Gewandnadeln sind Nadeln aus Knochen oder Metall, die zum Zusammenhalten der Kleidung gebraucht wurden. Neben den Fibeln sind sie die Vorgänger der gewöhnlichen Gewandknöpfe, die erst im Mittelalter erscheinen. Im Unterschied von den Fibeln sind die Gewandnadeln gerade oder nur wenig gebogen.
Beschreibung[]
Bereits in der Steinzeit treten Knochennadeln in Europa auf, die Imitationen der Säbelnadeln und mutmaßlich Gewandnadeln sind. Zu den bekannten Formen zählen u.a.:
- Bombennadel - Ältere vorrömische Eisenzeit (550-350 v. Chr.). Mecklenburg-Holsteinischer Typus. Material: Kopf meist aus Bronze (der Kopf) und Eisen (die Nadel).
- Bügelnadel - siehe: Bogenfibel
- Hirtenstabnadel - Bronzezeit, Per. III-IV (1300-920 v. Chr.). Kopfteil in Form einer Krücke, die kreisförmig, oval oder viereckig umgebogen sein kann. Das Kopfende ist ösenartig umgerollt.
- Holsteinische Nadel - Ältere vorrömische Eisenzeit (550-350 v. Chr.).
- Kolbenkopfnadel
- Mohnkopfnadel - Bronzezeit, Per. V (ca. 950-700 v. Chr.).
- Nadel mit böhmischer Profilierung - Bronzezeit (Per. III-IV). Reich gegliederter Kopf und mehrere Rippen bzw. Knoten unterhalb des Kopfes.
- Nadel mit doppelkonischem Kopf - Bronzezeit, Per. IV (ca. 1100-950 v. Chr. )
- Nadel mit Halbkugelkopf - Bronzezeit, Periode V. (ca. 950-700 v. Chr.)
- Nadel mit Querstange - Bronzezeit, Per. V (ca. 950-700 v. Chr.).
- Radnadel - Bronzezeit, Per. V (ca. 950-700 v. Chr.). Nadel mit Kopf in Form eines Rades
- Ringkopfnadel - Ältere vorrömische Eisenzeit (550-350 v. Chr.).
- Rollenkopfnadel / Hakennadel - Ältere Bronzezeit bis Hallstatt D (1800-600 v. Chr.). Nadel, bei der ein Ende gebogen ist und eine Öse bildet.
- Rollennadel - Ältere vorrömische Eisenzeit (550-350 v. Chr.).
- Scheibennadel - Bronzezeit, Per. V (ca. 950-700 v. Chr.). Nadel mit Kopf in Form einer Scheibe
- Schwanenhalsnadel - Bronzezeit, Per. VI (700-550 v. Chr.)
- Spiralnadel - Bronzezeit, Per. VI (700-550 v. Chr.)
- Vasenkopfnadel - Bronzezeit, Per. V (ca. 950-700 v. Chr.). Nadel mit vasenförmigen, dreiteiligen oder zweiteiligen Kopf.
Bronzezeit[]
In der älteren Bronzezeit erscheinen die nach italienischem Vorbild konstruierten Bügelnadeln, die sog. Fibeln, wodurch die geraden Knopfnadeln keine größere Bedeutung erreichten. Auch der langlebige und weit verbreitete Typus der Rollenkopfnadel bzw. Hakennadeln erscheint bereits in dieser älteren Periode und kommt bis in die Eisenzeit (HaD 2) hinein vor. Er findet fast in ganz Europa, d.h. im ägäischen Raum, in Italien, in West-, Mittel- und in Nordeuropa vor. In Skandinavien sind diese Nadeln in den älteren Perioden noch verhältnismäßig selten. Wie es scheint, sind sie dort meist Importgegenstände aus Mitteleuropa: Nadeln mit mehrgeteilten oder doppelkonischen Köpfen.
In der 3. Periode der Älteren Nordischen Bronzezeit (1300-1100 v. Chr.) findet man im südlichen Ostseeraum (von Pommern bis Schleswig), wo die Fibeln nicht so häufig sind, dagegen Nadeln allgemeiner, und zwar in einer für dieses Gebiet charakteristische Form, die bisweilen eine Länge von 75 cm erreicht. Auch die Hirtenstabnadeln mit im Querschnitt vierkantiger Krücke erscheinen als kurzlebige Form in dieser Zeit, sowie die Nadel mit böhmischer Profilierung.
In der Jüngeren Nordischen Bronzezeit wurden Gewandnadeln dann ungemein häufig. In der 4. Periode (ca. 1100-950 v. Chr.) entwickelte sich eine ganze Typenserie aus der Nadel mit doppelkonischem Kopf als langlebige Form, die bis in Hallstattzeit D (um 600 v. Chr.) reicht. Die großen Fibeln der 4. und 5. Periode (ca. 1100-700 v. Chr.) sind unbequem und waren durch ihre großen Dimensionen sicher teuer.
Die gewöhnlichsten Formen der 5. Periode (ca. 950-700 v. Chr.) sind zum einen Scheiben- und Radnadeln mit Köpfen in Form einer Scheibe oder eines Rades. Bisweilen hatte die Scheibennadel bis zu 7 Scheiben, vielleicht auch Klapperbleche. Zum anderen war die Nadel mit Halbkugelkopf typisch für diese Periode. Ein gefundenes Riesenexemplar aus Gotland gehört vielleicht bereits der 6. Periode an. Skandinavisch sind die Nadeln mit Querstange. Andere Nadeln scheinen Nachbildungen der süddeutschen Mohnkopf- und Vasenkopfnadeln zu sein.
In der 6. Periode (700-550 v. Chr.) verschwanden die großen Gewandnadeln vollständig. Dagegen erscheinen die Spiralnadeln, die oft mit 2-4 Spiralen auftreten, wie auch verschiedene sogenannte Schwanenhalsnadeln. Die zahlreichen bronzezeitlichen Nadeltypen scheinen allgemeine auf mitteldeutsche oder andere südliche Formen zurückzugehen; sie sind einander auf beiden Seiten der Ostsee sehr ähnlich und zeigen nur unbedeutende lokale Variationen.
Vorrömische Eisenzeit[]
Auch in der Älteren vorrömischen Eisenzeit (550-350 v. Chr.) setzen sich Spiral- und Schwanenhalsnadeln fort. Charakteristisch für die Gewandnadeln dieser Periode ist auch die Verkröpfung, d. h. die Biegung unterhalb des Kopfes, um das Abrutschen des Gewandes zu verhindern. Die gewöhnlichsten Typen der zahlreichen Variationen sind die Rollennadeln, die mecklenburg-holsteinischen Bombennadeln, die sog. Holsteinischen Nadeln und die Ringkopfnadeln. Die beiden letztgenannten waren von Holstein bis nach Pommern verbreitet und meist aus Eisen, seltener aus Bronze gefertigt. Diese Formen reichen gelegentlich in die Latènezeit hinein; doch scheint es, dass die Gewandnadeln durch das Überhandnehmen der Fibeln ihre Rolle ausgespielt hatten. In nachchristlicher Zeit fehlen sie fast vollständig.
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Quellen[]
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 244 f.
- Rücker, Julia: Das spätbronze- und früheisenzeitliche Gräberfeld von Eisenhüttenstadt (bonndoc). Dissertation. Bonn, 2007. S. 88 ff. (Hochschulschriftenserver der ULB Bonn).