Als Misericordia (frz. miséricorde), zu deutsch Gnadgott, bezeichnete man im Hoch- und Spätmittelalter einen Dolch mit langer, schmaler Klinge, ähnlich dem späteren Stilett.
Beschreibung[]
Im Mittelalter erscheint der Dolch als Hilfswaffe, um im Handgemenge oder Zweikampf den bereits durch eine andere Waffe niedergeworfenen Geger vollends zu töten, um dem Unterliegenden "den Gnadenstoß zu versetzen", wenn er nicht um Gnade bat.
Aus dieser Bestimmung und in Erinnerung an die alten Gottesgerichte entstanden im 14. Jh. die Bezeichnungen it. Misericordia, dt. 'Gnadgott' oder 'Gnadengeber' für die Waffe und im Deutschen das Wort „Gnadenstoß” für deren Gebrauch.
Da er ganz geeignet war, die schwachen Stellen der Rüstung zu durchbrechen, wurde er in Deutschland auch „Panzerbrecher“ oder „Panzerstecher“ (russ. Koutschar) genannt. Die französische Misericordia des 14. und 15. Jhs. war weit größer als der deutsche Panzerbrecher.
Erst im 16. Jh. finden wir in Deutschland diese Waffe unter der Bezeichnung „Dolch“. Zu dieser Zeit nannte man den Panzerstecher auch „Troster”. Unter der Regierung Jakobs I. (1603-1625) benutzete man die Waffe in England auch zum Anbinden des Pferdes, nachdem sie zuvor in den Boden gestoßen worden war.
Aufbau[]
Der „Gnadegott“ bzw. „Gnadgott“ war ein zwei- oder dreischneidiger Dolch (Stilett) von ca. 30 bis 46 cm Länge und bildete ein wesentliches Stück der Bewaffnung der Ritter. Der Dolch steckte im Gürtel oder wurde an der rechten Brustseite an einer Kette hängend getragen. Diese wiederum war oberhalb der rechten Brust befestigt, um die Waffe im Handgemenge nicht zu verlieren.
Galerie[]
Quellen[]
- Boeheim, Wendelin. Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Neuauflage UNIKUM (22. Februar 2013). ISBN 3845726032. S. 291 ff.
- Demmin, Augustec. Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwickelungen von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Internet Archive). Leipzig : P. Friesehahn, 1893. Classic Reprint: Forgotten Books (31. Oktober 2018). ISBN 0365623105. S. 758 f.