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Dieser Artikel wurde am 14. Oktober 2014 als Spotlight vorgestellt.

Hackelberg ist eine mythische Gestalt der norddeutschen Volkssage, in der (nach J. Grimm) Wodan als wilder Jäger oder Mantelträger fortlebt. Es ist die lokale Bezeichnung eines Windgeistes, die sich vom Harz bis nach Westfalen, vom Elm bis zum Drömling findet und sich hier mit dem Wilden Jäger vermischt, mit dem er auch fast alle Eigenschaften und Handlungen teilt.

Beschreibung[]

Der totenblasse Hackelberg gilt in den Volkssagen im Harz, dem Braunschweigischen etc. als der Wilde Jäger, der Führer des Wütenden Heeres, der auf schwarzem, flammenschnaubendem Ross der schaurigen Tut-Ursel folgt, einer düsteren Frauengestalt, die warnend dem Wilden Heer voranschwebt. Einst führte er ein gottloses, Gott und Kirche verhöhnendes Leben und jagte mit unbändiger Waidmannslust, nur immer und immer, selbst bei stiller Sonntagsfeier, dem Wild nach, wobei er die Saaten der Landleute schonungslos niederritt. Er verübte tausend böse Taten und kannte keine andere Freude, als den totmattgehetzten Hirsch, oder das blutende Reh zu seinen Füßen verenden zu sehen. Deshalb ist er seit Jahrhunderten verdammt, im Grab keine Ruhe zu finden, sondern sein altes Gelüst, auch nach dem Tod, im steten Parforcejagen zu büßen.

Herkunft[]

Nach Braunschweig führen die frühesten Spuren seines Auftretens, die sich über das 16. Jh. nicht nachweisen lassen, wenn nicht der schon im 13. Jh. hier begegnende Personenname für die frühere Existenz dieser mythischen Gestalt spricht. Daher gilt die vereinzelt in Westfalen vorkommende Form des Namens Hackelbernd, Hackelbernt oder Hackelbärend ('Mantelträger') mitunter als die ursprüngliche, da 'Mantelträger' ein alter Beiname des Wodan ist. [1] Andere Forscher sehen jedoch vielmehr im 2. Teil des Kompositums und eine volkstümliche Verkürzung für Bernhard.

Der Sage nach war sein Lieblingsaufenthalt die Dornburg bei Halberstadt, von der er allnächtlich über die sogenannte Hackel, ein unfreundliches Gehölz, auszieht und mit Schauer zeigt noch heute mancher Landmann zu Wülperode, unweit Homburg, seinen vermeintlichen Leichenstein, auf dem er in voller Rüstung abgebildet ist (der Stein steht heute im wülperöder Dorfgemeinschaftshaus). [2] Allerdings streiten sich verschiedene Orten um den Standort seines Grabsteins oder seines Grabes.

Eine rationale Erklärung ist, dass die Ursache jenes nächtlichen Lärmes, den der Volksglaube mit dem bösen Hackelberg in Verbindung brachte, von Eulen herrührt, die in einsamen Waldgegenden, wo sich Burgtrümmer und ähnliche Schlupfwinkel finden, gern nisten, bei Tage in ihren Löchern lauern und des Nachts scharenweise mit Geschrei auf den Raub ausfliegen. Die Uhus oder Ohreulen lassen dann ihre großen Augen rollen und rauschen mit gewaltigem Flügelschlage. Unsere Vorfahren sollen bereits vor ihrer Bekehrung zum Christentum etwas Ähnliches von bösen, in der Luft jagenden Geistern, die sie Striezhelden nannten, gewußt haben, und vielleicht ruht darin der erste Keim dieser Fabel, die so vielfach variiert worden ist. Die Dichter benutzten oftmals den reichen Stoff. Die schauerliche Ballade vom wilden Jäger, dem der Satan verkörpert zur linken Seite reitet, während sein guter Engel rechts, vergeblich versucht, ihn von der Sünde und dem dadurch bedingten Untergang loszureißen, schien beinahe vergessen, bis Blumenhagen durch die Novelle vom Hackelberg, der wohl verirrt, aber doch höchst bedauernswert ist, die Melancholie des Mitgefühls für diesen im Volksmund gebrandmarkten Namen erneut erregte.

Hintergrund[]

Auf Hackelberg wurde die Sage vom Wilden Jäger übertragen. Der Sage nach war Hackelberg im Leben ein leidenschaftlicher Jäger. Zur Strafe musste er nach dem Tode ewig jagen. Im Sturmwind reitet er auf seinem Schimmel durch die Luft (vgl. Schimmelreiter), begleitet von mehreren Hunden, schleudert nicht selten eine Pferdekeule aus der Luft, oder verfolgt das Moosfräulein oder Waldweiblein. Die Zeit seines Herumstreifens war vor allem die der Zwölfnächte, aber auch in Frühlings- und Herbststürmen zeigt er sich. Wie die vergleichbare Geister weilt er zur Zeit der Ruhe in Bergen (vgl. Bergkult). Zuweilen erscheint er auch an der Spitze einer größeren Schar (vgl. Die Wilde Jagd); das sind die Seelen von Verbrechern oder ungetauften Kindern. Auch die Meleagersage hat sich an die Hackelbergmythe geknüpft; darnach starb Hackelberg durch den Zahn eines gewaltigen Ebers.

Als reales Vorbild diente laut Sage der Oberjäger des Herzogs von Braunschweig. Tatsächlich liegt bei Wülperode ein Hanns von Hackelberg (*1521 in Wolfenbüttel, † 1581 in Klipperkrug bei Wülperode) begraben, wo man noch bis Mitte des 19. Jh. seinen Leichenstein zeigte. Er war Oberjägermeister am braunschweigischen Hof und ein so leidenschaftlicher Weidmann, daß er Sonntags wie Werktags dem Jagdwerk oblag und vermessen erklärte, daß er auf die Seligkeit verzichte, wenn es ihm vergönnt würde, ewig zu jagen. Dieser gar rauhe Gesell soll dem Pater, der ihm auf seinem Sterbebett die Freuden der Seligkeit zu schildern versuchte, die ruchlose Antwort gegeben haben: "Was mir unser Herr Gott dort oben aufgehoben hat, will ich gern einem Andern überlassen, wenn mir nur die Jagd bleibt." Dazu wurde er auch verwünscht und jagt deshalb noch nachts in der Luft.

Hans von Hackelberg[]

Hans von Hackelberg war braunschweigischer Oberjägermeister und soll erst, wie einige sagen, wegen seiner guten Eigenschaften und seiner wissenschaftlichen Bildung in den Adelstand und zu hohem Range erhoben worden sein, wie auch schon vor ihm ein Bohemund von Hackelberg bekannt war, der nicht diese guten Eigenschaften besaß und dabei auch ein leidenschaftlicher Jäger war. Mit seiner Ernennung zum Oberjägermeister erhielt Hans von Hackelberg auch zugleich den Befehl, eine große Jagd auf der Harzburg zu veranstalten. Einen Tag vor dem Beginn der Jagd reiste er dahin ab und träumte in der Nacht, daß er durch einen Keiler ums Leben kommen würde. Er nahm sich deshalb vor, an der Jagd nicht teilzunehmen, und wurde in diesem Vorsatz noch durch das Zureden seiner Jagdgenossen bestärkt. Die Jagd aber ging vor sich und ein ungeheurer Eber wurde geschossen. Der Kopf des Ungeheuers allein soll 75 Pfund gewogen haben. Jeder besah und bestaunte es, auch Hackelberg kam auf die Nachricht neugierig herbei, nahm den Kopf des Ebers in die Hand, um sein Gewicht zu taxieren, und sprach: »Du bist ja wohl das Untier, das mir das Leben nehmen sollte? Doch damit ist's jetzt zu Ende, du sollst mir nicht mehr schaden.« 

Damit ließ er den Kopf wieder fallen, und dabei ritzte ein Fangzahn ihm die Wade. Diese geringe Wunde wurde aber immer schlimmer und schlimmer, mehrere Ärzte wurden herbeigerufen, aber vergeblich. Hackelberg schrieb dies der Unwissenheit der Ärzte zu und hoffte in Braunschweig bessere Hilfe zu finden. Auf dem Weg dahin, den er auf einem Esel reitend antrat, mußte er der einbrechenden Nacht halber in Wülperode bleiben, wo er ein Jagdschloß gehabt haben soll. Hier verschlimmerte sich sein Zustand, der kalte Brand trat zu der Wunde hinzu und machte seinem Leben ein Ende. Vor dem Tod wünschte er sich noch, daß er bis zum jüngsten Tage jagen müßte. Sein Wunsch ist ihm erfüllt und auf dem Fallstein sowie in der ganzen Gegend hört man oft ein Hundebellen und ein Rufen: "Hi! hau!", dass dem wilden Jäger Hackelberg zugeschrieben wird. In seinem Jagdzug ist auch die Tutursel in Gestalt einer Eule.

Lange zeigt man Hackelbergs Grab im Garten des Klöpperkruges bei Wülperode (bis 1961 zum Abriss des Klöpperkruges). Das Grab bedeckt einen Hügel, der nur noch eine sehr geringe Erhöhung bildet, und in dem Grabstein soll das Bild Hackelbergs, seines Esels und seiner Hunde eingehauen sein. Von der Umschrift soll nur noch zu lesen sein: domini 1581 den 13. Martii, und dies soll das Sterbejahr des wilden Jägers Hackelberg sein. Außerdem war um 1850 Herr Klöpper, der Wirt vom Klöpperkrug, gern bereit, den Fremden den angeblichen Helm Hackelbergs und den Halsharnisch seines Esels zu zeigen. Der Helm soll den jetzigen preußischen Pickelhauben ähnlich sehen, nur daß deren Spitze durch eine Eichel vertreten wird. Um 1840 sollen zwei hannöversche Offiziere Hackelbergs Grab geöffnet, darin den Hirnschädel vorgefunden und ihn mitgenommen haben. Wahrscheinlich, so meinte der Wirt vom Klöpperkruge, wird er jetzt auf dem Museum zu Hannover aufbewahrt. Der Klöpperkrug selbst soll Hackelbergs wülperöder Jagdschloß sein und war bis zur westfälischen Zeit abgabenfrei.

Es ward uns auch erzählt, daß der braunschweigische Oberjägermeister Hackelberg zu Uslar im Hannöverschen seinen Tod durch den Eber gefunden habe. Dort habe er in seinem Testamente verordnet, daß sein Schimmel ihn an die Stelle ziehen solle, wo er begraben würde, und daß da seine Ruhestätte sein solle, wo dieser zum ersten male stehen bliebe. Das wurde nicht geachtet und wurden vier Braune vor den Trauerwagen gespannt, die zogen den Leichenwagen ins Holz, blieben aber mit ihm in einem großen Sumpfe stecken. Hackelbergs Schimmel war leer nebenher gelaufen, wie ein Hund, und als die Braunen den Leichenwegen nicht wieder aus dem Sumpfe[72] ziehen konnten, spannte man den Schimmel vor den Leichenwagen, da lief der Wagen von selbst zum hohen Moosberge im Solling hinauf. Auf des Berges Mitte hielt der Schimmel an und wich nicht von der Stelle, soviel man ihn auch antrieb. Also ward Hackelberg an der Stelle begraben, jetzt aber weiß niemand mehr sein Grab. Einst fand es ein Kuhhirt auf und hängte seinen Kittel und Hut an seinem Stock darüber, ging ins nächste Dorf und sagte: er habe Hackelbergs Grab gefunden. Da strömten alle Bauern hin, als sie aber ans Grab kamen, saß eine Eule darauf, des Schäfers Sachen aber waren weit umhergeworfen, Hut und Stock lagen diesseits und der Kittel jenseits des Berges. – Häufig necken die Jungen im Solling den Hackelberg und rufen: "Hui, hui, piff, paff, piff, paff". Dann wirft er ihnen Fleisch zu und ruft: "Wollt ihr mit helfen jagen, sollt ihr auch helfen knagen." [3]

Literatur[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Vgl. Schwartz, Der heutige Volksglaube und das alte Heidentum (2. Aufl., Berl. 1862)
  2. Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen (Zeno.Org). Zwei Bände in einem Band. München, 1965]. Bd. I, Nr. 172. Der wilde Jäger Hackelberg, S. 195-196.
  3. Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner (Zeno.Org). Leipzig 21886, S. 71-73. Sagen der Harzburger Gegend: 110. Hans von Hackelberg
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