Als Getica wird die Gotengeschichte des Jordanes aus dem Jahre 550/551 bezeichnet. Es ist die Kurzform des vollständigen Titels "De origine actibusque Getarum" bzw. "De Getarum sive Gothorum origine et rebus gestis".
Beschreibung[]
Im Jahre 550/551 schrieb Jordanes auf Antrieb wißbegieriger Freunde zwei Geschichtswerke; zunächst für einen gewissen Castalius die Gotengeschichte "De origine actibusque Getarum" (Getica) und dann seine Chronik "De summa temporum vel origine aciibusqtie gentis Romanorum" (die Historia Romana).
Bei der Gotengeschichte handelt es sich um einen bis zur Gefangennehmung des Gotenkönigs Witiges reichenden Auszug aus Cassiodors verlorener Geschichte der Ostgoten mit eigenen und fremden Zusätzen.
Kontroversen[]
Wie das Leben des Verfassers, so bietet die quellenmäßig höchst wichtige Gotengeschichte schwierige Probleme. Seit Schirrens Untersuchung wird freilich nicht mehr daran gezweifelt, daß nahezu das gesamte Werk mit den meisten Autorenzitaten der Gotengeschichte Cassiodors teils wörtlich, teils in oft mißverstehender Kürzung entlehnt ist, während besonders Anfang und Ende, wo die ostgotische Geschichte bis 540 fortgeführt wird, Zutaten bieten.
Eine solche Quellennutzung ist natürlich nur bei direkter Vorlage, nicht aus der Erinnerung an eine gelesene Lektüre denkbar. Wie weit aber im Einzelnen die Übereinstimmung reicht, wo sich sonst Abweichungen oder Hinzufügungen finden, kann bei dem Verlust des Cassiodorschen Werkes von der Forschung nur unsicher beantwortet werden. [1]
Zweifellos jedoch übernahm Jordanes nicht nur alle Mängel von Cassiodors Historia Gothorum, sondern steigerte sie durch Unkenntnis und Irrtümer vielfach sogar noch. Interesse und Freude an den Taten seines Volkes sind Jordanes gewiß nicht abzusprechen, aber im letzten großen Kampf stand er auf Seiten Ostroms, mit dem ihn auch die katholische Konfession verband.
Das Heil der Goten sah er nur in friedlicher Unterordnung, den Weg dazu in der Vermählung des kaiserlichen Neffen Germanus mit der Amalerin Mataswintha, Theoderichs Enkelin, und noch nach dessen Tode setzt er auf den jungen, gleichnamigen Sohn seine Hoffnung. Insofern kann man das Werk auch als politisch-historische Arbeit betrachten, was sich u.a. darin zeigt, daß in der Chronik der als Usurpator betrachtete König Totilas direkt feindselig beurteilt wird.
Bedeutung[]
Trotz der kontroversen Beurteilung dieses Werkes, war es eine große Leistung, dass Jordanes sich als grammatisch unzureichend geschulter Gote an einer Geschichtsschreibung größeren Stils versuchte. Und ihm ist es zu verdanken, dass das größere Werk Cassiodors mit den darin verarbeiteten älteren Quellen wenigstens im Auszug erhalten blieb, und damit eine Darstellung der Geschicke des gesamtgotischen Volkes, die höchst lebendige Züge überliefert und als oftmals einzige Quelle von unschätzbarem historischen Wert ist.
Quellen[]
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 615 f. Art. Jordanes.
- Wattenbach, Wilhelm. Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter bis zur Mitte des XIII. Jahrhunderts (Internet Archive). Bd. I, 7. Ausgabe. Stuttgart, Berlin 1885.
Literatur[]
- Jordanes, Getica - De origine actibusque Getarum. Charles C. Mierow: The Origin and Deeds of the Goths. auf people.ucalgary.ca (englisch)
- MGH. Auctores antiquissimi (Auct. ant. V). 5,1. Iordanis Romana et Getica. Hrsg. Theodor Mommsen. LXXIV und 200 S. 4º. 1882. Nachdruck 1982. ISBN 978-3-921575-17-8 .
Einzelnachweise[]
- ↑ De ratione quæ inter Jordanem et Cassiodorium intercedat commentatio. Carl Schirren. 1858.