Friesland (Magna Frisia), das Siedlungsgebiet der Friesen erstreckt sich entlang der niederländischen und deutschen Nordseeküste, zwischen den Mündungen des Rheins, Ems und der Weser, also in den heutigen Niederlanden, Ostfriesland und Oldenburg, wo man noch in einzelnen Gegenden ihre Nachkommen findet.
Geschichte[]
Völkerwanderungszeit[]
6. Jahrhundert[]
Seit dem 6. Jhd. waren die Friesen mit den Franken in feindlicher Berührung und zerstörten die von Dagobert I. im Grenzkastell Utrecht erbaute Kirche. 40 Jahre später erhielt der Sachse Wilfried, Erzbischof von York, von ihrem Herzog Aldgisl I. die Erlaubnis zu Predigt und Mission.
Frühmittelalter[]
7. Jahrhundert[]
- 689 - Schlacht bei Wykte Duerstede (bei Dorestad): Der fränkische Hausmeier Pippin der Mittlere besiegt die Friesen unter Radbod. Westfriesland geht an die Franken.
8. Jahrhundert[]
Seit dem 8. Jhd. wanderten Friesen in zwei Schüben aus ihrem Ursprungsgebiet zwischen Zuidersee und Weser in das Küstengebiet nördlich der Eider ein und besiedelten die Utlande sowie Helgoland. Zu dieser Zeit gerieten die Friesen unter Führung ihres Königs Radbod in Krieg mit dem fränkischen Major Domus Pippin von Herstal und dem Frankenreich, unterlagen jedoch der fränkischen Oberherrschaft. Damals kamen fromme Geistliche aus England zu den Friesen, um ihnen das Christentum zu predigen. Der berühmteste war der heilige Willibrord, der zwar viele Friesen für das Christentum gewann, aber Radbod zur Taufe nicht bewegen konnte. Willibrord gelangte bis zu der durch ein altes Heiligtum berühmten Insel Fositesland (Helgoland).
- 714 - Nach dem Tode des fränkischen Hausmeiers Pippin von Herstal befreit König Radbod die Friesen von der Herrschaft des Frankenreiches, zerstörte die Kirchen und stellte den heidnischen Kultus wieder her.
- 719 - Radbods stirbt. Sein Nachfolger Aldgisl II. verliert Westfriesland. Willibrord, während des Krieges flüchtig, kehrt nach Utrecht zurück, das von nun ab ununterbrochen Bischofssitz für diese friesischen Lande ist.
- 733 - Feldzug Karl Martells gegen die Friesen.
- 734 - Karl Martell, Pipin's Sohn, besiegt Radbod's Sohn und Aldgisls Nachfolger Poppo. Er verwüstet die Heiligen Haine der heidnischen Friesen. Seitdem gibt es keinen Herzog über das gesamte Friesland mehr.
9. Jahrhundert[]
- 813 - Unter der Regentschaft Ludwigs des Frommen leisten die Friesen den Befehlen des Kaisers nicht immer Gehorsam leisteten und beteiligen sich sogar an den Raubzügen der Wikinger an der englischen Küste.
- 834 - Beginn der Verwüstungen dänischer Wikinger in Friesland. Walcheren, die blühende Handelsstadt Dorestad usw. werden mehrmals geplündert und verwüstet.
- 841 - Schlacht von Fontenoy: Nach der Schlacht gibt Kaiser Lothar I., um seine geschwächten Streitkräfte zu stärken, dem früheren König von Dänemark und jetzigen Wikingerführer Harald Klak und dessen Bruder Rörek die Insel Walcheren u.a. benachbarte Gebiete zu Lehen.
- 842 - Harald Klak stirbt. Rörek wird des Verrats bezichtigt und verliert seine Lehen.
- 843 - Durch den Vertrag von Verdun geht Friesland an Kaiser Lothar I. und bildet später einen Teil von Lothringen.
- 845 - Sowohl Hamburg wie auch Friesland werden von dänischen Wikingern stark verwüstet.
- 850 - Rörek kehrt zusammen mit seinem Neffen Gotfried wieder nach Friesland zurück. Kaiser Lothar I. sieht sich außerstande, Widerstand zu leisten, und tritt mit Rörek in Verhandlungen ein, die dazu führen, dass der Kaiser ihn von neuem mit Duurstede und anderen benachbarten Grafschaften belehnt und ihm den Herzogstitel verleiht.
- 860 - Während des Streites zwischen Ludwig dem Deutschen und Karl dem Kahlen weiß Rörek bis zu seinem Tode seinen Besitzstand in Friesland zu behaupten, auch wenn er sich von Zeit zu Zeit in Dänemark aufhält.
- 863 - Dorestad wird geplündert und völlig zerstört.
- 870 - Durch den Vertrag zu Mersen wird Friesland zwischen dem West- und Ostfrankenreich geteilt.
- 882 - Der dänische Wikingerkönig Gotfried bekommt die ehemaligen Besitzungen Röreks als Lehen mit der Verpflichtung der Grenzwacht.
- 885 - Wikingerkönig Gotfried wird ermordet. Eine dauernde Bedeutung für Friesland (wie es in Irland und Northumberland der Fall war) hat dieses Wikingerreich nicht.
- 888 - Friesland fällt an das Ostfrankenreich. [1]
10. Jahrhundert[]
- 911 - Nach dem Tode Ludwigs des Kindes löst sich Lothringen vom Ostfrankenreich und erkennt den westfränkischen König Karl an. Friesland dagegen bleibt Konrad I. treu und löst sich aus dem Verband der Länder, an denen der Name Lothringen haften blieb.
- 933 - König Knut I. von Dänemark fällt in Friesland ein.
In der Folge ging Westfriesland eigene Wege, denn es entwickelte sich die Landeshoheit der Grafen von Holland, deren Geschlecht sich bis zum Ausgang des 9. Jhds. zurückverfolgen lässt, und die des Bischofs von Utrecht: so hörten die späteren Provinzen Holland, Seeland und Utrecht auf, als Teile Frieslands zu gelten.
Hochmittelalter[]
Um die Jahrtausendwende wurde wahrscheinlich die Marsch am Festland in einer zweiten Einwanderungswelle von den Friesen in Besitz genommen.
Friesland bildete während des ganzen Mittelalters eine besondere Landschaft, deren Grenze gegen Sachsen die Weser, ein Nebenfluss derselben (die Wapel) und eine Linie von da westlich zur Ems zu waren, während es sich im Süden nach Lothringen bis zur Mündung der Maas und des Rheins erstreckte. Sie behielten ihre eigenen Gesetze und erhielten sich bis ins 15. Jh. unabhängig.
- 1219 - „Erste Marcellusflut“, eine Sturmflut, die vor allem Westfriesland betraf, doch auch an der Westküste Schleswig-Holsteins ertranken rund 10.000 Menschen.
Spätmittelalter und danach[]
14. Jahrhundert[]
- 1362 - „De grote Manndränke“ („Zweite Marcellusflut“), Sturmflut mit über 100.000 Toten. Die Stadt Rungholt wird zerstört. Danach Beginn der Landgewinnung in Nordfriesland.
15. Jahrhundert[]
Westfriesland unterwarf sich 1457 dem Schutze des Kaisers; Karl V. vereinigte es mit Burgund. 1492 erhielten die Friesen einen Herrn an Albrecht von Sachsen, der die inneren Streitigkeiten benutzte, aber nur Ostfriesland behaupten konnte.
Renaissance[]
16. Jahrhundert[]
Anfang des 16. Jhds. wurde die friesische Sprache vom Niederdeutschen auf Eiderstedt verdrängt. Im Laufes des Jahrhunderts schloss sich der westfälische Teil des Landes bis zur Ems den holländischen Provinzen an und bildete die beiden Staaten Gröningen und Westfriesland.
- 1501 - Sturmflut in Nordfriesland.
- 1506 - Sturmflut in Nordfriesland.
- 1508 - Zwei Sturmfluten in Nordfriesland
- 1551 - Sturmflut in Nordfriesland.
Danach bezeichnete der Name Ostfriesland nur noch das Land östlich der Ems. Es kam zum Teil an Oldenburg, teils blieb es unter einem eigenen Fürsten vereinigt, der allerdings durch die Landtage sehr beschränkt war.
17. Jahrhundert[]
- 1634 - „Buchardiflut“, die zweite „Grote Manndränke“ (Große Mandränke), bei dieser Sturmflut kamen allein in Nordfriesland 9.000 Menschen um, von der Insel Strand bleiben nur Nordstrand und Pellworm sowie die Hallig Nordstrandischmoor und Reste aus denen später die Hamburger Hallig entstand. Die Flut zerstörte aber nicht nur die Insel, sondern führte auch zu einem Sprachwechsel.
- 1690 - Das ostfriesische Haus stirbt aus.
- 1744 - Der Stamm mit dem Grafen Karl Edgard von Ostfriesland erlischt vollständig. Das Land fällt gemäß eines Erbvertrags an Preußen.
- 1814 - Ostfriesland geht an Hannover. [2]
Beschreibung[]
Handelswesen[]
- → Hauptartikel: Friesenhandel
In karolingischer Zeit beherrschten die Friesen den Rheinhandel. Eine ihrer wichtigsten Handelswaren bildeten neben dem Wein auch Tuche, die häufiger erwähnt werden. Die bedeutendsten Handelsplätze an diesem Fluss waren Mainz und während der Blütezeit des Friesenhandels Dorstat (Wijk bij Duurstede) bei der Abzweigung des Kremmen Ryn vom Lek. Doch nahmen auch einheimische Kaufleute an ihm teil.
Dorstat wird als der am meisten hervorragende Handelsort (emporium) der Friesen erwähnt. Hier lag der Hauptausfuhrhafen des Rheins nach dem Norden und auch nach England, daher war er die Hauptzollstätte des Reiches für den Nordseeverkehr und Mittelpunkt des vom Rhein und von der See her zusammenströmenden Handelsverkehrs. Neben Dorstat blieb der Bischofssitz Utrecht (Wiltaburg) nur von zweitrangiger Bedeutung. Außer Dorstat werden in den Niederlanden noch andere Handelsplätze genannt: Deventer, Witla a. d. Maas, weiter aufwärts Maastricht, als Übergangsstelle und Zollstation wichtig... Weiterlesen.
Nordischer Handel der Wikingerzeit[]
- → Hauptartikel: Nordischer Handel der Wikingerzeit (in Westeuropa)
Friesland war auch ein wichtiges Zentrum für den Nordischen Handel der Wikingerzeit (ca. 800-1030). Doch an der Nordsee, wo die seekundigen Friesen bisher unbestritten geherrscht hatten, wurden im Laufe des 9. Jhs. Dänen und Norweger die Herren. Die Friesen schlossen sich nicht selten den Normannen an und verstanden es oft, neben ihnen den Platz zu behaupten. Im Großen und Ganzen wurde jedoch durch die Wikingerzüge das Handelsdverkehrsleben der Niederlande außerordentlich beeinträchtigt, und es ging für lange Zeiten zurück. [3]
Friesische Sprachen[]
Die Friesische Sprachen ist eng mit dem Angelsächsischen verwandt. Das Altfriesische (bis 16. Jh.) kennen Forscher aus Rechtsquellen wie dem Asegabuch um 1200, den Brokmerbrief, den Emsiger Domen nach 1200 und dem Recht der Rüstringer aus dem 14. Jh. Das Neufriesische wird im niederländischen Westfriesland noch vereinzelt gesprochen (Bauern- oder Landfriesisch), während es in Ostfriesland im 17. Jh. durch die plattdeutsche Sprache verdrängt wurde (nur im Saterland wurde noch friesisch gesprochen). Lebendig ist auch noch das Nordfriesische an der Küste zwischen Tondern und Husum, auf den Halligen und auf Helgoland, Amrum, Föhr und Sylt.
Verwandte Themen[]
- Friesen (Volksstamm)
- Friesenhandel
- Friesische Sagen
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Quellen[]
- Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon: Friesen, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 625.
- Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon: Friesen, Band 2. Leipzig 1838., S. 122.
- Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte - SH von A bis Z - Friesen. Abgerufen am 13.12.2023.
- Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte - Zeitreise - II. Etappe - Zeitleiste von 1100 bis 1799
- Herders Conversations-Lexikon: Friesen. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 814.
- Meyers Großes Konversations-Lexikon: Friesen, Band 7. Leipzig 1907, S. 150-151.
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II.