Mittelalter Wiki
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Wenn in Mitteleuropa vom mittelalterlichen Fuchs (Canis vulpes L.) gesprochen wird, ist zumeist der Rotfuchs (Vulpes vulpes) gemeint. [1]

Beschreibung[]

Das häufige Vorkommen des Fuchses in Orts-, Flur- und Pflanzennamen, besonders im Deutschen und Englischen, ist ein Hinweis für die große Bedeutung dieses Tieres, auch in der europäischen Kultur der altgermanischen Zeit (1. Jahrtausend v. Chr.).

Wie beliebt Fuchsjagden im Mittelalter waren, zeigt die Beschreibung einer solchen in Layamons Brut, einer Geschichte des alten Englands in Form einer frühmittelenglischen Dichtung (um 1200).

Etymologie[]

Für den Fuchs gibt es einen alten, weit verbreiteten indogermanischen Namen, der in einigen Variationen erscheint: lōpāsás. Die germanischen Sprachen haben eine andere gemeinsame Benennung, die in zwei Formen auftritt.

  • a) Die wohl ältere von beiden hat feminines Geschlecht, bezeichnet ursprünglich den Fuchs im Allgemeinen, wird aber später vorzugsweise von der Füchsin gebraucht: urgerm. *fuhón f.; got. faúhó swf. - 'Fuchs'; ahd. foha, mhd. vohe f. - 'Fuchs, Füchsin'; altnd. foha f. [2], mnd. - 'Füchsin'; anord. fóa f. - 'Füchsin'. Das feminine Geschlecht dieses germanischen Namens steht nicht allein, denn der Fuchs ist in den meisten indogermanischen Sprachen weiblich.
  • b) Eine jüngere Form des Namens ist wie Luchs mit einem s-Suffix erweitert und hat maskulines Geschlecht: urgerm. *fuhsaz, *fuhsiz; ahd. fuhs (i-Stamm), mhd. vuhs, nhd. Fuchs; mnd. nnd. mndl. nndl. vos; altengl. mengl. nengl. fox; im anord. nur im übertragenen Sinne als Neutrum fox - 'Betrug'.

Durch sekundäre Ableitung aus dieser maskulinen Namensform bildete sich in den westgermanischen Sprachen eine Bezeichnung der Füchsin. Sie tritt in zweierlei Gestalt auf: einerseits ahd. fuhsin [3] (11. Jh.) , ags. fyxen, mengl. fixen, vixen, nengl. vixen aus *fuhsinjó; anderseits ags. fyxe aus *fuhsjón.

Die nordischen Sprachen haben einen besonderen Namen für den Fuchs: anord. refr m., schw. räf, dän. ræw, der auffallend an das finn. repo, rewon, lapp. repe, mordwin. riwne anklingt. Das maskuline Geschlecht des altnordischen Wortes gegenüber dem femininen got. faúhó, anord. fóa zeigt, dass es eine jüngere Namensbildung ist.

Mythologie[]

Einige Forscher [4] stellten die Theorie auf, dass die die Schlauheit als charakteristisches Merkmal des Fuchses von den Semiten in die internationalen Fabelstoffe eingefügt worden sei, da schon in den keilinschriftlichen Fragmenten einer babylonischen Tiersage der Fuchs als Typus des listigen und heuchlerischen Tiers erscheint, während sich dies bei den Indogermanen in älterer Zeit nicht nachweisen läßt.

Aber wenn in Indien, der Urheimat der Tierfabel, der Schakal die Rolle des schlausten Tieres spielt, die im Okzident dem Fuchs zugewiesen wird, so liegt hier wahrscheinlich eine Übertragung vor, wie bei den Indern auch der alte indogermanische Fuchsname lopasás auf den Schakal übertragen wurde.

In der griechischen Literatur tritt der Fuchs schon bei Archilochos um 680 v. hr. als der Schlaufuchs in der Fabel auf; auch bei den Römern ist er das Sinnbild der Verschlagenheit. Dass die Germanen die gleiche Vorstellung von ihm hatten, zeigen die Ausdrücke anord. fox n., ags. foxung f., mengl. foxing - 'füchsische Handlungsweise, List, Betrug'. Die Vorstellung des Fuchses als eines besonders schlauen, verschlagenen Tiers ist also sehr alt.

Volksglaube[]

In der deutschen Tiersage erhielt der Fuchs den Eigennamen Reginhard, Reinhard, wohl zuerst in Flandern spätestens um 1100. Der Name gelangte mit der Tiersage nach Frankreich, wo sich die Jongleurs des Stoffes bemächtigten, aus deren Tierdichtungen allmählich der epische Zyklus des Roman de Renart [5] (um 1170) entstand. Aus dem Eigennamen der Tiersage wurde im Französischen der gewöhnliche Gattungsname des Fuchses; er hat sich als renard bis heute erhalten.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Rotfuchs
  2. Vorstudien zu einem altniederdeutschen Wörterbuche (Google Books). Johan H. Gallee. E. J. Brill (1903). Reprint HardPress, 2013. ASIN: B009MPMTZ8. S. 78
  3. Althochdeutscher Sprachschatz (Internet Archive). 6 Teile. Eberhard Gottlieb Graff. Berlin, 1834-42. Bd. III, S. 431
  4. Schrader, Otto. Reallexikon. aaO.
  5. Léopold Sudre: Les sources de Roman de Renart. 1893 (Digitalisat Gallica/ BNF)
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