Die Glefe (vouge), Gleve oder Gläfe, auch Fauchard oder Fouchard gehört zu den Stangenwaffen. Sie besteht aus einer Schlag- oder Hiebklinge in Form eines Messers, Pallaschs oder Malchus mit konvexer Schneide auf einer 2,40 bis 3 Meter langen Stange. [1]
Beschreibung[]
Die Glefe, irrig auch „Streitsense“ (siehe Kriegssense) und „Breschmesser" genannt, war anfänglich ein auf langem Schaft befindliches Schwert. Sie besteht aus einer langen, messerförmigen Klinge, welche an einer langen Stange mittels Dille und Schaftfedern befestigt ist.
Am unteren Ende befinden sich spitze Ansätze, sogenannte „Parierhaken", ähnlich jenen an der italienischen Helmbarte, und am Rücken entweder eine gerade, vorstehende Spitze, gleichfalls zum Auffangen der Hiebe, oder aber ein nach oben gestellter Haken, ein sogenannter „Klingenfänger".
Von der Kriegssense und der Kriegssichel unterscheidet sich diese Waffe hauptsächlich dadurch, dass sie meist, (aber nicht immer) zweischneidig ist, eine Krümmung zur einen, der schneidigen Seite, hat und oft dabei noch eine spießartige Spitze oben, an anderen unten auch Haken aufweist.
Benennung[]
Die altdeutsche Benennung „Gläve” wurde sowohl für Schwert (Schwertglefe), für Speer wie später auch für eine Art Hellebarde, den Panzer- oder Stangenrossschinder, angewendet. Auch die Bezeichnung „Spectum“ (v. lat. sparum oder sparus [2]), Couse und franz. guisarme oder glaive-guisarme werden mit der Glefe synonym gebraucht. Besonders von älteren englischen Schriftstellern wird die Glefe fast durchgängig als Hellebarde, die erst später erscheint, bezeichnet.
Das deutsche Gleve, sowohl wie das franz. Glaive bzw. Glaiveschwert scheinen wiederum vom lateinischen Gladius - ‚kurzes Schwert‘ abgeleitet zu sein, da bereits die Germanen oft Schwerter an Stangen befestigten und damit Speere bildeten. [3]
Das franz. glaive ist vom deutschen Gleve für den 4-6 m langen Spieß des Mittelalters, abgeleitet, welche sowohl die Ritter wie deren Knappen (Glevner, Glever) trugen. Hiervon stammt auch die Benennung von Glevenburger bzw. Glevenbürger für die unberittenen, besonders mit einer Glaive oder auch mit Speeren oder Hellebarden bewaffneten Patrizier der Städte.
In einigen Teilen Deutschlands machte der Name „Gläfe“ demjenigen des „Sensener mit Spitzen“ Platz. Eine im Mittelalter unter den Namen „fränkischer Hocken“ (Haken?) vorkommende Waffe mit kurzem Stiel, einer Eisenspitze mit Widerhaken, wovon kein Exemplar mehr vorhanden zu sein scheint, mag wohl auch zu den glefenformigen Waffen gezählt werden.
Entwicklung[]
Der Ursprung der Schwertglefe reicht bis in die Bronzezeit hinauf, während der bei mehreren Völkern der Brauch herrschte, Schwerter von der Form der Skramasaxen, aber sowohl ein- wie zweischneidig, an langen Schäften befestigt zu tragen. Die Bewohner von Wales nannten sie Llawnawr, welcher Name von cleddyr oder gleddyr abzuleiten ist.
14. Jahrhundert[]
Die ältesten Glefen der mittelalterlichen Varianten waren ebenso für den Stich wie für den Hieb zu gebrauchen; später scheint man sie ihrer verhältnismäßig weniger zweckmäßigen Form wegen abgelegt zu haben. Einen mit einer Glefe bewaffneten italienischen Kriegsknecht erblickt man schon in einem Manuskript des 14. Jhs. in der Ambrosianischen Bibliothek [4] in Mailand, und bis gegen das Ende dieses Jahrhunderts nahm ihre Verwendung stetig zu.
15. Jahrhundert[]
15. Jh. ist die Glefe allgemein die Waffe des Fußknechts und in Burgund selbst des Armbrustschützen. Herzog Karl I. der Kühne von Burgund (1467–1477) verlangte für jene drei Soldaten, welche von je 50 Feuerstellen durch die Ortschaften gestellt werden mussten, dass wenigstens einer derselben, wenn nicht zwei, mit Schwert, Dolch und einer Vouge erscheinen solle. Noch am Ende des 15. Jhs. nannte man jede einer Lehenschaft zugehörige Zahl von Fußknechten „Glefen" nach ihrer Waffe, und aus einer Anzahl solcher Glefen wurden die ersten Fähnlein der Landsknechte gebildet.
Als Trabantenwaffe finden wir die Glefe im 15. und 16. Jh. an nahezu allen italienischen Höfen, besonders in Florenz, Mantua und Venedig, aber auch zeitweilig am französischen Hofe. Es ist bemerkenswert, wie sich die Glefe in dieser Verwendung allmählich umbildet, die Eignung für den Stoß verliert und zum reich, ausgestatteten Spielzeug herabsinkt.
16. Jahrhundert[]
In der 1. Hälfte des 16. Jhs. bildete die Glefe in eigenartiger Form die allgemeine Waffe des sächsischen Fußvolkes. Nach der folgenschweren Schlacht bei Mühlberg 1547 lasen die Kaiserlichen enorme Mengen dieser Waffe auf dem Schlachtfeld auf. Einige von diesen wurden in der Königlich-kaiserlichen Hof-Waffensammlung zu Wien [5] bewahrt.
Besonders am venetianischen Hofe, wo sie als Trabantenwaffe von der slawischen Leibgarde der Dogen geführt wurde, erhält die Glefe eine imposante, aber übertriebene Gestalt. Sie erscheint hier als breites, rückwärts gekrümmtes Messer, an dessen Rücken sich ein reich konturierter Ansatz befindet. Ein übermäßig langer Schaft von über 2,50 m Länge war darauf berechnet, die Wirkung für das Auge zu erhöhen.
Auch am sächsischen Hofe wurde die Glefe im 16. Jh. in einer eigenartigen Gestalt als Trabantenwaffe geführt. Sie unterscheidet sich von der italienischen und französischen dadurch, dass das beilartig geformte, gekrümmte Messer mittels Naben am Schaft befestigt ist. Ein stark gekrümmter, unterhalb geschärfter Haken sitzt auf der Hirnseite des Schaftes, welcher etwas unterhalb in der Faustlage mit einer Handschutzscheibe versehen ist. Alle derartigen Glefen sind reich in Gold geätzt und tragen das kursächsische Wappen. Ihre Schaftlänge beträgt durchschnittlich 146 cm (Bild).
17. Jahrhundert[]
Im 17. Jh., in welchem sie auch am polnischen Hofe von der dortigen Leibwache geführt wurde, erhielt diese Stangenwaffe den Namen Kosa, von Couse (couteaux) abgeleitet.
18. Jahrhundert[]
Die Glefe hielt sich an verschiedenen Höfen als Trabantenwaffe bis ins 18. Jahrhundert. Dies ist die Ursache, dass wir in den Sammlungen so häufig reich mittels Goldätzung gezierten Glefen begegnen.
Galerie[]
Quellen[]
- Boeheim, Wendelin. Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Neuauflage UNIKUM (22. Februar 2013). ISBN 3845726032. S. 342 ff.
- Demmin, Augustec. Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwickelungen von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Internet Archive). Leipzig : P. Friesehahn, 1893. Classic Reprint: Forgotten Books (31. Oktober 2018). ISBN 0365623105. S. 802 ff.
Einzelnachweise[]
- ↑ Wikipedia: Glefe
- ↑ Bei den Römern die Waffe des Landvolkes, die zum Stoß und Wurf diente
- ↑ Demmin. Kriegswaffen. aaO. S. 710.
- ↑ Biblioteca Ambrosiana, Mailand.
- ↑ heute Heeresgeschichtliches Museum in Wien, Österreich (KHM Wien).