Fußkämpfer (ahd. fendeo, anorw. fótgǫngumenn) oder auch Fußknechte waren bei den germanischen Völkern die wichtigste Truppengattung des Heeres.
Beschreibung[]
Bis weit ins Mittelalter hinein gab es für Fußkämpfer keine besondere Regel in Aufstellung, Bewaffung oder Rüstung. Im Frühmittelalter trugen sie z.B. eine Art Überwurf, der Hals und Oberarme deckte. Sie handhabten den oft selbstgefertigten Streitkolben, das Beil oder den Spieß mit starkem Schaft (Spießknecht). Orientalische Fußstreiter des Mittelalters führten Spieße mit schwachen, aber in der Regel langen Schäften. Die leichten, Spießeisen waren teils pfriemenartig, teils bärtig, d.h. mit Widerhaken versehen.
Hochmittelalter[]
11. Jahrhundert[]
Auch auf dem berühmten Teppich von Bayeux mit den Darstellungen der Eroberung Englands im Jahre 1066 erscheinen im schweren Fußvolk neben den langen, starken Spießen noch immer, wenn auch geringer an Zahl, die Streitäxte. Die Fernwaffen bestehen aus Bogen und Schleuder, und dienen nur zur Einleitung des Gefechtes.
Das Ende des 11. Jhds. bezeichnet den Beginn der Kreuzzüge. Die langen und erbitterten Kriege mit den Seldschukken und Arabern bildeten dabei eine aktive Schule für das Heerwesen der abendländischen Völker. Dabei trafen die europäischen Ritter auf ein Fußvolk, das, in einigermaßen günstiger Stellung, sich eher vernichten ließ, als dass es gewichen wäre. Ein großer Teil desselben führte eine ungekannte Fernwaffe, deren Geschosse selbst in den Haubert einzudringen vermochten, die Armbrust.
Gegen die meist aus leichten Reitern bestehenden Heerhaufen des Feindes und ihre eigentümliche Gefechtsweise schien sich von Beginn an eine vollkommen geänderte Taktik zu empfehlen. Nicht nur deswegen, sondern aufgrund ungünstiger Bodenverhältnisse, musste dem Fußvolk schon im 1. Kreuzzug (1096) ein bedeutenderer Wirkungskreis eingeräumt werden.
12. Jahrhundert[]
Mit der Erstarkung des Feudalwesens im 12. und 13. Jh. erfuhr das Fußvolk immer mehr in Missachtung, und so wurde eben auf die Bewaffnung der Fußknechte wenig oder gar kein Wert gelegt. Doch während sich die Schildformen im Hochmittelalter bei der Reiterei drastisch änderten, behielten die Fußtruppen zu ihrem besseren Schutz die alte große normannische Schildform noch lange bei.
Im Verlaufe des 12. Jhs. veränderte sich der im Fußvolk verwendete Spieß deutlich. Der alte Spieß, für Reiter und Fußknecht gleich geformt, erwies sich für diesen als zu gebrechlich und wegen seiner Länge in der Handhabung unsicher. Man verstärkte darum den Schaft und verkürzte ihn so bedeutend, dass er nur wenig eine Mannslänge überragte.
13. Jahrhundert (1. Hälfte)[]
Besonders im Norden Deutschlands wurde der Krieg nur vom Fußvolk geführt, wie unter den Stedingern (1233/1234) und Friesen. Im Gegensatz zur schwerfällig gewordenen Reiterei bot das Fußvolk das Beispiel einer geschlossenen, kräftigen Kampfweise, ungeachtet dass seine Bewaffnung und Ausrüstung bunt und unzulänglich war.
Spätmittelalter[]
Die Bewaffnung der Fußtruppen unterschied sich bis ins 13./14. Jh. von jener der Reiterei nur ganz unwesentlich. Im 14. und 15. Jh. bilden dann Helmbarten und Glefen die gemeinen Waffen der Fußknechte.
13. Jahrhundert (2. Hälfte)[]
In historischen Quellen findet man über die Verwendung von Fußtruppen die vielfältigsten und sonderbarsten Schildformen. Eine Ursache lag darin, dass ein Fußknecht zu damaliger Zeit minder geachtete und weniger gut gerüstete war. Dem Fußvolk wurde nur eine geringe Bedeutung im Kampf beigemessen, und man darum keine Notwendigkeit empfand, über eine Weiterentwicklung ihrer Ausrüstung nachzudenken. So führte der Fußknecht genau dieselbe Schildform wie der Reiter, obwohl diese Schilde in ihrer Form nur auf die Deckung zu Pferde berechnet waren.
14. Jahrhundert[]
Als der Reiterschild um 1300 zur Handtartsche (petit écu) zusammenschrumpfte und damit für die Fußtruppen vollkommen unbrauchbar wurde, wurde ein neuer Unterschied in der Bewaffnung sichtbar: Die Fußknechte behielten den alten, längeren Dreieckschild, den die Reiter abgelegt hatten, weiterhin bei.
Im Jahre 1315 besiegte dann eine Horde Schweizerbauern bei der Schlacht am Morgarten die auserlesenste Schar der habsburgischen Lehenschaft. Dieser Erfolg eines an sich schlechtbewaffneten, aber moralisch tüchtigen Fußvolkes wirkte wie ein Donnerschlag auf die Ritterschaft Deutschlands und Frankreichs.
Vom Tage beim Moorgarten schreibt sich der Jahrhunderte alte Ruhm des schweizerischen Fußvolkes her. So wurde aus den untersten Volkselementen heraus eine vollständige Umwälzung der Kriegsführung und des gesamten Heerwesens angebahnt. Und während der Anteil der Reiterei in den Heeren schwand, nahm der Anteil des Fußvolkes progressiv zu, und das Fußvolk gewann eine stets wachsende Bedeutung, damit wurde auch ihrer Bewaffnung mehr Sorgfalt zugewendet.
Im Allgemeinen teilte sich das Fußvolk in Spießknechte und Schützen. Nur die Spanier fochten mit Schwert und Rundschild. Um 1320 kam ein bewegliches und moralisches Element in das Fußvolk, der geistige Faktor wuchs in der Kriegskunst, die Taktik entwickelte sich. Die Waffen wurden handlicher und es wuchs das Streben, eine und dieselbe Waffe für mehrere Zwecke zum Hieb und Stich zu verwenden. Zu ungemeinem Ruhm gelangten die Schweizer, die ihre ganz eigene Fechtweise besaßen.
Durch die herben Erfahrungen in den Schweizerkriegen des 14. Jhs., die auch auf die feudalen Parteien außerhalb des Heiligen Römischen Reiches starken Eindruck ausübten, wurden die Ritterschaften jedoch über den hohen Wert des Fußvolkes belehrt und von dieser Zeit an wurde allmählich der entsprechenden Ausrüstung des Fußknechtes in Schaller oder Eisenhut, mit Spieß und Schwertmehr Sorgfalt zugewendet.
Diese Sorgfalt äußert sich nicht allein in der stets solider werdenden Form der Angriffswaffen, sondern auch in dem Bestreben, die Kämpfer selbst zu schützen. Die Fußknechte und besonders die Schützen wurden durch einen Holzschild, erstere auch durch sogenannte Sturmwände gedeckt, die zwar die Beweglichkeit sehr beeinträchtigten, dennoch aber beim Angriff viele Vorteile boten. Armbrust und Bogen wurden zahlreicher, und in den Heeren der ersten kriegführenden Mächte tauchten um 1330 bereits vereinzelte Feuerwaffenn auf.
So wurde im 14. Jh. die defensive Kraft des Fußvolkes möglichst ausgenutzt und dieses dafür ausgerüstet. Dieses taktische Wandel in der Kriegskunst führte wieder zu der alten Verteidigungsmanier des Fußvolkes, die schon die Römer mit großem Erfolg übten und die selbst im Frühmittelalter in Deutschland noch häufig zur Anwendung gelangte. Sie bestand in der Bildung von festen Wänden, aus dicht aneinandergereihten Setzschilden, hinter denen die Streiter geschützt ihre Fernwaffen gebrauchen konnten.
Nach dem Aufkommen der Feuerwaffen griff der Gebrauch von Handfeuerwaffen durch das Fußvolk interessanterweise nur langsam um sich.
15. Jahrhundert[]
Mit der Umänderung der Bewaffnung am Ende des 15. Jhs., als der Landsknecht den langen Spieß erhielt, führten in Deutschland nur noch bestimmte Kriegsleute und Unteroffiziere die Helmbarte und sie wurde lange Zeit die Waffe des „Weibels". In Italien, Frankreich und der Schweiz aber blieb die italienische Helmbarte im 15. und in der ersten Hälfte des 16. Jhs. die allgemeine Waffe des Fußknechts.
Ab dem 15. Jhd. fanden sich im Fußvolk auch erstmals leichte Handrohre als Feuerwaffen, welche, unter dem rechten Arm gehalten, abgefeuert wurden.
Daneben war im 15. Jh. die Glefe eine allgemeine Waffe der Fußsoldaten und in Burgund selbst der Armbrustschützen. Noch am Ende des 15. Jhs. nannte man jede einer Lehenschaft zugehörige Zahl von Fußknechten „Glefen" nach ihrer Waffe, und aus einer Anzahl solcher Glefen wurden die ersten Fähnlein der Landsknechte gebildet.
Die Sturmwände als Schutz für die Schützen erhielten sich bis gegen das Ende des 15. Jhds.
Im Jahre 1482 bildete Maximilian I. nach dem Muster der Schweizer die Landsknechte als von erprobten Führern geworbene Truppe. Diese bildeten zunächst ein nationales Heer, da sich ihre Werbung auf Schwaben, das Allgäu und Tirol beschränkte; später auch kamen sie dann auch aus anderen, aber immer eigenen Ländern. Diese bildeten ungeachtet ihrer mangelhaften Disziplin eine ausgezeichnete Fußtruppe, die sich den Schweizern ebenbürtig und nicht selten überlegen erwies.
Renaissance[]
Zu Beginn der Renaissance war das Fußvolk noch sehr verschiedenartig gestaltet. Besonders die Fußknechthaufen, welche noch zuweilen Adelige gegen Besoldung stellten, bestanden zumeist aus Bauern und anderen wenig kriegsgeübten Elementen. Ihre Bewaffnung war die verschiedenartigste und schlechteste.
In der Bewaffnung des Fußvolkes der meisten Heere im 15. und 16. Jh. nahm das Schwert nicht die erste Stelle ein. Bei den Schweizern, Franzosen und Deutschen war die Stangenwaffe immer von hervorragender Bedeutung; nur die Italiener und die Spanier machten da eine Ausnahme.
In seltenen Fällen gerieten die Heerhaufen so eng aneinander, dass die Stangenwaffe nicht mehr in Verwendung bleiben konnte; für diese ansnahmsweisen Fälle des Nahkampfes (Handgemenges) führten Italiener und Franzosen kurze Schwerter mit zuweilen säbelförmigen Klingen, die Schweizer schwere Hiebmesser oder ,kurze Wehren", sogenannte „Schweizerdegen“. In den Landsknechtheeren hatte sich am Beginn des 16. Jhs. für diese Waffe eine besondere Form, das „Landsknechtschwert“, herausgebildet. [1]
16. Jahrhundert[]
In der 1. Hälfte des 16. Jhs. bildete die Glefe in eigenartiger Form die allgemeine Waffe des sächsischen Fußvolkes. Städtische Truppen waren vergleichsweise einheitlich und gut bewaffnet, immer aber eigenartig und wenig für den Angriff tauglich ausgerüstet. In ihnen überwog in der Regel das Feuerrohr als Luntengewehr, daneben erschienen die Spießknechte mit gemeinen Spießen oder Helmbarten. Armbrustschützen verschwanden nun gänzlich.
Die Schweizer Regimenter als Elitetruppe im Dienste der Franzosen waren mit langen Spießen, Kurzschwertern und Dolchen, ein Teil allerdings auch bereits mit schweren Bockbüchsen bewaffnet. Eine anfänglich bedeutende Zahl führte riesige Schlachtschwerter, deren Handhabung ungemeine Übung erforderte; es wurde für die Schweizerheere charakteristisch.
Die italienischen Fußtruppen weisen zu Beginn der Renaissance die geringsten Unterschiede im Vergleich zur vergangenen Periode auf. Über das ganze Land war eine Zahl von Hauptleuten verstreut, die Kriegsführung als geschäftliche Unternehmung betrachteten und sich mit ihren Leuten als Söldner an den Meistbietenden verdangen.
Am Ende des 16. Jhds. änderte auch das Fußvolk schrittweise seine Physiognomie. Durch verschärfte Ordnungen verwischte sich der Charakter der Landsknechtregimenter. Von nun an erschienen nur Fußknechtregimenter, die von erprobten Kriegern geworben, ausgerüstet und als Obersten kommandiert wurden. Schon unter den Landsknechten waren Spießträger und Schützen in einem organischem Verbund, jetzt wurde das System mehr ausgebildet und in ein besseres Verhältnis gebracht.
Spießknechte erhielten die lange dünnschäftige Picke und wurden zu „Pickenieren"; noch lange trugen sie einen leichten, schwarzen Harnisch und eine sog. „Pickelhaube“. Die Schützen trugen üblicherweise nur ein Brust- und Rückenstück mit der sog. „Schützenhaube“. Die alte, schwere Hakenbüchse wurde abgelegt und die Luntenmuskete eingeführt.
17. Jahrhundert[]
Unter den Habsburgern wurde ungarisches oder kroatisches Fußvolk weniger verwendet. Erst um die Mitte des 17. Jhds. erscheint solches allgemeiner. In diesen Truppen fanden sich auffälligerweise keine Picken; Ungarn und Kroaten griffen mit dem Czakiny oder Buzoganyi an; die Musketen war leichter als die der westeuropäischen Völker; daneben führten sie den Krummsäbel.
Innerhalb der osmanischen Truppen bildeten die Janitscharen eine berühmte Fußtruppe. Im 17. Jhd. wurde der Bogen in ihren Reihen seltener, dafür wurde die Muskete häufiger, die, um 1680 bereits mit Schnapphahnschloss ausgestattet, als Feuerwaffe der Infanterie die Luntenmusketen der anderen Heere an Brauchbarkeit weit überragte.
Gegen Ende des 17. Jhds. ging die „Infanterie“, wie das Fußvolk nun nach spanischem Muster genannt wurde, einer vollen Umwandlung in ihrer Bewaffnung entgegen. Sie legten die Picke vollends ab und ersetzten sie durch das Bajonett, das anfänglich in den Lauf des Gewehres gesteckt wurde. Statt der Luntengewehres führten sie nun Flinten mit französischem Feuerschloss und ebenfalls Muskete genannt wurde.
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Quellen[]
- Boeheim, Wendelin. Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Neuauflage UNIKUM (22. Februar 2013). ISBN 3845726032. S. 5 ff.
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. IV, S. 366.
Einzelnachweise[]
- ↑ Boeheim, Waffenkunde. aaO. S. 261.