Mittelalter Wiki
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Hügelgräber (lat. tumuli) bzw. Hohe Rundgräber (dän. runddysser) sind eine Form von Megalithgräbern, die vom Neolithikum an bis ins Frühmittelalter erbaut wurden. In einem Hügelgrab wurden meist tapfere Krieger oder hochangesehene Leute, samt Grabbeigaben, beigesetzt.

Die Kelten, Slawen und die Germanen sind einige der bekannteren Völker, die ihre Toten in Hügelgräbern besetzten. Die steinernen Versionen der Hügel heißen Cairns, in Dänemark Gravrøser. Die für den Osten Niedersachsens charakteristischen Hügelgräber werden als Buckelgräber bezeichnet. [1]

Beschreibung[]

Hügelgräber gehen in Mittel- und Nordeuropa von der Steinzeit an durch die ganze Bronzezeit. In Dänemark ist ihre Form mit der kleinen Stube im Innern sogar älter als die der langrechteckigen Hünenbetten (dän. langdysser) (s. Megalithgräber). in Norddeutschland beginnen sie auch schon in der reinen Steinzeit und liefern dann für die folgende Periode den Beweis einer ununterbrochenen organischen Fortentwicklung des Grabbaus und der Bestattungsriten.

Hügelgräber, Kegelgräber oder auch Römerhügel sind oberirdische Begräbnisse mit und ohne innere Steinsetzungen in Form von inneren Steinkreisen, Steinhaufen oder kistenförmigen Behältern für die Überreste des Bestatteten (Steinkisten), die aus Steinen zusammengesetzt und mit Steinen bedeckt wurden. Auch Holzeinbauten in Form von hammerförmigen, aus Bohlen und Balken gezimmerten Behältern für die Bestatteten kommen vor, oder auch nur mit aus ausgehöhlten Baumstämmen hergestellten Baumsärgen. Den Grabhügel umgibt manchmal ein Graben.

Zu den Hügelgräbern gehören die Langhügel, die Riesenbetten, Hünenbetten, Bülzenbetten, Brautkämpe, Glocken- oder Rundhügel, Lausehügel, Hutberge, Königshügel, auch die Hügelgräber mit eingesetzten Bautasteinen. [2]

Bauweise[]

Wie bei Holzmotten wurde ein künstlicher Hügel aufgeschüttet. In so einem Grab wurden die Leichname und Besitztümer der Beigesetzten aufbewahrt. Manchmal auch die Reittiere der Verstorbenen damit diese, diesen im Jenseits halfen. Anschließend wurde der Grabhügel verschlossen und bettete sich mit der Zeit in der Landschaft ein.

Schon äußerlich zeigt sich die Verwandtschaft der Rundhügel mit den alten Hünenbetten: die meisten von ihnen sind von einem ähnlichen Steinkranz umgeben, der allerdings häufig unter dem Fuß des Hügels verschüttet liegt. Die ursprüngliche Form der Hügel war vielfach so, wie aus Stein erbaute Grabhügel sie oft bis heute erhalten haben z.B. das (sog. Tantalusgrab bei Smyrna), als flache Trommel mit Kegeldach. Bei ein paar hallstattzeitlichen Hügeln von Kaiserslautern wurden die Trommelwände wohlerhalten gefunden (Bild). Wo sich keine Steinreste um den Hügel finden, dürfen wir auch mit Holzbau rechnen.

Megalithbau[]

Die älteren, noch der Steinzeit angehörigen Rundgräber haben eine Steinkammer, so wie die Megalithgräber, nur im Kleinformat, und auch einen durch den Hügel hindurchführenden Gang (Ganggrab). In Dänemark gibt es davon eine ganze Anzahl. In Norddeutschland, wo sie selten sind, ist ein klassisches Beispiel der Denghoog bei Wenningstedt auf Sylt. (Bild: Vaassener Hügelgrab Nr. 5 mit Holzwand)

Steinkiste[]

Grab von Kivik Steineinfassung 02

Ornamentik im Steinkisten-Grab von Kivik (Schweden, ca. 1000 v. Chr.)

Etwas jünger sind die Gräber, zu deren Bau nicht mehr in zwei Hälften gespaltene Findlinge, sondern regelrechte Platten verwendet wurden. Sie gehören nach den Beigaben auch noch der Steinzeit an.

Die Steinkiste liegt gewöhnlich im Mittelpunkte des Hügels und meist auf ebenem Boden. Ein Zugang ist bisher nicht beobachtet, kann aber nach Analogie der in Holz gebauten Gräber wohl vorhanden gewesen sein. Mehrfach kommt bei diesen Gräbern ein ornamentaler oder auch figürlicher Schmuck der Wände vor.

Holzbau[]

Fürstengrab von Leubingen, Klopfleisch Grabungstagebuch Skizze 1

Fürstengrab von Leubingen (Thüringen)

Dass das Grab im Hügel statt aus Stein ganz aus Holz gebaut war, wurde bei einigen sehr schön erhaltenen Anlagen bei sorgfältiger Ausgrabung genau beobachtet, so z.B. bei dem berühmten Fürstengrab von Leubingen in Thüringen, welches der ältesten Bronzezeit angehört.

Hierbei wurde das Grab als Blockhütte mit Giebeldach errichtet und dann von einem dicken Steinmantel überdeckt. Ähnliche Bauten sind aus der Hallstattzeit in Süddeutschland (z.B. vom Magdalenenberg bei Villingen) bekannt, also aus damals keltischem Gebiet. Es finden sich aber auch Holzkonstruktionen auf germanischem Gebiet weit öfter als angenommen.

Baumsärge[]

In Dänemark sind Holzkonstruktionen als Einzelgräber im Hügel teils auf, teils im Boden schon länger bekannt. In Jütland wurden so die Eichensärge gefunden, die die Leichen mit wohlerhaltenem Anzug, Holzschachteln usw. enthielten. In Deutschland und Holland wurden sie erst Ende des 19. Jhs. beobachtet.

Bei Langen (Geestland) im Landkreis Cuxhaven wurden 1909 in zwei großen Hügeln festgestellt, dass unter einer Steinlage starke Reste eines Holzsarges lagen (die Holzschicht war noch etwa 10 cm dick) und erst unter dieser Holzschicht fanden sich die bronzenen Geräte: Kurzdolche mit Holzscheide, Ketten und Radnadeln. Solche Bestattungen lagen mehrere (4-5) in jedem Grabhügel. Etwas aufwärts vom Fuße des Hügels lief ein Steinkranz in Gestalt einer geböschten Findlingsmauer um.

Umfassungsmauer[]

An Stelle dieses bei Rundhügeln sehr häufigen Steinkranzes wurde mehrfach eine hölzerne Umfassungsmauer beobachtet, am klarsten bei den Hügelgräbern von Vaassen im Gelderland. Es fand sich hier mehrfach eine dunkle, in den hellen Urboden eingetiefte Spur, die rings um den Hügel lief und nur an einer Stelle, beim Eingang, unterbrochen war. Sie rührte von Hölzern her, und in einem Fall konnte deren Lagerung erkannt werden: horizontal über einander und sich nach innen vorschiebend, so dass ein Kuppelgewölbe, ähnlich den mykenischen Tholosbauten, entstand.

Nach solchen Analogien wurde auch der hölzerne Rundbau mit einer doppelten Reihe von Pfostenlöchern, den Kofier 1904 bei Kranichstein in Hessen freilegte und in dem sich mehrere Gräber fanden, als Rest eines bronzezeitlichen Rundgrabes identifiziert.

Das Innere[]

Das innere Aussehen der Hügelgräber wechselte im Laufe der Zeit außerordentlich stark. In der Steinzeit und dem Übergang zur Bronzezeit enthielten sie nur ein Grab in der Mitte, dann aber mehrere, die offenbar eines nach dem anderen in der hohlen Kuppel angelegt wurden. Der belassene Eingang deutete ja von vornherein auf die Absicht solcher Weiterbenutzung. Schon in der älteren Bronzezeit machte sich dann aber auch in den Hügeln der Übergang vom einfachen Bestatten zum Verbrennen bemerkbar (die ersten Brandgräber, z.B. Heckkathen bei Hamburg, waren Flachgräber).

Das Hauptgrab blieb zunächst noch Körpergrab, der Leichenbrand tritt als Nebenbestattung im selben Hügel auf, und zwar mit Beigaben, die auf weibliche Leichen deuten. Als dann in der jüngeren Bronzezeit die Verbrennung allgemein üblich wurde, blieb das Hauptgrab noch eine Weile so groß wie vorher. Ein Hauptbeispiel für diese Art ist das ostelbische Königsgrab von Seddin, ein 10-11 Meter hoher Hügel, der eine aus Stein gewölbte Kuppel barg, in der die verbrannten Knochen in einem dreifachem Sarg, wie es der Volksmund behauptet hatte und nun zu seiner Genugtuung bestätigt sah, sich gebettet fanden, nämlich innerhalb der Steinkuppel in einer Bronzeamphora, die in eine tönerne eingelassen war. Das Bronzegefäß, eine italische Arbeit, gibt die Datierung für das 8. oder 9. Jh. vor Chr.

Jüngere Bronzezeit[]

Die Reste der Totenopfer, wie absichtlich zerbrochene Gefäße, finden sich im Mantel des Hügels; unter der Grabstelle hockende Gerippe, unter dem Sarge verbrannte Tierknochen. Allmählich wird dann der ganze Hügel für kleine Brandbestattungen in Anspruch genommen (Bild: Hügel mit Urnengräbern).

Zumeist sind es Urnen mit Steinen umstellt, d. h. bei genauer Beobachtung zeigte sich vielfach, dass ein viereckiger Raum aus Brettern hergestellt, mit Steinen umpackt und überlegt war, dass es sich also um eine formelle Fortsetzung der Skelettgräber mit Holzsarg und Steinpackung handelt. Vielfach fehlt auch die Urne, die Knochen wurden dann offenbar in einem Tuch, einem Beutel, einer Schachtel beigesetzt.

In Ostdeutschland, auf dem suebischen Gebiet der Lausitzer Kultur, herrschten schon in der jüngeren Bronzezeit Urnenfriedhöfe, d. h. in den flachen Boden massenhaft nebeneinander gesetzte Brandbestattungen. Sie verbreiteten sich offenbar von hier aus nach Nordwesten hin und traten in Norddeutschland gegen Ende der Bronzezeit auf, erreichten aber gewisse westliche Gebiete, wie Lippe und Westfalen, überhaupt nicht.

Bis Frühmittelalter[]

In diesen gewissen nordwestdeutschen Gebieten, wie Lippe und Westfalen, blieb vielmehr bis zu Karl dem Großen der alte Grabhügel die Sitte der Totenbestattung, woraus sich erklärt, dass der Frankenkönig den Sachsen verbot, ihre Leichen noch weiterhin „zu den heidnischen Hügeln“ zu bringen. In Skandinavien wurde der Grabhügel auch bis späthin noch von den Wikingern beibehalten. In Schweden und Norwegen, in Dänemark, auf den friesischen Inseln (Föhr, Amrum), ja sporadisch auch auf dem norddeutschen Festland finden sich Hügelgräber der Wikinger mal als Bestattungs-, mal als Brandgräber.

Die Bestattungsgräber hatten zuweilen noch eine geräumige Holzkammer, die sich wie ein in Holz umgesetztes altes Megalithgrab ausnahm. Die Hügel der Hünenbetten von Grundoldendorf enthielten die verbrannten Knochenreste mit Holzkohle vermischt frei im Hügel, und dazu kostbare Schwerter mit Silber und Goldtauschierung, die sich später im Rathause zu Buxtehude befanden [3]).

Bekannte Hügelgräber[]

Galerie[]

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Hügelgrab
  2. Meyers Großes Konversations-Lexikon (auf Zeno.Org). 6. Auflage. Leipzig, 1905–1909. Bd. 8, S. 195-197 (Gräber, Vorgeschichtliche).
  3. Lindenschmit, Altertümer uns. heidnische. Vorz. Band. IV