Mittelalter Wiki
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Frey bzw. aisl. Freyr ist in der nordischen Mythologie ein Fruchtbarkeitsgott, sowohl der Fruchtbarkeit der Erde als auch der Menschen und Tiere. Er wurde besonders in Schweden verehrt. Bei Adam von Bremen wird er Fricco genannt.

Beschreibung[]

Laut dem Skirnismal ist Frey der Sohn des Meeresgottes Njörd (anord. Njǫrðr) und stammt aus dem Geschlecht der Wanen. Sein Name bedeutet "Fürst der Götter". Auch im Skirnismal besungen wird seine Liebe zur schönen Gerda in Jotunheim, die er seinem Diener Skirnir mitteilt. Skirnir, der nun für seinen Herrn wirbt, macht sich mit dessen Roß und Schwert nach Riesenheim auf und gewinnt ihm das Mädchen.

Frey erscheint als männliches Prinzip einer Dualität mit seiner Schwester Freya, daher decken sich sein Wesen, seine Attribute und Handlungen vielfach mit denen seiner Schwester. Frey und Freya zeichnen sich beide durch ihre Schönheit aus, beide sind Opfergötter bei den Asen. Beide sind im Besitz eines goldenen Ebers (Freya: Hilisvini), der sie durch die Lüfte trägt.

Attribute[]

Frey ist im Besitz eines trefflichen Rosses, eines vorzüglichen Schwertes, das von selbst kämpft, und des Flugschiffes Skidbladnir. Sein Wohnsitz ist Alfheim, den ihm einst die Götter als Zahngeschenk gegeben haben (Grimnismal 5). Als Führer der Scharen reitet er nach dem Zeugnis des Skalden Ulf Uggason beim Leichenbrand Baldurs auf dem goldenen Eber Gullinbursti (Snorra Edda, I 264).

Einflussbereich[]

Frey war gemäß der Heimskringla der oberste Herr oder Gott der Schweden (Heimskr. I 23; Flateyarbok, III 246), und die Schwedenkönige leiten von ihm ihre Herkunft ab (Saxo I 278; 382; Ynglingasaga). Er war zudem Gott der Fruchtbarkeit, sowohl der Fruchtbarkeit der Erde wie der Menschen und Tiere. Auch Norwegen und Island brachte er als der Gott Fruchtbarkeit und Frieden, und verkündete die Zukunft.

Da Geschlechter und Stämme ihre Herkunft von Ing-Frey ableiten, und er in Skandinavien als Gott der Fruchtbarkeit schlechthin galt, war er ebenso der Ahnherr der Menschen, der Herr der Erde. Als solcher war er Gemahl der Nerthus, der Mutter Erde. Auch die Germanen kannten - wie fast alle Völker - das Verhältnis zwischen Himmel und Erde, aus dem alles Leben hervorgegangen ist.

Yngvifreyr und Ynglingar[]

Zum Verständnis des Freyskultes und der Freysmythen führt der Name Yngvifreyr, unter dem man die Gottheit wiederholt findet. Freyr heißt "Herr", Yngvi oder Ing ist der eigentliche Name des Gottes. Nach diesem hieß das schwedische Königsgeschlecht Ynglingar, und auf ihn führten sich die Ingaevones des Tacitus zurück. Diese hatten am Seegestade ihren Sitz, also dort, wo auch die Nerthusverehrer wohnten. Nach dem angelsächsischen Runenlied (Cotton. Otho B 10) [1] wurde dieser Ing zuerst bei den Ostdänen verehrt; sein Kult wanderte von dort nach Uppsala in Schweden, wo sein eigentlicher Name in den Hintergrund trat und seine Bezeichnung als "Herr" (freyr) zum Eigennamen wurde.

Kultus[]

Frey wird als Gottheit nur im skandinavischen Norden verehrt, wo man die Entwicklung des Freyskultes jedoch sehr gut überblicken kann, während in südgermanischen Quellen kein solcher Name bekannt ist. Auch in der eddischen Dichtung ist der Freysglaube nicht durchgängig. Die meisten Gedichte, wie Völuspa, Vafthrudnismal, Thrymskvidha u. a. zeigen von ihm keine Spur. Die ihn aber kennen, berichten von ihm Dinge, die man aus den Kultquellen nicht erfährt, die aber z. T. mit der späten gelehrten Prosa übereinstimmen.

Schweden[]

Der Ausgangs- und Mittelpunkt dieses Kultes ist das fruchtbare Gebiet Schwedens nördlich vom Mälarsee. Hier war er der oberste der Götter (lat. satrapa deorum; Saxo I 120). Hier befand sich auch sein Tempel in Uppsala und sein Bild, wo er laut Adam von Bremen (IV K. 26) "mit riesigem Phallus" dargestellt war. In diesem Gebiet wurden ihm Opfer dargebracht; so gelobte man ihm z.B. Speise- und Trankopfer, wenn der Wind die Schiffe nach Schweden führen würde (Ftb. I 307). Laut Fornmanna-Sögur und Saxo Grammaticus waren jedoch auch Menschenopfer (Fms. III 73; Saxo I 120) darunter.

Aus seiner Rolle als Fruchtbarkeitsgott erklärt sich auch der Zusammenhang mit den priapischen sog. heiligen Steinen, durch die man die Fruchtbarkeit der Erde zu bewirken glaubte (s. Fruchtbarkeitsritus). Ebenso erklären sich daraus die Weihen, die man ihm bei Ehebündnissen zu bringen pflegte (Adam IV K. 27). Eine Frau wurde ihm zur Seite gesellt, die am großen Opferfest sein Bild in einem Wagen durch die Gaue fuhr, begleitet von Dienern, und die überall, wohin sie kam, mit festlichem Gelage empfangen wurde (Ftb. I 337 ff.). Verbunden waren diese Festlichkeiten mit phallischen Riten und, laut Saxo, auch mit obszönen Handlungen (Saxo I 278).

Norwegen[]

Von Schweden kam der Freyskult nach Norwegen und vor allem in das Gebiet von Trontheim. Als König Olaf Tryggvason (968-1000) im Zuge seiner christlichen Bekehrung Norwegens das heilige Freysbild von Tondheim vernichtete, erzählte er den Heiden, daß einst die Schweden ihrem toten Frey zur Gesellschaft zwei Holzbilder gemacht hätten, von denen sie das eine in Uppsala verehrten, während das andere nach Norwegen gekommen wäre (Ftb. I 401 ff. vgl. auch Saxo I 120).

In Norwegen weideten ihm als der Gott Fruchtbarkeit und Friedens zu Ehren heilige Rosse, und es stand ein Tempel mit seinem Bild. Wie es die Heimskringla (I, 186 f.) berichtet, tranken die Norweger seine Minne und besonders die Jarle von Hladir pflegten dies zu tun. Aus dem südlichen Norwegen gibt es nur wenige Zeugnisse des Freyskultes, mehrere aber aus Finnland.

Island[]

Von Halogaland, wo er auferzogen wurde, nahm wahrscheinlich Ingimundr Freys Bild und seine Verehrung mit nach Vatzdal in Nordisland. Wie in Norwegen findet sich auch auf Island der Freyskult auf bestimmte Gebiete und zwar auf den Norden der Insel beschränkt. Hier stand im Gebiet des Eyjafjǫrd der Freystempel, in dem Thorkell dem Frey opferte und um Rache an seinen Gegnern bittet (Glùma Saga 15; 56; 29). Hier errichtete auch Hrafnkell im Jokulsdal dem Frey eine heilige Stätte und weihte ihm die Hälfte seines Eigentums (Hrafnkels saga Freysgoða; Austfirðir Saga 96).

In Island gab auch Oddr zu Oddsstadir seinem liebsten Freund Frey ein großes Mahl und bat ihn, seinen Gegner von seinem Sitz zu vertreiben, wie er jetzt weichen müsse (Austfirð S. 186). Im äußersten Nordwesten bezeugt die Sage vom Grabhügel Thorgrims, auf dem kein Schnee haften blieb und der niemals gefror, die Verehrung, die hier Frey durch Thorgrim genossen hat (Gísla saga Súrssonar, K. 18 § 4).

Dänemark und Nerthuskult[]

Die phallische Verehrung (s. Phalluskult), die man bei Frey findet, wurde sicherlich auch Ing in seinem Ursitz zu teil, und so gelangt man vom schwedischen auf dänisches Gebiet, wo der phallische Kult tatsächlich erwiesen ist. [2] Decken sich nun die Berichte, die einerseits Tacitus vom Nerthuskult, und andererseits nordische Sagas vom Freyskult in Uppsala bringen, in ihren Grundzügen geradezu auffallend, so liegt die Annahme nahe, daß man es in beiden mit ein und demselben Kultfest zu tun hat, bei dem zu Tacitus Zeiten an der Ostsee die Verehrung der mütterlichen Erde überwog, ungefähr 800 Jahre später dagegen bei den Schweden die des männlichen Himmelsgottes. Dieses Kultfest galt aber dem Wiedererwachen der Natur.

Im Nerthusglauben und -kult liegt auch noch eine frühere Schicht religiöser Vorstellung, die aus einer Zeit stammt, da man ein Verhältnis zwischen Himmelsgott und Erde noch nicht kannte. Die Erde erzeugte alles aus sich selbst und wurde durch phallischen Zauber fruchtbar gemacht. In dieser Auffassung ist der Himmelsgott, der einer jüngeren Periode angehört, ihr Sohn, und daher erklärt sich, daß später, als aus der weiblichen Nerthus der männliche Njörd (anord. Njǫrðr) wurde, dieser als Vater des Frey, der aus Schwesterehe erzeugt war, aufgefaßt wurde.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Cotton Library: Otho (Cott. Otho). B 10: Old English Rune poem (destroyed in 1731). Sammlung Robert Bruce Cotton (Hs. Cott. Tib.); British Library.
  2. Aarbøger for nordisk oldkyndighed og historie (Internet Archive). Ausgabe 1881. Nordiske Oldskrift-selskab. Kjobenhavn, Denmark. A. 370 ff.
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