Mittelalter Wiki
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Frau Harke (mitunter auch Frau Hacke), ist eine mythische Gestalt des Volksglaubens in Norddeutschland. Sie entspricht der Frau Holle in Mittel- und der Perchta (oder Berchta) in Oberdeutschland. Daneben erscheint sie als Frau Herken, Harfe, Harre oder Archen.

Beschreibung[]

Frau Harke gehört zu den mythischen Wesen, die während der Zwölfnächte ihr Wesen treiben, bestraft faule Spinnerinnen und besudelt den Flachs, der nicht abgesponnen ist. Ihr Auftreten ist maßgebend für die Witterung des folgenden Jahres. Ihre Wohnstätte hat sie im Harkenberg bei Kamern im Havelland (Sachsen-Anhalts), auf dessen Scheitel man sie mit ihrem gespensterhaften Wild des Nachts erblicken kann. Manche sehen in ihr eine altdeutsche Göttin und Hypostase der Freyja. [1]

Volkssagen[]

Vor langen Jahren hielt sich in der Gegend der Kamernschen Berge Frau Harke auf und hatte ihren Sitz vorallem auf einem der höchsten dieser Berge, der nach ihr der "Frau Harkenberg" heißt. Von da stieg sie oft durch den - ebenfalls nach ihr benannten - "Frau Harkengrund" zur Schönfeld'schen See hinab, um von da Wasser zu holen. Sie war von gewaltiger Größe und Stärke und hob einmal sogar einen Bauern samt Ochsen und Pflug, der in der Nähe des Berges ackerte, in ihre Schürze, um damit zu spielen. Als sie aber damit zu ihrem Vater kam, trug er ihr auf, alles wieder an seinen Ort zu tragen. "Denn," sagte er, "wenn die Kleinen da unten nicht pflügen, können die Großen hier oben nicht backen."

Die Entstehung des Gollenberges[]

Ein anderes Mal trug Frau Harke eine Schürze voll Erde herbei. Aber ihr Schürzenband riss und die Erde fiel zu Boden, so dass der Gollenberg bei Stöllen entstand, der weitumher der höchste in der ganzen Gegend ist. Auf ihm lag auch der gewaltige Granitblock den sie auf den Havelberger Dom schleudern wollte.

In der Nähe von Kotzen (Havelland, Brandenburg) und Landin liegt ebenfalls ein großer Granitblock, mit dem Frau Harke die Brandenburger Marienkirche zerschmettern wollte. Er glitt ihr jedoch aus den Händen und fiel an seiner jetzigen Stelle nieder. Da wurde sie so wütend, daß sie ihr Wasser darauf ließ, wovon der Stein ein so tiefes Loch bekamen, daß zu jeder Zeit, mag es auch noch so lange nicht geregnet haben, Wasser darin steht.

Der Dachsfang[]

Einmal gingen mehrere Hirten am Frau Harkenberg auf Dachsfang, denn Dachse gab es dort in großer Menge. Sie hatten auch bereits einen solchen im Sack, da hörten sie unten im Berg eine Stimme, die ruft: "Quêms, quêms!" Da antwortete eine andere: "Was fehlt dir?" Darauf entgegnete die erste Stimme wieder: "Die große einäugige Sau!" Da wurde es den Hirten dann doch unheimlich und sie beeilten sich, dass sie mit ihrem Fang nach Hause kamen. Doch als sie ankamen und das Tier herausnahmen, hatte es wirklich nur ein Auge. Die Stimme aber, die sie dort gehört hatte, war die der Frau Harke gewesen, denn ihre Schweine sind die Dachse.

Als schließlich der Wald auf den Kamernschen Bergen immer lichter wurde, da die alten Eichen dort immer mehr verschwanden, da gefiel es der Frau Harke nicht mehr und sie zog fort nach Thüringen. Es kamen nämlich eines Abends zwei Reiter auf kleinen Pferden zum Fährmann an der Arneburger Fähre und meldeten alles an, kamen dann auch bald wieder, aber außer ihnen war niemand zu sehen.

Der Fährmann[]

Als sie jedoch in die Fähre stiegen, und der Fährmann musste die größste nehmen, auf der vier Wagen auf einmal überfahren konnten, da gab es ein gewaltiges Gerassel und Gepolter, als wenn ein ganzes Heer einzöge. Dieses Lärmen währte auch fort, bis sie drüben am Ufer waren. Als sie dort landeten, schüttete einer der Reiter dem Fährmann als Lohn eine Metze mit alten Scherben hin und daraufhin ritten sie fort. Der Fährmann aber war über solche Bezahlung ärgerlich und warf alles in die Elbe. Nur ein paar Stücke blieben in der Fähre liegen, und als er am anderen Morgen in diese stieg, um sie zu reinigen, fand er statt dieser ein Paar Goldklumpen.

Frau Harke in den Kamernschen Bergen[]

  • Schriftlich durch Herrn Kantor Görnemann in Kamern überliefert ist auch:

Frau Harke hielt sich ehemals auf den Kamernschen Bergen auf und einer der höchsten Punkte dort war ihr Wohnsitz. Ihre Wohnung war jedoch mehr in, als über der Erde, daher führt der Berg noch heute den Namen "Frau Harkenberg". Nach einigen soll sie hier allein, nach anderen mit ihrem Mann, nach noch anderen ohne Mann, aber mit zwei Töchtern gewohnt haben.

Sie gehörte zum Geschlecht der Riesen und ihre Existenz fällt in die Zeit der Heidenbekehrung. Sie lebte meistens zurückgezogen und verließ ihren Berg nur selten. Ihren Wasserbedarf holte sie aus dem unweit Kamern gelegenen See, zu dem sie immer ein und denselben Weg nahm, der auch so ausgetreten war, daß er noch jetzt unter dem Namen "Frau Harkengrund" oder "Frau Harkenstieg" gezeigt wird.

Auf diesem Weg traf sie auf der Schönfeldschen Seite einmal einen mit vier Ochsen bespannten Pflug, den sie, verwundert über diese Erscheinung, mit Pflüger und Tieren in die Schürze raffte und mit zu ihrer Wohnung nahm. Nach anderen waren es ihre Töchter, die dies Gespann Ochsen ihrer Mutter mit der Äußerung brachten: "Sieh! Was für kleine Tierchen wir gefunden haben." Ihre Töchter sollen auch Teile der Berge spielend zusammengetragen haben.

Wollte Frau Harke zur Abkehr von Tieren und der Schweine einen Stock in der Hand haben, so erfaßte sie eine der Eichen und hob sie mit Wurzeln und Ästen auf. Zum Gesäß oder Stuhl bediente sie sich eines großen Steines, der in der Nähe ihrer Wohnung lag. Den Bau der Dome zu Stendal und Havelberg, die von ihrem Berg aus gesehen werden, versuchte sie dadurch zu verhindern, daß sie große Steine dahin schleuderte. Doch gelang ihr keiner dieser Würfe, denn ein Stein, der auf Stendal gezielt war, fiel auf den Arneburger Galgenberg; zur Vernichtung des Havelberger Doms nahm sie den großen Stein, der ihr bisher als Sitz diente, wobei nach Sage einiger auch ihr Mann behilflich war; doch der Stein zerbrach in drei Stücke, wovon sie das eine in der Hand behielt und zu ihren Füßen niederfallen ließ, ein zweites flog nach Rehberg und das dritte auf die Stöllenschen Berge.

Schaden fügte Frau Harke niemand zu, und sie soll sogar wohltätig dadurch geworden sein, daß sie die kleinen märkischen Rüben in die Umgegend verpflanzte. Schließlich aber soll sie durch die Elbe gewatet und so verschwunden sein.

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Quellen[]

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