Mittelalter Wiki
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Flandern ist eine Region im nördlichen Belgien. Das Territorum der historischen Grafschaft Flandern befindet sich auf dem Gebiet der heutigen Niederlande, Frankreich und Belgien. Bis 1477 war die Lehnshoheit geteilt: Der größere Teil gehörte zu Frankreich, der kleinere Teil rechts der Schelde zum Heiligen Römischen Reich ("Reichsflandern"). [1]

Beschreibung[]

Die ehemalige Grafschaft Flandern lag in den Niederlanden zwischen Zeeland, Brabant, Hennegau, Pikardie und Artois; später gehörte sie zu Frankreich, dann zu Belgien (das ehemalige österreichische Flandern). Vor der Vereinigung mit Frankreich war Flandern eingeteilt in:

  • Westflandern (mit der Hauptstadt Brügge),
  • Ostflandern (mit der Hauptstadt Gent),
  • Staatsflandern (das kaiserliche Flandern), der südliche Teil der Provinz Zeeland, bestehend aus der Grafschaft Alost und dem sogenannten Land der Quatre mitiers mit den Städten: Sluys, Hulst, Axel (seit 1648 zu Holland gehörig, Holländisch Flandern), Bouchoute und Assenede.
  • Seeflandern, vom Meer bis zur Lys,
  • Wallonisch-Flandern, von der Lys bis zur Scarpe.

Französisch Flandern nennt man die von Ludwig XIV. (1643-1715) dem alten flandrischen Ländercomplex abgerissenen und zu Frankreich geschlagenen Stück (die Gegend um Lille, flämisch Ryssel, sowie die Landschaften Cambrésis und Hainaut). Unter der französischen Herrschaft bildete die Grafschaft Flandern die beiden Departements der Lys und der Schelde; aus ersterem wurde 1814 die jetzige Provinz Westflandern mit der Hauptstadt Brügge, aus letzterem die Provinz Ostflandern ( mit der Hauptstadt Gent.

Die belgische Provinz Ostflandern begreift den östlichen Teil der ehemaligen österreichischen Grafschaft Flandern, grenzt im Norden an die niederländische Provinz Zeeland, im Osten an Antwerpen und Brabant, im Süden an Hennegau und im Westen an Westflandern. Die Hauptstadt ist Gent.

Die belgische Provinz Westflandern, die westlichste des Königreichs, enthält den westlichen Teil der ehemaligen österreichischen Grafschaft Flandern, grenzt im Norden und Nordwesten an die Nordsee, im Osten an die niederländische Provinz Zeeland und an Ostflandern, im Südosten an Hennegau, im Süden, Südwesten und Westen an Frankreich. Die Hauptstadt ist Brügge.

Geschichte[]

Flandern wurde im Altertum von den keltischen Belgen (Moriner, Nervier, Aduaticer) und germanischen Menapiern bewohnt. Als Belgica Secunda (Gallia Belgica, belgisches Gallien) kam es unter Cäsar in die Herrschaft der Römer, später unter die der Franken.

Frühmittelalter[]

Der Name Flandern (mit unbekannter Etymologie) kommt seit dem 7. Jh. vor und befasste damals nur das von erblichen fränkischen Kronvasallen, den sog. Waldgrafen (forestarii), beherrschte Küstenland nördlich und westlich von Brügge (Municipium Flandrense). Die einheimischen Geschichtsschreiber erzählen, dass unter Karl dem Großen (754-814) und schon lange vorher Flandern von eigenen Herren unter dem Titel Forestarii verwaltet worden sei, und sie nennen als solche Liderich, Ingelram und Odacer.

9. Jahrhundert[]

Die zum Frankenreich gehörigen Gebiete, aus denen das spätere Flandern bestand, wurden durch den Vertrag von Verdun (843) so geteilt, dass der größte, überwiegend von Friesen und Saliern germanisierte Teil an Frankreich fiel und nur der rechts von der Schelde gelegene wallonische Teil zum Ostfrankenreich (dem späteren Heiligen Römischen Reich) gehörte.

Einer der Waldgrafen war Balduin I. der Eiserne bzw. Eisenarm (863-879). Dieser französische Ritter entführte Judith, die Tochter Karls des Kahlen (843-877); der König verzieh ihm jedoch und belehnte ihn 863 mit Flandern (dem Gebiet von Brügge), zu dem er noch die Gebiete von Gent, Courtrai, Tournai, Arras etc. und die Grafschaft Artois schlug. So wurde Balduin I. als Schwiegersohn Karls des Kahlen der erste Graf von Flandern und gründete damit das flandrische Grafengeschlecht. Er starb um 879.

Sein Sohn Balduin II. der Kahle (879–918) befestigte Brügge gegen die Einfälle der Normannen und starb um 918.

10. Jahrhundert[]

Dessen Sohn Arnulf I. der Große (918-964) vollendete 932 die Eroberung von Artois und nahm seinen Sohn Balduin III. (954-962) als Mitregenten an. Dieser führte um 950 die ersten Webereien in Flandern ein, durch welche nachmals Flandern so berühmt wurde. Balduin III. starb jedoch 962, noch vor seinem Vater, der nun seinen Enkel Arnulf II. (964–987) als Mitregenten annahm und 964 starb.

Hochmittelalter[]

Das flandrische Grafengeschlecht führte lange auch den Markgrafentitel und seine Macht nahm dank der Schwäche seiner französischen und deutschen Oberlehnsherren, bis Anfang des 12. Jh. unablässig an innerer Stärke wie an äußerem Umfang zu. Nach dem Tode Arnulfs II. im Jahre 987, folgte ihm sein Sohn Balduin IV. der Bärtige (988-1035), der sich 1066 gegen Kaiser Heinrich II. empörte und Valenciennes erobern wollte. Er wurde aber besiegt und musste Valenciennes als Lehn annehmen; er starb 1035.

11. Jahrhundert[]

Balduin V. der Fromme (1036-1067), sein Sohn, bemächtigte sich schon bei Lebzeiten des Vaters eines Teils der Herrschaft, bezwang die Friesen und führte mit Herzog Gottfried III. von Lothringen Krieg gegen Kaiser Heinrich III. (1039-1056). Dennoch belehnte ihn Kaiser Heinrich IV. (1056-1105) im Jahre 1056 mit Reichsflandern (den zeeländischen Inseln, dem 'Land der vier Ambachten' und der Grafschaft Alost, Valenciennes, Gent etc.). Nach dem Tode des Königs Heinrich I. von Frankreich († 1060) wurde Balduin V. Vormund über Philipp I. und starb 1067.

Von seinen zwei Söhnen folgte Balduin VI. der Gute (1067-1070) in Flandern, der andere, Robert der Friese, war seit 1063 längere Zeit auch Regent von Holland und Friesland. Balduin erheiratete 1051 mit Richilde das Hennegau vorübergehend, fiel jedoch 1070 gegen seinen Bruder Robert.

Von seinen Söhnen regierte Arnulf III. der Unglückliche (1070-1071) unter Vormundschaft seiner Mutter Richilde, aber schon 1071 raubte ihn sein Oheim, Robert I. der Friese (1071-1093), Grafschaft und Leben in der Schlacht bei St. Omer (Mont Cassel) und behauptete Flandern gegen die Ansprüche von dessen Bruder Balduin II. von Hennegau (1071-1098). Robert machte sich durch Verlegung des politischen und wirtschaftlichen Schwerpunktes nach Norden um die industrielle und kommerzielle Entwickelung der flandrischen Städte sehr verdient.

Ihm folgte 1093 sein Sohn, Robert II. Hierosolymitanus (1093-1111), welcher den ersten Kreuzzug mitmachte und Douai von Hennegau erwarb. Während des Investiturstreits erhielt er vorübergehend die Schirmvogtei über Cambrai und dessen Gebiet. Er starb 1111.

12. Jahrhundert[]

Sein Sohn, Balduin VII. der Strenge (1111-1119), starb 1119 kinderlos und setzte seinen Vetter und Enkel Roberts I., den Prinzen Karl I. den Guten von Dänemark (1119-1127), zum Erben ein. Dieser wurde 1127 in Brügge meuchlings ermordet.

Nach der Ermordung Karls versuchte König Ludwigs VI. (1108–1137) den vom flandrischen Adel unterstützten Wilhelm von Cliton (1127-1128) auf den Thron und dadurch Flandern wieder unter französischen Einfluss zu bringen. Dieser war der Sohn Roberts von der Normandie und ein Urenkel Balduins V. Die Stände beriefen Wilhelm zwar als Grafen, doch scheiterte seine Regentschaft am Widerstand der flandrischen Bürger und Bauern. So verjagten sie ihn bald wieder, da er sich ihnen verhasst machte.

1129 wählten die Stände dann Dietrich von Elsass (1128-1168) aus dem Haus Châtenois, Enkel Roberts des Friesen, zum Grafen von Flandern, der, wie auch sein Sohn Philipp, die wirtschaftliche Entwicklung der Grafschaft nach Kräften förderte. Dietrich I. führte Krieg mit Hennegau und starb 1168.

Sein Sohn Philipp I. (1168-1191) folgte ihm und erwarb zwar Aelst als Reichslehn wieder, überließ aber 1180 Artois dem König Philipp II. August von Frankreich (1180-1223) als Mitgift für dessen Gemahlin Isabelle von Hennegau. Philipp starb kinderlos 1191 (1192). Ihm folgte seine Schwester Margarethe I. (1191-1194), die Gemahlin des Grafen Balduin von Hennegau; dieser nahm den Namen Balduin VIII. an, starb aber schon 1194. Sein Sohn war Balduin IX. (1194-1205), derselbe, der sich als lateinischer Kaiser 1204 Constantinopels bemächtigte und 1205 in Griechenland starb.

13. Jahrhundert[]

Von seinen zwei Töchtern erbte die ältere, Johanna (1205-1244), Flandern und heiratete Ferdinand von Portugal (1212-1233). Sie bestand, mit England verbündet, harte Kriege wegen ihres väterlichen Erbes und verband sich in der Schlacht von Bouvines 1214 mit Kaiser Otto IV. (1198-1218) gegen Frankreich. Jedoch wurde ihr Gemahl in der Schlacht bei Bovines 1214 gefangen und erst 1226 wieder freigegeben. Währenddem hatte sie gegen einen gewissen Bertrand, der lange als Eremit in den Niederlanden lebte und sich für ihren Vater Balduin ausgab, zu kämpfen und musste vor demselben nach Frankreich fliehen.

Da dieser aber, vom König von Frankreich nach Valenciennes berufen, sich nicht legitimiren konnte, wurde er an Johanna ausgeliefert, die ihn in Lille hängen ließ. 1233 starb Johannas Gemahl, und sie vermählte sich 1237 zum 2. Mal mit dem Grafen Thomas von Savoyen (1239-1244).

Nach Johannes Tode (1241) folgte ihre Schwester, Margarethe II. die Schwarze (1244-1278), in Flandern und Hennegau. Margarethe hatte 1218 mit Bewilligung der Stände Burkard von Avesnes, ihren Vormund, geheiratet und von ihm zwei Söhne, Johann und Balduin, geboren. Doch brachen Erb- und Thronstreitigkeiten aus, die der Vereinigung von Flandern und Hennegau ein Ende machten und das neue flandrische Grafengeschlecht Dampierre zunächst nicht nur zum engen Anschluss an Frankreich, sondern auch zu bedeutenden Zugeständnissen an die flandrischen Städte nötigten.

Als sich zeigte, dass Burkard die geistlichen Weihen gehabt hatte, als er die Ehe mit ihr schloss, und ihre Ehedaher ungültig war, heiratete sie Wilhelm II. von Bourbon-Dampierre und erhielt drei Söhne von ihm, Wilhelm, Guido und Johann, welche sie mehr liebte als die aus erster Ehe und denen sie daher die Erbschaft zuzuwenden strebte. Hierüber entstanden, nachdem Wilhelm von Dampierre, der Vater, 1241 gestorben war, Unruhen und Krieg, bis endlich König Ludwig IX. von Frankreich und der Papst entschieden, dass Hennegau den Söhnen erster Ehe und Flandern denen zweiter bleiben solle.

Spätmittelalter[]

Aber Wilhelm (1246-1251), der Sohn, wurde 1251 auf Anstiften seiner Stiefbrüder im Turnier zu Avesnes getötet und der Krieg brach von Neuem aus. Margarethe II. die Schwarze rief die Franzosen zu Hilfe, die älteren Brüder aber den König Wilhelm von Holland, der die Grafen Guido und Johann gefangen nahm. Erst nach dem Todes des Königs 1256 wurden diese wieder freigegeben und die Unruhen und Fehden dauerten bis zu Margarethens Tode 1279 fort, wo ihr Sohn Johann in Hennegau und Guido I. (1251-1304) in Flandern folgte.

Dieser verband sich 1291 mit dem König Adolf von Nassau (1292–1298) und mit England gegen Philipp IV. den Schönen von Frankreich, bis der Krieg 1295 durch Vermittlung des Papstes Bonifacius VIII. beendet wurde. Philipp IV. von Frankreich fiel indess 1297 wieder in Flandern ein, eroberte den größten Teil des Landes und nahm Guido und dessen Sohn Robert III. gefangen. Guido starb 1305 als Gefangener in Compiegne.

14. Jahrhundert[]

Die Städte Ypern, Gent und Brügge, griffen, mal im Bunde, mal im Kampfe mit dem Grafengeschlecht, entscheidend in das Geschick Flanderns ein. Durch ihren Sieg 1302 in der Schlacht bei Courtrai und den spätern Verzicht (1320) auf Wallonisch-Flandern (Lille, Douai und Béthune) wurde der Plan König Philipps IV. des Schönen, Flandern in Frankreich einzuverleiben, vereitelt.

Robert III. wurde gegen Abtretung von Lille, Orchier und Douay freigelassen, bestrafte nun einzelne Stände, die sich gegen ihn empört hatten, bekriegte den Grafen Wilhelm von Holland, weil er die Lehnspflicht wegen Seeland verweigert hatte, und entzweite sich mit seinem Sohn, dem Grafen Ludwig von Nevers, der nach Frankreich floh und dort 1322 starb.

Bald darauf starb auch Robert III. und sein Enkel Ludwig I. von Nevers (1322-1346) folgte ihm als Graf. Gegen diesen aber empörten sich die Flandern in sozialen Aufständen in Seeflandern (1323–28) und vertrieben ihn. So gelang es Ludwig ihm mit Hilfe des Königs Philipps VI. von Frankreich, der die Flandern 1328 bei Cassel schlug, sich wieder in Besitz des Landes zu setzen.

Nach dem Tode Ludwigs I. im Jahre 1346 folgte sein Sohn Ludwig II. (1346–1384). 1377 empörte sich Gent; Ludwig II. belagerte es vergebens, dann schlug er die Genter mit französischer Hilfe 1382 bei Rosebeke, wo der genter Führer, Philipp von Artevelde, fiel. Die Genter nahmen darauf die ihnen angebotene englische Hilfe in Anspruch, schlugen Ludwig II. bei Dünkirchen, und erst 1384 kam durch Vermittlung Frankreichs ein Friede zu Stande. 1384 starb der Graf an den Folgen einer Dolchwunde, die er vom Herzog von Berry bei Gelegenheit eines Streites erhalten hatte. Ihre inneren Parteikämpfe und gegenseitigen Eifersüchteleien brachten das Unternehmen der beiden Artevelde gegen Ludwig II. und die Vereinigung von Flandern mit Burgund zum Scheitern.

15. Jahrhundert[]

Ludwig II. beerbte seine Tochter Margaretha III. (1384-1405), die sich an Philipp von Burgund vermählte, wodurch Flandern 1385 an Burgund fiel und mit diesem Reich vereinigt blieb. 1477 kam Flandern durch Heirat an das Haus Habsburg und ging nach dem Tode Marias von Burgund 1482 an Österreich.

Renanaissance[]

Nach Karl V. (1519-1556) ging Flandern an Spanien, dem die Holländer das sog. holländische Flandern (Hulst, Sluys etc.), die Franzosen das ganze Artois und Cambrai wegnahmen. 1648 wurde Flandern den Niederlanden einverleibt. Ab 1668 besaß Frankreich Flandern vorübergehend erst ganz, dann zum Teil.

Folgezeit[]

1714 kam der spanische Anteil Flanderns wieder an Haus Habsburg, wurde 1795 französisch und blieb es. Durch die Frieden von Campo Formio 1797 und Luneville 1802 wurde Flandern Frankreich förmlich zugesprochen und machte (das alte) einen Teil des Departements Nord, (das neue) das Departement Lys (Hauptstadt Brügge) und das Departement Schelde (Hauptstadt Gent) aus.

1814 wurde Flandern, mit Ausnahme der früheren Besitzungen Frankreichs, an die Niederlande übergeben und mit Holland zum Königreich der Niederlande vereinigt, wo es nun die niederländischen Provinzen Ost- u. Westflandern bildete. 1830 wurden diese beiden durch die Belgische Revolution dem neugebildeten Staat Belgien zugesprochen und damit Teil des belgischen Königreiches. Seeflandern blieb indess mit den Niederlanden vereinigt.

Quellen[]

Einzelnachweise[]