Als Grubenhaus oder Grubenhütte bezeichnet man eine Hausform, die auf einer Vertiefung im Boden (Hausgrube) errichtet wurde. [1]
Beschreibung[]
In den Erdboden eingegrabene Wohnungen und Vorratskammern sind bereits für die Jungsteinzeit in Mitteleuropa mehrfach bezeugt. Zur Zeit der Germanen kennt Plinius die Hausgruben als Webstuben, Tacitus als Vorratskammern für Feldfrüchte und als Zufluchtsort für den Winter. So heißt es in Germania 16: „Sie [die Germanen] pflegen auch unter dem Boden Höhlen zu öffnen und belasten sie mit vielem Mist darüber, Zuflucht für den Winter und Behältniss für die Früchte.“ [2].
Etymologie[]
Die ahd. Bezeichnung für ein solches Gebäude ist tunc, das hypogeum, genecium und textrina glossiert. Daneben bei anderen deutschen Stämmen screnna. Die Benennung tunc stammt daher, dass diese Räume ursprünglich - wie Tacitus ausdrücklich bemerkt - zum Schutz gegen die Kälte mit Mist (Dung) zugedeckt wurden.
Aufbau[]
Die römischen Nachrichten in Verbindung mit mittelalterlichen Quellen und den in Deutschland und England gefundenen Überresten ergeben als Grundtypus für diese Anlagen ein halb unterirdisches und mit Mist zugedecktes, zweiteiliges Bauwerk, dessen unterer Teil aus einer trichterförmigen Grube zur Aufbewahrung von Feldfrüchten bestand, und dessen oberer Teil zum Aufenthaltsort und besonders als weiblicher Arbeitsraum diente.
Duyngja[]
Von diesem Urtypus weicht die anord. dyngja in erheblichem Grade ab, besonders dadurch, dass diese nur einen Raum hatte, und dadurch, dass die Zudeckung mit Mist nicht bezeugt ist (der Ausdruck anord. vǫrm dyngja könnte jedoch - da der Raum nicht geheizt wurde —, auf eine solche Sitte deuten). Dagegen war sie, wie es scheint, gewöhnlich mehr oder weniger in die Erde eingegraben und diente den Frauen tagsüber zum Aufenthaltsort, indem sie hier ihre Handarbeiten verrichteten (vgl. die Benennungen vefjarstofa, saumstofa). Die Angelsachsen hatten nichts der dyngja Entsprechendes. Erwähnt wird jedoch eine Art Grubenhütte, eorþsele, in der sich hin und wieder Landarme aufhielten.
Erdhaus[]
Unterirdisch war ebenfalls das anord. jarðhús (Erdhaus, auch unterirdischer Geheimgang), worin Fremde und Verwandte vor den Verfolgern versteckt wurden.
Mittelalter[]
Im Mittelalter kam es vor, dass die einräumigen Häuser ganz in den Boden eingetieft waren, und dass die Vertiefung nicht bloß als Keller diente, sondern dass man in ihr wohnte. Deutlich zeigen das die im karolingischen Königshof bei Dolberg (Wallburg Hünenknäppen) freigelegten Häuser. Sie waren in den Felsen eingeschnitten, trotzdem war der Fußboden noch mit einem besonderen Pflaster belegt; an den Wänden lief, ebenfalls aus dem Felsen geschnitten, ein niedriger und flacher Sockel entlang, auf den offenbar eine Holzverkleidung oder eine Flechtmatte aufgesetzt war. Ähnliche eingetiefte Häuser mit gepflastertem Fußboden fanden sich auch auf dem Königshof Heisterburg. Aus älterer Zeit wurden sie vielfach auf keltischem Boden nachgewiesen (s. Trichtergruben); dass sie auch bei den Germanen in Gebrauch waren, bezeugt Tacitus (s.o.).
Quellen[]
- Heyne, Moriz. Fünf Bücher deutscher Hausaltertümer von den ältesten geschichtlichen Zeiten bis zum 16. Jahrhundert (Internet Archive). (1899). 3 Bände. Leipzig 1899-1903. Bd. I, S. 46 f.
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 457.
- Müller, Sophus. Nordische Altertumskunde (Internet Archive). Übersetzung. V. Jiriczek. 2 Bände. K.J. Trübner Verlag, Straßburg 1897-98. Bd. I, S. 202.
- Stephani, Karl Gustav. Der älteste deutsche Wohnbau und seine Einrichtung (Internet Archive). 2 Bände. Leipzig. 1902-03. Bd. I, S. 92 ff.
Einzelnachweise[]
- ↑ Wikipedia: Grubenhaus
- ↑ Tacitus, De origine et situ Germanorum (Germania) (Wikisource). Übersetzung Die Germania des Tacitus (Wikisource). Anton Baumstark: Freiburg 1876. Kap. 16