Mittelalter Wiki
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Frauengräber weisen in keiner Periode der mittel- u. nordeuropäischen Vorzeit eine Besonderheit der Anlage auf. Wohl aber ist eine Unterscheidung der Geschlechter in vielen Fällen anhand der Beigaben, und bei gut erhaltenen Skeletten auch auf Grund körperlicher Merkmale, möglich.

Beschreibung[]

Die steinzeitlichen Einzelgräber Jütlands enthalten je nachdem eine Streitaxt oder Halsketten aus Bernsteinperlen. Die Frauengräber der älteren nordischen Bronzezeit (1800-1100 v. Chr.) sind gewöhnlich mit einer reichen Schmuckgarnitur versehen, die in ihrer Art ebenso kostbar ist, wie die Ausstattung der Männergräber. Auch ist, besonders in Jütland, oft ein Dolch hinzugefügt.

Hier und da hat man beobachtet, dass auf dem Grund des Hügels ein Männe-r und ein Frauengrab nebeneinander lagen (möglicherweise ist dies ein Hinweis auf monogamische Ehe). Bei den Gräbern der jüngeren nordischen Bronzezeit (1100-730/720 v. Chr.) läßt sich wegen der Spärlichkeit der Grabbeigaben eine Trennung nach Geschlecht nur selten vornehmen, und dasselbe gilt im Allgemeinen von den Friedhöfen der vorrömischen Eisenzeit (450-100 v. Chr.).

Erst seit der römischen Zeit (ca. 0-200 n. Chr.) wurde mit der reicheren Ausstattung der Gräber die Unterscheidung wieder leicht. Außer Schmucksachen und Toilettegeräten treten in Frauengräbern nun häufig Spindelsteine und Schlüssel auf. Die Frauengräber der spätrömischen Zeit sind kenntlich an großen Perlenketten und zwei oder mehreren Gewandnadeln (Fibeln), während die Männergräber nur eine solche enthalten. In der nachrömischen und der Wikingerzeit findet man in Männergräbern meist Waffen und andere kriegerische Ausrüstungsstücke, in Frauengräbern Schmucksachen aus Bronze oder Glas.

Witwenopferung[]

Für die von vielen als indogermanisch angesehene Sitte der Witwenopferung (engl. suttee von ind. satí - 'die Gute, die Treue') sind sichere archäologische Zeugnisse erst aus der Völkerwanderungszeit (ca. 375-568) bekannt. Das früheste Beispiel bietet ein Grabhügelfund des 4. Jhds. aus Ringerike, dem sich andere norwegische Funde aus dem 5. und 6. Jh. anschließen.

Wir wissen, dass Südskandinavien damals starke Einflüsse und wahrscheinlich auch Einwanderungen von Seiten der zwischen Ostsee und Schwarzem Meer angesessenen Germanen erfahren hat. Deshalb muss mit der Möglichkeit der Einführung von fremden Bräuchen gerechnet werden. Für die Wikingerzeit setzen die literarischen Quellen wie die Sigurdarkvida, die St. Olafsaga und die ältere Fassung der Saga von Olaf Tryggvason das Bestehen der Witwenverbrennung voraus, und dem entspricht es, dass auf Bornholm, in Birka am Mälarsee und besonders in Norwegen zahlreiche Fälle gemeinsamer und gleichzeitiger Bestattung von Mann und Frau aus jener Epoche festgestellt sind, wenngleich die Einzelgräber weitaus überwiegen.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

  • Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 84.
  • H. Schetelig, Traces of the custom of suttee in Norway during the Viking age (1910).
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