Als Gauburg wird eine Volksburg bezeichnet, die als Zufluchtsstätte zum Schutze der Landbevölkerung eines bestimmten pagus (Distrikt, Verwaltungsbezirk), später eines Gaus, angelegt wurde.
Beschreibung[]
Über die Nutzung von Volksburgen als Gauburgen berichtet Dionysios von Halikarnassos (ca. 54-7 v. Chr.): „Als Servius Tullius († um 534 v. Chr.) das Land in die betreffenden Teile (30 oder 31 Tribus) geteilt hatte, legte er auf bergigen Höhen zum Schutze der Landleute Zufluchtsstätten an und nannte sie mit griechischem Ausdruck pagoyz (von pēgnymi) = 'Befestigungen').
Dorthin flüchteten von ihren Landgütern alle, wenn der Feind ins Land kam, und nächtigten auch öfter dort. Es gab auch Befehlshaber dieser Anlagen. Sie führten Listen über die Landleute, die zu einem solchen pagus (Landschaftsbezirk) gehörten, und über ihren Besitz. Sie erhoben die Steuern und sammelten das Aufgebot. Und wenn das Volk zu den Waffen gerufen oder die Kopfsteuern erhoben werden mussten, besorgten sie das."
Wir haben hier die echte 'Gauburg', ja wir sehen, wie der Begriff pagus ursprünglich nur die Burg und dann erst den Burgverband, den Gau, bezeichnete. [1]
Bei den Germanen[]
Manche Volksburgen spielten auch bei den Germanen die Rolle als Gauburgen, wie sie als pagi des Servius Tullius charakterisiert werden. So führt z.B. Burg auf dem Hohestein des Gobert zwischen Eschwege und Altendorf-Sooden (Hessen) noch heute den Namen Goburg, der darauf verweist. Die in den fränkischen Annalen genannte Hohsiburg war die Gauburg des pagus Hohsi, dessen Einwohner Hohsingi heißen.
Zuweilen lag eine große Burg dicht neben dem Ort, der dem Gau den Namen gab: so z.B. die Babilonie bei Lübbecke im pagus Hlidbeki, die Grotenburg bei Detmold im pagus Thiatmelli. Im Landkreis Hildesheim war die Burg Winzenburg als Nachfolgerin der über ihr gelegenen Hohen Schanze der Sitz des Gaugrafen. Beispiele, wo mittelalterliche Burgen nach dem Gau benannt wurden oder umgekehrt, sind u.a.: die Dersaburg bei Damme im pagus Dersia, die Osterburg Deckbergen im pagus Osterga und die Bukkiburg (Alte Bückeburg) im pagus Bukki.
Beispiele[]
- Babilonie - Art: Latènezeitliche Wallanlage. Ort: bei Lübbecke. Zugehörigkeit: pagus Hlidbeki.
- Bukkiburg (Alte Bückeburg) - Castrum Bukkaburg. Ort: bei Obernkirchen, Landkreis Schaumburg (Niedersachsen). Zugehörigkeit: pagus Bukki (Bukkigau).
- Burg Winzenburg / Hohe Schanze - Ort: Landkreis Hildesheim (Niedersachsen).
- Dersaburg - Ort: Holdorf-Handorf bei Damme, Landkreis Vechta (Niedersachsen). Zugehörigkeit: pagus Dersia.
- Goburg (Hohestein) - Wallanlage. Ort: auf dem Hohestein des Gobert zwischen Eschwege und Altendorf-Sooden.
- Grotenburg - Bei Detmold. Zugehörigkeit: pagus Thiatmelli.
- Hohsiburg - Sächsische Volksburg. Zugehörigkeit: pagus Hohsi.
- Osterburg Deckbergen - Zugehörigkeit: pagus Osterga (?), später Osterpurge
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Quellen[]
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 126.
Einzelnachweise[]
- ↑ Hoops. RdgA. aaO. Bd. IV, S. 434 ff. (Volksburgen, § 2.)