Die Franziskaner, oder auch Franciscaner, wurden als Orden der Minderen Brüder von dem heiligen Franz von Assisi (1181-1226) gestiftet und um 1210 vom Papst anerkannt. Schon früh verzweigten sie sich in mehrere Nebenorden und werden heute in drei große Ordensgruppen unterteilt. [1]
Unterteilungen[]
Die Franziskaner als Mönche vom Orden des heiligen Franziskus von Assisi spalteten sich schon früh in mehrere Nebenorden, von welchen allerdings einige auch wieder aufhörten zu existieren. Zu den franziskanischen Orden gehören u.a.: die Minoriten bzw. die Franziskaner im engsten Sinne, die Observanten, die Reformaten, die Discalceaten (Barfüßer), die Rekollekten sowie die dispensierten minnern Brüder.
Weiterhin zählen dazu: die Kapuziner, die Nonnen der hl. Klara von Assisi (Klarisserinnen) oder die Urbanistinnen, die Damianiterinnen, die Minorisserinnen, die Büßer und Büßerinnen u.s.f. [2] Heute teilen sich die franziskanischen Orden in drei große Hauptgruppen:
- Der erste Orden geht auf den von Franziskus gegründeten Bettelorden der Minderen Brüder (lat. Ordo fratrum minorum - „Minderbrüder“; kurz: OFM) zurück. Bis zur Teilung im Jahre 1517 findet sich für den gesamten Orden die Bezeichnung Minoriten („Minderbrüder“). Heute umfasst er die:
- Franziskaner (OFM) im engsten Sinne
- Franziskaner-Minoriten (lat. Ordo fratrum minorum conventualium, kurz: OFMConv oder OMinConv).
- Kapuziner (OFMCap)
- Der zweite Orden besteht aus den Nonnen der verschiedenen Zweige der Klarissen (lat. Ordo Sanctae Clarae; kurz: OSC), deren Regel auf die heilige Klara von Assisi zurückgeht:
- Coletinnen
- Kapuzinerinnen
- Urbanistinnen
- Der dritte Orden (Terziaren) wurde 1221 gegründet und bestand ursprünglich aus Menschen, die die franziskanischen Ideale außerhalb des Klosters umsetzen wollten. Hieraus bildeten sich eine Vielzahl neuer Ordensgemeinschaften.
- Franziskanische Gemeinschaft (FG), seit 2012 Ordo Franciscanus Saecularis („franziskanischer Orden in der Welt“).
- Amigonianer
- Elisabethinen
- Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz
- Franziskanerinnen
- Franziskusbrüder
- Liebfrauenschwestern [3]
Beschreibung[]
Die Franziskaner, fratres minores (d.h. mindere Brüder) als Mitglieder des vom hl. Franz von Assissi gestifteten Ordens hießen nach ihrem Stifter auch seraphische Brüder, oder ihrer Tracht nach graue Brüder und Barfüßer. Dieser Orden nahm seinen Anfang im Jahre 1208 bei Assissi (Italien) in der Kapelle Santa Maria degli Angeli auf dem Berg Portiuncula und breitete sich noch bei Lebzeiten des Stifters fast in der ganzen damals bekannten Welt aus.
Damit sind die Franziskaner der älteste und noch bis in die Neuzeit am weitesten verbreitete Bettelorden, der es zuerst verstand, das Ideal der apostolischen Eigentumslosigkeit, durch das bisher die ketzerischen Parteien, besonders die Waldenser, so großen Eindruck auf die Phantasie des Volkes erzielt hatten, im Dienste der Kirche nutzbar zu machen.
- 1210 - Papst Innozenz III. bestätigt den Orden der Minderen Brüder
- 1216 - Klara von Assisi schreibt das Regelwerk des 2. Ordens (Beginn der Schwesterngemeinschaft der Damianitinnen bzw. der armen Frauen bei San Damiano),
- 1221 - Franz von Assissi arbeitet die Ordensregel mit seiner Verfassung und den einzelnen Statuten aus. Gründung des Dritten Ordens (Tertianer, Terziaren) als weltliche Brüder.
- 1223 - Überarbeitung der Ordensregel. Papst Honorius III. bestätigt den Orden durch eine eigene Bulle als ersten der 4 großen Bettelorden,
- 1232 - Elias von Cortona wird der 2. Generalminister und versucht bereits die Ordensregeln abzumildern.
- 1236 - Nach der Wiedererwahl von General Elias von Cortona sondern sich die Cäsarianer unter Cäsarius von Speyer vom Orden ab und zerstreuen sich in Einsiedeleien.
- 1253 - Tod der Klara von Assisi (Benennung der Schwesterngemeinschaft als Klarissen)
- 1256 - Die abgespaltenen Cäsarianer können durch eine Ordensreform wieder zufrieden gestellt werden.
- 1264 - Der Franziskanerorden zählt in 33 Provinzen 8.000 Klöster mit mehr als 200.000 Bewohnern,
- 1279 - Papst Nikolaus III. (Bulle Exiit) gestattet den Franziskanern zwar keinen Besitz, wohl aber die Nutzung irdischer Güter, indem er zum Besitzer aller Ordensgüter den Papst erklärt.
- 1294 - Peter von Macerata und Petrus Johannes Olivi stiften die Minoriten-Cölestiner (Arme Einsiedler Cölestiner, Cölestiner-Eremiten).
- 14. Jh. - Der schwarze Tod raffte 124.000 Franciscaner hin weg,
- 1307 - Die Minoriten-Cölestiner werden von der Inquisition als Ketzer verdammt und aufgehoben.
- 1308 - Die vertriebenen Minoriten-Cölestiner stiften die Minoriten von Narbonne und Spiritualen, Anhänger der Ansichten des Peter Jokann Olive.
- 1318 - Die Minoriten von Narbonne werden von der Inquisition verdammt und aufgehoben.
- 1322 - Papst Johannes XXII. erklärt die Unterscheidung von Papst Nikolaus III. zwischen Besitz und Nießbrauch für fingiert.
- 1323 - Papst Johannes XXII. erklärt die Behauptung der Franziskaner, dass Christus und die Apostel nichts Eignes besessen hätten, für Ketzerei.
- 1328 - Der vom Papst gefangen gehaltene Ordensgeneral Michael von Cesena flieht zu Kaiser Ludwig dem Bayern und eröffnete von dessen Hof aus zusammen mit dem franziskanischen Theologen Wilhelm von Ockham eine heftige Polemik gegen den Papst, die dieser mit Amtsentsetzung und Kirchenbann bestraft, ohne die Gegner beugen zu können.
- 1329 - Die Mehrzahl der Franziskaner unterwirft sich auf dem Generalkapitel zu Paris dem Papst. Die Fraticellen werden von der Inquisition aufgesucht und als Häretiker behandelt.
- 1337 - Stiftung der Minoriten des Johann von Vallees und Gentile di Spoleto nach sehr strengen Grundsätzen.
- 1355 - Die Minoriten des Johann von Vallees und Gentile di Spoleto werden aufgehoben.
- 1363 - Der Franziskanerorden spaltet sich in zwei Hauptäste: Konventuale und Observanten.
- 1368 - Paoletto di Foligno stiftet die „Brüder von der Familie der Observanz“. Papst Urban V. bestätigt die Trennung des Ordens in Observanz und strenge Observanz.
- 1390 - Die Minoriten des Peter von Villacrezes werden gestiftet für die strenge Beobachtung der Regel.
- 1392 - Der Minoriten-Cölestiner Angelo di Cordona stiftet die Minoriten-Clareniner und vermehrt sie mit einer weiblichen Congregation der Clareninerinnen.
- 1410 - Die Klarissin Colette von Corbie stiftet die Colettinischen Klarissen. Die Minoriten-Colettaner stehen für strenge Observanz für männliche und weibliche Klöster.
- 1426 - Philipp von Berbegal stiftet in Aragonien die Minoriten der kleinen Kapuze (della Capucciola).
- 1434 - Die Minoriten von Philipp von Berbegal werden vom Papst aufgehoben.
- 1457 - Der Spanier Amadeo stiftet im italienischen Kloster Marliano die Minoriten Amadeisten.
- 1475 - Peter Caperole stiftet in Italien die Minoriten Caperolaner. Anton von Castel St. Jean stiftet in der Toscana seinen Minoritenorden, der aber bald wieder gewaltsam unterdrückt wird.
- 1481 - Die Minoriten Caperolaner werden aufgehoben.
- 1489 - Die Minoriten des Juandela Puebla werden in Spanien gestiftet.
- 1494 - Die Minoriten der strengen Observanz werden von Johann von Guadelup in Spanien gestiftet.
- 1495 - Die Minoriten des Matthias von Tivoli werden gestiftet, bald wieder aufgehoben und den Konventualen einverleibt.
- 1506 - Die Minoriten-Clareniner treten den Observanten bei.
- 1517 - Papst Leo X. erkennt die Teilung des Ordens in Konventuale und Observanten an. Die Minoriten des Peter von Villacrezes, die Minoriten Amadeisten und die Minoriten der strengen Observanz werden den Observanten einverleibt. St. Paschasius stiftet in Aquila die Verbesserten Minoriten (Paschasiten).
- 1525 - Die Minoriten der strengen Observanz (Riformati) werden von Stephan Molina und Martin de Guzman in Italien gestiftet.
- 1528 - Beginn des Kapuzinerordens als Reformbewegung
- 1540 - Peter von Alcantara stiftet in Placenzia eigene Minoriten der strengsten Observanz (Alcantariner).
- 1545 - Hieronymus von Lanza stiftet eigene Verbesserte Minoriten.
- 1562 - Anton Calascibato stiftet in Italien die Verbesserten Konventualen. Die Verbesserten Minoriten des Hieronymus von Lanza werden aufgehoben.
- 1566 - Die Minoriten des Juandela Puebla werden den Observanten einverleibt.
- 1592 - Die Minoriten der Observanz in Frankreich (Recollecten, les Recollets) werden durch den Herzog von Nevers mit italienischen Riformati gegründet.
- 1669 - Die Verbesserten Konventualen werden den Konventualen wieder einverleibt.
- 18. Jh. - Der Franziskanerorden zählt 150.000 Mitglieder in mehr als 9.000 Klöstern.
- 1792 - 12 Provinzen der Minoriten der Observanz in Frankreich und die Custodei Lothringen werden aufgehoben.
- 1818 - Die Minoriten-Colettaner werden den Observanten einverleibt.
- 1897 - Papst Leo XIII. übernimmt das Protektorat über den Orden und schließt die Minoriten der strengeren Observanz in Portugal, Spanien, Italien und Frankreich als Fratres minores (braune Franziskaner) zu einem Orden zusammen.
Ordensregeln[]
Franz von Assisi wollte dem Ideal der apostolischen Eigentumslosigkeit in einem freien, armen, nur durch die liebesinnige Hingabe an den Herrn gebundenen Leben nachstreben. So wurden die Franziskaner zum Zweck der Bekehrung der Menschen durch treue Nachbildung des Lehrens und armen Lebens Jesu Christi und der Apostel gegründet. Als sie auf 10 Brüder angewachsen waren, übergab der hl. Fanziskus ihnen eigene Regeln. Aus ihren Gründungszweck sowie der Tatsache, dass Milderungen niemals zum Guten führten, erklärt sich die Strenge und Zweckmäßigkeit der Ordensregel. Diese schreibt vor:
- Gehorsam und Keuschheit,
- Äußerste Armut nd Entsagung alles weltlichen Besitzes, Eigentumslosigkeit der Vereine als solcher und ihrer Mitglieder,
- bloß Nahrungsmittel als Almosen anzunehmen,
- ohne Fußbekleidung, Stab oder Tasche im grauwollenen Rock mit der Kapuze als Kopfbedeckung und umgürtet mit einem Stricke herumzuwandern,
- Sorgfalt für die Seelsorge, an jedem Tag eine Messe zu hören und darin mehr den Betrachtungen als dem Gebet obzuliegen und zu predigen.
Verboten wurde:
- Geld zu bewahren,
- Nonnenklöster zu betreten,
- Gelehrsamkeit und Geistesbildung zu kultivieren.
Bald schon aber wurde die Ordensregel minder streng und besonders das Gesetz der Armuth gegen das Testament des Stifters gedeutet und mit Ausnahmen geschmückt, die Franziskaner nahmen Beichtvaterstellen bei Fürsten an, erlangten hohe Kirchenwürden, oblagen den Wissenschaften und erhielten Lehrämter auf Universitäten. Die Franziskaner, als Vertreter des Scotismus, gerieten außerdem mit den Dominikanern, als Vertreter der thomistischen Tradition, über die unbefleckte Empfängniss der Jungfrau Maria und andere Lehrpunkte in lebhaftem theologischen Streit.
Über mehrere Neuerungen erhoben sich heftigere Streitigkeiten, wie in anderen Orden, weil sich die Gemüter z.B. über Farbe und Schnitt der Kleidung, Form und Größe der Kapuze und anderer Kleidungsstücke erhitzten und wahres Märtyrertum für die Ansichten nicht selten erduldet wurde.
Ordenstracht[]
Die allgemeine Ordenstracht der Observanten bestand aus einer engen braunen Kutte mit spitzer Kapuze daran, einem Strick als Gürtel, Sandalen. Einzelne Kongregationen trugen Bärte. Die allgemeine Ordenstracht der Konventualen (Minoriten) zeigte den gleichen Schnitt, war aber etwas weiter und in der Farbe meists schwarz, zuweilen noch grau. Die Konventualen trugen niemals Bärte, jedoch Schuhe.
Organisation[]
Ihre festgegliederte Organisation als Bettelorden in der kirchlichen Hierarchie mit genau geregelter Verfassung und ins einzelne gehenden Statuten erhielten die Franziskaner erst durch die von Franziskus selbst als Neuerung schmerzlich empfundene Ordensregel von 1221, die 1223 umgebildet und dann von Papst Honorius III. bestätigt wurde.
Jedem Hause stand demnach ein Wächter und sein Stellvertreter (Vicarius) vor, welche alle 2 Jahre von der Provinz (Landschaft) neu gewählt wurden. An der Spitze der Provinz stand ein Landschaftsmeister (Provincial), der über die Aufnahme von Mitgliedern entschied und diesen erlaubte zu predigen und Missionär zu werden, der ganze Orden gehorchte einem Generalminister oder "Diener der gesammten Brüderschaft", der gleich den Häuptern anderer Orden in Rom lebte. Seit der Teilung des Ordens von 1517 in Konventuale und Observanten stellten die Observanten den Generalminister als Haupt des Ordens, die Konventualen aber hatten unter diesem einen Generalmagister als Oberhaupt.
Der oberste Aufseher und Vertreter des ganzen Ordens ist noch immer ein Kardinal (Cardinalis Protector). Der Generalminister oder General steht an der Spitze des Ordens und wurd auf sechs Jahre vom Generalkapitel gewählt. Und zwar haben sowohl die geeinten Fratres minores wie die Konventualen (Fratres minores conventuales) und die Kapuziner (Fratres minores capucini) je ihren eignen General und Kardinal-Protektor. Außer den Generalkapiteln werden auch Provinzialkapitel gehalten, da der Orden in Provinzen eingeteilt ist. Eine frühere Unterabteilung in Kustodien besteht nur noch bei den Konventualen und hat auch bei diesen nur geringe Bedeutung. Die Vorsteher einer Provinz heißen Provinziale, die der Kustodien Kustoden, der Vorsteher eines einzelnen Klosters Guardian.
Nebenorden[]
Noch zu Lebzeiten des Franz von Assisi führte der Gegensatz zwischen dem in der Ordensregel gepriesenen, von einer strengeren Partei festgehaltenen Ideal der völligen Armut und dem der milderen Richtung, welche die bald reichlich herbeiströmenden Mittel zur Förderung des Ordens praktisch verwerten wollte, zu lebhaften Konflikten.
Die Milderungen der Ordensregel wurden schon von Elias von Cortona, dem 2. Ordensgeneral ((1232-1239), angebahnt, bis er die päpstliche Gunst verlor. Doch blieb auch nach seiner Absetzung die Tendenz auf Milderung der franziskanischen Grundsätze, begünstigt durch die Kurie, trotz zeitweiligen Sieges der strengeren Richtung im Orden selbst (z.B. durch Johannes von Parma, 1247–57), bestehen. Den Abmilderungen traten andere Brüder (wie z.B. Cäsarius von Speyer) entschieden entgegen.
Indem Papst Nikolaus III. im Jahre 1279 mit der Exiit qui seminat den Franziskanern die Nutzung irdischer Güter gestattete, indem er den Papst zum Besitzer aller Ordensgüter erklärte, wurden die Gegensätze zwischen der Kommunität, d. h. den Anhängern der gemilderten Observanz, und den Spiritualen, der strengeren Partei, in der die apokalyptischen Gedanken des Abtes Joachim von Floris wieder lebendig wurden, nur verschärft. So teilte sich der Franziskanerorden schon bald in verschiedene Zweige und im Jahre 1363 erfolgte die Aufgliederung in zwei Hauptäste: Die Konventualen, die an der Milderung der Regel festhielten, und die Observanten, die die Bewahrung der ursprünglichen Regel anstrebten. Die wichtigsten Verzweigungen waren:
Die Konventualen[]
Die Konventualen (schwarze Franziskaner) beführworteten die Milderung der Ordensregel. Sie lebten gemeinschaftlich nd hatten gemeinsames Besitztum, im Unterschied zu den Einsiedlerbrüdern und Familienbrüdern. Sie blieben den höchsten Orts genehmigten Milderungen der Ordensregel treu und führten fortan den Namen Minoriten. Sie hatten 1789 noch in 30 Provinzen ca. 100 Klöster mit 15.000 Mönchen, später fand man sie nur noch im südlichen Deutschland, in der Schweiz und in Italien, wo sie längst keine Bettelmönche mehr waren und sich nicht selten eifrig dem Lehramt widmeten. 1893 zählten sie noch 172 Häuser mit 1.462 Ordensgenossen.
- Die Minoriten des Matthias von Tivoli, 1495 von diesem gestiftet, bald aufgehoben und den Konventualen einverleibt.
- Die Verbesserten Konventualen, 1562 von Anton Calascibato in Italienals als Kongregationen beider Zweige gestiftet, 1669 den Konventualen wieder einverleibt.
Die Observanten[]
Die Observanten (braune Franziskaner) strebten die Bewahrung der ursprünglichen Ordensregel des Stifters an, beachteten diese mehr oder minder streng. Während infolge der päpstlichen Maßregel die Konventualen allmählich zurückgingen, bildeten sich unter den Observanten fortgesetzt neue Gruppen. So teilten sie sich 1368 in Observanz und strenge Observanz. Paoletto di Foligno (auch Paul von Trinci aus Foligno) stiftete 1368 auf dem Berge Cesi die „Brüder von der Familie der Observanz“, welche die Strenge der ursprünglichen Ordensregel ansprachen, oft überboten und den allgemeinen Namen Franziskaner erhielten.
Die Observanten sind die Bewahrer des heiligen Grabes in Jerusalem. Sie zerfielen im 16. und 17. Jh. in regulierte, strenge und strengste Observanz. Sie hatten 147 Klöster und hießen in Frankreich Cordeliers (Strickträger), in Italien, Schweiz und Amerika Soccolanten (Sandalenträger) oder Observantiner.
- Die Cäsarianer, welche sich 1236 nach der Wiedererwahl des prachtliebenden Generals Elias von Cortona, sich unter dem Mönch Cäsarius von Speyer, der Elias wegen Übertretung der Ordensregeln zurechtgewiesen hatte, vom Orden absonderten und in Einsiedeleien zerstreuten. 1256 wurden sie jedoch durch eine Ordensreform zufrieden gestellt.
- Die Minoriten-Cölestiner (Arme Einsiedler Cölestiner, Cölestiner-Eremiten), 1294 gestiftet von einem der angesehensten Führer der Spiritualen, Petrus Johannes Olivi, und Peter von Macerata. Von Papst Cölestin V. bestätigt. 1307 als Ketzer von der Inquisition verdammt und aufgehoben.
- Die Fratizellen (it. Fraticelli - 'Kleine Brüder'), welche besonders in Frankreich verbreitet waren und in der Opposition gegen die Kurie am weitesten gingen. Betrachteten sich als im Besitz des Heiligen Geistes Stehend und Sündlos. 1329 wurden sie on der Inquisition aufgesucht und als Häretiker behandelt.
- Die Minoriten von Narbonne und die Spiritualen, gestiftet 1308 in der Provence von den vertriebenen Minoriten-Cölestinern, Anhänger der Ansichten des Petrus Johannes Olivi († 1298).
- Die Minoriten von der Congregation Philipps von Majorca, von Philipp von Majorca ersonnen, vom Papst Johann XXII. verboten.
- Die Minoriten des Johann von Vallees und Gentile di Spoleto, 1337 und 1351 gestiftet nach sehr strengen Grundsätzen in Italien, 1355 aufgehoben.
- Die Minoriten des Peter von Villacrezes, 1390 gestiftet von diesem als Kongregationen beider Zweige auf dem Berge Celia für die strenge Beobachtung der Regel. Sie wurden 1517 den Observanten einverleibt.
- Die Minoriten-Clareniner, gestiftet 1392 vom Minoriten-Cölestiner Angelo di Cordona im Anconitanischen, auch mit einer weiblichen Congregation der Clareninerinnen vermehrt, 1506 den Observanten beigetreten.
- Die Minoriten-Colettaner, um 1410 gestiftet von der Klarissin Colette von Corbie (Colettinischen Klarissen) im Kloster La Beaume in Savoyen für strenge Observanz, für männliche und weibliche Klöster (Colettaner), sehr verbreitet, 1817 den Observanten einverleibt
- Die Minoriten von Philipp von Berbegal (Minoriten der kleinen Kapuze, della Capucciola) und die Minoriten Neutrale, jene 1426 gestiftet von Philipp von Berbegal in Aragonien, 1434 vom Papst aufgehoben.
- Die Minoriten Amadeisten, 1457 gestiftet von dem Spanier Amadeo im italienischen Kloster Marliano, weit verbreitet, 1517 den Observanten einverleibt.
- Die Minoriten Caperolaner, 1475 gestiftet von Peter Caperole in Italien, 1481 aufgehoben.
- Die Minoriten des Anton von Castel St. Jean, von diesem gestiftet 1475 in Toscana, bald wieder gewaltsam unterdrückt.
- Die Minoriten des Juandela Puebla, 1489 gestiftet von diesem in Spanien, 1566 den Observanten einverleibt.
- Die Minoriten der strengen Observanz in Spanien (Minoriten-Barfüßer von der Kapuze, vom heiligen Evangelio), 1494 von Johann von Guadelup in Spanien gestiftet, 1517 den Observanten einverleibt und dann als Verbesserte Observanten über Spanien, Portugal, Italien, Amerika verbreitet.
- Die Verbesserten Minoriten des St. Paschasius (Paschasiten), 1517 von diesem in Aquila gestiftet, durch die Anhänger der Reform des Alfonso de Mazaneta vermehrt, nach dem Tode des Stifters mit den Alcantarinern vereinigt.
- Die Minoriten der strengen Observanz in Italien (Riformati), 1525 gestiftet von den Spaniern Stephan Molina und Martin de Guzman in Italien, in sehr strenger Observanz noch heute bestehend.
- Die Minoriten der strengsten Observanz des St. Peter von Alcantara (Alcantariner), 1540 gestiftet in Placenzia, bald auch über Italien verbreitet, durch den Beitritt der Paschasiten vermehrt, bestehen noch heute in beiden Landen.
- Die Verbesserten Minoriten des Hieronymus von Lanza, 1545 von diesem gestiftet, aber 1562 wieder aufgehoben.
- Die Minoriten der Observanz in Frankreich (Recollecten, les Recollets), 1592 gegründet durch den Herzog von Nevers mit italienischen Riformati, bald über ganz Frankreich verbreitet, Missionen in Canada etc.; 12 Provinzen und die Custodei Lothringen wurden 1792 aufgehoben. Heute blühen wieder viele Klöster.
- Die Fratres minores (braune Franziskaner), 1892 von Papst Leo XIII. aus den Minoriten der strengen Observanz (Barfüßer, Discalceaten) in Portugal und Spanien (Alcamaristen), Italien (Riformati) und Frankreich (Recollets) mit dem Observantenstamm zu einem Orden zusammengeschlossen.
Die Tertiarier[]
Die Tertiarier oder auch Terziaren bilden den Dritten Ordenszweig. Seine Mitglieder bleiben weltlich, leben aber christlich nach bestimmten vom Stifter gegebenen Regeln. Dieser Dritte Orden schlang ein Band um viele Völker und Stände und wurde noch mächtiger durch die vielen geistlichen und weltlichen Brüderschaften sowie die Anstellung der sogenannten geistlichen Freunde (Amici oder Fratres spirituales), welche alle Finanzgeschäfte des Ordens besorgten, da die Franziskaner selbst kein Geld nehmen sollten.
Die Kapuziner[]
Der Kapuzinerorden ist auf strengste Armut und besonders für die unteren Volksschichten ausgelegt.
Persönlichkeiten[]
Aus dem Orden der Franziskaner gingen während der Epoche der Scholastik viele Heilige und große Gelehrte hervor, welche von den Päpsten mit vielen Privilegien versehen und allmählich Gegner der gleichzeitig entstandenen Dominikaner wurden. Zu den namhaftesten franziskanischen Persönlichkeiten gehören z.B.:
- Alexander von Hales (um 1185-1245),
- Bonaventur (1221-1274),
- Franz von Hales,
- Johannes Duns Scotus (um 1266-1308),
- Nikolaus von Lyra (um 1270-1349)
- Roger Bacon (um 1220-1214)
- Wilhelm von Ockham (um 1288-1347)
Scotismus[]
Zur Blütezeit der Scholastik im 13. und 14. Jh. verband der Franziskaner Johannes Duns Scotus (um 1266-1308) die Lehren des Aristoteles, des Augustinus von Hippo und der Franziskaner auf feinsinnige Art zu einer neuen philosophischen Richtung, dem sog. Scotismus. Trotz seines frühen Todes hinterließ er zahlreiche Schüler und Anhänger, besonders in seinem Orden. Und wenn seine Lehre auch innerhalb der römischen Kirche mehr und mehr zurückgedrängt wurde, so wirkte der Scotismus auch auf nichtkirchliche Philosophen wie Baco von Verulam, René Descartes, Gottfried Wilhelm Leibniz und andere ein. [4]
Wirken und Einfluss[]
Der äußeren Mission widmeten die Franziskaner eine aufopfernde, unermüdliche Tätigkeit; die innere betrieben sie hauptsächlich zur Belebung der Frömmigkeit (allerdings in mehr oder weniger strikter Form), besonders in den niederen Volksschichten. Im Mittelalter übten die Franziskaner einen großen Einfluss auf die Entwickelung der italienischen Kunst, weil sie ihr umfangreiche Aufgaben stellten. Wo sich der Orden verbreitete, wurden Kirchen und Klöster gebaut, die sich meist an den Typus der Mutterkirchen und -Klöster in Assisi anschlossen und mit Fresken und Altarbildern geschmückt wurden, für welche die legendarische Geschichte des Franziskus die Motive bot.
In San Francesco in Assisi nahm die italienische Freskomalerei durch Giotto und seine Schüler den ersten Aufschwung, und seitdem zogen die Franziskaner genau wie die Dominikaner die Kunst in ihren Dienst, um den Ruhm ihres Stifters allerorten zu verbreiten.
Verwandte Themen[]
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Quellen[]
- Herders Conversations-Lexikon (auf Zeno.Org). 1. Auflage. Freiburg im Breisgau 1854–1857. B. II, S. S. 746-747 (Franciscaner).
- Meyers Großes Konversations-Lexikon (auf Zeno.Org). 6. Auflage. Leipzig, 1905–1909. Bd. 7, S. 2-3 (Franziskaner).
- Pierer's Universal-Lexikon (auf Zeno.Org). 4. Auflage 1857-1865. Altenburg, 1860. Bd. 6, S. 458-459 (Franciscaner).
Einzelnachweise[]
- ↑ Wikipedia: Franziskaner (OFM)
- ↑ Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (auf Zeno.Org). Johann Christoph Adelung. Leipzig, 1793–1801. Bd. 2, S. 1843 (Franciscaner).
- ↑ Wikipedia: Franziskanische Orden
- ↑ Geschichte der Philosophie, Band 1 (Zeno.Org). Karl Vorländer. Leipzig 1903. 5. Auflage, Leipzig 1919. S. 476 ff.: Die Philosophie des Mittelalters. Zweiter Abschnitt - Die Scholastik. Kapitel IV - Die Glanzzeit der Scholastik - § 66. Die Opposition der Franziskaner. S. 507 ff.