Seit den Anfängen des Handelswesens in prähistorischer Zeit, besonders seit der Jungsteinzeit (ca. 5500 bis 2200 v. Chr.) gab es verschiedene Arten des Handels, die sich unterscheiden lassen.
Beschreibung[]
Während der prähistorischen Zeit stellt sich der Handel in Mitteleuropa dar als:
- 1. Handel innerhalb eines Volkes oder einer Völkerschaft,
- 2. Handel zwischen einzelnen Völkern oder Völkerschaften durch deren Angehörige,
- 3. Fernhandel, d. h. Handel fremdländischer Kaufleute,
- 4. Kriegsunternehmung für die handelsmäßige Verwertung der Kriegsbeute.
Welche von diesen vier Handelsarten jeweils überwog und den Handelszweck bestimmte, lässt sich nicht ausmachen. Die prähistorische Zeit umfasst Perioden geringer oder größerer Verkehrsintensität, geringen oder regeren Fernhandels, friedliche und kriegerische Zeiträume.
Handel innerhalb einer Völkerschaft[]
Innerhalb eines Volkes oder einer Völkerschaft fand ein Austausch notwendiger Güter seit frühester Zeit statt. Der Besitz von Salzquellen oder -lagern kam zunächst der ganzen engeren Volksgemeinschaft zugute, ebenso wie der Besitz von zur Herstellung von Gefäßen geeigneten Tonlagern oder durch Vorkommen von Feuerstein ausgezeichneten Stätten und dergleichen.
Das gemeinsame Interesse an solchen bevorzugten Stätten, das in historischer Zeit dann schriftlich bezeugt wird, und sich bis zum Kampf ganzer Völkerschaften um Salzquellen gesteigerte, setzt eine Gemeinsamkeit der Nutzung voraus, die ohne Gegenleistung des einzelnen nicht denkbar ist. Auch andere, durch Jagd, Krieg, Tausch, Kauf, Feld- und Hausarbeit erworbene Gegenstände, wie Nahrungsmittel, Geräte, Waffen, Schmucksachen u. a., liefen im inneren Austausch von Hand zu Hand um.
Handel zwischen Völkerschaften[]
Wichtiger für das Gesamtgebiet war der Güterverkehr zwischen den einzelnen Völkern oder Völkerschaften. Trotz des gegenseitigen Misstrauens, der Abschließung voneinander durch Ödland Streifen und der Sperrung der Verbindungswege durch Befestigungen bahnte sich der Verkehr den Weg durch die Völkerschaftsgebiete. Notwendige und hochbegehrte Gegenstände gingen häufig im Verkehr von Volk zu Volk.
Der Vertrieb der Produkte von Salzlagern blieb nicht auf die Nachbarschaft beschränkt; die Grabfunde von Hallstatt (8.-5. Jh. v. Chr.) zeigen später in der Bronze- und Eisenzeit weitreichende Verkehrsverbindungen und ein Zusammenströmen gewerblicher Produkte von vielen Seiten und ziemlich weit entlegenen Völkerschaften.
Wie der Bernstein besonders aus dem Gebiet der Elbemündung nach Skandinavien und durch ganz Mitteleuropa und die Länder verschiedener Völkerschaften zu diesen und weiter zu den Mittelmeervölkern gelangte, so wanderten umgekehrt die Metalle und Metallsachen dieselben Wege zurück in entfernte Länder von einem Volk zum andern.
Die älteste erhaltene schriftliche Nachricht über germanische Völker stammt aus dem Reisebericht des griechischen Händlers und Geographen Pytheas von Massalia (um 380-310 v. Chr.), und auch sie bekundet diesen Handel von Völkerschaft zu Völkerschaft. Beim Handel mit Pelzen wird dessen Transport von Volk zu Volk aus Schweden nach Süden noch in der Völkerwanderungszeit von Jordanes (Getica 3, 21) hervorgehoben.
Auch Metalle und Sklaven bildeten Handelswaren zwischen einzelnen Völkerschaften. Dass also auch Lebensmittel, Vieh, Gerätschaften, Waldprodukte u. dgl. schon in prähistorischen Zeitperioden zum Austausch über die Völkerschaftsgrenzen gelangten, ist anzunehmen. Der Grenzverkehr führte zumindest bei den Germanen schon in vorrömischer Zeit zur Nachahmung der Verkehrsgewohnheiten der Nachbarvölker, wie der Münzprägung nach keltischem Vorbild, am Rhein und an der Donau.
Für das Innere Germaniens ergeben die ältesten Nachrichten über Weineinfuhr, dass ein und dieselbe Warengattung bei der einen Völkerschaft über die Grenze gelangte, während sie bei der anderen die Grenze nicht überschritt. Der Metalleinfuhr, die vielfach durch wandernde Erzarbeiter erfolgte, wird sich die Grenze leicht geöffnet haben.
Fernhandel[]
- Siehe Artikel: Fern- und Nahhandel
Ein Fernhandel mit fremden Kaufleute ist schon für die Jungsteinzeit anzunehmen. Meist waren es Händler, die als erste Kenntnisse oder Verbindungen zu nicht unmittelbar benachbarten Völkern und fernen Ländern herstellten. So ging Warenaustausch auch immer mit Kulturaustausch Hand in Hand. Schon am Ende der neolithischen Zeit führte ein Kulturstrom die Donaumündungsländer aufwärts in das Herz Mitteleuropas und in die Gebiete an der Südostküste der Ostsee.
Seit dem Bekanntwerden der für Waffen und Werkzeuge geeigneten Metalle in Mittel- und Norddeutschland zogen fremdländische und fremdsprachige Handwerker, die mit der Bearbeitung der Metalle vertraut waren als Erzhändler und -arbeiter zugleich umher; zunächst von den Mittelmeerländern, dann seit der Ausbeutung europäischer Erzlager aus den westlich, südlich und südöstlich gelegenen Berglandschaften gen Norden.
Nach allem, was aus dem Altertum und der historischen Zeit über die weiten Reisen von Kaufleuten in Mittel- und Nordeuropa bekannt ist, liegt kein Grund vor, zu leugnen, dass spätestens während der Bronzezeit und der älteren Eisenzeit fremdländische Händler auch aus entlegenen Ländern sich in das Gebiet des heutigen Deutschlands hineinwagten.
Kriegerischer Handel[]
Von nicht zu unterschätzender Bedeutung war der Güteraustausch durch kriegerischen Erwerb, der die Beute handelsmäßig veräußerte. So läßt Cäsars Bericht über den Handel der Sueben keinen Zweifel daran, dass es sich hier um eine Form des Handels handelt.
- "Der Zugang der Kaufleute (zum Land der Sueben) ist mehr zu dem Zweck, diesen die Dinge, die sie durch den Krieg erlangt hatten, zu verkaufen, als dass sie sie irgendeine Sache ersehnten, die die Kaufleute bei sich trugen." (De Bello Gallico, Liber IV, Kap. 2, 1) [1]
Der Krieg erscheint unter häufigen Umständen als gemeinsames Erwerbsmittel. Der Beute wegen geführt, die durch Handel abgesetzt werden soll, ersetzt der Krieg, wie Cäsar andeutet, nicht völlig, aber vorwiegend den friedlichen Handelsverkehr und dient zunächst als Ersatz friedlichen Handels zur unmittelbaren Bereicherung, und erst danach zur Unterhaltung des Fremdhandels.
Dieselbe Form des Handels, die sich früher bei den suebischen Völkerschaften findet, die nach ihren staatlichen und wirtschaftlichen Zuständen auf Krieg und Raub eingerichtet waren, zeigt sich später im 9. Jh. im Ostseegebiet bei den Schweden. Darauf weist zumindest die Darstellung Erzbischof Rimberts von Bremen (830-888) in der Vita sancti Ansgarii (Kap. 30) zum Jahre 853 hin. [2]
Christliche Kaufleute, vermutlich landfremder (friesischer) Herkunft, begleiteten das heidnische Schwedenheer auf dem Feld- und Beutezug, und der Zweck der Begleitung war sicher nicht in erster Linie Verproviantierung, sondern Liquidation der Beute. Noch die Lagerordnung Kaiser Friedrich I. für den Römerzug von 1158 [3], die älteste erhaltene des Okzidents, schließt einen Nutzen an der Verproviantierung für die das Heer begleitenden deutschen Kaufleute aus.
Die Anschauung, dass ein Hauptzweck des Krieges die Beute sei, beherrschte nicht nur das germanische Altertum, sondern noch spätere Jahrhunderte, zumal in Eroberungskriegen. Zur Verwertung der Beute hielten sich Kaufleute bereit. Somit ging tatsächlich der Krieg oft unmittelbar in den Handel über. Die frühe und bestimmte Nachricht Cäsars sowie die lange Dauer dieser Erwerbsart gestatten, ihren Gebrauch auch für weit ältere Zeiten vorauszusetzen.
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Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 373 ff.
Einzelnachweise[]
- ↑ De Bello Gallico (Wikibooks): Liber IV - Kapitel II (Paralleltext Lateinisch–Deutsch).
- ↑ Rimbertus archiepiscopus Hammaburgensis et Bremensis, Vita Anskarii (Leben Ansgars). 865-876. (in "Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters")
- ↑ Rahewin, Gesta Frederici, Buch III u. IV (anno 1160). Liber III, Kap. 28