Eine der einfachsten Techniken der Goldschmiedekunst ist neben dem Guss der Edelmetalle nach Art des Bronzegusses das Beschlagen oder Behämmern mit mehr oder minder starkem Silber- oder Goldblech, wobei in der Regel ein durch Schnitzarbeit entsprechend vorbereiteter Holzkern als Substrat dient.
Beschreibung[]
Auf einer höher entwickelteren Stufe der Technik wird der Wirkung des Bleches durch vorhergehende Pressung, Stanzung oder Treibarbeit und nachträgliches Gravieren, Punzen und Applizieren von edlen Steinen usw. nachgeholfen. Den Ursprung dieser Technik haben wir vielleicht im alten Babylonien zu suchen, aber auch bei den klassischen Völkern und auch noch später bei den Germanen finden wir sie vielfältig geübt.
Massiver Guss[]
Während der Völkerwanderungszeit waren die meisten Stücke in den Horten der germanischen Fürsten aus gediegenem Golde massiv gegossen. So erhielt denn auch Mitte des 5. Jhds. der Westgotenkönig Thorismund (451-453) vom römischen Feldherrn Flavius Aetius ein 500 Pfd. schweres goldenes Becken zum Geschenk. Diese vielleicht spätrömische Arbeit spielte noch fast 200 Jahre später in den Verhandlungen zwischen Dagobert I. (629-639) und dem Westgotenkönig Sisenand (631-636) eine Rolle und wurde auf 200.000 Schillinge geschätzt.
Im 6. Jahrhundert berichtet insbesondere Gregor von Tours (538-594) verschiedentlich von gewaltigen Schüsseln aus massivem Gold, wie auch das Ciborium des Frankenkönigs Guntram I. († 593) gefertigt war, das Paulus Diaconus [1] ausführlich erwähnt, u. a. m.
Holzkern mit Goldblech[]
In der Technik der Verkleidung eines Holzkerns mit Goldblech dagegen waren wohl die Bauteile (Säulen, Türflügel, Dächer usw.) der Tempel und Paläste hergestellt. Dazu gehörten z. B. der Schild und die goldenen Schalen, welche die austrasische Königin Brunichild im Jahre 589 dem Westgotenkönig Rekkared I. zum Geschenk machen wollte, sowie manche der Möbel aus Edelmetall, die besonders die fränkischen und karolingischen Geschichtsschreiber erwähnen, usw.
Eine ganze Anzahl kleinerer erhaltener Stücke geben von dieser Technik einen guten Begriff. Darunter finden sich z. B.:

Das sog. "A" von Karl dem Großen
- der Tragaltar, den Kaiser Arnolf von Kärnten im Jahre 890 herstellen ließ (in der Schatzkammer der Münchner Residenz),
- Vortragskreuze, wie z.B. ein spätkarolingisches Exemplar im Germanischen Museum zu Nürnberg,
- die Reliquienstatue der heiligen Fides von Agen, vergoldet und mit Edelsteinen besetzt vom Ende des 10. Jh. in der Klosterkirche Sainte-Foy in Conques,
- und drei weitere mit Silberblech umkleidete Reliquiarien, darunter das fälschlich mit Karl dem Großen in Verbindung gebrachte „A“ [2] [3] aus dem 11. oder 12. Jh. im Kirchenschatz der Abtei Sainte-Foy (Conques), Südfrankreich.
Ob es sich bei den drei ehernen und vergoldeten Götzenbildern, die zur Zeit des hl. Columban von Luxeuil (540-615) zu Bregenz (Österreich) verehrt wurden [4] um solche goldblechumkleidete oder aber um feuervergoldete Bronzefiguren gehandelt habe, ist schwer zu sagen.
Feuervergoldung[]
Auch die „Echte Vergoldung“ oder „Feuervergoldung“ war den Römern bereits bekannt und wurde alsbald auch von den Germanen übernommen oder im Dienste germanischer Fürsten geübt, wie nicht nur aus mancherlei Funden hervorgeht. Die Anwendung dieser Technik überlieferen u. a. auch Erzählungen des Gregor von Tours (538-594) über Armspangen und Wehrgehänge, die Chlodwig I. dem fränkischen Kleinkönig Ragnachar sandte [5] oder von den gefälschten Goldstücken, mit denen die in Gallien eingefallenen Sachsen im Jahre 573 König Guntrams Feldherrn Mummolus betrogen. [6]
Legierungen[]
Neben dem reinen Gold kommen frühzeitig auch Legierungen vor, so z. B. bei einzelnen Teilen des Schatzes des Childerich I. (457-482) [7], und ein Meister in der Kunst des Legierens muss der hl. Eligius (589-659) gewesen sein [8] [9]. Eine Mischung aus Gold und Silber, das „Weißgold“, nannten die antiken Völker „Elektrum“.
Tauschieren[]
- Siehe Hauptartikel: Tauschieren

Beim Tauschieren besteht der zu verzierende Gegenstand zumeist aus Eisen, Kupfer oder Bronze, seltener aus Gold in Silber. Dabei wird für die Ornamentierung, die der Untergrund später zeigen soll, das Metall an den zu verzierenden Stellen mittels Grabstichel entfernt.
Häufig werden die seitlichen Kanten unterschnitten, damit das durch Hämmern eingetriebene Edelmetall (Silber oder Gold) genügend sicher festgehalten wird. Andere Maßnahmen, damit die Einlegearbeiten später besser haften, sind das Eingravieren der Muster oder auch die Aufrauung des Grundes der Musterung entsprechend... → zum vollständigen Artikel. [10]
Emailverfahren[]
- Siehe Hauptartikel: Emaille
Grubenschmelz als „Emailletechnik“ ist in Europa seit der Latènezeit (ab 450 v. Chr.) belegt. Hierbei werden konische oder rinnenförmige Vertiefungen in Metallarbeiten (z.B. Bronze oder Gold) mit der roten Schmelzmasse (Glasfluss) ausgefüllt. Man findet dieses Blutemail meistens auf Beschlagknöpfen und Fibeln. Der Grubenschmelz setzte sich bis in die nachrömische Eisenzeit fort, doch wurde er im 5. Jhd. allmählich von der Zellenschmelztechnik (émail cloisonné) verdrängt. [11]

Goldmedaille des Kaisers Maximian in Zellwerktechnik (293-94 n. Chr.)
Von diesen beiden Ornamentikverfahren unterscheidet sich das Zellenmosaik bzw. Zellwerk (verroterie cloisonnée), bei dem Halbedelsteine oder Glasstückchen in Goldschmiedearbeiten durch aufgelötete Zellen mosaikartig verbunden werden.
- Grubenschmelz (émail champlevé) - Einfüllen von Glaspaste in Vertiefungen (Goldzellen), die zuvor in den Grund eingegraben werden.
- Zellenmosaik (verroterie cloisonnée) - Einlegearbeiten aus Halbedelsteinen oder Glas in separat aufgelötete Zellen aus aufrecht gestellten Goldstreifchen
- Zellenschmelz (émail cloisonné) - Einbringen von Glasflüssen in Goldzellen, mit aufgesetzten Trennwänden.
Filigranarbeit[]

Slawischer Hängeschmuck (Thüringen, 10.-11. Jhd.)
- Siehe Hauptartikel: Filigran
Von Ostrom entlehnte die Gold- und Silberschmiedekunst besonders auch die „Filigranarbeit“ (von filum und granum: Flecht- oder Maschenwerk aus gekörntem Gold- oder Silberfaden, in der Regel verbunden mit der Verwendung meist zu Gruppen oder Häufchen vereinigter Kügelchen.
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Quellen[]
- Haupt, Albrecht. Die älteste Kunst, insbesondere die Baukunst der Germanen (Internet Archive). Leipzig, H.A.L. Degener-Verlag, 1909. S. 50.
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. IV, S. 265 ff. (Goldschmiedekunst, § 7 ff.)
- Rosenberg, Marc: Geschichte der Goldschmiedekunst auf technischer Grundlage (Google Books). 1. Teil: Einführung (Doppelheft). Frankfurt a.M. : Heinrich Keller, 1910. ISBN13: 9783764827816. S. 33.
Literatur[]
- Gregor von Tours: Decem libri historiarum (Historia Francorum). 575 - 591. Lateinischer Volltext auf Wikisource.
- Paulus Diaconus: Historia Langobardorum (787 - 789). Lateinischer Volltext auf Wikisource.
Einzelnachweise[]
- ↑ Paulus Diaconus. Hist. Lang. aaO. 3, 34
- ↑ Siehe dazu auch: The Conques Abbey-Church: Legends and History of Two Treasures (Abgerufen am 06.02.2020)
- ↑ Patrimoine Recherche: A dit de Charlemagne
- ↑ vgl. Vita St. Galli, c. 7
- ↑ Gregor von Tours. Hist. Franc. aaO. II 42
- ↑ Gregor von Tours. Hist. Franc. aaO. IV 42
- ↑ vgl. Rosenberg, Einführung. aaO. S. 33
- ↑ nach Audoens Vita S. Eligii
- ↑ vgl. Rosenberg, Einführung. aaO. S. 28
- ↑ Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften (Zeno.org), Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 423.
- ↑ Hoops. RdgA. aaO. Bd. I, S. 536 f. (Email)