa bekannt ist, ist anzunehmen, dass spätestens während der Bronzezeit und der älteren Eisenzeit fremdländische Händler auch aus entlegenen Ländern sich in das Gebiet des heutigen Deutschlands hineinwagten.
Eisenzeit[]
Die Entdeckungsreise des Pytheas von Massalia (um 380-310 v. Chr.) bezweckte wahrscheinlich auch die Erforschung des Seeweges zum nördlichen (bzw. westlichen) Bernsteingebiet im Interesse des massaliotischen Handels. So waren die Fortschritte der Kenntnisse bei den griechischen Schriftstellern über die Nord- und Ostseegebiete meist auf Berichte von Kaufleuten zurückzuführen.
Am häufigsten verkehrt keltische Händler bei den im heutigen Deutschland ansässigen Kelten und Germanen. Doch erst die römische Literatur gestattet genaueren Einblick in den Ferndhandel. Seit der Gründung Aquileia (183 v. Chr.) im Osten und der Provinz Gallia Narbonensis (121 v. Chr.) im Westen drangen auch römische Kaufleute rasch nach Norden vor. Nachdem der römische Handel bereits vor Cäsar in ganz Gallien festen Fuß gefasst hatte, berichtet er jedoch als erstes von Händlern bei den Germanen am Rhein und im Inneren Germaniens.
Die Art und Weise der nicht seltenen Erwähnungen der Kaufleute und ihrer Tätigkeit bei Cäsar berechtigt in Verbindung mit den handelspolitischen Zielen der Römer zur Annahme, dass die von ihm genannten, nach Germanien verkehrenden Kaufleute sowohl gallischer, besonders südgallischer, wie italischer Herkunft waren.
Frühmittelalter[]
Nach ihrer Bedeutung für die Gesamtwirtschaft und die Politik des Heiligen Römischen Reiches müssen schon in Karolingerzeit Fern- und Nahhandel verschieden gewürdigt werden.
Der Fernhandel erscheint bereits im Frühmittelalter in die äußere Politik verflochten. Er war z. T. Markthandel und dadurch an Ort und Zeit gebunden, außerdem aber auch Gelegenheitshandel und als solcher wieder z. T. Hausierhandel. Im Allgemeinen charakterisierte es die Tätigkeit der Kaufleute, daß sie umherziehen und von Ort zu Ort reisend ihren Beruf ausüben.
Allerdings läßt sich für die karolingische Zeit schwer sagen, ob es bereits Handelsmittelpunkte gab, die nicht nur wegen ihres Marktes und für die Marktzeit, sondern wegen ihrer dauernd angehäuften Warenvorräte den Händlern dienten. Eine nächste Frage ist dabei, ob Kunden oder überhaupt Kaufbedürftige ihre Waren an solchen Zentren auch bezogen, weil sie sie dort häufig oder stets, mit Wahrscheinlichkeit oder Sicherheit zu finden hoffen konnten. Man könnte hier an Mainz denken, das in sächsischer Zeit bereits ein solcher Verkehrsmittelpunkt war.
Hochmittelalter[]
Zur Zeit der Entstehung des Heiligen Römischen Reiches im 10. Jh. war der Handelsverkehr auf den Märkten und in den Marktorten nicht überall lokal oder landschaftlich beschränkt, sondern oft auch ein Fernverkehr innerhalb des Reiches. Die Magdeburger Kaufleute erhielten 975 Zollfreiheit im ganzen Reich außer an den Zollstätten in Mainz, Köln, Tiel und Bardowiek, und auch hier in den Grenzen quam moris illorum erat persolvere.
Die Marktprivilegien Ottos I. und Ottos II. für Gandersheim, deren Inhalt vermutlich in karolingische Zeit zurückreicht, sprechen von Kaufleuten, die vom Rhein her zur Elbe und Saale reisten und in Gandersheim Zoll entrichteten. Das Dortmunder Kaufmannsrecht erscheint als Vorbild für Gandersheim und zugleich mit dem Kaufmannsrecht von Mainz und Köln als Vorbild für Heimarshausen (bei der Mündung der Diemel in die Weser). Wahrscheinlich bildete Gandersheim eine Station an einem von Kaufleuten häufig besuchten Heer- und Reisewege vom Rhein über Dortmund nach Magdeburg oder zur Saale.
Auf diese Route traf vermutlich bei dem dicht bei Heimarshausen gelegenen Herstelle oder etwas abwärts bei dem Weserübergang Höxter der Verkehr, der von Mainz über Fulda und das Diemeltal abwärts zur Weser ging. Das Zollprivileg der Magdeburger zeigt, daß dieser Rhein-Elbeverkehr ein wechselseitiger war. Wahrscheinlich reichte diese Verkehrsverbindung schon in karolingische Zeit zurück. Sie wäre demnach älter als die Entdeckung der Silberadern im Harz (Rammeisberg bei Goslar).
Diese fällt in die letzte Zeit der Regierung Ottos I.. Der Bericht von Widukind (und Thietmar) läßt keinen Zweifel, daß das Ereignis großes Aufsehen erregte. Die Entdeckung gab dem Handelsverkehr vom Rhein nach Ostfahlen verstärkten Antrieb. 1038 bzw. 1042 erscheint auch das Recht der Goslarer Kaufleute als Vorbild für andere. An derselben Handelsstraße lag auch Soest, der schon damals als weitbekannter, volkreicher Ort erwähnt wurde.
Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 373 ff. (Art. Handel).