Bischof Gregor von Nyssa (* um 335/340, † nach 394), auch Gregorius oder Gregorios genannt, war einer der bedeutendsten Kirchenväter zur Zeit der Jüngeren Patristik. Zusammen mit seinem älteren Bruder Basilius von Cäsarea († 379) und ihrem gemeinsamen Freund Gregor von Nazianz († 390) werden sie auch als die sog. drei "großen Kappadozier" bezeichnet.
Wirken[]
In seiner Großen katechetischen Rede versuchte Gregor eine Art Vernunftbeweis für die kirchliche Lehre zu erbringen, weshalb er von einer gewissen Bedeutung für die Philosophiegeschichte der Jüngeren Patristik ist.
Die Dreieinigkeitslehre sei die richtige Mitte zwischen dem heidnischen Polytheismus und übertriebenem Monotheismus (Monarchianismus); der Ausdruck "Gott" bezeichne das Wesen, an dem die drei Personen Anteil haben. Die Seele, die mit dem Leibe entstehe, besitze nach dessen Untergang eine unräumliche Existenz, vermöge aber später seine Teile wieder herauszufinden und sich anzueignen!
Die menschliche Willensfreiheit steht Gregor, im Gegensatz zu Augustinus von Hippo, fest; daher ist auch das Sittlich-Böse - das einzige Übel - notwendig. Aus Gottes Güte folgt jedoch die schließliche Rettung aller Wesen und ihre Wiedervereinigung mit ihm. Bemerkenswert ist Gregors Idealisierung der Sinnenwelt, die neuplatonische Einflüsse verrät. Die Elemente des Körpers (seine Gestalt, Farbe, Schwere usw.) sind im Grunde stofflose Ideen, deren von Gott veranlaßtes Zusammenwirken den Körper hervorbringt.
Für Gregors Unterordnung unter die Kirchenlehre ist bezeichnend das Gespräch mit seiner Schwester Makrina über die Auferstehung, worin er die Auferstehung nicht aus Überzeugung, sondern "auf Befehl der heiligen Schrift" annehmen zu wollen erklärt und nur nachträglich noch einen Vernunftbeweis versucht. Immerhin ist Gregor ein bis zu einem gewissen Grade origineller Denker, der z.B. den schönen Satz geschrieben hat: »Wer sein Herz von aller Schlechtigkeit und Aufregung befreit, der sieht in der eigenen Schönheit das Abbild des göttlichen Wesens.«
Quellen[]
- Geschichte der Philosophie, Band 1 (Zeno.Org). Karl Vorländer. Leipzig 1903. 5. Auflage, Leipzig 1919. S. 427 ff., Die Philosophie des Mittelalters: Kapitel II - Jüngere Patristik, § 55. Jüngere Origenisten.