Mittelalter Wiki
Advertisement
Mittelalter Wiki

Die Gesellschaft im Mittelalter war politisch, wirtschaftlich und sozial gekennzeichnet durch den Feudalismus und seine Erscheinungsformen der Grundherrschaft, des Lehnswesens und des Vasallentums.

Beschreibung[]

In der Gesellschaft der Germanen, vor dem eigentlichen Mittelalter, wurden die einzelnen Volksstämme nach ihren Siedlungsgebieten in Gaue unterteilt und diese wiederum in Sippen (gemeinsame Abstammung). Die Gesellschaft bestand aus Freien, Halbfreien und Sklaven. Die Freien besaßen politische Recht und waren zum Wehrdienst verpflichtet. Aus deren Führung entwickelte sich der Adel der religiöse, kriegerische und richterliche Autorität bestaß und die Basis des germanischen Königtums bildete.

Ständeordnung[]

Die auf dem Feudalismus beruhende Einteilung der Gesellschaft in Freie, Minderfreie und Unfreie, die sich in der Ständeordnung konkretisierte, führte einige Wenige – den Klerus und den Adel – in eine vorteilhafte Lebenslage. Die Mehrheit der Bevölkerung des Mittelalters setzte sich jedoch aus Bauern und einfachen Bürgern zusammen, deren wirtschaftliche Situation dergestalt war, dass sie oft nicht über die nötigen Mittel verfügten, um ihre Existenz zu sichern.

Halbfreie waren Unterworfene, die persönlich frei, aber an die Scholle (das eigene Stück Land) gebunden waren. Die Kriegsgefangenen waren Sklaven, deren Kinder aber freigelassen werden konnten (Freigelassene). Die Germanen kannten zudem eine Volksversammlung (Thing), in der sie Ihre Führer wählten und in der Recht gesprochen wurde.

Lebensweise[]

Das Mittelalter war von der Naturalwirtschaft geprägt. 90 Prozent der Bevölkerung waren Bauern, die die Grundlage für den Reichtum der christlichen Kirche und des Adels erarbeiteten. Ihr Ansehen war dennoch nur äußerst gering. Stabilisiert wurde dieses System der Ausbeutung der Mehrheit durch eine Minderheit durch die Kirche, die eine Position bezog, die die Ständeordnung als gottgegeben propagierte. Als Absicherung der Herrschaftsinteressen verfügte das Mittelalter über eine ganze Reihe von strengen Gesetzen und harten Strafen, die in brutalen Foltermethoden ihren Höhepunkt erfuhren.

Entwicklung[]

Frühmittelalter[]

Existierten im Frühmittelalter die christliche Kirche, germanische Kulte und Traditionen noch nebeneinander, so änderte sich dies im Laufe des Hochmittelalters. Die Kirche und das Christentum behaupteten sich nun in ihrem religiösen Führungsanspruch und ihr Einfluss auf das Leben der Menschen war hoch.

Hochmittelalter[]

Im Hochmittelalter waren mindesten 4/5 der Menschen in der Landwirtschaft oder der Verarbeitung ihrer Produkte tätig (agrarische Gesellschaft). Herrschaft war überwiegend an Land und die hier tätigen Leute gebunden (Feudalordnung). Mit Ausnahme weniger Städte spielten Handel und Gewerbe nur eine geringe Rolle. Diese agrarische Gesellschaft unterlag langfristigen wirtschaftlichen Schwankungen, die sich in Bevölkerungswachstum und -rückgang, ökonomischer Konjunktur und Krise ausdrückte.

12. Jahrhundert[]

Diese agrarische Gesellschaft unterlag langfristigen wirtschaftlichen Schwankungen, die sich in Bevölkerungswachstum und -rückgang, ökonomischer Konjunktur und Krise ausdrückte. Mit dem Bevölkerungswachstum gingen, vorrangig seit dem 12. Jhd., einher der Landesausbau, eine Intensivierung der Agrarwirtschaft, eine Belebung des Markt- und Geldverkehrs, eine Lockerung der herrschaftlichen Bindungen, eine Spezialisierung des Handwerks und schließlich die Entwicklung von Städten zu Gewerbe- und Handelszentren.

Dank neuer Bewirtschaftungsformen, ertragreicherer Pflanzensorten und besserer Geräte kam es zu Produktions- und Produktivitätssteigerungen in der Landwirtschaft. Zugleich wurden die Herren-Bauern-Beziehungen kommerzialisiert: Bäuerliche Frondienstleistungen wurden zunehmend durch Naturalabgaben und Geldzahlungen ersetzt. In den Städten entstand unter herrschaftlicher Aufsicht eine sozial gestufte arbeitsteilige Bürgerschaft.

13. Jahrhundert[]

Das ausgehende 12. und das 13. Jhd. waren gekennzeichnet von den Entfaltungen des Markt- und Geldverkehrs, der Gewerbe, des Handels und der Städte. Händler und Handwerker versorgten die lokalen und überlokalen Märkte, waren aber weit mehr auf die Nahrungsmittelzufuhr aus dem Umland angewiesen.

Spätmittelalter[]

Bis zur spätmittelalterlichen Agrarkrise und dem Ausbau der Territorialstaaten bestimmten Adel und Klerus – vor allem Klöster - in erheblichem Umfang die Wirtschaft des Reiches. Nur wenige, größere Städte im deutschen Raum besaßen anerkannt überregionale Bedeutung.

14. Jahrhundert[]

Bis zum Beginn des 14. Jhds. wuchs die Bevölkerung schneller als die Nahrungsmittelproduktion, zunehmende Fehl- und Unterernährung und schließlich die Pest von 1349/50 führten zu hohen Bevölkerungsverlusten. In Folge der mangels Nachfrage sinkenden Getreidepreise stürzte der Ackerbau in eine schwere Krise: Wüstungen und wieder engere Bindungen der Bauern an ihre Herren waren die Folge.

15. Jahrhundert[]

Ab ca. 1450 deuten viele Indizien auf graduelle Veränderungen der wirtschafts- und sozialhistorischen Bedingungen hin. Die bäuerlichen Hofstellen konsolidierten sich, das Anerbenrecht setzte sich fast überall durch, die städtischen Zünfte schlossen sich ab, der hansische Handel geriet ins Stocken. Neue Formen der Volksfrömmigkeit entstanden, während zugleich die Juden aus den Städten verdrängt wurden.

Die Bevölkerungsverluste auf dem Lande waren inzwischen ausgeglichen, das kultivierbare Land verteilt. Bevölkerungswachstum erfolgte fortan zugunsten der unterbäuerlichen und unterbürgerlichen Gruppen, die bestenfalls über einen Garten verfügten und auf Zuerwerb angewiesen waren.

Renaissance[]

Die Bevölkerung war vom Hochmittelalter bis in die Renaissance (15.-17.Jh.) hinein meist tief religiös: Die Ungläubigen (Ketzer) wurden als Systemgegner angesehen und verfolgt, wobei die Inquisition in Deutschland weniger aktiv war, als in anderen Ländern. Einerseits wurde der ideelle Anspruch der Kirche, die Nächstenliebe und Barmherzigkeit predigte, durch die die nahezu rechtlose Lage eines Großteils der Bevölkerung, die der Willkür ausgesetzt war, ad absurdum geführt. Auf der anderen Seite leisteten die christliche Kirche, ihre Ordensgemeinschaften und Bruderschaften jedoch Großes in sozialen und karitativen Bereichen.

16. Jahrhundert[]

Im 16. Jhd. waren die Städte Vorreiter der Reformation. Die Territorialfürsten entschieden in Glaubensfragen zumeist weniger aus religiöser Überzeugung denn aus politischer Opportunität. Dabei spielten die jeweilige Machtverteilung im Reich und die Beziehungen zum Kaiser eine wesentliche Rolle. Ein evangelischer Landesherr erlangte zu dieser Zeit bereits dadurch einen Machtzugewinn, dass er seit der Reformation zugleich als „summus episcopus“ fungierte, also die Landeskirche leitete.

Mit Reformation und Herausbildung der Konfessionen wurde die Kirche organisatorisches Vorbild und personelle Mitträgerin des Staates. Lutherische Geistliche nahmen Führungsämter im Territorialstaat ein. Der unter landesherrlicher Aufsicht stehende lutherische Klerus entwickelte im evangelischen Pfarrhaus eine eigene Form von sozialer Disziplin und Vorbildfunktion.

Wesentliche Ämter in den entstehenden Verwaltungen und jeweiligen Kirchen der Länder lagen in der Hand weniger adliger Familien. Darunter stiegen theologisch und juristisch geschulte Beamtengruppen auf, die sich ihrerseits sozial abschlossen. Ganz selbstverständlich galt die Religion als öffentliche Landesfrage.

  • nach 1517 - verbreitete sich Martin Luthers Kirchenkritik und damit die Reformation rasch, nicht zuletzt durch Druckschriften.

Auch auf dem Dorf änderte sich die Gesellschaft, wo eine neue Gruppe von nicht bäuerlichen Bewohnern entstand, die sogen. Kleinstellenbesitzer. Da sich diese von ihrem wenigen Land nicht ernähren konnten, waren sie auf zusätzliche Handwerkstätigkeiten angewiesen. So kamen Gewerbetreibende als neues wirtschaftliches Element auf dem Land hinzu. In dessen Folge wurde das Landhandwerk reguliert, um die städtischen Handwerker vor dieser Konkurrenz zu schützten.

Gleichzeitig stieg auf dem Land die gewerbliche Nachfrage. Und Bauern mit größeren Betrieben wiederum setzten gern Kleinstellenbesitzer als Arbeitskräfte ein, z.B. in der Ernte. So entwickelte sich eine neue Arbeitsteilung im Dorf. In den Gebieten um die Städte lag der gewerblich arbeitende Anteil von Kleinstellenbesitzern höher als in stadtfernen Bereichen. Häufig war es auch so, dass die Produktion auf dem Land erfolgte und die Ware anschließend von städtischen Händlern vertrieben wurde.

Verwandte Themen[]

Navigation Ständegesellschaft
Ständeordnung (Hauptartikel)  •  Gesellschaft  •  Adel  •  Bauern  •  Beamte  •  Bürgertum  •  Freigelassene  •  Freisassen  •  Fürst  •  Gefolgsleute  •  Halbfreie  •  Herzog  •  Hintersassen  •  Hörige  •  Jarl  •  Kaiser  •  Klerus  •  König  •  Leibeigene  •  Lendirmenn  •  Ritter  •  Sklaven  •  Unfreie  •  Vasall  •  Zensuale
Kategorien: Adel  •  Adelsgeschlecht‎er‎  •  Bauern  •  Beamte  •  Berufe‎  • Bürger und Städte  •  Klerus  •  Rittertum
Hauptkategorie:Stände  •  Kategorie:Staatswesen

Quellen[]

Einzelnachweise[]

Advertisement