Das Geschützwesen entwickelte sich in Folge der Erfindung des Schießpulvers in China. Vort dort aus gelangte es über den Orient nach Europa.
Beschreibung[]
Gleich zu Beginn fand das Schießpulver eine umfangreiche Anwendung, man benutzte es nicht allein für kleine Faustbüchsen, sondern auch für schwere eiserne Rohre, welche auf Wagen transportiert wurden.
Begriffe und Unterscheidungen[]
Bereits ab dem 16. Jhd. wurden Geschütze nach Kaliber unterschieden. Als die ersten Grundformen können trotz vieler Zwischenformen die sog. „4 Geschlechter“ angesehen werden:
- der 48-Pfünder bzw. die Kartaune - Vorderlader-Geschütz, 15./16. Jhds.
- der 24-Pfünder bzw. die Halbkartaune
- der 12-Pfünder bzw. der Falke oder Falkaune
- der 6-Pfünder bzw. die Schlange oder Schlangengeschütz
Ansonsten unterscheidet man:
- Bombarde - allgemeine Bezeichnung für Pulvergeschütze im Spätmittelalter
- Dardanellengeschütz - Osmanisches Riesengeschütz aus Bronze, Mitte des 15. Jhd.
- Feldgeschütz - leichtbewegliches Geschütz für den Einsatz im Gelände. Eingeführt unter den Hussiten um 1420, fand es unter den Burgundern um 1470 eine zahlreichere Verwendung.
- Kanone - ursprüngliche Bezeichnung für ein Geschütz
- Mörser - Geschütz mit kurzem Rohr.
- Wurfgeschütz - Mörser für Steingeschosse, hatte im 16. Jhd. noch kein bestimmtes Kaliber, und wurde in Bronze gegossen. Daraus entwickelten sich verschiedene Formen zum Werfen von Feuerwerkskörpern.
- Singerin - Bauform der Kartaune
- Steinbüchse - Geschütz aus dem 14. und 15. Jhd., welches Steine verschoss.
Für den Transport der Geschütze dienten sog. „Lafetten“ als fahrbares Gestell.
- Kastenlafette
- Protzlafette
Entwicklung[]
Hochmittelalter[]
13. Jahrhundert[]
Spätestens ab dem 13. Jhd. wurden mit Schwarzpulver gefüllte Bomben von den Chinesen als Waffe eingesetzt. Von China aus gelangte das Wissen darüber zunächst in den Orient und von dort nach Europa. Die ersten im Feld gebrauchten Geschütze waren Hinterlader mit Kammerladung, genau in gleicher Konstruktion, wie sie von der ältesten Zeit an die Chinesen führten.
- 1241 - Bei der Schlacht bei Muhi setzen die Mongolen gegen die Ungarn Bomben ein, die mit Schießpulver verschossen werden.
Spätmittelalter[]
14. Jahrhundert[]
- 1326 - Walter de Milemete erwähnt erstmals Feuerwaffen in Europa in Form einer primitiven Kanone. Der Magistrat von Florenz bestellt erstmalig Feuerwaffen.
- 1338 – Erstmalig wird für Frankreich die Herstellung und Verwendung von Schießpulver für Geschütze belegt.
- 1346 – In der Schlacht bei Crecy verwenden die Engländer sechs Kanonen. Damit bedient sich erstmals ein abendländisches Heer einer kleinen Zahl von Geschützen.
- 1374 - Bei der Belagerung von Saint-Sauveur-le-Vicomte spielen erst Kanonen eine wesentliche Rolle.
Gegen das Ende des 14. Jhds. war man allerorts bemüht, den Effekt des Schießpulvers zu erhöhen, was zu einer allmählichen Vergrößerung der Geschütze führte, bis hin zum Auftreten von Monstre-Geschützen, wie jene in den Dardanellenschlössern (Dardanellengeschütz) und anderen osmanischen Plätzen. Aber auch in Mitteleuropa überbot man sich in Riesengeschützen, von welchen sich noch einige erhalten haben.
15. Jahrhundert[]
Nach der allgemeinen Einführung der leichtbeweglichen Feldgeschütze, reihte sich in den Heeren von jener Zeit an die Artillerie als Truppengattung ebenbürtig neben Reiterei und Fußvolk ein. Als man um 1430 begann, die Geschütze aus Metall zu erzeugen, dienten die Gußmeister zugleich als Büchsenmeister. Bereits um 1480 kannte man den Quadranten als Hilfsmittel der Ballistik.
- um 1420 - Unter den Hussiten wird das leichtbewegliche Feldgeschütz eingeführt.
- 1435 – Bei der Schlacht von Gerberoy spielt Feldartillerie bereits eine entscheidende Rolle.
- 1453 - Bei der Eroberung von Konstantinopel durch die Osmanen spielt Belagerungsartillerie eine entscheidende Rolle.
- 1470 - Das Feldgeschütz findet unter den Burgundern zahlreich Verwendung.
Renaissance[]
Mit dem ausgehenden Mittelalter entwickelte sich das Geschützwesen mit großer Schnelligkeit, und auch die Ballistik machte deutliche Fortschritte.
16. Jahrhundert[]
Ab 1500 und bediente sich hier und da bereits der Richtmaschinen als Hilfsmittel der Ballistik. Um 1520 bestanden schon nahezu sämtliche Feldgeschütze und auch das Wurfgeschütz aus Bronze, und auch eine oberflächliche Bestimmung der Kaliber hatte, von Nürnberg angeregt, Platz gegriffen. Die alte Karrenlafette machte der Protzlafette Platz, und die Lade, in welcher früher das Kanonenrohr befestigt war, verschwand; dafür entstand die Balancelagerung des Rohres in den Schildzapfen, die zuerst bei kleineren Kalibern in Anwendung kam.
Der Büchsenmeister erhielt den charakteristischen Luntenspieß, der halb als Waffe, halb als Werkzeug anzusehen ist.
Am Ende des 16. Jhds. erleichterte die Artillerie ihre Kaliber für den Feldkrieg beträchtlich, und so fanden sich z.B. in der ersten Gefechtslinie nur noch Schlangengeschütze. Ein Hauptstützpunkt in der Stellung aber war von Halbkartaunen besetzt, die, in einer Batterie vereint, der ganzen Gefechtsstellung eine gewisse Festigkeit verliehen.
17. Jahrhundert[]
Gegen Ende des 17. Jhds. war die deutsche Artillerie sehr herabgekommen, während die französische und venetianische außerordentlich gut ausgerüstet und bedient war. Allerdings zeigte sich, dass diese in den Rahmen des Heeres nicht entsprechend eingefugt war und noch immer das Gepräge des Handwerks aufwies. Die Infanterie, wie das Fußvolk nun nach spanischem Muster genannt wurde, ging einer vollen Umwandlung in ihrer Bewaffnung entgegen.
Quellen[]
- Boeheim, Wendelin. Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Neuauflage UNIKUM (22. Februar 2013). ISBN 3845726032. S. 13-17.
- Wikipedia: Schwarzpulver - Geschichte (DE). Version vom 03.08.2022.