Der Gerefa (ags. geréfa) war der wichtigste königliche Beamte der Angelsachsen. Zunächst nur königlicher Finanzbeamter, dehnte er als Träger königlicher Macht diese immer weiter aus.
Beschreibung[]
Das Wort geréfa diente ursprünglich nicht zur Bezeichnung eines staatlichen Beamten, wie dies später der Fall war. Vielmehr wurde so jeder Aufseher (lat. praepositus) über die villa eines Grundherren genannt, und erst von hier aus entwickelt sich der königliche Gerefa zum Organ der Staatsverwaltung. Sogar der Aufseher über die Schweinehirten konnte als geréfa (ags. swangeréfa), der Wachtinspektor als wardgeréfa (wardireve) bezeichnet werden.
Funktion[]
Als Beamter stand der Gerefa (lat. praefectus, praepositus) unter dem Ealdorman; er war also ein Unterbeamter. Seine Stellung zum Ealdorman war ursprünglich wohl die des Vertreters der königlichen Finanzinteressen neben dem allgemeinen königlichen Beamten. Er war dem kontinentalen Schultheißen in dessen erstem Entwicklungsstadium zu vergleichen. Allmählich aber erhielt der Gerefa ausgedehntere Rechte, wurde zum Gehilfen des Ealdorman in der Ausübung staatlicher Funktionen und so auch zum Gerichtsvorsitzenden.
Als solcher hielt er schon unter Edward I. (1272-1307) alle vier Wochen Gericht ab, reiste vermutlich durch die Grafschaft und konkurrierte vielleicht mit dem Ealdorman. Sein Bezirk wurde bald allgemein als ags. scír (= Amtsbezirk), bald etwas spezieller als ags. manunge (= Eintreibebezirk) bezeichnet. Die Einführung, zuerst der Hynden in der Stadt, dann der Hundred auf dem Land (s. Staatsverfassung und Stadtverfassung) verschob wohl die ursprünglichen Verhältnisse.
Es ist nirgends davon die Rede, dass der Gerefa der Vorsitzende eines solchen Verbandes sei. Vielmehr schien ein Gerefa im Amtsbezirk, vielleicht der in der Stadt oder Burg, eine hervorragende Stellung zu erringen und dieser erhielt dann, je mehr er den Ealdorman von der tatsächlichen Leitung verdrängte, den Titel scírgerefa. Nach der Eroberung erscheint der Gerefa als vicecomes, ist aber nicht Vertreter des Eorl, sondern entwand diesem die Befehlsgewalt im Amtsbezirk, sein Unterbeamter war der balivus (s. Hundredesman).
Weitere Bedeutungen[]
Neben dem Gerefa im erörterten Sinne, dem Swangerefa und dem Scírgerefa, kommen noch andere Gerefan vor. Sie sind teils Wirtschaftsbeamte, teils königliche Finanzbeamte für einen bestimmten engeren Bezirk. In diese Klasse gehören der Burkgerefa in der königlichen Burg, der Portgerefa in der Handelsstadt, der Wicgerefa in London und Winchester, in jene der Tungerefa (Tungravius), d. h. der Gerefa in einem tún. Dabei waren eben die drei erstgenannten Bezeichnungen wohl gleichbedeutend. Eine Sonderstellung nimmt der Heahgerefa ein.
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Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 159.