Als Freie Künste (Artes liberales, ingenuae oder bonae) bezeichnete man im Mittelalter diejenigen Kenntnisse und Fertigkeiten, die man eines freien Mannes würdig erachtete, im Gegensatz zu den meist mechanischen Beschäftigungen (Artes mechanicae) der Unfreien. Gewöhnlich zählte man sieben Freie Künste: Grammatik, Rhetorik und Dialektik (das Trivium), Arithmetik, Musik, Geometrie, und Astronomie (das Quadrivium). [1]
Beschreibung[]
Im Verlauf von der Spätantike zum Mittelalter wurden die Sieben Freien Künste verschieden definiert. Ursprünglich waren sie bei den Römern diejenigen Wissenschaften und Beschäftigungen, die sich für Freie ziemten bzw. deren Studium den Kindern des Freien notwendig war; sie standen im Gegensatz zu den niederen, unfreien Beschäftigungen, die von Sklaven betrieben wurden.
Später unterschied man sie als künstlerische Erwerbszweige, die nicht dem Zunftzwang unterworfen waren, von den zunftmäßigen Handwerken (Artes mechanicae). Die sieben freien Künste wurden oft abgebildet, z.B. im Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg (um 1180) oder im Margaritha philosophica des Karthäusers Gregor Reisch gegen Ende des 15. Jhs.
Die Sieben Freien Künste[]
Die septem artes liberales zerfielen in das trivium, das den unteren Kurs umschloss und aus Grammatik, Rhetorik und Dialektik bestand. Sie wurden in den danach benannten Trivial- oder Elementarschulen gelehrt. Den oberen Kurs bildete das quadrivium mit Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie, die nur in höheren Lehranstalten vorgetragen wurden. Ein Magister artium liberalium war demnach ein Lehrer oder Meister der sieben freien Künste, und die Fakultät, die diese lehrte, hiess Artistenfakultät. Der versus memorialis heisst: "Lingua, tropus, ratio, numerus, tenor, angelus, astra". Im Frühmittelalter hießen sie die siben liste frîe.
Geschichte[]
Nach der landläufigen Ansicht der Spätantike bildeten die Freien Künste den "Kreis der höheren Erziehung" (enkyklios paideia). Erst im 5. Jh., zum Ende der Spätantike mit seiner der römischen Bildung, wurden die Objekte der elementaren und höheren Bildung in der Ordnung als Siebenzahl der freien Künste zusammengestellt, die durch das ganze Mittelalter hindurch vorherrschte: Grammatik, Dialektik, Rhetorik; Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie.
Das geschah besonders durch Marcianus Capella in seinem Buch "De nuptiis philologiae et Mercurii" (Von der Hochzeit Merkurs und der Philologie), und durch Boethius. Von Marcianus Capella stammen die Gedächtnisverse: Gram. loquitur, Dia. vera docet, Rhe. verba colorat; Mus. canit, numerat Ar., Geo. ponderat, Ast. colit astra.
Die freien Künste wurden vollzählig in der Artistenfakultät der mittelalterlichen Universitäten gelehrt. Daher war die höchste Ehrenstufe in dieser die des Magister artium liberalium. Noch bis in die Neuzeit hinein wurde dieser Titel an älteren Universitäten den Doktoren der philosophischen Fakultät nebenher beigelegt. [2]
Galerie[]
H.S. Beham (um 1535)[]
Verwandte Themen[]
Wissenschaften-Navigation |
---|
Wissenschaften (Hauptartikel) • Alchemie • Astronomie • Freie Künste • Geometrie • Jahreszählung • Kosmogonie • Kosmologie • Malerei • Maße und Gewichte • Mathematik • Medizin • Metaphysik • Musik • Naturphilosophie • Philosophie • Zahlensystem |
Kategorien: Wissenschaften (Hauptkategorie) • Alchemie • Astronomie • Geometrie • Kunst • Maße und Gewichte • Medizin • Münzwesen • Naturphilosophie • Philosophie |
Quellen[]
- Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 250.
- Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 228.
Einzelnachweise[]
- ↑ Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 617.
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 61-62.