Die Wechselbeziehung zwischen Bernstein und Metallen im Handelswesen der Bronzezeit ist einer der bedeutendsten Faktoren der prähistorischen Handelsgeschichte im Gebiet des heutigen Deutschlands.
Beschreibung[]
Die Wechselbeziehung zwischen Bernstein und Metallen lässt schon bestimmte Folgen für das bevorzugte Ursprungsland des Bernsteins, gewisse Richtungen des Handelsverkehrs und einzelne dabei vorteilhaft liegende Landgebiete deutlicher hervortreten.
Die Fundgebiete des Bernsteins lagen fast ausschließlich im Norden, während in Mittel- und Norddeutschland Metalle fehlten, und auch in den Alpen und deren gebirgigen Vorlanden entwickelte sich der Erzbergbau erst allmählich und zum Teil ziemlich spät.
Bernsteinfundgebiete[]
Zu Beginn der Metallzeit gab zwei bedeutende nördliche Bernsteinfundgebiete: das westliche von der jütischen Halbinsel vom Elbemündungsgebiet bis zur Spitze (besonders das Gebiet der Südwestküste) und das östliche im Samland. Den Vorrang der beiden im Handelsverkehr hatte seit Beginn der Metallzeit das westliche Fundgebiet. Die Ausnutzung des Samlandfundgebietes im Handelsverkehr begann im größeren Umfang erst in der frühen römischen Kaiserzeit (ca. 1 bis 375 n. Chr.).
Der Beweis für die Priorität des westlichen Fundgebietes auf der jütischen Halbinsel stützt sich auf das Auftreten und das Verbreitungsgebiet von geformten Goldspiralringen, die als Zahlungsmittel dienten und im Austausch gegen Bernstein in das westliche Fundland und dessen Nachbargebiete gelangten.
Goldhandel[]
Der Gebrauch von Goldspiralringen als Zahlungsmittel umfasst einen sehr weiten Zeitraum vom Beginn der Metallzeit ab ca. 4500/4000 v. Chr. (Kupfersteinzeit) bis ca. 400 v. Chr (vorrömische Eisenzeit bzw. Latènezeit). Der Hauptstrom dieses Goldgeldes floss aus den Donauländern längs am Nordrand des Mittelgebirges in Richtung des Elbelaufes, ohne rechts das nordöstliche Pommern sowie Preußen, links Hannover südlich der Aller und Oldenburg zu berühren, zur jütischen Halbinsel.
Der Zahlungsverkehr mit den Goldspiralringen erhielt außerdem Zuflüsse aus Südwestdeutschland, der Schweiz, dem südöstlichen Frankreich und Italien. In Preußen dagegen findet sich noch in der Hallstattzeit (1200-450 v. Chr.) kein Gold.
Bronzehandel[]
Mit dem Nachlassen des Goldimports trat die Bronze mehr und mehr als wichtigstes Austauschmittel gegen den Bernstein in den Vordergrund. Die Herkunft des Goldes und die Richtung der Wege des älteren Bernsteinhandels lässt sich nur in umgekehrter Richtung des Goldstromes, gesichert zumindest bis Böhmen und Bayern verfolgen. Später gewann der Export des Bernsteins auf dem Landweg zum Mittelrhein und von hier die Rhone abwärts größere Bedeutung.
Erst spät kam der griechische Händler und Geograph Pytheas von Massalia (um 380-310 v. Chr.) auf seiner Entdeckungsreise in das westliche Bernsteingebiet. Doch spricht mehreres dafür, dass schon seit Beginn der Metallzeit (Kupfersteinzeit) ab ca. 4500/4000 bis 2200 v.Chr. der aus den Mittelmeerländern die Rhone aufwärts in die mitteleuropäischen Länder und weiter zum älteren Bernsteingebiet führende Handelsweg eine wichtige Rolle spielte.
Belebung des Handels[]
Seit der Bernstein des Nordens ein gleichwertiges Äquivalent für die Metalle und die Kunstfertigkeit des Südens, besonders der Mittelmeerländer, lieferte, belebte sich in Mitteleuropa der Handelsverkehr und infolge dessen die Handfertigkeit in der Ausführung eigener Metall- und sonstiger, z.B. keramischer, Arbeiten, für welche die importierten oder neu aufkommenden Metalle und die Metalltechnik Anregung gaben.
Es entstand ein vielseitiger, von Siedlung zu Siedlung und von Volk zu Volk vermittelnder Handel. Dabei heben sich bestimmte Gebiete durch größeren Wohlstand und regeren Verkehr ab. Im Norden verdankt die Landschaftengruppe um die westliche Ostsee, die dem älteren Bernsteinfundgebiet angegliedert ist, dem Bernstein seine frühzeitige Kulturblüte.
Im Südosten beweisen später die auffallend reichen Funde, besonders Schmucksachen aus Bronze, Gold, Glas und Bernstein, des Hallstatter Gräberfeldes, dass das Salz in hohem Wert stand und ansehnlichen Gewinn abwarf. Hier trafen italische Ware (getriebene Bronzesachen, Glas, Elfenbein, Muscheln) und Erzeugnisse der Balkanhalbinsel zusammen mit Produkten der nordischen Küstenländer (Bernstein).
Rheingebiete[]
Als Gebiet vielfältiger Verkehrsbeziehungen erscheinen die Landschaften am Mittelrhein einschließlich Hessen. In früher Metallzeit war es gemäß den Funden von Bronze- und Goldsachen sowie der Tonwaren den Einflüssen des Donaugebiets ausgesetzt, in später Bronzezeit wieder mehr den südlichen vom Oberrhein, den Alpenländern und Italien ausgehenden Einwirkungen. Dabei sandte es eigene Erzeugnisse (Radnadel) nach Süd- und Norddeutschland bis über die Elbe nach Jütland, östlich in die Donauländer bis Ungarn.
Depotfunde der Erzarbeiter bezeugen auch hier den im Handelsverkehr erfolgenden Austausch von metallenen Rohstoffen oder fertiger Waren. Kostbarere Waffen, Pferdegeschirre oder Bronzegefäße kamen in der jüngeren Bronzezeit / Hallstattzeit (A+B) (1300-800 v. Chr.) aus dem Süden an den Mittelrhein.
Die Formengestaltungen der Bronzesachen aus den Funden in Südwestdeutschland weisen auf Oberitalien und die Schweiz hin, welche die Vorbilder herstellten oder Importstücke lieferten. Von der Schweiz her zogen Erzhändler und -arbeiter (Schmiede) von der Westschweiz zu beiden Seiten des Rheins bis in das früh kultivierte Gebiet des inneren Rheinknies bei Mainz hinab.
Von dort an weiter lassen sie sich auf den alten Handels- und Völkerwegen durch die Wetterau und das Lahntal oder Kinzigtal in das Elbegebiet oder nach Thüringen verfolgen. Andere Gegenstände, wie gewisse in der Rheinebene vorkommende Absatzkelte, stammten aus Mittel- und Westfrankreich.
Donauländer[]
In die Donauländer bestanden Verkehrsbeziehungen den Neckar und den Main aufwärts. In den österreichischen Donauländern reicht die Ausbeutung der Kupferlager auf der Mitterbergalp im Salzkammergut u. a. Stellen an, bis in die neolithische Periode zurück. Seit der Hallstattzeit (C/D) / Ältere Eisenzeit (800-450 v. Chr.) und bis auf die römische Herrschaft war dieses Gebiet durch seinen Salz- und Erzbergbau ein Schauplatz regsamen Verkehrs.
Nordwestdeutschland[]
Andere Gebiete Deutschlands, wie im Nordwesten der größte Teil des rechtsrheinischen Flachlandes, wurden dagegen von früh an viel weniger vom Handelsverkehr berührt. Die Einfuhr der Bronze oder ihrer Hauptbestandteile, Kupfer und Zinn, in den metallosen Norden erfolgte anscheinend in der früheren Metallzeit (ab 4500 v.Chr.) vornehmlich vom Südwesten und Westen her über die Schweiz und das Gebiet an der oberen Donau. Auch die italischen Bronzewaren kamen wohl hauptsächlich die Rhone aufwärts zunächst in die Landschaften, wo die Oberläufe der Rhone, des Rheins und der Donau sich einander nähern.
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Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 373 ff.
- Nordische Altertumskunde (Internet Archive). Sophus Müller. Übersetzung. V. Jiriczek. 2 Bände. K.J. Trübner Verlag, Straßburg 1897-98.
- Kulturgeschichte Schwedens von den ältesten Zeiten bis zum elften Jahrhundert nach Christus (Internet Archive). Oscar Montelius. Leipzig : E. A. Seemann, 1906. S. 22.