Die Friesen (Frisii, Frisiones, Frisones, in ihrer eignen Sprache Frisan) waren ein nordwest-germanischer Volksstamm, der während der Römischen Kaiserzeit den Römern bei ihren Einfällen ins nördliche Magna Germania bekannt wurde. Sie wohnten an der Nordseeküste zwischen den Mündungen des Rheins, Ems und der Weser, also in den heutigen Niederlanden, Ostfriesland und Oldenburg, wo man noch in einzelnen Gegenden ihre Nachkommen findet.
Beschreibung[]
Charakteristisch für die Friesen war ein ausgeprägtes Stammesbewusstsein, das ihnen dabei über Jahrhunderte hinweg half, ein Eigenleben zu führen. Die „friesische Freiheit“ war eine großbäuerliche, genossenschaftlich geprägte Freiheit, die sich, ohne größeren staatlichen Zusammenschluss in einzelne Bauernrepubliken zerfallend, der Nordseeküste entlang ausdehnte.
Friesische Sprache[]
Die friesische Sprache ist eng mit dem Angelsächsischen verwandt. Das Altfriesische (bis 16. Jh.) kennen Forscher aus Rechtsquellen wie dem Asegabuch um 1200, den Brokmerbrief, den Emsiger Domen nach 1200 und dem Recht der Rüstringer aus dem 14. Jh.
Das Neufriesische wird im niederländischen Westfriesland noch vereinzelt gesprochen (Bauern- oder Landfriesisch), während es in Ostfriesland im 17. Jh. durch die plattdeutsche Sprache verdrängt wurde (nur im Saterland wurde noch friesisch gesprochen). Lebendig ist auch noch das Nordfriesische an der Küste zwischen Tondern und Husum, auf den Halligen und auf Helgoland, Amrum, Föhr und Sylt.
Geschichte[]
Zuerst waren die Friesen Bundesgenossen der Römer in den Feldzügen des Germanicus (15 v. Chr. - 19 n. Chr.). Sie wurden von Drusus bei seiner Fahrt an der nordwestlichen Küste Deutschlands den Römern zinspflichtig gemacht und leisteten diesem wie Germanicus bei deren Unternehmungen in Magna Germania großen Vorschub. Sie galten als emsiges, auf die Ausbeutung des Meeres wie auf Viehzucht und Ackerbau bedachtes Volk.
Als Centurio Olennius bei Eintreibung des Tributs Gewalttätigkeiten verübte, empörten sich die Friesen und rissen sich um das Jahr 27 / 28 n. Chr. durch die Habsucht der Römer erbittert von dieser unwürdigen Verbindung los und hängten diejenigen Römer, die den Zins eintrieben, auf. Zwar zogen die Römer zur Unterwerfung herbei, aber sie wurden aus dem Land gejagt. So wurden die Friesen frei.
Im Jahre 47 n. Chr. traten sie erneut wieder mit den Römern in Verbindung, wurden unterworfen und ließen sich von ihnen Gesetze und Obrigkeit geben. Aber auch diese Abhängigkeit dauerte nicht lange. Schon Kaiser Claudius (10 v. Chr. - 54 n. Chr.) zog die römischen Besatzungen wieder aus dem Land. Danach erscheinen sie nachmals wieder als freies Volk, obgleich die Geschichte ihrer in den folgenden Jahrhunderten wenig erwähnt. Nach 58 werden die Friesen nur gelegentlich als kühne Seeräuber genannt. Teile des Stammes gründeten neben Angeln und Sachsen in Britannien Niederlassungen.
Frühmittelalter[]
6. Jahrhundert[]
Seit dem 6. Jhd. drangen die Friesen von ihren Stammsitzen westlich der Ems nach Osten bis zur Wesermündung vor. Dabei bewahrten sie eine völlige, auch sprachliche Eigenständigkeit gegen die Sachsen. Allerdings kamen sie in feindliche Berührung mit den Franken und zerstörten die von Dagobert I. im Grenzkastell Utrecht erbaute Kirche.
7. Jahrhundert[]
- 678 - Der Sachse Wilfried, Erzbischof von York erhält von Herzog Aldgisl I. von Friesland die Erlaubnis zu Predigt und Mission.
- 679 - Radbod wird König von Friesland.
- 689 - König Radbod I. von Friesland, Sohn und Nachfolger von Aldgisl I., verliert nach der Schlacht bei Wykte Duerstede Westfriesland an Pippin von Herstal.
8. Jahrhundert[]
Im 8. Jh. wurden insbesondere Handel und Schifffahrt als Beschäftigung der Friesen erwähnt. Ihre Schiffer fuhren in slawische Lande (einmal die Elbe hinauf bis zur Havel), und friesische Kaufleute finden sich überall im Frankenreich, aber auch in England etc.
In karolingischer Zeit beherrschten die Friesen den Rheinhandel. Eine ihrer wichtigsten Handelswaren bildeten neben dem Wein auch Tuche, die häufiger erwähnt werden. Die bedeutendsten Handelsplätze an diesem Fluss waren Mainz und während der Blütezeit des Friesenhandels Dorstat (Wijk bij Duurstede) bei der Abzweigung des Kremmen Ryn vom Lek. Doch nahmen auch einheimische Kaufleute an ihm teil.
Dorstat wird als der am meisten hervorragende Handelsort (emporium) der Friesen erwähnt. Hier lag der Hauptausfuhrhafen des Rheins nach dem Norden und auch nach England, daher war er die Hauptzollstätte des Reiches für den Nordseeverkehr und Mittelpunkt des vom Rhein und von der See her zusammenströmenden Handelsverkehrs. Neben Dorstat blieb der Bischofssitz Utrecht (Wiltaburg) nur von zweitrangiger Bedeutung. Außer Dorstat werden in den Niederlanden noch andere Handelsplätze genannt: Deventer, Witla a. d. Maas, weiter aufwärts Maastricht, als Übergangsstelle und Zollstation wichtig... Weiterlesen
- Siehe Hauptartikel: Friesenhandel
Im 8. Jh. traten die Friesen im Krieg mit dem fränkischen Major Domus Pippin von Herstal (s. Frankenreich) auf, unterlagen jedoch der fränkischen Oberherrschaft. Damals war Radbod ihr König, zu dem fromme Geistliche aus England kamen, um den Friesen das Christentum zu predigen. Der berühmteste war der heilige Willibrord, der zwar viele Friesen für das Christentum gewann, aber Radbod zur Taufe nicht bewegen konnte. Willibrord gelangte bis zu der durch ein altes Heiligtum berühmten Insel Fositesland (Helgoland).
- 714 - Nach dem Tode des fränkischen Hausmeiers Pippin von Herstal befreit König Radbod die Friesen von der Herrschaft des Frankenreiches, zerstörte die Kirchen und stellte den heidnischen Kultus wieder her.
- 719 - Radbods stirbt. Sein Nachfolger Aldgisl II. verliert Westfriesland. Willibrord, während des Krieges flüchtig, kehrt nach Utrecht zurück, das von nun ab ununterbrochen Bischofssitz für diese friesischen Lande ist.
- 733 - Feldzug Karl Martells gegen die Friesen.
- 734 - Karl Martell, Pipin's Sohn, besiegt Radbod's Sohn und Aldgisls Nachfolger Poppo. Er verwüstet die Heiligen Haine der heidnischen Friesen. Seitdem gibt es keinen Herzog über das gesamte Friesland mehr.
9. Jahrhundert[]
Im 9. Jhd. hatte der Stamm schwer unter den Einfällen der Normannen zu leiden, die die wichtigste Handelsmetropole Dorestad (Wijk bij Duurstede) vernichteten.
- 800 - Zweite Landnahme der Marschen durch Friesen in den Utlanden.
Hochmittelalter[]
11. Jahrhundert[]
Im 11. und 12. Jhd. wurde die fränkische Grafschaftsverfassung von den selbstbewussten Friesen weitgehend ausgehöhlt; sie bot fremden Herren, selbst dem Bischof von Münster, keine Möglichkeit der Territorialisierung.
13. Jahrhundert[]
Im 13. Jhd. fielen die Bauern des Landes Hadeln unter die Herrschaft des Herzogs von Sachsen-Lauenburg, bewahrten jedoch ihre genossenschaftlich geprägte Eigenständigkeit bis tief ins 19. Jhd.
- 1234 - Stedinger Kreuzzug durch den Bremer Erzbischof und den Oldenburger Grafen.
Spätmittelalter[]
14. Jahrhundert[]
Im 14. Jhd. entwickelten sich reich gewordene Familien zu einer eigenen Klientel mit Machtansprüchen, die die genossenschaftlichen Strukturen veränderten. Die Häuptlingsherrschaft breitete sich in Ostfriesland aus. Diese Häuptlinge saßen in Steinhäusern, burgenähnlichen Befestigungen, deren Anlage nach altem friesischen Recht eigentlich verboten war.
15. Jahrhundert[]
Im 15. Jhd. behauptete sich schließlich die Familie der Cirksena als dominierendes Häuptlingsgeschlecht und erweiterte ihren Einflussbereich von ihrem Stammsitz Greetsiel aus auf ganz Ostfriesland und Emden. Im Laufe des Jahrhunderts wurde allerdings die friesische Sprache immer stärker vom Niederdeutschen zurückgedrängt.
- 1464 - Ulrich I. von Ostfriesland wird in den gefürsteten Grafenstand erhoben, was ihm eine reichslehensrechtliche Grundlage verschafft.
Renaissance[]
16. Jahrhundert[]
- 1524 - Die Bremer Kirchenfürsten unterwerfen das Land Wursten ihrer Herrschaft.
- 1529 - Der Oldenburger Graf bringt Butjadingen unter seine Herrschaft.
Verwandte Themen[]
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Quellen[]
- Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon: Friesen, Band 2. Leipzig 1838., S. 122.
- Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon: Friesen, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 625.
- Herders Conversations-Lexikon: Friesen. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 814.
- Meyers Großes Konversations-Lexikon: Friesen, Band 7. Leipzig 1907, S. 150-151.
- Portal Niedersachsen: Die Friesen. Abgerufen am 05.12.2024.
- Portal Niedersachsen: Die Friesen. Abgerufen am 05.12.2024.
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Band 2.