Mittelalter Wiki
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Die Gesta Danorum (Die Taten der Dänen) ist das früheste und wichtigste dänische Geschichtswerk und zugleich Mittel der nationalen Identifikation. [1] Das 16-bändige Werk wurde von Saxo Grammaticus um 1185 bis 1200 im Auftrag von Absalon von Lund († 1201) in lateinischer Sprache verfasst.

Beschreibung[]

Saxos Werk, die Gesta Danorum, schildert in 16 Büchern die Geschichte des dänischen Reichs Von grauer Vorzeit bis zur Unterwerfung des Pommernherzogs Burislav (Bogislaw I.) im Jahre 1185, somit bis zur letzten Tat Absalon von Lunds als Heerführer.

  • Die Bücher 1–9 behandeln die sagenhafte dänische Vorgeschichte.
  • Die Bücher 10–16 behandeln die Geschichte bis zur Regierungszeit König Knut VI. von Dänemark (1185).

Entstehung[]

Das Werk wurde im Auftrag des Erzbischofs Absalon von Lund um 1185 oder 1186 begonnen, mit seiner Hilfe und wahrscheinlich unter seiner Aufsicht ausgeführt und in der Hauptsache vor seinem Tode abgeschlossen. die Vorrede wendet sich an Absalons Nachfolger Andreas, der 1222 das Erzepiskopat niederlegte.

Bücher 1-9: Vorgeschichte[]

Die sagenhafte Vorgeschichte der Bücher 1-9 geht, ebenso wie die geschichtlichen Folgebände, auf Anregungen des Erzbischofs zurück. Die Familienüberlieferung der seeländischen Bauernhäuptlinge, von denen er abstammte, und deren Vorkämpfertum gegen räuberische Nachbarn er fortsetzte, gab einen guten Pflanzboden ab für die nationalistischen Gedanken dieser Zeit. So wurde auch die Freude an der Heldendichtung ermutigt und in gelehrt-romantisch-patriotischem Geist verstärkt durch das Muster der antiken Historiker und ihrer mittelalterlichen Nachahmer.

Saxo, der sich in der Vorgeschichte auf Absalons Aussage beruft, führt die Begriffe von der Macht und Erhabenheit der dänischen Könige und von der Überlegenheit der Dänen über alle anderen Völker durch sein ganzes Werk hindurch, ähnlich dem britischen Geschichtsschreiber Gottfried von Monmouth (um 1100-1154), den er gekannt haben dürfte (obgleich er ihn nicht nennt, wie Beda Venerabilis, Dudo von Saint-Quentin oder Paulus Diaconus). Saxo übertrug seinen Sachsenhass in die Sagen von Ingeld († 718) und von Uffo (wie Sven Aagesen) und sogar in Geschichten aus nicht dänischer Quelle.

Wo Königtum und Kirche feindlich auseinandertreten, geht er mit der Kirche (z.B. bei Sven Estridsen und Gorm); die heidnischen Götter erkennt er nicht als solche oder stellt sie in gehässigem Licht als kraft- und würdelose Betrüger und Zauberer dar. Für diese ältere und die vorgeschichtliche Zeit liegen Erzählungen (die Sagas) von Isländern zugrunde, wie der von Saxo erwähnte Arnoldus (= Arnaldr im Skáldatal). Die Mitarbeit isländischer Erzähler ist sehr hoch anzuschlagen; sie ermöglichte die Vorgeschichte überhaupt erst und regte wohl auch dazu mit an, wie umgekehrt die etwa gleichzeitig auf Island verfasste Skjöldunga- (und Knytlinga) saga von den literarischen Bestrebungen Absalons und Saxos beeinflusst wurde.

Die sagenhaften Bücher 1-9 überbieten zeichnen sich durch ihren Inhaltsreichtum, insbesondere durch die lange Königsreihe aus. Dies beruht auf Saxos Sammeleifer und den besonders günstigen Bedingungen, unter denen er arbeitete. Bezeichnend sind gleich die 4 oder 5 Stammväter, mit denen er beginnt. Hier folgt er dänischen Quellen von charakteristischer Dürftigkeit und z.T. jungem Gepräge. [2] Reich entwickelte Sagen dänischer Herkunft sind die von Uffo und von Amlethus.

Mindestens zwei Drittel des sagenhaften Gesamtstoffes stammen von isländischen Sagamännern. Es läßt sich eine Reihe von unverkennbaren Fornaldarsögur aussondern, die z.T. auch stofflich sehr nahe Verwandte in Island haben. Schon der Vergleich der nächststehenden Fassungen (in der Skjöldunga saga) zeigt, dass Saxo vieles mißverstanden hat. Denselben Schluss fordert der zerrüttete Zustand mehrerer Sagen (z.B. Svanhild, Vaterrache der Halfdanssöhne). Saxo arbeitete aber auch dänische Überlieferungen (besonders Lokalisierungen) in die Sagas hinein. Die Gedichte, die er in lateinischer Nachbildung liefert, haben meist isländische Originale.

Bücher 10-16: Geschichte[]

Die geschichtlichen Bücher 10-16 wurden zuerst geschrieben; sie enthalten größerenteils Absalons eigene Erlebnisse und die seiner Vorfahren seit etwa 1060, d. h. die Geschichte von König Sven Estridsson von Dänemark (1047-1076), seiner Söhne, die Wirren des 12. Jhs. und die Laufbahn Waldemars I. des Großen (1157-1182). Dieser Teil des Werks gehört in die Reihe offiziöser Geschichtsdarstellungen, die in Deutschland durch Otto von Freising, in Frankreich durch Abt Suger von Saint-Denis, in Norwegen durch den Abt Karl vertreten wird.

Für diese neuere Zeit lieferten die eigenen Berichte des Erzbischofs Absalon über seine Taten den meisten Stoff, und diese liegen auch dem letzten Teil der isländischen Knýtlinga saga zugrunde. Doch ist der geschichtliche Teil der Gesta Danorum, wenigstens für die spätere Zeit, eine viel reicher fließende Quelle als die Knýtlinga saga und dieser besonders durch bessere Einsicht in die innerpolitischen Verhältnisse Dänemarks überlegen.

Er unterscheidet sich von ihr ferner durch den mehr geistlichen Gesichtskreis: die abfälligen Urteile über die Norwegerkönige Olaf Tryggvason und Harald den Gestrengen, über Sven Gabelbart, den von Gott gestraften Heiden, Harald Hen, Olaf Hunger, die Klagen über die sinnlichen Genüsse des Sven Estridsen und Erik Ejegod, derartiges fehlt in der Knýtlinga saga, steht dafür aber schon in zeitgenössischen Papsturkunden und bei Adam von Bremen.

Die Persönlichkeiten der Bischöfe von Roskilde unter Sven Estridsen, von denen Saxo so viel erzählt, sind der isländischen Knýtlinga saga unbekannt, diese Anekdoten haben aber z.T. Gegenstücke in älterer christlicher Literatur [3] und sind also z.T. geistliche Wanderfabeln. Auch Saxos nationale Voreingenommenheit ist den Isländern fremd: daher ergänzen sie seinen Bericht durch die norwegische Hilfsflotte, die Knuts des Heiligen aufständische Untertanen beschämte, und berichtigen ihn, wenn er Erik Ejegod durch Russland nach Byzanz ziehen lässt statt auf der allgemeinen Pilgerstraße durch Deutschland, wo Kaiser Heinrich IV. von Franken ihm bewaffnetes Geleit stellte.

Irreführend ist Saxo ferner z.B. da, wo er das Volk seinen zur Kreuzfahrt gerüsteten König mit Tränen und fußfällig anflehen läßt, er möge bleiben. Auch in solchen Fällen können die Isländer berichtigen. Wir haben es bei allen diesen Färbungen, Beschneidungen und willkürlichen Bereicherungen der Geschichte offenbar nicht mit Saxos Selbsttätigkeit zu tun, sondern mit dem Werk des klerikal, königlich-dänisch und zudem seeländisch gesinnten Kreises, aus dem er seinen Stoff empfing (s. Theodricus Monachus).

Bedeutung[]

Saxos Stofffreude und Sammeleifer in diesen Bänden sich unschätzbar. Wir verdanken ihm unzählige wertvolle Aufschlüsse über dänische Geschichte und Zustände und eine Fülle literargeschichtlichen Stoffs. Die altnordische Literaturgeschichte und die germanische Altertumskunde haben in den Gesta Danorum eine ihrer reichsten Quellen. Diese Quelle stellt auch stofflich einen großen, vielleicht den größten Teil dessen dar, was man in dem geistig regen Kreise Absalons über die eigene vaterländische Geschichte wusste oder zu wissen glaubte.

Überlieferung[]

Das Werk ist in Syntax und Stil rein lateinisch, eingeschlossen die vielen moralisierenden Sentenzen, die nicht immer dem echten Sinn der Stoffe treu bleiben. Der überlieferte Text beruht größtenteils auf einem alten Pariser Druck der Danorum Regum heroumque Historia von Christiern Pedersen aus dem Jahre 1514. Von dem spärlichen handschriftlichen Material sind das Wichtigste vier Pergamentblätter aus Angers (13. Jhd.).

Literatur[]

Dateien[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikisource: Saxo Grammaticus
  2. die ältere Überlieferung von Dan in der Skjöldunga saga weiß noch nichts von dem Kampf schon der dänischen Urzeit gegen den Kaiser; Scioldus gewinnt dem Alemannenherzog die Königstochter aus dem Sachsenland ab und macht die Alemannen zinspflichtig: deutlich eine Erfindung des 12. Jhs.
  3. z.B. bei Kaiser Theodosius und Bischof Ambrosius, Heinrich II. und Meinwerk von Paderborn
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