Mittelalter Wiki
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Die Funktionale Dreiteilung ist ein Gesellschaftsmodell, das von Adalbero von Laon in seinem Carmen ad Rotbertum regem (Lied an König Robert) beschrieb. Es stellt dabei eine Idealisierte Vorstellung der Gesellschaft dar. Sie wird oft vereinfacht als Ständeordnung bezeichnet.

Inhalt[]

Die Funktionale Dreiteilung basiert, modern gesprochen, auf der Arbeitsteilung, nach der die Gesellschaft in drei Stände (lat. ordo) geteilt wird, von denen jede ihre spezielle Aufgabe hat:

  1. Oratores ("Beter"), umfasst alle Geistlichen vom Bettelmönch zum Papst.. Die Mitglieder dieses Standes sind dabei für das Seelenheil aller Menschen zuständig. Entsprechend konzentrieren sie sich auf das Beten.
  2. Bellatores ("Krieger"). Die Mitglieder dieses Standes sind für den Schutz jener verantwortlich, die sich nicht schützen können. Im Idealfall umfasst er nur Berufskrieger. Der Zweite Stand umfasst dabei alle Waffentragenden vom einfachen Fußsoldat bis zum Kaiser.
  3. Laboratores ("Arbeiter"). Dieser Stand umfasst alle Menschen, die nicht in die vorherigen Stände fallen, vom Bettler zum Kaufmann. Sie sind für die Versorgung der anderen Menschen zuständig.

Da die Dreiteilung rein funktional ist, kann eine jede Person jederzeit den Stand wechseln, indem sie ihre Funktion verändert. Im Falle der geistlichen Ritterorden fand sogar eine Vereinigung der ersten beiden Stände statt.

Hintergrund[]

Eine Einteilung der Gesellschaft fand bereits im 1. Jahrhundert durch den Bischof von Rom Clemens I. statt. Dieser teilte die Gesellschaft der Gläubigen in Kleros (Geistliche) und Laikos (Laien).

Unter dem Eindruck der Einfälle feindlicher Völker, wie Araber, Magyaren und Normannen, wurden ab dem 8. Jahrhundert Berufskrieger, die Geistliche wie auch Laien effektiv schützen konnten, notwendig. Der Ritter, als gepanzerter Reiter und Berufskrieger, entstand. Da ein Ritter das ganze Jahr über für den Kriegsfall trainieren musste, konnte er sich nicht selbst versorgen. Die Folge war die Aufteilung des Laienstandes in einen Krieger- und einen Arbeiterstand.

Adalbero greift dieses Schema auf um König Robert aufzufordern, seiner Hauptaufgabe, dem Schutz der einfachen Leute nachzukommen, die unter den andauernden Fehden der französischen Fürsten litten. So hatten Kleriker angefangen Bauernheere aufzustellen um die Bauern und Kirchen zu beschützen. Ein Akt der von Adalbero scharf kritisiert wurde, und laut ihm nicht passiert wäre, wenn der König seinen Pflichten nachgegangen wäre.

Quellen[]

  • Oexle, Otto Gerhard:
    • Die Entstehung politischer Stände im Spätmittelalter - Wirklichkeit und Wissen, in: Blänkner, Reinhard/ Jussen, Bernhard (Hrsg.): Institutionen und Ereignisse. Über historische Praktiken und Vorstellungen gesellschaftlichen Ordnens, Göttingen 1998, S. 137-162.
    • Die funktionale Dreiteilung der "Gesellschaft" bei Adalbero von Laon. Deutungsschemata der sozialen Wirklichkeit im frühen Mittelalter, in: Frühmittelalterliche Studien 12, 1978, S. 1-54.
    • Potens und Pauper im Frühmittelalter, in Harms, Wolfgang/ Speckenbach, Klaus (Hrsg.): Bildhafte Rede im Mittelalter und früher Neuzeit. Probleme ihrer Legitimation und ihrer Funktion, Tübingen 1992, S. 131-150.
    • Stände und Gruppen. Über das Europäische in der europäischen Geschichte, in: Borgolte, Michael (Hrsg.): Das europäische Mittelalter im Spannungsbogen des Vergleichs, Berlin 2001, S. 39-48.
    • Stand, Klasse (Antike und Mittelalter), in: Brunner/ Conze/ Koselleck, Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6, 1990, S. 155-200.
    • Tria genera hominum. Zur Geschichte eines Deutungsschemas der sozialen Wirklichkeit in Antike und Mittelalter, in: FENSKE, Lutz/ RÖSENER, Werner/ ZOTZ, Thomas (Hrsg.): Institutionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter. Festschrift für Josef Fleckenstein zu seinem 65. Geburtstag, Sigmaringen 1984, S. 483-500.