Mittelalter Wiki
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Flussnamen sind genau wie Ortsnamen eine wichtige Quelle für die Betrachtung der Siedlungsentwicklung im Altertum, da sie durch ihre sprachliche Einordnung auf ihre alten Bewohner hindeuten.

Beschreibung[]

Die Erforschung der Flussnamen ist in Bezug auf die Siedlungsgeschichte der Germanen besonders auf deutschem und niederländischem Boden von Interesse. Dazu gehört u.a. die Feststellung der früheren Existenz von Flussnamen und der Gründe für ihr Verschwinden, denn die Zahl der Namen war einst sehr viel größer, als sie heute selbst die meisten genausten Spezialkarten verzeichnen.

In England haben die germanischen Eroberer die keltischen Namen der Ströme nirgends verdrängt und nur mittlere und kleinere Flüsse und Bäche mit germanischen Namen belegt, wobei sie das Sprachmaterial verwendeten, das ihnen dafür aus ihrer Heimat vertraut war. Bemerkenswert ist die große Anzahl der Ausdrücke für Sumpfland, wässeriges Wiesengebiet, für künstliche und natürliche Wassergräben (ohne scharfe Unterscheidung).

In Skandinavien fehlte es an großen Strömen und komplizierten Stromgebieten: dafür ist aber das Terrain und seine Bewässerung höchst abwechslungsreich, besonders in Schweden, und zu den massenhaften kleinen Wasserläufen tritt hier eine gewaltige Zahl stehender Gewässer: die reiche Entwicklung der Namen bietet viele Parallelen zu deutschen Erscheinungen, bleibt aber im Ganzen doch skandinavisch, ähnlich wie die Geschichte der Personennamen.

Mitteleuropa[]

Auf deutschem Boden haben wir im Osten ein slawisches und littauisches, im Westen und Süden ein keltisches (und ligurisches) Sprachgebiet. Hier gilt es die sprachlichen Neuerungen vom verbliebenen Bestand der Vorbesiedler zu sondern und unter der Sprachschicht der Nachdringlinge die Überreste der vormaligen Bewohner zu suchen. Auch vollständige Umbenennungen gab es durchaus öfters, aber drangen meist nicht durch.

  • Keltisch-germanische Stromgebiete: Rhein, Donau, Ems, Weser, Elbe,
  • Keltisch-ligurisch-germanische Stromgebiete: Salzach (Igonta, Iuvavus),
    • z. B. die 'Thur'-Flüsse im Elsass und der Schweiz,
    • die vier 'Murg'-Flüsse, wobei der nördlichste, an dem u. a. Wissembourg im Elsass liegt, seinen Namen gegen 'Lauter' eintauschte [1].

In den Gebieten innerhalb Deutschlands sind die meisten alten Flussnamen aus verschiedenen Gründen ausgestorben oder verdunkelt. Überaus häufig trat der Name eines Baches hinter einer Siedlung zurück, die nach ihm genannt wurde, besonders wenn dies der einzige Ort an dessen Lauf war: dann blieb von dem Gewässer zumeist nur 'der (die) Bach' oder 'Dorfbach' und ähnliche Zeugnisse. In einzelnen Fällen trat auch eine Neubenennung ein; so z.B. beim 'Schweinebach', der zur Unstrut fließt, wo nur der Ort Bad Bibra den alten Namen bewahrte. In der Mehrzahl der Fälle aber erklärt sich das Nebeneinander eines Flussnamens und eines Ortsnamens aus einem abweichenden Flussnamen auf andere Weise.

Mehrnamigkeit[]

In Zeiten, wo weder auf den Flüssen selbst ein Verkehr auf größere Entfernungen stattfand, noch die zuweilen felsigen, zumeist aber sumpfigen Flusstäler als Verkehrswege dienen konnten, und wo ferner die Siedlung nicht dem Lauf des Gewässers folgte, sondern sich ihm von einer Uferseite näherte, erschien nicht der Fluss in seinem Gesamtlauf als hydrographische Einheit in der Anschauung der Menschen und im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Interessen, sondern jeweils der von der Siedlung gewählte Abschnitt.

Dieser wurde benannt ohne Rücksicht darauf, ob etwa bereits eine ältere Bezeichnung für das ganze Gewässer, für seinen oberen oder unteren Lauf vorhanden war. So erklärt sich die eigentümliche Erscheinung, dass nicht wenige Flussläufe völlig verschiedene Namen tragen. Bei einem Nebeneinander von älteren und jüngeren Namen waren mitunter auch verschiedene Volksgruppen bzw. Stämme beteiligt und gerade bei Gewässern von kurzem Lauf hat sich diese Mehrnamigkeit vielfach bis in die Moderne erhalten, wobei selten etwas auf verschiedene Alter der Namen hinweist:

  • die Fulda heißt im Oberlauf 'Gersfelder Wasser', dann etwa von Schmalnau an 'Wanne' und trägt erst in der Gegend der Stadt Fulda ihren eigentlichen Flussnamen,
  • die Oder, die zur Rhume geht, hieß im 17. Jh. auch 'Steinlache',
  • die Ohne im Kr. Worbis (Thüringen) als Zufluss der Wipper (Unstrut) heißt auch 'Linke',
  • die Wedemann im Kr. Witzenhausen (Hessen) heißt auch 'Notreff',

Die Flussnamen erfuhren eine gewaltige Vermehrung, so dass es mitunter schwer ist, sichere Resultate für die Sprachgeschichte zu erhalten und zugleich auf die geographischen Begrenzung zu schließen. Auch die Verbreitung von Wanderungen und Siedlungsgeschichte läßt sich nur mäßig ableiten. Man muss sich immer vor Augen halten, dass die Anwendung der Namen um viele Jahrhunderte, ja in manchen Fällen um ein Jahrtausend und mehr vor dem Beginn der literarischen Überlieferung liegt, und dass es sich auch vielfach um eine Namensübertragung handeln kann, die man aus den alten Sitzen mitbrachte, ohne sie etymologisch zu verstehen.

In der Heimat können diese Namen erhalten, sie können aber auch durch nachdringende Siedler fremder Stämme oder Völkerschaften verdrängt worden sein. Gelegentlich glaubt man der Wanderung gut folgen zu können. Denn wenn dieselben Namen, welche an der unteren Saale vorkommen (Bode, Wipper, Sorge), an der oberen Unstrut wiederkehren, so sieht das wie eine Übertragung aus: die Siedler könnten Nordschwaben gewesen sein, denn dazu stimmt, dass wir wenige Meilen westwärts in Schwabbach und Schwobfeld (Kr. Heiligenstadt) auch deren Namen wiederfinden.

Beziehung zu Ortsnamen[]

Auf diese Art kann eine große Anzahl von Ortsnamen aus alten Namen des Flussabschnitts erklärt werden:

  • die Dramme gab der anliegenden Stadt Drammfeld den Namen. Die entspringt aus einer besonders starken Quelle (Kr. Göttingen), und in ihrem Namen steckt offenbar eine Ablautsform zu ags. þrym (flóda þhrym, ýða þrym).
  • die Geisaha verlieh dem ältesten der sechs Geismar bzw. Geisa, welche an ihr liegen, den Namen. Dabei ist allerdings nicht Geisaha der ursprüngliche Name, sondern Geisa.
  • die Gera prägte durch ihren alten Namen Erphes als 'vadum Erphesae (fluvii)' die ehemalige Erphesfurt = Erfurt.
  • die Hase hinterließ ihre alte Bezeichnung *Osna im 'Osning' (Gebirgszug) und in der Stadt Osnabrück.
  • die Hörsel, früher Hursila benannte die gleichnamige Gemeinde in Thüringen.
  • die Leine entspringt in Leinefelde. Das nahe 'Jesa' (Niedernjesa) gehört zu jesan - 'gären, schäumen'; hier bezeichnet es einen Abschnitt der Leine, bzw. (als Obernjesa) einen Abschnitt der Dramme, die wenig später in die Leine mündet. [2]
  • die Suhl in Hessen als Zufluss der Weihe ist namentlich verwandt mit ihrem Quellgebiet beim Säuling(swald).
  • die Werra gab als Eskínewág - 'stagnum fraxinosum' dem hessischen Eschwege und als Haduminni dem hannoverischen Hedemünden als Stadt ihren Namen.
  • die Weser führte den auch anderswo mehrfach bezeugten Fluss- und Ortsname 'Brehme' und gab so Bremen den Namen.

Liegt bei Endungen wie -furt und -brück die Ableitung von einem Flussnamen nahe, so erfuhr z.B. -feld in Ortsnamen kaum eine bestimmte Deutung. Nun weisen aber z. B. viele derartige Namen (z.B. des Leinegebietes) Beziehungen zu Flüssen auf, an deren oberem Lauf sie liegen und auch bei anderen Orten findet man diese Fluss-Feld-Beziehung im Namen. So z.B. bei:

  • Birkenfelde (älter Berkenfelde) am Birkenbach (älter *Berka)
  • Bodungen und Botfeld an der Bode
  • Eiterfeld an der Eitra (Eitraha) ist das 'Feld im Moor' (von eitr - 'Moor', 'Moder', -aha - der 'Fluss')
  • Gersfeld bezieht sich vlt. auf eine *Gérisa als ursprüngliche Bezeichnung des Oberlaufs der Fulda
  • Hünfeld an der Haune
  • Mollenfelde an der Molle
  • Nohfelden an der obersten Nahe
  • Rustenfelde am Rustebach
  • Seulingen an der Suhle
  • usw.

Der Zusammenfall eines Ortsnamens mit dem Flussnamen wird in der Regel einfach erklärt: 'Breitenbach' stehe für 'der Ort am Breitenbach'. Es wirkt aber noch ein anderes Moment mit; dem Siedlungsnamen liegt der Flussname voraus, und in diesem wird der Fluss oder Flussabschnitt nicht vom anhegenden Terrain unterschieden: beides wird als eine Einheit zusammengefasst. So kommt es auch, dass sich rivier (riviere) zu unserem 'Revier' entwickelte, und dass 'Riede', was ursprünglich nur 'schmaler Wasserlauf' bedeutete (mnd. ríde, ags. ríðe, nicht zu verwechseln mit 'Ried', mnd. rét, ags. hréod) auf Waldungen übertragen wurde (z.B. 'Eilenriede' bei Hannover).

Bach und Brunnennamen[]

In eigentümlicher Weise berühren sich mehrfach 'Bach' und 'Brunnen' als Flussnamen. Beide übernehmen auch die Bedeutung 'Trinkwasser'; die Benennung kürzerer Bäche ist nicht selten dem Eindruck der Quelle auf Auge und Ohr entnommen (vgl. Grone, Blau, Dramme). Im Angelsächsischen steht burna nicht selten für 'Bach', so dass dem 'Brunnenhaupt' auch eine 'Brunnenmündung' (z.B. Bournemouth in Sussex) entsprechen kann. So steht auch gelegentlich in deutscher Namengebung -born für -bach.

Wald- und Sumpfnamen[]

Da das Flussgelände vielfach sumpfig und mit Wald bestanden war, berühren sich auch die Benennungen für Sumpf und Sumpfwald einerseits mit jenen für einen Wasserlauf. So bedeutet ags. bróc - rivulus am ehesten 'tiefliegendes Wiesengelände', während mnd. brók, ahd. mhd. bruoch nirgends fließendes Wasser zu bezeichnen scheint. Für den Übergang eines Waldnamens in einen Flussnamen gibt es einige alte und besonders deutliche Belege:

  • Die Eiter zur Weser, die Eitra (Eitraha) zur Haune in Hessen sowie diverse 'Eiterbach' stammen von Eitr - 'Moor', 'Moder' [3]. Diese Flussnamen kommen von der unteren Elbe bis zum Oberrhein und auf dem linken Ufer der Donau vor und fehlen erst in der Steiermark. Dazu gehören Ortsnamen wie Eiterfeld, vgl. auch eitar venenum.
  • Die Merwe (älter 'Merwede') ist ein Arm der Maas zwischen Dordrecht und Rotterdam. Sie heißt ursprünglich Meriwido, 'Meerholz' oder 'Sumpfwald'; aber schon im 11. Jh. erwähnte Alpert von Metz [4] neben per flumen Meriwido auch in Silva Meriwido [5].
  • Die Mürz in Österreich gehört als Muoriza zur 'Mur' (Muor - 'Moor').
  • Die Selke im Harz gehört als Selica zur Saale (Sala - 'von Weiden bestandener Fluss')
  • Die Unstrut (älter 'Unstruot') heißt bei Gregor von Tours Onestrudis und von Haus aus kein Flussname, sondern einfach struot - 'silva paludosa' mit augmentativem un-. Daneben hatte die Unstrut natürlich auch noch mindestens einen echten Flussnamen. Dieser findet sich mglw. im Namen der Ortschaft Horsmar an der oberen Unstrut, welcher auf Horsa resp. Horsaha schließen lässt.

Kompositionen[]

Als Bezeichnung des fließenden Wassers kannten die Germanen in erster Linie *ahvó und für kleinere Läufe *baki-z und *bakki-z. 'Fluss' und 'Strom' (germ. *straumaz) sind zwar auch germanische Bildungen, kamen aber zunächst nicht über die Bedeutung von Verbalsubstantiven (fluxus, fluctus / strepitus) hinaus. 'Aue' bedeutet in der Komposition ('Ilmenau', 'Gerdau', 'Wipperau' im Lüneburgischen) nicht nur 'Land am Wasser', sondern auch 'Wasserlauf'. Die gleiche Erscheinung findet sich auch bei anderen Völkern.

In komponierten Flussnamen älterer Zeit wird häufiger -aha durch -bach abgelöst. Das -affa in Flussnamen ist keltisch und war in dieser Anwendung auf die Binnenkelten beschränkt. Auf eine kleine Anzahl von Vorkommen beschränkt ist menni, minne (Dortmund, Hedemünden, Holzminden, Dülmen; Imbach < Minbach), das einen mythologischen Klang hat.

Wie es in der Neuzeit Kompositionen mit -fluss ('Weserfluss'), -strom ('Rheinstrom') und -wasser ('Schwarzwasser' für 'Schwarza') gab, so trat schon im Mittelalter -bach als Zusatz vieler Namen auf und wurde fester Bestantteil. In noch früherer Zeit war das auch bereits mit -aha der Fall.

  • die Efze in Nordhessen kann kann als *Effisa, Affisa verstanden werden.
  • die Passarge (poln. Pasłęka) in Polen trug bis ins 13. Jhd. den alten litauischen Flussnamens Seria. Dieses Verhältnis erklärt sich durch das Nebeneinander von lit. Minije - 'Minge' und Pàmine - 'Flusstal der Minge'. Pruß. pa - 'bei', indgerm. ser-, sor- - 'fließen, strömen' → Passeria (14. Jhd.) - 'Flusstal der Seria' → Passerge (16. Jhd.) → Passarge (Ende 18. Jhd.). [6] [7]

Die Namen der kleinen Flüsse wurden zumeist mit Ableitungssilben gebildet. Wie weit die Bildungen auf -ana (-mana), -ina, -una; isa (-asa) usw. keltisch sind, wird sich nie bis ins einzelne bestimmen lassen. Haben die Germanen die Bildungsweise von den Kelten übernommen, so bildeten sie diese doch weiter und verwerteten sie zu Neubildungen bis in die nachchristliche Zeit.

  • der Gillbach bzw. Gilbach (*Gila?) steht in Bezug zur Gilsa (Gilisa).
  • die Ihle bei Magdeburg ist die alte Ílina (vgl. Eilenburg)
  • die Ile, ehemals Íla (*Íló), nach dem Ilfeld (an der Bahre bzw. Bere) benannt sein mag.
  • die Ilm stammt im Namen von Ílmana (vgl. Ilmenau)
  • die Ilse ist die alte Ílisa (vgl. Ilsenburg)
  • die Ohm als Zufluss der Lahn ist die alte 'Amana'.
  • die Sieg als Nebenfluss des Rheins ist die alte Sigina.
  • die Weil im Taunus ist die alte Wílina. An ihrer Mündung in die Lahn liegt Weilburg (Wilinaburg). Die Weil entspringt auf dem Hofe einer römischen Villa am Feldberg, wovon sie ihren alten Namen Wilina hat, diesen also erst in den Tagen der römischen Herrschaft, aber von Germanen erhielt.

Die gesamte Gruppe der Ìl-Namen ist sehr wahrscheinlich sprachverwandt mit 'eilen'.

Deutsche Stammwörter[]

Die deutschen Stammwörter, die in komponierten Flussnamen stecken, geben weitreichenden Aufschluss über den Flussnamengebrauch. Gut sichtbar sind die Beziehungen zur botanischen, zoologischen, geologischen Umgebung, dem kurzen Lauf (Scammaha), dem schmalen und breiten Flussbett oder zur Temperatur des Wassers.

  • der 'Dünnbach', der zur 'Rhume' geht,
  • der 'Laubach' (Kr. Wolfhagen) als Oberlauf der Lubach, der in die 'Warme' mündet,
  • die 'Milisa' (Süßwasser?) als alter Name der Fulda steht in Bezug zu Mihla.
  • die 'Sauer', die als Súra eine gemeingermanische Bezeichnung als scharfschmeckendes Gewässer trägt;

Von den Farbbezeichnungen kehren rot, schwarz und weiß überall wieder (vgl. 'Rio Colorado, tinto, negro, claro'). Dabei war es meist die Farbe der Quelle, nach der die Benennung dieser meist kurzläufigen Gewässer erfolgte.

  • 'blau' trägt z.B. die Blau bei Blaubeuren im Namen.
  • 'braun' ist als farbliche Bezeichnung eines Wassers sehr alt. Dazu gehören Erpa und Erpfa, die in zahlreichen Erbsbächen, Erbsbrunnen, Erbsmühlen (aus *Erpesa) fortleben.
  • 'gelb' findet sich z.B. in der Gehle oder dem Gelbach zur Lahn in Nassau
  • 'grün' erscheint in Namen wie Gruona, Gronau, der Grone bei Göttingen oder im Gruonbach in der Schweiz.
  • 'weiß' konkurriert mit 'lauter', ihm vorausliegt albiz, das im Namen der Elbe und des Elbings (der Nogat), sowie in nicht wenigen 'Eibingen' und 'Albungen' fortlebt, in Skandinavien als elfr sogar früh appellativ wurde.

Bei Namen wie Dulmenni (Dülmen) sind mitunter auch abergläubische Vorstellungen im Spiel, ähnlich wie beim mehrfach vorkommenden Wódaha, Wuotach (Wutach), dem später als Umbeugung Gude und Gutach zur Seite tritt.

Sehr hoch hinauf reichen gewisse Bezeichnungen, welche das Tempo, das Temperament oder das charakteristische Geräusch des Flusslaufes zum Ausgangspunkt nehmen. Hier stecken viele Rätsel der Etymologie. Wenn z.B. 'fechten' ursprünglich ebenso wie 'spielen' eine lebhafte Bewegung ausdrückte, so kann der im Elsass wie in Oldenburg bezeugte Flussname 'Fecht' (vgl. Vechta) durchaus germanisch sein. Unter den Bezeichnungen nach dem Geräusch ist die appellative als klinge am durchsichtigsten: sie kehrt auch in Bildungen wie Klingenbach usw. wieder.

Bewegtes Wasser[]

Die sonderbarste Bedeutungsentwicklung vollzog bei uns das stm. wág: das gemeingerm. Wort behielt im Angelsächsischen durchaus die Bedeutung 'bewegtes Wasser' und kommt auch vereinzelt als Flussname vor; vgl. anord. Elivágar (Vafm.) und sonstige. Bei uns haftet diese Bedeutung nur an dem aus dem Plural gefolgerten 'die Woge'. Der Singular wíg oder wog aber, wo immer er in Ortsnamen vorkommt, bedeutet zumindest eine Stelle, wo der Fluss ruhiger fließt (so in 'Eschwege' = eskíne wág), vielfach aber einen toten Flussarm bzw. ein stagnierendes Gewässer. Das hessische 'Schönmattenwag' geht auf schúmihte wág zurück und wird schon 1012 als spumosum stagnum übersetzt.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Noch in zwei Urkunden des Jahres 737 heißt es super fluvio Murga resp. super fluvio Murga seu Lutra (Zeuss, Trad. Wizenburg. Nr. 37 u. 47)
  2. Wikipedia: Obernjesa (DE). Version vom 25.01.2021.
  3. Wikipedia: Eitra (DE). Version vom 20.01.2021.
  4. De diversitate temporum libri II (Über die Zeitläufte, in zwei Büchern). Alpert von Metz, 1021-1025. In Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters; BSB. Lib. I 8; II 20. 21
  5. Monumenta Germaniae Historica (MGH) Scriptores (in folio). IV, 718. 719
  6. Bezzenberger, Adalbert: Sitzungsbericht der Altertumsgeschichte Prussia. Göttingen, 1892. XXII S. I, Anm. 2
  7. Wikipedia: Pasłęka (DE). Version vom 19.01.2021.