Mittelalter Wiki
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Chronicon sive Gesta Saxonum, kurz Chronicon (Originaltitel) oder auch Gesta Saxonum (Corveyer Überarbeitung), ist der Titel der Sachsenchronik des Thietmar von Merseburg. Dieses Geschichtswerk entstand zwischen 1012 und 1018 und berichtet vom Beginn des 10. Jh. bis zum Tod des Verfassers 1018.

Beschreibung[]

Das Werk ist keine Chronik im gewohnlichen Sinne, vielmehr eine Art persönliches Tagebuch, Selbstbiographie und Lebenserinnerungen im weitesten Umfang, die sich mit Familien-, Bistums- und Reichsgeschichte vermischen. Thietmar hielt darin das Andenken jedes zufällig bekannten 'guten' Menschen fest, aber zeichnete auch alles irgendwie Seltsame auf, bis herab zur Missgeburten und Pilzvergiftung.

Im Mittelpunkt der ersten drei Bücher stehen:

  • Heinrich I. (876-936), der im Jahre 933 in der Schlacht bei Riade unweit von Merseburg seinen Sieg über die Ungarn erfocht,
  • Otto der Große (912-973), der im Jahre 955 in Merseburg ein Bistum gelobte und gründete,
  • Otto II. (955-983), der das Bistum in Merseburg reich ausstattete, aber unter Einfluss des Giselhers von Magdeburg wieder aufhob (bis 1004).

Mit der Regierungszeit Ottos III. und besonders Heinrichs II. (bis 1018) wird die Stoffmasse der Chronik reicher und reicher. Dafür zog Thietmar andere schriftliche Quellen sorgfältig heran, wie z.B. Widukind von Corvey, dessen Sachsengeschichte Res gestae Saxonicae er als Grundlage für ergänzende Mitteilungen nahm. Aber er verwertete auch Volkslieder, wie z.B. das von der Errettung Ottos II. nach der Sarazenenschlacht am Kap Colonna im Jahre 982 und von Heinrich dem Zänker (951-995).

Historiographische Bedeutung[]

Der überwiegende Teil der Chronik beruht auf persönlichen Erlebnissen und Erkundigungen. Auch wenn man die vielverzweigten Familienverbindungen und die bischöfliche Amtsstellung Thietmars in Betracht zieht, bleibt die Masse des zusammengebrachten Stoffes staunenerregend. Als historiographische Leistung gehört diese Chronik zu jenen seltenen Werken, die wie auch z.B. die Decem libri historiarum des Gregors von Tours oder die Cronica des Salimbene von Parma (1221-1288) für die Geschichtsforschung an Wert viel höher als manche gelehrteren und abgeklärteren Geschichtsdarstellungen stehen, weil sie gewissermaßen ein Stück Vergangenheit in Momentaufnahme lebendig erhalten. [1]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. IV, S. 320 f. (Art. Thietmar von Merseburg)
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