Glas wird seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. in Mesopotamien und Ägypten geschmolzen und verarbeitet. Die Römer brachten dieses Kunsthandwerk zu einer ersten Blüte. Sie verbreiteten die Glasmacherei in ihrem Reich rund um das Mittelmeer bis nach Galatien und ins Reinland.
Geschichte[]
Neben seiner Verwendung als Fensterscheiben diente Glas als Material für Gefäße aller Art (s. Glasgefäße), die man vor allem in fränkischen Gräbern in vielgestaltiger Menge antrifft (in Form von Flaschen, Bechern, Hörnern, Ampullen usw.) und die oft große Kunstfertigkeit im Herstellen reichster Formen zeigen.
Zuletzt aber war die Herstellung von Glasflüssen aller Art in den verschiedensten Farben von Bedeutung, vorwiegend zu Zwecken des Schmuckes; z.B. wurde rubinfarbiges Glas (statt der Granaten oder Almandine) in Goldzellen (verroterie mérovingienne) eingesetzt; auch für Emaille unentbehrlich, und wurde in großem Maßstab für Glasperlen und als Ersatz für Edelsteine hergestellt.
Frühmittelalter[]
Die Herstellung und vielfache Verwendung des Glases wurde in Mitteleuropa von den Römern übernommen und vor allem bei den Franken in ausgedehnter Weise weiter geübt. Spärliche handwerkliche Kenntnisse und einige wenige antike, lateinische Schriten halfen den Glasmachern in der fränkisch-merowingischen Zeit weiter.
Z.B. für Fenster waren Glasscheiben in Bronzerahmen schon bei den Römern bekannt (Pompeji) und wurden auch später, wenn auch freilich seltener, doch immer noch angewandt. Auch dies hauptsächlich in Frankreich, wo Venantius Fortunatus (ca. 560) und Gregor von Tours solche öfters erwähnen; auch Beda Venerabilis (672-735) erzählt von Glas in englischen Kirchen. In karolingischer Zeit treten manchmal Glaser auf (so zur Zeit Ludwigs des Frommen).
Viele Fundumstände (z.B. aus Haithabu) deuten darauf hin, dass man importiertes Rohglas bzw. Glasbruch verarbeitete. Gefundene Perlen aus Glas vermitteln einen Eindruck von der virtuosen Beherrschung vielfältiger Verarbeitungstechniken. [1] [2]
Hochmittelalter[]
Erst Ende des 10. Jhds. erwuchs eine wirkliche Glasindustrie für Fenster, die sogar bald zur Herstellung von Glasmalereien führte, wie z.B. im Kloster Tegernsee in Bayern, das im 11. Jh. zur berühmten ältesten deutschen Stätte dieser Kunstübung wurde.
Im Hochmittelalter entstanden dann in den waldreichen Gegenden Nordeuropas Glashütten, die meist zu großen Klosteranlagen gehörten. Es war charakteristisch für diese Hütten, dass ihre Öfen nur für durchschnittlich drei Monate betrieben wurden. Nach Abholzung der in der Nähe wachsenden Bäume und nach dem Verschleiß der Keramikhäfen suchten sich die Glasleute einen neuen Werkplatz.
Für die Farbe der Glasmasse bevorzugten die Glasmacher Grüntöne, die durch den natürlichen Eisenoxidgehalt der Rohstoffe entstehen. Daraus stellten sie vor allem Butzenscheiben, Tafelglas, Apothekengläser und Vorratsflaschen her. Nicht nur Adel und Klerus, sondern auch wohlhabende Bürger in den Städten und reiche Bauern leisteten sich kostbare Gläser, um ihre Tafel zu schmücken.
Renaissance[]
Im 16./17. Jh. entfaltete sich das Handwerk der Glasmacher zu voller Blüte. Die wichtigsten Glashütten lagen hauptsächlich im Spessart, in Hessen, im Thrüinger Wald, im Fichtelgebirge, im Ergebirge, im Bayrischen Wald, im Böhmischen Wald, in Lothringen, in Belgien und in Schlesien. Das einfache Gebrauchsglas unterschied sich kaum voneinander und landschaftlich bedingte Eigenheiten fielen - auch wegen der Mobilität der Glasmacher - weitgehend fort.
Glas aus Thüringen[]
Eine der bedeutenden Glasregionen in Mitteleuropa ist der Thüringer Wald, wo nachweislich seit dem 12. Jh. Glas hergestellt wird. Hier fanden die Glasmacher alle Materialien, die sie für ihr Metier benötigten: Das Holz aus dem Wald zum Feuern der Öfen, Quarzsand als Hauptbestandteil des Glases, Kalkstein zum Härten und Buchenholz zum Sieden der Pottasche als Flussmittel zum Absenken des Schmelzpunktes der Glasmasse.
Rodungen und Aufforstungen, Sandgruben und Wassermühlenanlagen wurden so prägende Elemente der Landschaft. Natur und Glaskultur sind hier untrennbar miteinander verwoben. Die ersten Glashütten waren Klöstern beigeordnet, die vor allem Fensterglas für ihre Kirchen und Fläschchen für Arznei benötigten. Im 16. Jh. entstanden um Glashütten herum Ortschaften. Langenbach und Fehrenbach waren die ersten dieser Gründungen. Etwas nach ihnen, 1597, kam Lauscha hinzu, das mit den Gemeinden in seinem Umland dann unter den zahlreichen Glasstandorten eine zentrale Rolle für das Thüringer Glas einnahm. Erst im 19. und 20. Jh. gesellten sich Jena und Ilmenau als bedeutende Zentren für optische und technische Gläser sowie für hitzebeständiges Haushaltsglas (Jenaer Glas) hinzu.
Am Anfang stand in der Thüringer Region das Waldglas. Vor allem Butzenscheiben, Apothekerfläschchen und einfaches Gebrauchsglas wurde seit dem Spätmittelalter in den Glashütten im Thüringer Wald hergestellt. Mit dem klaren Kristallglas begann die Glasveredelung: Mit Emaillemalerei, Glasschnitt und -schliff versehene Gläser und Pokale zierten seit Renaissance und Barock die Prunkräume bei Adel und reichem Bürgertum. Auch der gläserne Christbaumschmuck wurde in dieser Region, in Lauscha, erfundenen.
Glasherstellung[]
Für die Glasproduktion im Mittelalter mussten die Handwerker nicht nur das komplizierte Herstellungsverfahren, sondern auch die schwierige Chemie der Zuschlagstoffe für die Schmelze beherrschen. Daher sind Glasmacher heute wie damals Spezialisten. Die gezielte Färbung der Glasmasse ist bereits seit der Antike bekannt. Metalle oder metallische Verbindungen, oft Oxide, Sulfide, Selenide, Chromate, Nitrate u.a., die mit dem Gemenge geschmolzen werden, färben die Masse ein.
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Später kamen dann hinzu:
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Perlen - Herstellungsverfahren[]
- Vorglühen des Hefteisens: Im Feuer eines Kuppelofens wir eine Eisenstenge, die sogenannte Heftstange zum Glühen gebracht.
- Aufnahme des Rohglases: Mit der Spitze des glühenden Hefteisen nimmt der Handwerker ein Stück Rohglas auf, das in einer EisenPfanne angewärmt wurde.
- Erhitzen des Glases: Das Glas wird im Zentrum des Ofens erhitzt bis es zähflüssig ist.
- Aufwickeln des Glases: Auf dem Perldorn, einem Eisenstab mit konischer Spitze und Holzgriff, wird die zähe Glasmasse aufgewickelt. Schließt sich der Glasring um den Dorn, trennt ihn der Handwerker vom überstehenden Glasstrang ab.
- Formen der Rohperle: Die Rohperle wird erneut erhitzt und auf einem glatten Stein durch Rollen in die gewünschte Form gebracht.
- Verzieren der Perle: Mit einem Messer werden in die noch formbare Perle beispielsweise Rippen eingeschnitzt.
- Warmhalten der Perle: Der Eisenstab des Perldorns zieht sich beim Abkühlen schneller zusammen als das Glas. So kann die Perle leicht abgestreift werden. Damit sie durch zu schnelles abkühlen nicht zerspringt oder Risse bekommt, wird sie in einem Tongefäß in der Glut eines Kohlefeuers warmgehalten.
Galerie[]
Verwandte Themen[]
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Quellen[]
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 260.
- Museum für Glaskunst Lauscha. Schautafeln.
Einzelnachweise[]
- ↑ Haithabu:Schaufenster einer frühen Stadt und Handels und Gewerbezentrum der Wikingerzeit, Hildegrad Elsner
- ↑ Corvus-Monedula: Fibeln und Perlen der Wikinger
Videos[]
- Show and Tell: Glas des Mittelalters (YouTube). Altertumskommission für Westfalen, 01.03.2023
- Archäologie erklärt: 021 Durchschaut! Fensterglas im Mittelalter (YouTube). ARCHÄOLOGIE kurz erklärt, 21.05.2023.